Mit dem Kauf des Maschinenbauers Grohmann hat US-Elektroautobauer eine seiner größten Akquisitionen in Deutschland getätigt – und prompt Ärger mit der hiesigen Gewerkschaftsszene bekommen. Das nach der Übernahme unter Tesla Grohmann Automation firmierende Unternehmen habe die Forderung nach Tarifverhandlungen nicht zufriedenstellend beantwortet, so der Vorwurf der IG Metall. Man wollte daher prüfen, „ob Streiks möglich sind“. Nun deutet sich eine Klärung an.
„Es ist doch nur ein kleiner Schritt notwendig, um hier vernünftig miteinander zu reden“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den ersten Bevollmächtigten der Gewerkschaft in Trier, Christian Schmitz. Er betonte, dass das Anliegen „legitim“ sei und man daher „selbstbewusst“ auftreten könne. Die Forderungen der IG Metall wurden laut Schmitz bereits überreicht, „leider gab es bisher keine Zusage für Gespräche über einen Tarifvertrag“.
Der Gewerkschaftsvertreter räumte ein, dass Tesla den Grohmann-Angestellten bereits entgegengekommen sei und ihnen Einkommenserhöhungen sowie Boni angeboten habe. Dies „würde die Differenz zum Tariflohn reduzieren“, so Schmitz. Aktuell liegen die Löhne bei Grohmann Reuters zufolge 25 bis 30 Prozent unter dem Tarifgehalt.
Grohmann-Gründer geschasst?
Der langjährige Chef von Grohmann Engineering, Klaus Grohmann, wollte eigentlich auch nach der Übernahme durch Tesla mit an Bord bleiben. Mittlerweile soll der Gründer sein Unternehmen aber verlassen haben – offenbar wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Tesla-Management. Die Kalifornier hatten ursprünglich in Aussicht gestellt, dass bestehende Grohmann-Kunden – darunter BMW und Daimler – auch nach dem Inhaberwechsel weiter beliefert werden. Bereits kurz nach dem Kauf wurde jedoch bekannt, dass Aufträge für andere Großkunden entweder sofort abgebrochen oder zurückgegeben werden. Klaus Grohmann soll gegen dieses Vorgehen rebelliert haben – und daher kürzlich abgesetzt worden sein.
Tesla braucht die Kapazitäten des Grohmann-Werks für die Produktion des erschwinglichen Mittelklasse-Elektroautos Model 3. Der Volumen-Stromer mit praxistauglicher Reichweite kommt Ende des Jahres auf den Markt und soll Teslas Produktion von zuletzt deutlich unter 100.000 auf 500.000 Fahrzeuge im nächsten Jahr hochschrauben.
Klaus Grohmann wollte im Gespräch mit Reuters keine Details zu seinem Abgang verraten, betonte aber: „Ich bin sicher nicht weggegangen, weil ich das Interesse an der Arbeit verloren habe“. Ein Tesla-Sprecher äußerte sich etwas ausführlicher: „Bestandteil der Entscheidung von Herrn Grohmann mit Tesla zusammenzuarbeiten war, seinen Ruhestand vorzubereiten und das Unternehmen für die Zukunft in fähige Hände zu übergeben. In Anbetracht des neuen Fokus auf Tesla-Projekten haben wir gemeinsam beschlossen, dass es die richtige Zeit dafür ist, der nächsten Manager-Generation die Führung zu überlassen“.
Leonardtronic meint
Das wars wohl mit weiterem Engagement von Tesla in Deutschland. Gigafabrik? In DE? Unmöglich.
Is nu so + meint
nee, nicht unbedingt, – und wissen da zu wenig über die Bedingungen
+ wer sitzt in diesem Unternehmen am längeren Hebel ?
Dr.M. meint
Also jetzt mal langsam mit dem Gewerkschafts-Bashing: Grundsätzlich haben Gewerkschaften schon eine Berechtigung. Klar finde auch ich die Spartengewerkschaften wie die der Lokführer oder der Piloten ziemlich übel, die einen ganzen Betrieb für ihre eigenen Interessen lahmlegen und den Rest der Belegschaft in Geiselhaft nehmen können. Die Macht dieser Spartengewerschaften haben wir aber einem Urteil des Bundesarbeitsgerichtes zu verdanken, wenn ich mich richtig erinnere.
Im grossen und ganzen sind die Gewerkschaften in Deutschland relativ vernünftig – von den Beispielen oben mal abgesehen.
Was mich im Falle von Tesla bzw. Grohmann allerdings wundert, ist, dass der Betrieb vor der Ubernahme durch Tesla nicht tarifgebunden war. Fragt sich nur, warum die IG Metall erst jetzt darauf kommt, dass man ja eine Tarfbindung organisieren könnte. Ob der Ex-Chef den Laden wohl besser im Griff hatte? Oder die Belegschaft so von ihm begeistert war, dass sie für weniger als den Tariflohn gearbeitet hat?
Sebastian meint
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Is nu so + meint
ich unterschreibe das – was Dr.M. dazu meint !
und ich hätte auch einiges über die Rituale zu meckern – Aber
ohne die „Vereinigung Abhängig Beschäftigter“ sähe der
„Demokratische Kapitalismus“ – auch Anders aus.
(-dazu siehe welt-weite-wahrheiten)
Fritz! meint
Die Gewerkschaft ist u.a. dafür da, daß es den Arbeitern und Angestellten besser geht. Genau daß ist jetzt passiert, Tesla hat den Arbeitern und Angestellten ein für die Gegend gutes bis sehr gutes Angebot gemacht und damit haben sich weitere Gespräche erübrigt. Den Leuten gehts besser, sie haben mehr Geld und eine Jobgarantie.
lo meint
Die Verhandlungen mit der IG Metall haben schon vor der Übernahme angefangen.
http://www.igmetall-trier.de/aktuelles/meldung/grohmann-bald-mit-tarifvertrag/
Sebastian meint
Letztens haben wir uns hier darüber schon mal unterhalten. Jetzt muss ich lesen, das Tesla die Gehälter bis zu 30 Prozent höher angesetzt hat, als es bisher der Fall war. Warum trotzdem Tendenzen zum streiken aufkam, versteh wer will. In so einem Umfeld, vorallem wenn keine Ruhe reinkommt, sollte Tesla einfach wo anders nach Mitarbeiter suchen, oder die guten mitnehmen oder dort ansässig werden, wo man mit gutem Personal umzugehen weiß. Gemerkschaften sind wie Verbrennermotoren, einfach nur von vorgestern.
Martin meint
??
Is nu so + meint
Streik ist zuerst mal ne Kampf-Parole bei einem Steit….!?
+ die unten genannten Handwerker haben auch Interessen!
und sie solidarisieren! sich auch mit den entsprechenden
Interessen-Vertretern – mit ziemlicher Macht
Warum erinnert mich die Auseinander-Setzung an Geschichte!
+ an den Ü-100 jährigen 1. MAI
übrigens musste alles Selbstverständliche !? erArbeitet werden
– es ist nicht vom HIMMEL gefallen :-)
Martin meint
Gewerkschaften kümmern sich in Deutschland grundsätzlich nur um Lokführer, den Öffentlichen Dienst und die Mitarbeiter bei den Fluglinien. Für uns Handwerker setzen die sich da oben niemals ein. Es gab noch nie Streiks bei Maurern, Elektriker, Bäcker oder Dachdecker. Außerdem sitzen Gewerkschaftler auch in den Vorständen von großen deutschen Konzernen. Die sind meiner Meinung nach alle korrupt
Nicht in der Gewerkschaft meint
Bist Du als Handwerker den gewerkschaftlich aktiv?
Das die IG-Metal in der Automobilindustrie durch Streiks schon vor Jahren die 35 Stunden Woche durchgesetzt hat ist Dir bestimmt nicht bekannt.
Das Jeder in einem IG-Metal Tarifbetrieb mit 60 Jahren in den Vorruhestand gehen kann ist Dir vermutlich auch nicht bekannt.
Es ist nicht alles super was die Gewerkschaften machen, aber sind sie doch notwendig.
frax meint
Wirklicher Hass ist jedenfalls auf folgender Seite nicht zu entdecken…
https://electrek.co/2017/04/27/tesla-advanced-automation-model-3-union-loses-popularity/
Es treffen da wirklich zwei Welten aufeinander – dann muss man sich wohl entscheiden auf welcher Seite man steht…
lo meint
Zu dieser Geschichte darf man nicht die US-Seiten lesen. Soviel Haß auf Gewerkschaften ist unerträglich.
ZastaCrocket meint
Vermutlich kann man weder das US-amerikanische Arbeitsmodell noch die Gewerkschaften 1:1 mit den deutschen Pendants vergleichen. Ich habe die Seiten nicht gelesen, aber der Hass basiert mit Sicherheit auf dem Wegfall der Arbeitsplätze in der US-Produktion. Der normale US-Bürger hat kaum eine Vortsellung von Europa oder dem deutschen Arbeitsmarkt und kann meiner Meinung nach auch keine „objektive“ Bewertung deutscher Gewerkschaften abgeben… Alles nur Blabla! :-)