„Elektroautos, mit Kohle- oder Atomstrom angetrieben, wären tatsächlich kein Fortschritt. Die Elektrifizierung der Mobilität muss auf der Basis erneuerbarer Energiequellen verwirklicht werden“, sagte Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) der Stuttgarter Zeitung. Er reagierte damit auf das umstrittene Diskussionspapier seines nordrhein-westfälischen Amtskollegen Michael Groschek (SPD).
Im NRW-Papier, über das die Zeitung berichtete, stand, dass der Umstieg auf Elektroautos klimapolitisch erst dann sinnvoll sei, wenn der Strom im deutschen Netz komplett aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Obwohl etliche, teilweise Jahre alte Studien das Gegenteil beweisen hieß es darin, dass ein Elektroauto wegen dem Kohle-Anteil im Strommix einen höheren Kohlendioxid-Ausstoß habe, als ein Fahrzeug mit modernem Verbrennungsmotor. Die Energiewende in Deutschland müsse erst „grundsätzlich erledigt“ sein, damit Elektroautos klimafreundlich seien, was selbst bis 2050 „nur mit erheblicher Mühe“ gelingen könne.
„Energiewende und Verkehrswende müssen Hand in Hand gehen, damit eine Wende hin zu einer neuen klimafreundlichen Mobilität gelingt“, erwiderte Hermann der Stuttgarter Zeitung zufolge. Er ermahnte Groschek, den Wandel zu beschleunigen und nicht zu bremsen. Gerade Nordrhein-Westfalen sollte „aus der Kohlegeschichte gelernt haben“, fügte er hinzu.
„Einfach nur falsch“
Robin Engelhardt vom Bundesverband E-Mobilität pflichtete Hermann bei: Die Energiewende funktioniere nur, wenn gleichzeitig die Elektromobilität vorangetrieben werde. Man könne zum Beispiel das Problem der schwankenden Stromproduktion der erneuerbaren Energien aus Sonne und Wind mit Elektroautos als Speichermöglichkeiten lösen: Wenn viele Millionen Elektroautos intelligent mit dem Stromnetz verbunden sind, könnten deren Akkus „in den Standzeiten zur Stabilisierung des Stromnetzes“ dienen, sagte Engelhardt. Dieser Aspekt fehle im Groschek-Papier völlig.
Die Behauptung, ein Elektroauto verursache in der Gesamtbilanz einen höheren CO2-Ausstoß als ein Verbrennungsmotor, nannte auch Engelhardt „einfach nur falsch“. Und mit jedem Jahr, in dem die Energiewende voranschreite, würden die Klimavorteile von Elektroautos sogar immer größer.
orinoco meint
Ich glaube das Problem ist, dass viele nicht verstanden haben, dass Technik die Energie einspart in der Herstellung meist etwas mehr Energie benötigt, aber im Laufe der Zeit dies mehr als wett macht. Beim Elektroauto stellt sich daher nicht die Frage ob, sondern wann es gegenüber einem Verbrenner ins CO2-Plus fährt. Selbst mit dem dreckigsten Strommix (USA) fährt ein Tesla Model S gegenüber einem 5er BMW da noch ins Plus. Klar, gegenüber einem Kleinwagen oder gar einem Lupo3L fährt ein Model S mit Kohlestrom nicht ins Plus, aber das ist auch kein fairer Vergleich. Mein Versuch das grafisch darzustellen:
http://public.abades.dynu.net/pics/tesla/3ltesla.php
ElektroAutopionier meint
Ich habe das Gefühl die SPD ist in vieler Hinsicht auf dem Holzweg, nicht nur bei der Energiewende oder der Elektromobilität.
Moco meint
Die SPD ist der politische Arm der fossilen Energiewirtschaft – könnte man meinen. Zukunftsorientierte Visionen sucht man vergebens. Und das sie als Wahlkampfslogan die soziale Gerechtigkeit ausrufen ist nur noch lächerlich und unglaubwürdig nach Schröders Konzernpolitik.
senrim meint
Mann sollte da differenzieren:
1. Elektromobilität – weniger komplex, langlebig, leise und lokal emissionsfrei. Außerdem mehr freude am Fahren
2. Erneuerbare Energie – umweltfreundlicher und demokratischer (weniger Monopol)
3. Autonomes Fahren – mehr Sicherheit und mehr Komfort
Alles zusammen ergibt zwar ein System muss aber nicht immer zusammen gehen.
Dr.M meint
Wenn die Information stimmt, dass mit dem Strom, der benötigt wird, um sieben Liter Benzin oder Diesel in einer Raffinerie herzustellen (das Rohöl muss ja erhitzt werden, um es in die unterschiedlichen Kraftstoffe aufzuspalten), ein Elektroauto 100 Kilometer fahren kann, dann wäre ja schon allein deshalb ein Elektroauto weniger klimaschädlich als ein Verbrenner. Denn der fossile Kraftstoff wurde noch nicht einmal verbrannt. Und vom Transport haben wir auch noch nicht gesprochen.
Gibt es da verlässliche Studien und Untersuchungen zu diesem Thema?
senrim meint
Ich habe auch in einem Vortrag von Lars Thomsen gehört dass für die Herstellung eines Liter Diesel 6 kW Strom benötigt werden. Kenne leider keine Studie dazu da unsere EXPERTEN immer nur ab dem Tankinhalt rechnen. Außerdem erwähnt er auch dass das Militär 10% der Gesammtförderung benötigt um die Lieferkette zu sichern.
Aber unabgeshen davon sollte der Fahrzeugmarkt in Indien und China bis 2025 wie bisher wachsen dann wird der Ölpreis bei konstanter Förderung um min. 200% wachsen!
Dr.M meint
Ich habe das einmal aus der genannten Quelle Lars Thomsen, bei Sonomotors in München steht es so ähnlich auf deren Webseite und Fully Charged hatte vor einiger Zeit auch einen Beitrag mit ziemlich genau dem Tenor. Evtl. könnte ja Herr Thomsen einmal seine Quelle nennen?
Fritz! meint
Diesbezüglich kenne ich auch nur die (oft gelesene) Zahl, daß für die Erzeugung eines Liters Verbrenner-Karftstoffes ca. 1,6 kWh Energie benötigt werden. Dies ist allerdings nicht nur elektrische Enegie.
Ich suche mal, ob ich die Quelle noch finde.
Sebastian meint
Bei der Gelegenheit könnte man sich mal darüber unterhalten, warum wir den Österreichern tag ein tag aus für zig Millionen Euro tagsüber Ökostrom verschenken, der zum befüllen von Wasserkraftwerken genutzt wird, um uns dann abends Ökostrom aus Österreich für viel viel, verdammt viel Geld wieder zurückzuverkaufen. Das ist absurd!
Es wäre viel sinnhafter Tageszeitabhängiges Stromladen zu fördern!
Mittags verschenken wir Strom der kostenlos min. 5 Mio. Autos laden könnte.
Leonardo meint
Unser Nachbarland ist uns halt in vielen Dingen weit voraus.
Sebastian meint
Es gibt keinen schwarzen, braunen oder grünen Strom! Im Netz ist das drin, was drin ist. Wer wissen will, das grad im Netz ist, kann unter google „Frauenhofer Stromproduktion“ nachschauen. Erste Suchbegriff ganz oben!