„Für mich ist ein Elektroauto perfekt“: Henning Kagermann, Chef der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), sprach im Interview mit dem Tagesspiegel unter anderem über seine Erfahrungen als Elektroauto-Fahrer, die Attraktivität und Mängel der Elektromobilität und eine Zellfertigung in Deutschland.
Kagermann fährt demnach selbst seit drei Jahren ein Elektroauto und ist „von der hohen Qualität schon der ersten Baureihe überrascht“. Er hatte zunächst „befürchtet, dass ich häufiger in die Werkstatt muss – das war aber nicht der Fall“. Er pendle „80 Kilometer pro Tag“ und könnte „noch 50, vielleicht 100 Kilometer fahren“, wenn er am Abend nach Hause kommt. „Dann stelle ich das Auto in die Garage, stecke den Stecker rein – und morgens ist die Batterie aufgeladen. Das geht problemlos“, sagte er der Zeitung.
Das Dilemma des hohen Preises von Elektroauto betrachtet Kagermann differenziert: „Die großen Premiummodelle stehen nicht so sehr unter Preisdruck, während sich kleine Elektrofahrzeuge noch nicht rechnen, obwohl sie für die Stadt ideal wären“, sagte er. Das werde sich „zwar ändern, aber die Anbieter werden zunächst an der Batterie arbeiten, also zum gleichen Preis mehr Reichweite liefern“.
„Das ist schade, da könnte man mehr machen.“
Auch die lückenhafte Infrastruktur zum Laden sei eine Erklärung, warum die Verkaufszahlen von Elektroautos nicht recht anziehen wollen: „Ich finde, es gibt zum Beispiel zu wenige Ladepunkte, wo man sehr einfach Strom laden könnte: in Tiefgaragen etwa, in Parkhäusern, am Flughafen oder am Bahnhof“, so Kagermann. Im Berliner Flughafen Tegel zum Beispiel müsse „man lange nach einer Lademöglichkeit suchen. Das ist schade, da könnte man mehr machen.“
Das Wachstum bei den Verkäufen sei dennoch „da, allerdings auf niedrigem Niveau. Wir sollten es dennoch nicht zu negativ darstellen“, gibt er zu bedenken. Der NPE-Chef sei sich „immer sicher“ gewesen, „dass sich die Elektromobilität durchsetzen wird. Nicht vor 2020, aber auch nicht erst nach 2030. Ich denke, ab 2025 geht es richtig los. Weil dann alle Hindernisse, über die wir heute sprechen, beseitigt sein werden.“ Er sagt aber auch: „Es wäre schöner, es ginge schneller.“
Den „Business-Case“ für eine Batteriezellenfabrik in Deutschland findet Kagermann „nicht sehr attraktiv. Viele sehen vor allem das betriebswirtschaftliche Risiko“. Außerdem sei „die Frage, mit welcher Technologie man einsteigt, immer noch nicht beantwortet. Ich rechne mit mehr Bewegung nach der Bundestagswahl. Dann muss Farbe bekannt werden. Schließlich hat der Bund die Forschung und Entwicklung im Bereich der Batteriezellen auch gefördert.“
Carl-D.A. Lewerenz meint
Schon heute könnten die E-Auto-Hersteller eine bestimmte Zielgruppe ansprechen: Nämlich diejenigen Auto-Nutzer, die einen Stellplatz mit Steckdose (innerhalb oder außerhalb einer Garage) regelmäßig nutzen können. Als zweites Kriterium der anzusprechenden Zielgruppe ist die regelmäßige tägliche Fahrstrecke zu nennen. Das wäre eine klar bestimmbare Zielgruppe von mindestens einer Million Menschen in Deutschland. Warum diese Zielgruppe nicht gezielt angesprochen und umworben wird? Weil überwiegende anderweitige Konzern-Interessen nur ein gebremstes Wachsen der E-Mobiltät erlauben. Sie wollen einfach noch nicht ‚runter von der Bremse!
Dr.M meint
Leider sind weder die Elektroautos noch die Ladeinfrastruktur perfekt. Es gibt leider leider nur eine Marke, die beides vereint: Tesla. Zwar auch noch nicht perfekt, aber die tun wenigstens Alles, um es zu werden. Die heutigen Teslas sind zwar ziemlich teuer, aber wenn man sich die Preise von BMW oder Volkswagen für deren Elektroautos so anschaut und das Ladenetz von Tesla dazunimmt, dann ist das im Vergleich zwar teuer, aber nicht überteuert.
Thomas Wagner meint
Was die Entwicklung der Elektromobilität mit der Bundestagswahl zu tun haben soll,
ist mir schon lange ein Rätsel.
Die zaghaften Ansätze der Elektromobilität in Deutschland, haben wir vor allem Tesla zu verdanken, da hier aus einem Startup ein Konkurrent entsteht, der den „Verpennern“
gefährlich werden wird.
Und seit neuestem ist es auch China, das mit seinen Quotenplänen für Elektroautos
den Autoherstellern den Schweiß auf die Stirn treibt.
Dies sind die Treiber der Elektromobilität.
Und unsere Regierung samt unserer Autoindustrie sind nichts anderes als die „Getriebenen“,
die aber so langsam von der geliebten Bremse runter müssen, da sie sonst in Zukunft
auf der Verliererstraße unterwegs sind !
Steve meint
Was bitte soll sich nach der Bundestagswahl ändern?
Wenn die CDU weiter die KanzlerIn stellt, wird sich nichts ändern, weil es das oberste Ziel der Konservativen ist, die Zustände bei der Besitzverteilung zu bewahren, wenn nicht zu Gunsten der Vermögenden und Konzerne zu verbessern.
Sollte wider Erwarten die SPD die KanzlerIn stellen, wird sich erst recht nichts ändern, weil es das oberste Ziel der Genossen ist, die Zustände der Arbeiterklasse zu bewahren, in keinem Fall das Risiko eingehen, dass jemand in der Auto- oder Energiebranche was Neues lernen müsste.
Im Grunde sind wir in dieser Republik in einer „Bewahrensfalle“. Nur nichts ändern, riskieren, nicht aufbrechen, niemandem etwas zumuten.
Jeru meint
Und wenn die Grünen mit in der Regierung sind, werden die Reichen mit grünem Daumen bevorteilt und der Arbeiter vergessen.
Mit der Linken geht es dann Richtung EU- und NATO Austritt. Unternehmen wie Tesla werden zerschlagen und das Brot an die Armen verteilt.
SInd wir mit den Vorurteilen dann durch?
Was ist das für ein Blödsinn? Nur weil eine Partei die Lösung „BEV mit Stecker“ nicht sofort als den heiligen Gral anerkennt, heißt das doch nicht das das Thema eMobilität und vor allem Energiewende missachtet wird.
Was nützt es Schnellschüsse abzufeuern, die langfristig nicht den Durchbruch bringen werden? Sich jetzt nicht hunderttausende Ladekabel ans Bein zu binden und auf Lösungen wie Wasserstoff und induktives Laden zu setzen, die tatsächlich skalierbar sind und der eMobilität zum echten Durchbruch verhelfen werden, halte ich für sehr sinnvoll.
Volker meint
Wasserstoff wächst auch nicht auf den Bäumen. Wasserstoff muss erst mal hergestellt werden (übrigens unter Verwendung von viel STROM), komprimiert (verflüssigt), gespeichert, verteilt und am Ende verbraucht werden. In der hochgelobten Brennstoffzelle wird dann aus Wasserstoff übrigens was gemacht? Richtig: Strom! Heißt, ein Wasserstoffauto ist auch ein Elektroauto, dass aber zur Stromspeicherung den Umweg über Wasserstoff gegangen ist. Wenn man nun berücksichtigt, dass in jedem der oben genannten Schritte Verluste anfallen, hat die Verwendung von Wasserstoff schon heute gegen den Einsatz von Akkus als Stromspeicher um Faktoren verloren. Und die technischen Möglichkeiten der Verbesserung von Akkus sind noch lange nicht ausgereizt.
Induktives Laden ist vielleicht elegant und bequem, aber nicht effizient. Auch wenn durch induktives Laden vielleicht „nur“ 10 Prozent Verlust ensteht, ensteht der bei Steckern eben nicht. Wer also höchste Effizient haben will, ist zur Zeit mit Steckern perfekt bedient.
Wo genau soll das Problem mit Steckern denn überhaupt sein? Bei einer klassischen Tankstelle stecke ich den Benzinrüssel ja auch ins Tankoch und lasse den Kraftstoff nicht magisch in den Tank diffundieren.
Jeru meint
Die Herstellung und Verteilung von Wasserstoff sorgt für einen schlechteren Wirkungsgrad, da haben Sie Recht und das ist mir auch bekannt.
Aber worum geht es bei der eMobilität denn eigentlich? Ziel ist es 2050 einen Netto CO2 Ausstoß von 0 zu erreichen. Das bedeutet konkret, alle Fahrzeuge, die Industrie und alles Private darf kein CO2 mehr emittieren. Es geht also darum, eine Lösung zu finden die all das möglich macht.
Beim „Minimalszenario“ gebe ich all den Fans von BEV und Stecker ja Recht. Wenn man ein Haus hat, Zeit und vor allem Spaß am Tesla macht dieses Fahrzeug durchaus Sinn.
Darum geht es aber für uns als Gesellschaft nicht, es geht darum 100% der Fahrzeuge, in allen Klassen und allen Lebensumfeldern zu elektrifizieren.
ich kann mir eine Umsetzung mit Ladesäulen für 100% an eFahrzeugen einfach nicht vorstellen, das bedeutet hundertausende vllt millionen Ladesäulen die alle funktionieren müssen und regelmäßig erneuert werden sobald sich die Technik weiterentwickelt. Gleichzeitg ist das Laden per Stecker heute und auf absehbare Zeit schlicht nicht praktikabel, da Schnelllader eben nicht schnell sondern nur schneller als das normale Laden sind.
Und das sind nur PKW. Bei Schiffen, LKW, Bussen oder Zügen machen große Batterien und extrem lange Ladezeiten grundsätzlich keinen Sinn. So wie es aussieht auch in 20-30 Jahren nicht.
Wenn das nicht reicht, frage ich hier nun zum fünften Mal. Wie soll 100% Erneuerbare Energien, mit all den Schwankungen ohne Wasserstoff als Energiespeicher funktionieren. Wollen Sie den Strombedarf für eine Woche von Deutschland, Europa und der Welt in Batterien speichern? Gucken Sie sich für 5min nur ganz grundlegend Zahlen an. Das ist totaler quatsch.
Mir ist am Ende egal, wie wir die Ziele von 2050 erreichen. Ich sehe nur, dass Wasserstoff all das ermöglichen kann aber einen schlechteren Wirkungsgrad hat. Die Batterie als Grundlage der Lösung scheidet jedoch schon allgemein aus, da Sie den Anforderungen einfach nicht gerecht wird.
Der Wirkungsgrad ist aus meiner Sicht kein KO-Kriterium, verstehe aber, dass das unsexy ist. Wichtiger ist aus meiner Sicht aber eben, es ist überhaupt eine Möglichkeit!