Branchenprimus Tesla startet in der zweiten Jahreshälfte die Produktion seines dritten Großserien-Elektroautos. Das kompakte Model 3 soll mit alltagstauglicher Reichweite und schnittigem Design zum erschwinglichen Preis den Massenmarkt erobern. Mit dem Mittelklasse-Stromer Chevrolet Bolt EV hat General Motors zwar bereits knapp ein Jahr vor Tesla ein langstreckentaugliches Volumen-Elektroauto auf den Markt gebracht. Laut Tesla-Chef Elon Musk ist es dem Traditionshersteller aber nicht ernst mit seiner Elektro-Offensive.
Bei der Vorstellung der aktuellen Geschäftszahlen seines Unternehmens diesen Monat prophezeite Musk, dass GM nur eine Produktion von um die 25.000 Bolt pro Jahr anpeilt – fünf Prozent von Teslas für nächstes Jahr geplanter Fertigungsmenge. Als Grund führte er ein Programm der kalifornischen Umweltbehörde California Air Resources Board (CARB) zur Reduzierung von CO2-Emissionen im Straßenverkehr an. Die Vergabe sogenannter CARB Credits für die Produktion umweltfreundlicher Autos animiere GM nur zum Bau von um die 20.000 bis 30.000 Fahrzeugen pro Jahr, erklärte Musk.
Tesla wird von Kritikern immer wieder vorgeworfen, ohne die Erlöse durch den Verkauf von CARB Credits an andere Hersteller nicht überlebensfähig zu sein. Das im US-Bundesstaat Staat Kalifornien – einer der größten Automärkte weltweit – geltende Punktesystem schreibt größeren Herstellern den Verkauf einer bestimmten Anzahl von „Zero Emission Vehicles“, also lokal emissionsfreier Fahrzeuge, vor. Die Tesla als reinem Elektroautobauer zur freien Verfügung stehenden Credits sind vor allem für Hersteller großer Spritschlucker interessant.
„Die Regeln sind relativ schwach, es gibt Quartale in denen wir überhaupt keine CARB Credits verkaufen können. Wenn wir es aber können, dann bekommen wir vielleicht 50 Cent pro Dollar oder so ähnlich, andere Autounternehmen können den Wert der CARB Credits dagegen voll nutzen. GM hat beim Chevy damit nach meiner Rechnung einen Vorteil von 7.000 bis 10.000 Dollar gegenüber Tesla“, so Musk.
Dass General Motors den Hochlauf seiner Elektroauto-Produktion eher gemächlich angeht, ist auch in Deutschland zu spüren: Das hierzulande demnächst startende Kompakt-Modell Opel Ampera-e – technisch baugleich mit dem Chevy Bolt – wird zwar stark nachgefragt, soll aber nur in geringen Stückzahlen verfügbar sein. Aktuellen Berichten zufolge müssen Privatkäufer „bis weit hinein in das Jahr 2018“ auf ihren neuen Elektro-Opel warten.
Kaleidos meint
Branchenprimus? Ähm Nissan Leaf?
Gert B. Büttgenbach meint
Hier in Hamburg ist gut zu beobachten, wie Tesla wirkt. In der selben Prachtstraße, in der Rolls Royce seine Modelle anbietet, ist ein Tesla im Schaufenster zu bewundern. Im Ersteren stehen Verkäufer dekorativ, im Letzteren gehen junge Leute wie im Bienenstock ein und aus. Eine halbe Autostunde entfernt, an der Automeile, herrscht geschäftiges Treiben um die Alltagsverbrenner, ohne jeglichen Glanz. Mir scheint, man kann die Zukunft ganz gut sehen, wenn man die Augen aufmacht
Dr.M meint
Das mit dem Ampera-e wird so enden wie beim EV1 – dann hoffen wir mal, dass Tesla zum Rächer des Elektroautos wird. Sonst wird es wohl keiner werden.
Priusfahrer meint
Ich nehme stark an, dass es an der Einstellung der Geschäftsführung liegt. Schon das EV1 war trotz guter Nachfrage ein kalkulatorisch zu großes Risiko durch den weitgehend Service – u. kostengünstigen Betrieb.
Wer funktionierende E-Autos einstampft hat keine Zukunft. Sie heißen ja auch General Motors und nicht General Electrics.
Düsentrieb meint
„…müssen Privatkäufer „bis weit hinein in das Jahr 2018“ auf ihren neuen Elektro-Opel warten.“
Sorry, aber warten ist nicht. Da stehen andere Marken vor der Tür…
Sparer meint
Man kann nur hoffen, daß Teslas ambitionierte Pläne termingerecht Wirklichkeit werden. Die Verbrennerindustrie wird bis zu diesem Zeitpunkt weiterhin Alles daransetzen, ihre Luftverpester in den Markt zu drücken. Wenn erstmal die Preise für neue Verbrennermodelle massiv anfangen zu sinken – was im Rahmen von Rabattaktionen ja heute schon zu beobachten ist – wird der Niedergang einiger Hersteller nicht mehr aufzuhalten sein.
Fara Day meint
Das ist ja mal absoluter Nonsens. Rabattaktionen gibt es seit jeher. Das hat absolut nichts mit Niedergang zu tun. Das wird z.B. auch dadurch bestätigt, dass die deutschen Autobauer letztes Jahr so rentabel. Oder daran, dass von Monat zu Monat mehr Fahrzeuge verkauft werden.
Frank meint
Kodak hat im übrigen, weil die Geschäfte mit der analogen Fotografie so gut liefen, keine Zeit gehabt sich um die digitale Fotografie zu kümmern.
Irgendjemand aus der deutschen Autobranche hat vor vielen Jahren mal gesagt:
Wir müssen bereit sein uns zu kannibalisieren – sonst tun es andere.
Fritz! meint
Oh, minus 19% bei Dieselzulassungen im April? Die historisch höchste Quote an Eigenzulassungen seitens VW (aktuell ca. 34% der Neuwagenzulassungen auf VW-Händler) und Co.?
Damit kann man ein oder zwei Quartale die Zahlen noch zurechtbiegen, auf Dauer geht das aber nicht.
Dingi meint
Das dicke Ende kommt bestimmt!!!