Wäre die Automobilindustrie wegen des Öl-Booms in Texas Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts nicht um den Verbrennungsmotor herum aufgebaut worden, hätten sich höchstwahrscheinlich Elektroautos als führender Antrieb durchgesetzt. Das hat VW-Entwicklungschef Ulrich Eichhorn kürzlich bei einer Presseveranstaltung erklärt.
„Wäre es mit den Technologien andersherum, könnte man sich nur schwer vorstellen, dass ein Ingenieur erfolgreich vorschlägt, dass Verbrennungsmotoren Elektroautos ersetzen. Stellen Sie sich vor, diese Person würde sagen: ‚Statt von Beginn an vorliegendem Drehmoment wie bei einem Elektroauto, muss es erst hochgefahren werden'“, so Eichhorn.
„Und stellen Sie sich vor, er erkläre anschießend, dass es sich um einen Apparat handele, bei dem durch den Einsatz einer toxischen und hochentzündlichen Flüssigkeit, die im Inneren des Fahrzeugs gelagert werden muss, Tausende kleine Explosionen in der Minute stattfinden“, so der VW-Manager weiter.
Eichhorn verwies zudem darauf, dass der Kraftstoff für Verbrennungsmotoren fast ausschließlich aus Krisenregionen stammt. Sollte ein Entwickler heute eine derartige Antriebstechnologie vorschlagen, „was denken Sie, würde sein Chef zu ihm sagen?“, so der Automanager zu den anwesenden Pressevertretern.
Leotronic meint
Problemfall Benzin. In meinem Porsche Boxster der nur im Sommer fährt und der Tank immer voll gehalten wird ist das Benzin schlecht geworden. Davon ist die Kraftstoffpumpe kaputtgegangen. Jetzt warte ich auf Ersatzteile. Das Benzin roch wie vergammelte Jauche und wer weiß was alles. 60 Liter sind hin. Versuche noch im Rasenmäher zu verbrauchen. Das gute Super Plus…
Strom riecht nicht und wird nicht schlecht. Das Auto kann auch nur paar Meter fahren ohne dass Kondenswasser den Auspuff durchrosten lässt und das Motoröl verdünnt wird und und und. Der Verbrenner ist eine todgeweihte Maschine.
EcoCraft meint
Das von dir oben beschriebene Problem würde ich mal ganz stumpf unter „Anwenderfehler“ verbuchen. Daran ist nun wirklich nicht das Benzin oder dich Technologie schuld! Es gibt mehr als genug Autos die stehen deutlich länger als dein Boxter, werden weniger bewegt und funktionieren trotzdem noch. Man muss halt nur wissen, wie man solche Dinge einlagert. Ich hab zwar noch nie in ein Handbuch eines Porsches geschaut, aber bestimmt gibt es auch dazu den einen oder anderen Absatz den man hätte lesen sollen / können. Man kann natürlich aber auch die Schuld bei anderen suchen. Ist einfach als sich Fehler einzugestehen und besser fürs Ego.
Das gleiche wäre dir übrigens auch mit jedem E-Wagen passiert. Hier mein Porsche Mission-E, keine 4 jahre alt, immer nur im Sommer für ein paar 100 km genutzt, dafür aber das ganze Jahr an der Schnelleladesäule hängen gehabt, damit der Akku immer zu 100% voll ist. Jetzt sind die Reifen porös und der Akku ist kaputt. Das ist keine durchdachte Technik!
Es hat dir wohl keiner gesagt, dass es unheimlichen Stress für Akkus bedeutet wenn sie auf 100% geladen werden (und dann auch bei 100% bleiben müssen)?! Und wenn du den Wagen nur an 2 Wochen im Jahr bewegst und er die restlichen knapp 1.400 Tage nur an der Ladesäule hing, dann brauchst du dich auch nicht wundern wenn er kaputt geht.
Wäre genau das gleiche in grün. Entweder gesteht man sich ein, dass man einen Fehler beim einlagern gemacht hat oder man schimpft stumpf auf die Technologie und die verbauten Teile – obwohl es mehr als genug Informationen in Gebrauchsanweisungen, beim Händler oder in unzähligen (Fach-)Foren im Internet gibt – die meist ihr Wissen auch kostenlos mit dir teilen würden. Sofern man sich die Mühe macht und nachliest und nachfragt.
Ad van der Meer meint
Das Problem ist dass Benzin mehr und mehr auf Effizienz im Motor ausgelegt ist, dafür aber schneller schlecht wird. Nach 2-3 Monate wird Benzin schon schlecht. Früher hätte man ein Auto nach 6 Monaten ohne Problemen wieder starten können. Dies auch natürlich weil Benzinpumpen und -Einspritzdüsen nicht so empfindlich waren.
Bei Tesla Model S und X gibt es dazu auch die Möglichkeit die Batterie nur bis einem durch den Verwender bestimmte % Satz zu laden. Problem beim Elektrofahrzeug, beim Tesla auf jeden Fall, gelöst.
bübchen meint
Richtig, für jeden Lithium-Ionen-Akku, egal in welchem Gerät oder im Tesla verbaut, gilt: man liebt das Mittelmaß, sprich 50% Ladestand dankt der Akku mit maximalem Leben. Da dies natürlich nicht praxisgerecht ist, hat sich etabliert zu sagen, der Ladestand zwischen 20 und 80 % ist sinnvoll. Wenn möglich nur kurzzeitig darunter oder darüber, und KEINE Temperaturen über 55 Grad Celsius.
Josef meint
Den Verbrenner gibt es nur, weil elektrischer Strom bisher nicht mobil war. Der Elektromotor war immer schon haushoch überlegen.
Warum nur hat die Weiterentwicklung der Akkutechnik so lange gedauert? Das ist doch kein High-Tech Zweig der z.B. modernste Halbleitertechnik voraussetzt. Die Entwicklung der letzten zwanzig Jahre hätte auch schon in den Achtzigern oder früher stattfinden können.
EcoCraft meint
Also Straßenbahnen mit Oberleitungen gibt es auch schon etliche Jahrzehnte hier hätte sich auch der Autoverkehr dranhängen können. Optisch wahrscheinlich schöner – das Prinzip der Induktion ist bereits seit 1830 bekannt – und hätte den Straßenausbau begleiten können.
Strom war also auch schon damals „mobil“ einsetzbar.
Warum sich trotzdem der Verbrenner durchgesetzt hat, hat noch andere Gründe.
Thrawn meint
„Warum sich trotzdem der Verbrenner durchgesetzt hat, hat noch andere Gründe.“
z.B. den -aufgemerkt- elektrischen Anlasser. Sonst müßten die Verbrenner heute noch Kurbeln. Wäre doch lustig anzusehen…
JaWasNu meint
VW-Entwicklungschef so: „EV is der bessere Antrieb“, der Konzern so: „wir müssen den Diesel zukunftsfähig machen“.
Danke VW!
EcoCraft meint
Liegt wahrscheinlich daran, dass der Entwicklungschef nicht auch der Finanzvorstand ist.
Der eine ist ein Bastler, ein Visionär und vielleicht auch ein Träumer, der andere einer der auf die dritte Stelle hinterm Komma schaut und von Quartalsbericht zu Quartalsbericht denkt.
Der eine ist nur sich selbst Rechenschaft schuldig der andere einem dutzend Mangern, Aufsichtsräten, Banken und mehreren tausend Aktionären.
NurMalSo meint
Passende Erweiterungen:
– Stellen Sie sich vor sie könnten auch nicht immer und überall wo es Strom gibt – oder zuhause – laden. Sondern müssten während der Öffnungszeiten zu bestimmten Plätzen. Da es wirtschaftlich nicht möglich ist eine Benzinleitung in jeden Haushalt zu legen.
– Stellen Sie sich vor die Treibstoffkosten wäre um ein vielfaches höher als bei Strom und im Gegensatz zum recht preisstabilen Stromtarif ihreres Anbieters ändert sich der Preis für ein Liter Treibstoff ständig. Manchmal mehrmal täglich. Teilweise um bis zu 10 Cent!
– Stellen Sie sich vor, der Verbrennungsmotor läuft auch dann, wenn der Wagen sich gar nicht bewegt. Vor ihnen ist Stillstand, weil der Wagen vor Ihnen abbiegen will, die Ampel rot ist oder ein Fußgänger den Zebrastreifen kreuzt. Der Motor läuft trotzdem weiter, verbraucht den Kraftstoff und produziert schädliche Abgase. Sie können den Motor auch nicht jedes mal manuell ausschalten – den das schadet dem Motor.
– Wird der Treibstoff einmal umgewandelter in Bewegungsenergie kann er nur noch in thermische Energie gewandelt werden die beim Bremsen entsteht und dort sinnlos verpufft. Eine Rückführung / Rückumwandlung der Bewegungsenergie in Treibstoff für einen späteren Zeitpunkt ist mit dieser Technologie nicht möglich.
– Ein Verbrennungsmotor ist deutlich komplexer aufgebaut, er hat mehr Komponenten die teilweise unter hohen mechanischen, thermischen und pneumatischen Belastungen stehen. Daher müssen Sie öfters kontrolliert, inspiziert sowie gewartet werden und verschleißteile müssen gewechselt werden.
Gunnar meint
ABER der Sound :-)
Das Brabbeln und Bollern und Nageln und Knattern, das ist doch geil.
Wir müssen das machen, egal wieviele negative Aspekte es hat.
Es ist einfach zu leise. WIr müssen Lärm machen :-)
McGybrush meint
Das funktioniert nur wenn das ein „Id…t“ von 10000 macht. Wenn es alle machen dann werden auch die Hartgesottensten merken das Ihr Ego nicht steigt. Denn es machen ja ALLE und sie sind nur einer von vielen.
Wenn es nach mir geht müsste jeder der mit solchen extrem Lauten Abgasanlagen rum fährt und erwischt wird als Strafe 48h in ein Schlaflabor wo sein eigener Auspuffsound nonstop mit unregelmässiger Pause im 10-20sek Takt in gleicher Lautstärke eingespielt wird. Die Leute würden nach 10h sogar Geständnisse von grausamen Verbrechen unterschreiben die sie nie gemacht haben.
bübchen meint
Lieber Gunnar, ob Sie es glauben oder nicht, ich schalte oft die Musik ab, um die Ruhe im Tesla genießen zu können und frage mich, wie ich zehn Jahre den Lärm im M6 ertragen habe. Vor allem auf der Autobahn echt nervig. Dazu kam, die Reichweite des Tesla ist größer als die des 70-Liter-Tanks in Kombination mit dem V10.
Tom meint
…und stellen Sie sich vor, Sie könnten die Energie für den Vortrieb nicht mehr von ihrem eigenen Dach holen, sondern müssten ihn aus einer langen Lieferkette aus zweifelhaften Kriesenregionen beziehen und dabei Umweltverschmutzung (Lecks in Pipelines, gelegentliche Tankerunfälle) in Kauf nehmen.
…und stellen Sie sich vor, von der eingesetzten Primärenergie (W2W) würden nur noch weniger als ein fünftel wirklich für den Vortrieb verwendet werden, der Rest geht für Förderung, Transport, Raffination und dann schließlich als Abwärme im Motor verloren.
Schön zu sehen, dass es bei VW noch Leute gibt, die nach vorne denken. Da kriegt man direkt wieder etwas Hoffnung.
Fritz! meint
– Die durchschnittliche Lebensdauer eines solchen Verbrennungsmotors wäre nur ca. 8.000 Betriebsstunden gegenüber den 100.000 bis 1.000.000 Betriebsstunden eines E-Motors.