Carlos Ghosn ist einer der vehementesten Verfechter von Elektromobilität. Der Automanager treibt seit fast einem Jahrzehnt die Elektrifizierung der von ihm geleiteten Renault-Nissan-Allianz voran. Dank seines Weitblicks gehört die französisch-japanische Auto-Partnerschaft heute zu den führenden Anbietern von Stromer-Pkw. Mit Automotive News sprach Ghosn ausführlich über die Lage der Branche und seine Zukunftspläne.
„Jetzt kommen sie. Alle kommen. Die Realitäten sind vielen Leuten heute offensichtlicher“, so Ghosn. Er sei sich bereits früh sicher gewesen, dass kommende Umweltgesetze nicht mit Benziner- oder Diesel-Autos erfüllt werden können. Auch der Hybrid-Antrieb erschien ihm nicht als wirksame Lösung für das Problem. „Wir mussten uns auf etwas Radikaleres ausrichten – wie Elektroautos“, erinnerte sich Ghosn.
„Für mich war es offensichtlich. Und ich habe gesagt: Der erste, der in diese Richtung gehen wird, wird enorm davon profitieren – nicht nur was die Marke angeht, sondern auch hinsichtlich dem Vorteil, das Elektroauto in großen Stückzahlen zu vertreiben“, so Ghosn weiter. Mit dem Kleinwagen Renault ZOE und dem Kompaktmodell Nissan LEAF bietet sein Unternehmen zwei der beliebtesten Batterie-Autos weltweit an.
Zahlreiche neue Stromer geplant
Vor wenigen Wochen gab Ghosn bekannt, wie sich Renault für die Zukunft aufstellen wird. Im Mittelpunkt der Konzernstrategie steht die Markteinführung von 12 neuen Elektrofahrzeugen. Weitere, noch nicht offiziell angekündigte E-Modelle sollen folgen – auch bei Nissan. Neben reinen Stromern will Ghosn künftig auch zahlreiche teilelektrische Plug-in-Hybrid-Autos verkaufen. Mit dem japanischen Hersteller Mitsubishi hat er seinem Unternehmen 2016 einen der führenden Anbieter von Plug-in-Technik hinzugefügt.
Alle großen Hersteller haben mittlerweile angekündigt, spätestens im nächsten Jahrzehnt deutlich umfangreicher auf E-Mobilität zu setzen. Den Renault-Nissan-Chef beunruhigt das nicht – er betonte: „Das Wissen, das wir heute mit dem LEAF oder dem ZOE haben, ist äußerst wertvoll.“ Andere Hersteller hätten bisher kaum Erfahrungen mit dem Elektroantrieb und dessen Herausforderungen gemacht, Renault-Nissan hingegen kenne den Markt bereits bestens.
Im Fokus: Massenmarkt & Profitabilität
„Wir wissen, wie die Leute Elektroautos nutzen, was sie brauchen und welche Probleme es gibt. Das wird es uns erlauben, in den nächsten sechs Jahren eine viel bessere Elektroauto-Generation herzustellen“, so Ghosn. Neue Elektro-Modelle von Renault, Nissan und Mitsubishi sollen dabei von Beginn an profitabel sein. Für möglichst niedrige Entwicklungs- und Herstellungskosten setzt Ghosn auf gemeinsame Plattformen und einen regen Technologie-Tausch im Unternehmen.
„Wir sagen jetzt: eine Plattform. Eine Batterie-Familie. Eine Motoren-Familie. Wir gehen das gemeinsam an, da unsere Ziele der Massenmarkt und Profitabilität sind“, erklärte Ghosn. Neu auf den Markt kommende Elektroautos seien aus diesem Grund als Gemeinschaftsprojekte aller drei Marken ausgelegt. Der Branchenveteran gibt seine Rolle als Konzernchef in diesem Jahr ab, wird aber als Chef des Verwaltungsrats weiter Einfluss auf die strategische Ausrichtung von Renault-Nissan-Mitsubishi nehmen.
Christian meint
Sehr informativ und sympathisch. Bin gespannt, welche Fahrzeuge da demnächst auf uns zukommen. Elektrofahrzeuge mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis und angemessener Reichweite könnte viele Autofahrer hierzulande zu einem Umstieg motivieren.
Vg
Thomas Wagner meint
Klar braucht sich Renault/Nissan mit ihrem ZOE und Leaf nicht zu verstecken.
Alles was jedoch darüber hinaus geboten wurde ist nicht vom Willen gezeichnet
weitere erfolgreiche Elektroautos zu bauen.
Ich denke da an den Kangoo ZE, der schon seit bald 10 Jahren ein Schattendasein fristet,
obwohl das Konzept an sich erfolgversprechend wäre und sogar ein Akkuupgrade erhalten hat.
Doch wenn für so ein Elektroauto nicht einmal ein 22 KW Lader angeboten wird,
ist es für viele Menschen schlichtweg keine Option !
Als Aussenstehender wundert man sich da schon , wieso nicht einfach die Antriebseinheit vom
ZOE in den Kangoo eingesetzt wird und alles wäre gut ??
Man könnte Synergieeffekte nutzen und hätte einen zweiten Elektrobestseller.
Aber soweit geht die Liebe zum Elektroauto anscheinend auch bei Herrn Ghosn nicht :-(
Is nu so ~ meint
Immer noch weiter gute ! E-Auto-Erfahrungen zu sammeln, und die noch „Hauptsache – den Betrieb“ weiterlaufen zu lassen – solange das gut geht?! – gehören bei Ihm auch zusammen.
Mir geht der „UmSchwung“ auch nicht schnell genug,
das wird aber wohl wie bei all den Anderen – an den erst in Sichtweite – kommenden ! FeststoffZellenBatterien liegen. ( z.B. Leaf 60 kWh Ende 2o18)
– und dann wird es zügiger vorangehen, – „eine viel bessere Elektroauto-Generation herzustellen“ und „dabei von Beginn an profitabel sein.“
Und da traue ich der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz, auch durch Carlos Ghosn – vor allen Anderen immer noch am meisten zu.
Peter W meint
Wie meine „Vorredner“ habe auch ich das Gefühl, dass dieser Mann weiß wovon er redet, und eine klare Linie verfolgt, die zu einem guten Ergebnis führen kann: Bezahlbare Elektroautos!
Im Gegensatz zu den aufgescheuchten Gocklern bei Daimler und VW wird hier einfach nur sinnvolle Arbeit geleistet, ohne Andere zu beleidigen oder die eigenen Planungen als zukunftsweisend zu bezeichnen und die Weltmarktführerschaft anzukündigen.
Fritz! meint
Heißt dann ja aber mit großer Wahrscheinlichkeit, daß die Hanseln, die jetzt durch Beleidigungen und Ankündigung der Weltmarktführerschaft glänzen, mit gleich großer Wahrscheinlichkeit NICHTS in der Hand haben, um dieses zu untermauern.
Renault/Nissan tut was, die sind aktiv, die pöbeln nicht rum.
Gingong meint
Merkwürdig, der oberste Stratege des Konzerns erklärt seine Elektromobilitätswelt und gibt einen Überblick über Geleistetes und Geplantes, ohne eine Spur von Überheblichkeit und Arroganz. Irgendwie sympathisch…
frax meint
Ja, stimmt, dieses wir stoppen Tesla Geblubber ist nicht zu vernehmen, dabei ist Renault/Nissan stückzahlmäßig Tesla z.Z. voraus. Sie konzentrieren sich auf sich selbst – so könnte man auch miteinander umgehen…