Während etablierte Hersteller wie Volkswagen oder Daimler noch an Prototypen und Kleinserien elektrisch betriebener Nutzfahrzeuge arbeiten, baut die Deutsche-Post-Tochter StreetScooter bereits seit 2015 Batterie-Transporter in Serie. Geschäftsführer Achim Kampker hat in einem Interview ausführlich über die Entstehungsgeschichte des Stromer-Bauers und die Reaktionen anderer Fahrzeughersteller gesprochen.
„Wir haben konsequent die Chance genutzt, in einem gerade entstehenden Markt auf Schnelligkeit zu setzen, während andere darauf gewartet haben, dass der Markt sich erst mal entwickelt“, sagte Kampker im Gespräch mit dem Nordbayerischen Kurier. Um am Markt bestehen zu können, habe man von Anfang an eingeplant, zunächst mit kleinen Stückzahlen zurechtzukommen.
Bei der Entwicklung des ersten StreetScooter, dem Transporter Work, standen laut Kampker neben dem Elektroantrieb möglichst geringe Investitionen, Schnelligkeit und eine enge Zusammenarbeit mit Zulieferern im Fokus. Statt sich als Hochschulprojekt im Theoretischen zu verlieren, konzentrierten sich die StreetScooter-Macher auf die Praxis. „Die entsprechenden Prozesse waren unser Forschungsgegenstand“, erklärte Kampker.
Mit etablierten Herstellern habe es früh „sehr ernsthafte Diskussionen“ gegeben, von einigen sei StreetScooter aber auch „belächelt“ worden, erinnerte sich Kampker. „Ganz interessant war, dass es vor jeder neuen Hürde wieder so war, dass gesagt wurde: Den nächsten Schritt schafft ihr jetzt aber nicht mehr.“ Richtig ernst genommen werde StreetScooter, seit die Post mehrere Tausend Fahrzeuge einsetzt.
Batteriezellenproduktion „extrem wichtiges“ Thema
Für die Zukunft der deutschen Elektroauto-Industrie hält Kampker eine eigene Produktion von Batteriezellen in Europa für ein „extrem wichtiges“ Thema. Er mahnte: „Es wird zu wenig Zellen geben in den nächsten Jahren. Da muss sich Europa wirklich Gedanken machen, wie Zellfertigung, auf die wir dann auch Zugriff haben, hierher kommt.“
Der StreetScooter-Chef unterstrich, dass der Erfolg des Unternehmens ohne die Unterstützung des Post-Konzerns wohl nicht oder nur sehr schwer erreicht hätte werden können. „Auf Basis eines Zeitungsartikels“ habe es einen ersten Anruf gegeben. „Dann gab’s schnell ein erstes Treffen und es hat persönlich wie inhaltlich gleich ganz gut gepasst“, so Kampker. „Es ging schneller, als man sich das vielleicht denkt.“
Ob StreetScooter bereits Gewinn macht, wollte der Firmenchef nicht verraten. „Wir sind auf einem guten Weg, wir sind zufrieden“, sagte Kampker. Um das Geschäft auszubauen, gehören mittlerweile auch Dritte zu den Kunden der Post-Tochter. Wie bei dem Logistikkonzern steht dabei die individuelle Fahrzeugausstattung nach den Bedürfnissen der jeweiligen Branche im Mittelpunkt. In diesem Jahr will StreetScooter bis zu 15.000 Fahrzeuge produzieren, langfristig könnten bis zu 100.000 Elektro-Transporter vom Band laufen.
lieblings_postbote meint
rund 500 Fahrzeuge sind für 4 Monate sehr wenig im vergleich zu vorher. Könnte mir gut vorstellen das man ein haufen Arbeiter im Werk Aachen nach Düren geschickt hat, um die neuen Arbeiter anzulernen. Möglicherweise kommen dann ab Q3 deutlich mehr Fahrzeuge auf die Straßen. Außerdem sollen ja 2.500 Work XL bis ende des Jahres auf die Straßen. Hier muss man auch wieder mehr Arbeiter abstellen um anzulernen.
Bus meint
15.000 Fahrzeuge in diesem Jahr, das wird durchaus anspruchsvoll. Von Januar bis April 2018 hat Streetscooter nur 531 Fahrzeuge zugelassen. Selbst mit allen bisher angekündigten Produktionserweiterungen sind 15.000 Fahrzeuge nicht mehr möglich.
Da stellt sich dann auch die Frage, was bei Streetscooter aktuell schief läuft. Große Stückzahlen (>800) wurden bisher nur im letzten September und Oktober produziert. Danach wurde die Produktion wieder enorm zurückgefahren. Irgendwo muss es da also größere Probleme geben.
Net meint
Es wäre schön, wenn auch mal etwas kritischer über „die neuen Hersteller“ berichtet wird, anstatt immer Gut gegen Böse. Es ist auch da nicht immer alles Gold. Der Streetscooter ist ein Billigheimer und kostet trotzdem 40.000 und es bleibt noch nichtmal Gewinn. 531 Fahrzeuge in 4 Monaten im dritten Jahr der Serienfertigung sind ein absoluter Witz. Da läuft grundsätzlich etwas schief und der Steuerzahler darf blechen. Diese Unternehmen haben in der Vergangenheit horrende Fördermittel von Land und Bund erhalten.
150kW meint
Bei DHL muss auch erst mal die enstsprechende Infrastruktur geschaffen werden. Nur den Wagen kaufen allein reicht nicht, er muss auch geladen werden können.
Innogy wurde als neuer Partner für den Bereich erst kürzlich vorgestellt. Es wird nun alles etwas dauern die tausenden Ladeplätze aufzubauen.
Net meint
Das erklärt nicht die niedrigen Produktionszahlen des Streetscooter seit Januar diesen Jahres. Im letzten Jahr haben sie ja auch 4000 Stück zugelassen. Die Post lädt die Fahrzeuge über Nacht ohne Schnellladung in ihren Zustellzentren. Laden ist nicht die Herausforderung.
150kW meint
Außer der Post gibt es nur eine Hand voll Kunden (jeder einzelne bekommt hier eine Pressemitteilung ;) ).
Ob nun 50kW DC oder 3,7kW AC geladen werden muss, beides benötigt Infrastruktur. Du kannst also einem Zustellzentrum nicht einfach 100 Streetscooter auf den Hof stellen. Da muss vorher noch was getan werden.
Net meint
@150kW: die bieten mit den Streetscooter-Wallboxes sogar eigene Lösungen dafür an ..