BMW-Betriebsratschef Manfred Schoch hat sich für eine gemeinsame Batteriezellenproduktion deutscher Autohersteller in Europa ausgesprochen. Er warnte im Gespräch mit dem Spiegel: „Wenn wir keine Batteriefabriken für Elektroautos in Europa bauen, dann werden es die Chinesen tun.“
Schoch schlug vor, dass Unternehmen wie BMW, Daimler und Volkswagen zusammen eine Großfabrik für Batteriezellen aufbauen. Die Kosten für ein solches Vorhaben bezifferte er auf höchstens 1,5 Milliarden Euro. Später könnten weitere Fabriken folgen. „Wir haben überlegenes Wissen in Bezug auf Diesel- und Benzinmotoren“, sagte Schoch, „aber in der Elektromobilität machen uns die Chinesen die Technologieführung streitig.“
Deutsche Hersteller konzentrieren sich derzeit auf das Konfektionieren leistungsstarker Batteriepakete für ihre Elektroautos, die Zellen beziehen sie aus Asien. Auch hiesige Zulieferer wie Bosch oder Continental meiden die Großfertigung von Akkuzellen, da sie Investitionen im zweistelligen Milliardenbereich erwarten. Der BMW-Betriebsratschef hält dies für einen großen Fehler. „Wer diese Zukunftstechnik nicht beherrscht“, so Schoch, „ist irgendwann weg vom Fenster.“
Unterstützung für seine Forderung erhält Schoch von Daimler- und Volkswagen-Managern. Gerhard Zitzelsberger, Daimler-Aufsichstrat und Bezirksleiter der IG Metall, hält die Abhängigkeit von China bei der Batteriezellenfertigung für „strategisch fahrlässig.“ Er mahnt: „Wenn es so weitergeht, werden nichtchinesische Anbieter zunehmend unter Druck geraten.“
Auch Volkswagen-Betriebsratschef Bernd Osterloh setzt sich für eine eigene Zellfertigung ein – er betonte im April: „Entgegen der Haltung des Vorstands von Volkswagen unterstützen wir als Betriebsrat keine Strategie, die darauf ausgerichtet ist, Zellen langfristig ausschließlich bei Zulieferern zu kaufen“.
Jürgen S. meint
Zitat Gerhard Zitzelsberger, Daimler-Aufsichstrat: “Wenn es so weitergeht, werden nichtchinesische Anbieter zunehmend unter Druck geraten.”
Er meint vermutlich nichtchinesische Anbieter, welche keine eigenen Batteriezellen produzieren, also nicht Tesla.
Wenn seine Aussage zutrifft, bin ich gespannt, ob die grosse E-Auto Produktion aus Deutschland ab 2022 nur ein Strohfeuer wird und langfristig Tesla’s Automarkt Anteile weltweit zunehmen werden. Ich würde gerne 10 Jahre in die Zukunft schauen können…
Redlin, Stefan meint
Soweit mir bekannt ist sind nicht Technologien für einen möglichen Verlust von Arbeitsplätzen verantwortlich, sondern unternehmerische Entscheidungen.
Insofern ist es wichtig, dass zur Zeit die richtigen unternehmerischen Entscheidungen fallen. Das die Industrie hierzulande so zögerlich bezüglich Batteriezellenproduktion ist, kann sowohl richtig als auch falsch sein. Ohne sind wir jedenfalls auf Dauer abhängig von Fremdherstellern die uns übel mitspielen könnten. Sollten die deutschen Hersteller allen ernstes wie angekündigt in Deutschland in großen Stil E-Autos bauen wollen sollten sie sich unabhängig machen. Ich habe jedoch den Verdacht, dass hier nur Alibi-E-Autos zur Aufrechterhaltung der vermeintlichen Sauberkeit von zu schmutzigen Verbrennern ab 2025 gebaut werden könnten. Dann ist ihnen vermutlich die Abhängigkeit egal. Und somit der mögliche Verlust von Arbeitsplätzen auch.
Peter W meint
Die deutschen Autobauer denken global. In De wird der Verbrenner gebaut so lange es geht. Hier stehen die Motorenfabriken, und wenn wir die Stinker nicht mehr wollen gehen die Arbeitsplätze den Bach runter. Selber schuld!
In China wird das E-Auto gebaut, weil die Akkus billiger sind und sie ohnehin dort bauen müssen. Warum also so viel Geld hier investieren, wenn man auch in China produzieren kann. Volvo macht es ja auch so, und verkauft chinesische Autos für viel Kohle in Europa. Das scheint niemanden zu stören. Sofern der Markenname bleibt merkt das anscheinend keiner.
Rainer Zufall meint
Oder vielleicht weil nicht die ganze Welt und auch nicht jeder Kunde in den e-Fahrzeugfähigen Märkten E-Fahrzeuge fahren wird innerhalb der nächsten 5 Jahren. Nicht mal 10.
Miro meint
Seit wann ist es der Job eines Betriebsrats der, dem Management zu erzählen worauf sie am Markt usw. achten sollen.
ulli0501 meint
Hallo Miro,
wenn wir mal davon absehen, dass ein Betriebsrat gerne in der Öffentlichkeit steht oder Geltungsbedürfnis hat ist eine der unzählichen Aufgaben des Betriebsrat:
• Er beantragt (bzw. schlägt vor) beim Arbeitgeber Maßnahmen, die dem Betrieb und der Belegschaft dienen
Wenn Herr Schoch der Meinung ist die Kerntechnologie nicht zuzukaufen, sondern selber herzustellen sichert das Know How und Arbeitsplätze. Das ist durchaus im Sinne des Betriebsrates um Arbeitsplätze zu erhalten innerhalb der Firma.
Aus meiner Sicht ein sinnvoller Beitrag und zeigt, dass bei den Konzernen auch andere Strömungen sind, die nicht Boni und Renditegetrieben sind.
Ganz nebenbei ist meine Meinung wenn wir bei den aktuellen Verbrennermotoren alle aus China zukaufen müssten, weil uns die Technologie fehlt könnten die Chinesen den Preis so in die Höhe treiben, dass wir die Autos nicht zu den aktuellen guten Renditen anbieten könnten. Ähnliche Befürchtungen gibts ja für Batteriezellen.
atamani meint
Es gibt ja auch noch andere große Batteriehersteller, außer in China…
Panasonic, Samsung, LG Chem…
Und da die Energiekosten in Dtld. z.B die höchsten der Welt sind, müssen die anderen Produktionsfaktoren extrem günstig sein…z.B die Löhne?
Ob da der Herr Betriebsrat mitmacht?
alupo meint
In 2017 sind sogar die Stromherstellkosten aus großen Photovoltaikanlagen unter 4 cts pro kWh gefallen und haben damit mit dem bisherigen grünen Kostenführer Windradstrom gleichgezogen.
Wenn es einer der hiesigen Investoren ernst meinen würde könnte sicher ein Standort gefunden werden, der die Eigenversorgung von Strom zu diesen Konditionen sicherstellt.
Und das ist gar nicht neu. Die Gigafactory ist so geplant und im Februar 2018 begann die Montage der ersten PV Module (aktuell beziehen sie grünen Strom, sehr viel grüner als der deutsche Strommix).
Wir in Deutschland müssten daher nichts neu erfinden, einfaches kopieren würde schon reichen. Aber ich befürchte, dass nicht einmal das klappt :-(.
atamani meint
@alupo
Märchenstunde am Vormittag…
„In 2017 sind sogar die Stromherstellkosten aus großen Photovoltaikanlagen unter 4 cts pro kWh gefallen und haben damit mit dem bisherigen grünen Kostenführer Windradstrom gleichgezogen.“
Da fragt man sich natürlich, wieso es immer noch einen ZWANG gibt diesen Strom abzunehmen, wieso es eine Einspeisevergütung gibt, wieso die Netzkosten immer noch die Allgemeinheit zahlen muss, wieso diese Energieform weiter subventioniert werden muss…
„Wenn es einer der hiesigen Investoren ernst meinen würde könnte sicher ein Standort gefunden werden, der die Eigenversorgung von Strom zu diesen Konditionen sicherstellt.“
Ach ja, Nachts, im Winter, steht die Anlage dann still weil es keinen Strom gibt…gute Investition…
„Die Gigafactory ist so geplant und im Februar 2018 begann die Montage der ersten PV Module (aktuell beziehen sie grünen Strom, sehr viel grüner als der deutsche Strommix).“
Liefern Sie Zahlen wieviel die Gigafactory Strom selbst herstellt, und wo Sie den angeblichen Öko-Strom(PV und Wind?) herbekommt. Ansonsten tu ich das mal als Musk Märchen und Propaganda ab…
atamani meint
@alupo
Ich wusste das nix kommt…