Ab Januar 2019 gelten in Deutschland steuerliche Vergünstigungen für Dienstwagen mit Elektro- oder Plug-in-Hybridantrieb. Die Fördermaßnahme soll den hierzulande noch schleppenden Absatz von Strom-Autos ankurbeln und einen Gebrauchtwagenmarkt schaffen. Deutsche Hersteller profitieren von der Maßnahme bis auf weiteres nur bedingt.
Viele einheimische Hersteller haben ihre E-Mobilitäts-Strategie stark auf SUV ausgerichtet, da sich hier leichter große Batterien verbauen lassen – etwa Audi oder Mercedes-Benz. Die meisten Unternehmen lassen schwere SUV wegen deren hohen CO2-Ausstoßes aber nicht als Dienstwagen zu. Auch die Einflottung teilelektrischer Hybrid-SUV erlauben die Fuhrparkvorschriften vieler Firmen derzeit nicht. „Das heißt, Nachfrage und Angebot passen in Deutschland noch nicht zueinander“ sagt Felix Kuhnert von der Unternehmensberatung PwC.
Ein Arbeitnehmer, der seinen Firmenwagen privat nutzt, musste bisher monatlich ein Prozent des Listenpreises als geldwerten Vorteil versteuern. Damit Firmen und Behörden in ihren Fuhrparks verstärkt auf Autos mit Elektro- oder Plug-in-Hybrid-Antrieb setzen, gilt demnächst nur noch der halbe Listenpreis. Der entsprechende Gesetzentwurf wurde diesen Monat beschlossen.
„Es ist paradox: Jetzt passiert genau das, was alle immer wollten, aber keiner hat sich darauf vorbereitet. Die Dienstwagenvorschriften in vielen Unternehmen und Leasinggesellschaften müssen jetzt schnell geändert werden“, so Kuhnert. Deutsche Hersteller wollen in den kommenden Jahren auch das Limousinen-, Kompakt- und Kleinwagen-Segment mit alltagstauglichen Elektroautos bedienen – doch die neuen Modelle lassen auf sich warten. Davon profitieren ausländische Anbieter.
„Wenn jemand bei Tesla die deutschen Medien verfolgt und die Pläne der deutschen Bundesregierung zur Kenntnis genommen hat, müsste bereits den Auftrag ergangen sein, die Produktionskapazität in den Niederlanden zu erhöhen, oder Maschinen zu installieren, um das Model 3 auch dort zu produzieren. Die Marke ist am Markt bereits platziert, es gibt eine bestehende Werkstattinfrastruktur und Schnellladesäulen“, erklärt PwC-Analyst Christoph Stürmer.
Markt von bis zu einer Million Fahrzeugen
Dienstwagenflotten machen laut PwC derzeit etwa 20 bis 30 Prozent des Neuwagenmarktes aus, was rund einer Million Fahrzeugen pro Jahr entspricht. Nach dem Erstbesitz werden viele Firmenwagen schnell an den Gebrauchtwagenmarkt abgegeben, wodurch das Angebot gebrauchter E-Autos wächst. „Gerade der Markt für Firmenwagen ist für die Durchsetzung neuer Technologien und Standards besonders relevant, da er als ’schnelldrehend‘ gilt und Fahrzeuge dort durchschnittlich nicht sieben, sondern nur zwei bis drei Jahre lang gefahren werden. Außerdem ist er aufgrund des derzeit hohen Investitionsvermögens deutscher Unternehmen besonders kaufkräftig – und privat genutzte Dienstwagen sind gerade in Deutschland ein beliebtes Incentive.“
PwC unterstreicht: „Die Zukunft der deutschen Automobilindustrie beginnt am 1. Januar 2019.“ BMW, Daimler, VW & Co müssten „sich jetzt in Stellung bringen und positionieren, um ihre dominante Stellung im Dienstwagenmarkt zu behaupten“.
TN meint
Ein Schwachsinns-Gesetz das wahrscheinlich zur 98% Anschaffung von Hybrid-Fahrzeugen führt, dabei will man doch (reine) Elektromobilität fördern.
Die Politik rafft es einfach nicht.
Gyver meint
Ein Schritt nach vorne, ist besser als ein Schritt zurück.
Die deutschen Hersteller sind gefordert. Unter Druck endstehen ja Diamanten. Ich hoffe die deutschen Hersteller werden den „neuen“ elektrischen Markt sättigen können.
Den Staat wird es freuen, da die Steuern und Abgaben auf Energie beim Strom höher sind als beim Öl.
Weiter so .!!!
Peter W meint
@Mini-Fan
In den Fzg-Papieren eines Modell S stehen meines Wissens nach 79 kW. Dass ein E-Motor für wenige Sekunden das 5-fache leisten kann ist technisch machbar, aber für Autobahnrennen mit 250 oder noch mehr ist er glücklicherweise nicht geeignet. Es wäre schön, wenn das in Zukunft so bleiben würde, Porsche hat da leider andere Ziele.
eCar-Fan & TESLA-Fahrer meint
„Wenn jemand bei Tesla die deutschen Medien verfolgt und die Pläne der deutschen Bundesregierung zur Kenntnis genommen hat, müsste bereits den Auftrag ergangen sein, die Produktionskapazität in den Niederlanden zu erhöhen, oder Maschinen zu installieren, um das Model 3 auch dort zu produzieren. Die Marke ist am Markt bereits platziert, es gibt eine bestehende Werkstattinfrastruktur und Schnellladesäulen”, erklärt PwC-Analyst Christoph Stürmer.
Markt von bis zu einer Million Fahrzeugen….
Gefällt mir ;) TESLA sollte schon morgen beginnen, evtl noch eine weitere Schnellbauhalle (von den Medien gern „Zelt“ genannt) in Fremont aufbauen und mit einer weiteren Linie ausstatten. Geht vermutlich schneller als in Holland oder gar eine neue Gigafactory in D (?).
Das erhöht dann denn Druck auf unsere deutschen Hersteller noch ein klein wenig, endlich in die Puschen zu kommen und bezahlbare Mittelklassefahrzeuge mit vernünftiger Reichweite schnellstmöglich in ausreichenden Stückzahlen für die EU zu produzieren.
stefan meint
Meines Wissens hat man in Österreich schon 2016 die Versteuerung (Sachbezug) für E-Fahrzeuge von 1,5% auf 0% gesenkt und um den Verlust bei den Steuereinnahmen auszugleichen, für Verbrenner von 1,5% auf 2% erhöht. Ich finde leider keine konkreten Angaben dazu, aber das Prinzip läuft auf eine entschiedene Förderung der E-Mobilität hinaus.
In Deutschland werden die E-Bremser und „Schummler“ immer noch nach allen Regeln der politischen Zunft geschützt, gepäppelt und subventioniert.
H2O3 meint
Weiß jemand ob diese Vergünstigung ab Januar 2019 auch für bereits gekaufte E-Autos gilt – oder nur für Diejenigen, welche ab Januar 2019 gekauft werden? Kann ich mir aber eigentlich nicht vorstellen.
Frank meint
Laut Gesetzestext nur Fahrzeuge, die ab 1. Januar 2019 gekauft oder geleast wurden.
Daniel S meint
„Die Dienstwagenvorschriften in vielen Unternehmen und Leasinggesellschaften müssen jetzt schnell geändert werden”
Sicher nicht! Sollen jetzt etwa auch SUV zu Dienstwagen werden? Besser wäre es, auf der Angebotsseite schnell zu reagieren.
Thomas R. meint
Dienstwagen sind nur 20-30% der Neuwagen? Hätte ich jetzt deutlich höher geschätzt. Mit Dienstwagen meine ich Firmenwagen. Ist wohl dasselbe oder?
El Commandante meint
Über alle Auto-Modelle hinweg werden es die 20 bis 30% sein… bei den typischen „Vertreter“-Autos (Passat, A4, A6, 3er, 5er etc.) liegen wir bei ca. 80% Dienstwagenanteil bei den Neuwagen…
Und Dienst- oder Firmenauto ist oft eine Sache der Definition… Dienstwagen sind meist Autos, die einen dienstlichen (sinnvollen) Zweck haben und auch privat genutzt werden dürfen… Firmenwagen hingegen sind oft einfach ein Gehaltsbestandteil (Bonus) und nicht zwingend an eine dienstliche Nutzung gebunden…
Fritz! meint
Und viele Firmenwagen (Lieferwagen und ähnliches) werden auch nicht privat genutzt, da hat diese Gesetzesänderung auch keinen Vorteil.
Peter W meint
Man will ja nicht den Unternehmen helfen, die eine Flotte mit Servicefahrzeugen nutzt, und teilweise dringend auf Ersatz angewiesen sind, wenn Fahrverbote ausgeweitet werden. Die Regierung will den Automobilherstellern helfen, damit sie ihre teuren 300 PS Hybride an den Mann bringen können. Was Anderes haben sie ja nicht.
Mini-Fan meint
@Peter W
„teure 300 PE-Hybride an den Mann bringen können“
– und Tesla seine 400 bis 600 PS starken E-Autos
Fritz! meint
Aber, ganz wichtig, Tesla hat eben keinen giftigen und lärmenden Verbrenner mit an Bord. Das Auto ist somit immer sauber.
Stoner meint
Lieferwagen haben meist eine LKW Zulassung und sind deshalb von der 1-Prozent Regel nicht betroffen.