Berlin will seine Busflotte in den kommenden Jahren komplett elektrifizieren. Die verantwortlichen Politiker haben wiederholt bemängelt, dass die deutsche Industrie für das Vorhaben derzeit kein zufriedenstellendes Fahrzeugangebot hat. Verkehrssenatorin Regine Günther und die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) Sigrid Nikutta halten das ehrgeizige Projekt trotzdem für realisierbar.
Von den insgesamt etwa 1500 Bussen der BVG fahren derzeit nur fünf rein elektrisch. Ab März 2019 sollen weitere E-Busse in Betrieb gehen, kündigte Nikutta diesen Monat. Ab 2020 sollen keine Busse mit Schadstoffemissionen mehr eingeflottet werden. Bis 2030 soll schließlich der gesamte Busfuhrpark der landeseigenen Verkehrsbetriebe ausschließlich mit Strom fahren.
Die BVG hat im Sommer 30 Elektrobusse bestellt, je 15 Fahrzeuge liefern die Daimler-Tochter EvoBus und das polnische Unternehmen Solaris. „Auch bei den Herstellern sind E-Busse noch Exoten. Wir hoffen sehr, dass sie ihre Lieferzusagen auch einhalten“, sagte Nikutta der Berliner Morgenpost.
Die BVG investiert knapp 18 Millionen Euro in die ersten 30 Elektrofahrzeuge und die erforderliche Ladeinfrastruktur. Herkömmlich angetriebene Busse sind um bis zu drei Viertel günstiger. Statt bis zu 500 Kilometer schaffen die neuen E-Busse bislang zudem nur um die 150 Kilometer am Stück – anschließend müssen sie für sechs bis acht Stunden an die Steckdose. Zum Einsatz kommen die jeweils zwölf Meter langen Stromer mit Platz für 70 Fahrgäste daher zunächst nur auf kleineren Nebenstrecken.
Die BVG-Vorstandschefin hält die Komplettelektrifizierung der Busflotte für eine „große Aufgabe“, die aber „lösbar sein wird“. Davon hat sie sich kürzlich bei einer Reise nach China überzeugt – in der Metropole Shenzen etwa fahren bereits alle 17.000 Busse mit Elektroantrieb.
Uwe meint
„Große“ Ziele in noch „größerem“ Zeitfenster.
Bis dahin ist hoffentlich ein anderer in der Verantwortung und muss umsetzen, was propagiert wurde.
Konkrete Maßnahmen plant man im Haushaltsplanungs-Zeitfenster (5 Jahres-Fristen). Aber dazu fehlt dann wieder nahezu alles:
Mut, Mittel, politische Rückendeckung.
one.second meint
Ich kann es kaum noch erwarten! Allerdings sollte die BVG kein Geld an europäische Bushersteller verschwenden, wenn sie die Elektrobusse viel billiger und besser auch bei BYD kaufen kann!
Wenn die großen europäischen Hersteller nicht wollen, dann haben sie halt einfach Pech gehabt!
BR meint
Warum müssen es denn unbedingt „deutsche“ Busse sein?
Sonst wird stets darauf verwiesen, wie wichtig es für die deutsche Industrie ist, daß es keine Importbeschränkungen anderer Länder gibt und wie abhängig Deutschland vom globalen Handel ist. Aber selbst keine „ausländischen“ Busse kaufen wollen. Wie unfair ist das denn?
Rainer Zufall meint
1) Jeder Politiker der sich nicht um die Arbeitsplätze seiner Wähler kümmert, ist seines Amtes nicht würdig.
2) Geht in Deutschland jetzt die Welt unter wenn wir noch 2 oder 3 oder 5 Jahre länger brauchen bis wir Elektrobusse haben?
3) Hängt das Wohl der Luft einer deutschen Stadt überhaupt an den Bussen, abgesehen davon dass jeder Bus weniger natürlich eine rechnerische Entlastung darstellen kann?! Rechnerisch kann halt wirklich klein sein…
Ich empfehle mal Europa zu verlassen bevor man sich über die Lebensumstände in unserem Land beschwert…bzw. Europa muss man dafür nicht mal verlassen.
Wollt ihr das alles wirklich weil ihr denkt die Umwelt macht jetzt Freudensprünge wegen ein paar Busse in Deutschland oder geht es mehr ums Fremdschämen, dass Deutschland technologisch angeblich hinterher ist?!
alupo meint
Ich sehe das eher so:
„Ein Politiker, der die Gesundheit seiner Bevölkerung nicht wertschätzt, ist seines Amtes nicht würdig.“
Und jeder stinkende Stadbus der durch einen Elektrobus ersetzt wird, ist besser für die Gesundheit aller Anwohner an der Busstrecke. Auch im Hinblick des Lärms für die Anwohner ist ein eBus unschlagbar, nur Fahrrad und Fußgänger sind besser.
Und je früher das passiert, umso besser ist es, ge- und verschlafen wurde schon mehr als nur genug.
Wobei ich persönlich der Meinung bin, dass dieses Hinterherkriechen wie es in Deutschland passiert, für ein Technologieland mehr als nur peinlich ist.
Aber wenn die deutschen Hersteller nicht in die Pötte kommen, vielleicht schaffen es die Polen (Solaris)? Die Welt geht daran nicht unter und die deutschen Zulieferer sind, wenn sie nicht auch gepennt haben, weiterhin im Spiel.
Es würde dann nur eine, zwar große, Veredelungsstufe am Ende wegfallen. Die Gewinnung einer zusätzlichen, vorgelagerten Veredelungsstufe, der Zellenherstellung, hat man ja nicht haben wollen. Trotz des hier ansässigen größten Chemieunternehmens der Welt, der größten KFZ-Zulieferer der Welt sowie der größten Autohersteller der Welt. Zumindest in der Gegenwart.
Daniel S meint
„Ab 2020 sollen keine Busse mit Schadstoffemissionen mehr eingeflottet werden.“
Sehr gut. Immerhin. Früher wäre besser. Ein Beispiel dem andere Städte bitte schnell folgen sollten.
agdejager meint
1+
BB meint
„ – in der Metropole Shenzen etwa fahren bereits alle 17.000 Busse mit Elektroantrieb.“
Wenn das wirklich stimmt haben hier in Europa die Automobilfirmen wirklich den Wandel verschlafen.
Oder wir werden alle von denen total verarscht….
volsor meint
@BB hier zwei Videos zum Thema e-Busse in Shenzen. Sie gibt es wirklich.
https://www.youtube.com/watch?v=k1fcZugBEyU ab ca. Minute 3.10
https://www.youtube.com/watch?v=TvnxAS3IsL8 so sehen ca.17000 e-Busse aus.
Es gibt irgendwo noch ein Video wo die Leitstelle gezeigt wird. Da wird auch gezeigt wie schnell man dort auf mehr bedarf reagiert. Alle Linien in echt Zeit.
MiguelS NL meint
In 2016 wurden von zwei Firmen 115.000 Stück verkauft in China, wenn ich mich richtig herinnere.
Was hätte man erreichen können, wenn alle Firmen sich für e-Busse eingesätzt hätten.
Ducktales meint
wir werden vera….
weil Kundeorientierung für technologiezentrierte Ingenieure nicht so wirklich wichtig zu sein scheint, sondern nur die eigenen Idee und Umsetzung zählt. Wenn die dann einen Bedarf weckt, wird verkauft, egal ob es bedarfsgerecht ist oder nicht. Das macht dann das Marketing (siehe den wirklich guten Spot zum e-tron oder die gute VW Werbung, die zum Kaufen verführt).
Wie es uns, den Kindern und unserer Gesundheit geht ist denen egal, kurzfristige Eigeninteressen (Gehalt, Boni, usw.) stehen immer über allem….
Und wenn dann doch mal ein GAU vorkommt… sitzen sie es aus…
Dennoch: wir stimmen mit unserer Kaufentscheidung ab.
Jeder für sich. Und das kann in Summe Wirkung zeigen (gute: siehe u.a. Downgrade Dieselverkäufe wie schlechte: mehr Benzinverbrenner mangels BEV-Angebot). Im B2B Bereich haben es Großabnehmer wie die BVG in der Hand abzustimmen, und offenbar machen sie das jetzt… endlich
Düsentrieb meint
Die Ingenieure können dafür gar nichts. Das wird von Managern in weit höherer Position entschieden, i.d.R. mit den Geschäftsführern und Vorständen.
150kW meint
„Wenn das wirklich stimmt haben hier in Europa die Automobilfirmen wirklich den Wandel verschlafen.
Oder wir werden alle von denen total verarscht….“
In China gab es Milliarden an Subventionen. Da hat kein Hersteller aus Liebe zur Umwelt oder der Technologie E-Busse gebaut.