Der Chef des Gesamtbetriebsrats von BMW, Manfred Schoch, hat die deutschen Automanager in einem Interview für ihr Zögern bei der Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos kritisiert. Er bemängelte, dass das langsame Vorgehen bei der E-Mobilität deutsche Arbeitsplätze bedrohe.
Verbände und Automobil-Mitarbeiter fürchten, dass Elektroautos aufgrund ihrer simpleren Bauweise zahlreiche Jobs überflüssig machen. „Bei uns schafft die Technik Arbeitsplätze“, unterstrich Schoch im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. Im BMW-Werk Dingolfing etwa würden 1800 Stellen in der Elektroauto-Produktion entstehen. Beim Zulieferer Bosch dagegen, der sich gegen ein größeres Engagement bei Batterien entschlossen hat, baue man nun 25.000 Arbeitsplätze ab. Auch VW drohe, im Rahmen des Wandels hin zur Elektromobilität viele Stellen zu kürzen.
BMW entwickelt und fertigt seine Elektroauto-Batterien selbst, die im Kern eingesetzten Zellen stammen von asiatischen Zulieferern – unter anderem von CATL. Letztere bauen in Erfurt gerade eine Zellfabrik, deren erster Großkunde BMW ist. Dass ein solches Projekt nicht von einheimischen Unternehmen gestemmt wird, liegt laut Schoch am mangelnden Unternehmergeist der Führungskräfte von VW, Daimler und auch BMW. „Die chinesischen Manager sind offenbar besser als die deutschen Manager. Wer so zögerlich ist, ist kein Unternehmer, er ist Unterlasser“, sagte er.
Mit dem Aufbau einer Großserienproduktion von Batteriezellen sei zwar ein hohes Risiko verbunden, „aber wer ein Unternehmer sein will, muss auch mutig sein“, so Schoch. Die deutschen Autohersteller hätten bekräftigt, zur Erfüllung der im nächsten Jahrzehnt geltenden CO2-Gesetze im großen Stil Elektroautos bauen zu wollen. „Aber wo sollen bitteschön die Batterien herkommen? Man braucht dafür acht große Batteriezellwerke in Europa.“
Schoch „kämpfe für die Zellfertigung in Deutschland und Europa“ – ohne drohe der hiesigen Industrie ein Verlust der wichtigsten Kompetenzen und Wertschöpfung. BMW investiere zwar immerhin 200 Millionen Euro in die Batteriezellenforschung, das reiche aber nicht. Die von der Bundesregierung angestrebte, mit Fördergeldern beworbene deutsch-europäische Zellfertigung unterstütze Schoch. Er machte sich dafür stark, auch die Mittel, die in die Nachrüstung von umweltbelastenden Pkw gesteckt werden sollen, für eine Akkufertigung einzusetzen.
„Nicht alte Diesel nachrüsten, damit diese weiter ‚dieseln‘, sondern alte Fahrzeuge durch Elektroautos ersetzen“, forderte der BMW-Betriebsrat. Dass sich viele in der Autobranche weiter gegen Stromer wehren, ist Schoch zufolge auch eine Altersfrage. Die junge Generation habe „verstanden, dass die Elektromobilität die Zukunft ist“. Dies liege nicht zuletzt daran, dass man sich für Elektroautos aufgrund deren sportlichen, leisen und umweltfreundlichen Fahrweise leicht begeistern könne. Schoch ist überzeugt: „Der umweltfreundlichen Automobilindustrie gehört die Zukunft.“
JuergenII meint
Ja, der Schoch ist schon ein Spezi! Nach Krüger der nächste Sargnagel im BMW Refugium.
Krüger hat erst mal alle Aktivitäten bei BMW i gestoppt. Was zur Folge hatte, dass das wichtigste menschliche Know-how BMW verlassen hat. Dann kam der Betriebsrat und hat verhindert, dass BMW I eine eigenständige Firma wird, die die Recourcen von BMW nutzen kann. Jetzt kommt der Schoch daher, der selber angedeutet hat, dass er die Markteinführung des i4 und des iNext verzögert hat, mit der Begründung, dass die Fahrzeuge in dt. Fabriken gebaut werden sollen und jammert uns was vor wegen Zellfertigung. All das hat dafür gesorgt, das BMW vom dt. E-Pionier ins hintere Drittel der möchtegern E-Produzenten zurückgefallen ist. Da nützen auch ihre Hybridmodelle nichts. Man hat beim BEV schlichtweg versagt. Und das obwohl man einen enormen Vorsprung hatte. Man google mal nach golem „BMW-Betriebsrat soll Start von Elektroautos verzögert haben“.
Sicher wurde BMW für diese Vorgehensweise von Stuttgart und Ingolstadt auf die Schultern geklopft. Nur der Diess scheint das nicht verinnerlicht zu haben und stieß bei VW die Entwicklung einer eigenständigen E-Plattform an. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Nur Schoch muss uns erklären, warum BMW in China die E-Modelle auf den Markt bringt (eher muss). Dort produziert man für einen Bruchteil die Fahrzeuge, als in den dt. Standorten. Ein gewinnorientiertes Unternehmen wäre doch ziemlich bescheuert wenn es die Produktionsstätten in China nicht nutzt um höhere Gewinne im Rest der Welt abzusahnen.
Schoch sollte auch mal in die Personalabteilung gehen und sich die Mitarbeiterzahlen ansehen, die heute noch in der fossilen Motorentwicklung und Produktion arbeiten. Die kann er zu 90% abschreiben. E-Motoren werden fast vollautomatisch produziert und wie hier schon geschrieben ist der Personalbedarf bei der Zell- und Modulherstellung mehr als überschaubar.
Mir ist schon klar, dass fossile Hersteller mit dem BEV Probleme haben, weil sie fürchten müssen mit attraktiven E-Fahrzeugen ihre Cashcows zu kannibalisieren, aber BMW hat i und mit dem i einen BEV, der nun absolut nicht ins Portfolio der BMW Käufer passt. Man stelle sich vor man hätte ähnliche größere Modelle wie geplant bereits letztes Jahr auf den Markt gebracht (Stichwort i5). Egal wo BMW die gebaut hätte, es wären mindesten wieder 80% Neukunden dazugekommen.
Jürgen Baumann meint
Da hilft nur die Höchststrafe. Ich gebe meinen i3 nach 3 Jahren im Sommer 2019 ab und freue mich auf was Gutes von Hyundai.
Swissli meint
1. Die Zellfertigung schafft relativ wenige neue Stellen, weil hochautomatisiert
2. In Europa entstehen oder sind schon einige Zellfabriken in Planung. Natürlich nicht alle in Deutschland wie vom Betriebsrat (Stichwort Arbeitsplätze) gewünscht.
3. Das Zellgeschäft war bisher alles andere als eine Goldgrube für die Zellhersteller (hohe Investitionen, mikrigen cashflow reinvestiert)
Bzgl. Arbeitsplätzen verstehe ich den Betriebsrat. Unternehmerisch ist heute eine eigene Zellproduktion wohl eine falsche Entscheidung. Nebst ja/nein eigene Zellproduktion gäbe es auch noch Lösungen wie enge Kooperation (auch finanzielle) zwischen Auto- und Zellhersteller wie Tesla/Panasonic. Oder Zellproduktion in Lizenz: Technologie vom Zellhersteller, Betrieb (Arbeitsplätze) und Finanzierung durch Autohersteller. So könnte der Autohersteller selber über die Zellproduktionskapazitäten verfügen und zeitnah planen.
alupo meint
Wenn man sich das Wachstum der Zellproduktion in GWh pro Jahr ansieht, kann mir niemand erzählen, dass diese Anlagen Verluste einfahren. M.W. soll Panasonic in der Gigafactory mit ihrer weltweit größten Zellproduktion durchaus Gewinne einfahren. Das halte ich für sehr plausibel.
Verluste, zumindest demnächst , unterstelle ich im schrumpfenden Dieselmarkt. Es ist betriebswirtschaftlich üblich, dass schrumpfende Markte unter einem Mengen- und einem Margenproblem leiden. Das konnte man an Nokia und Kodak sehr gut sehen, niemand wollte die klassischen Handys oder Analogfilme mehr kaufen.
150kW meint
„M.W. soll Panasonic in der Gigafactory mit ihrer weltweit größten Zellproduktion durchaus Gewinne einfahren.“
Nein, tun sie nicht.
„Das Energiegeschäft von Panasonic – vor allem Batterien verschiedenster Arten – verzeichnete im Zeitraum April bis Juni einen Betriebsverlust von 8,4 Milliarden Yen „
Satcadir meint
Ich würde mich freuen, wenn mein BHKW Gasmotor (Senertec Dachs) mit 19% elektrischen Wirkungsgrad durch einen Motor mit 40% Wirkungsgrad ersetzt werden könnte. Und nein, ich halte aus guten Gründen nichts von Brennstoffzellen.
Das wäre mal ein Geschäftsmodell für die bedrohte Motorenindustrie. Allerdings auch der Todesstoss für die Stromversorger und Netzbetreiber …
McGybrush meint
Kann den Quandt‘s mal einer ein Tesla Model 3 geben? Immerhin ist das ein Familienunternehmen. Die sind egtl immer sehr Zukunftsorientiert.
Conny meint
Wer sagt den, dass die sich nicht schon längst ein oder sogar mehrere Model 3 angesehen und vllt. sogar zerlegt haben?
Ist das Model 3 wirklich so unverschämt gut, dass man (BMW) es nicht vielleicht sogar besser machen könnte?
OK, das was BMW an Designideen für seine geplanten i-Modelle jüngst vorgelegt hat, sieht nicht unbedingt schön aus. Wobei der i-Next (i4?) auf der letzten IAA war für mich schöner als Tesla. Aber was soll’s, über Geschmack kann man halt streiten.
Jedenfalls ist das Model 3 bei mir durchgefallen. Stichwort Regen etc.
Harry meint
Ja, ist es:
https://youtu.be/aVnRQRdePp4
Sandy Munro’s Tesla Deep Dive – Autoline After Hours 447
Was ist mit Regen beim Tesla Model 3?
senrim meint
Kurzgesagt: M3 kann man sofort bestellen i-Next leider nicht!!!
Ich bin mir sicher dass BMW viel bessere Elektrosutos bsuen könnte aber es nicht tut da die Struktuten im Unternehmen veraltet sind und neuen Anforderugen mit alten Lösunge begegnen wollen.
Wenn es z.B. um Softwarekompetenz geht hat BMW keine sondern die Zulieferer und die wrden mehr als beschränkt.
lenzano meint
Mir stellt sich die Frage woher die 25000 Jobstreichungen bei Bosch kommen sollen.
Spiegel Online vom 7.1.2019 „…Laut „Automobilwoche“ fürchten Arbeitnehmervertreter auch im laufenden Jahr weitere Stellenstreichungen. Dazu wollte Bosch keine Prognose abgeben. Bei dem Zulieferer hängen weltweit rund 50.000 Arbeitsplätze am Diesel, davon rund 15.000 in Deutschland. Bosch verhandle derzeit mit den Arbeitnehmern über Ersatztechnologien, heißt es in dem Bericht weiter. Es sei aber noch unklar, ob die Jobverluste dadurch ausgeglichen werden könnten. …“
Swissli meint
Die 25’000 sind wohl weltweit und langfristig gemeint? Eine Reduktion des Diesel Anteils innerhalb von 10 Jahren um die Hälfte ist vielleicht nicht so unrealistisch?
2018 wurden bei Bosch wegen weniger Diesel 600 Arbeitsplätze abgebaut. Wenn dereinst in Europa die Hälfte aller Neuwagen E-Antrieb haben, wie jetzt schon in Norwegen, und der Rest Benziner oder Hybride sind, ist Diesel dann ganz weg. Sicher kann Bosch auch einen Teil der Arbeitnehmer zum E-Antrieb/-Komponenten mitnehmen, aber netto wirds wohl doch einschneidenden Arbeitsplatzabbau geben.
Leotronik meint
So ist es. Der hat ja so Recht.
Tobias Rupp meint
Endlich jemand der es verstanden hat. Der Betriebsratschef von VW (Osterloh) klingt da ganz anders. Angeblich kostet die E-Mobilität Arbeitsplätze. Ich bin der Meinung, dass das sogar sein könnte. Ich will das gar nicht abstreiten. Aber ich bin auch der Meinung, dass es noch viel mehr Arbeitsplätze kosten wird, wenn man weiter den Kopf in den Sand steckt und eben nicht konsequent auf Elektro setzt.
Ich befürchte nur, dass der Herr Schoch jetzt quasi übelst zurechtgewiesen wird. Ich meine: „Was erlaubt der sich? Wir sollen Unterlasser sein? Glaubt der allen Ernstes er würde das besser können? Frechheit!“. So oder so ähnlich stelle ich mir die Reaktion in der Führungsetage bei BMW vor.
Vielen Dank Herr Schoch. Sprechen sie bitte weiter so deutlich mit ihren Chefs. Die scheinen wirklich alle blind zu sein. Oder ignorant…. Oder arrogant…. Man weiß es nicht…..
Leotronik meint
Die Vorstände sind einfach zu alt. Total unfähig umzudenken.
Jörg2 meint
Die Vorstände sind halt keine Unternehmer, sondern Angestellte.
(Wenn „Unternehmer“ dann halt nur in eigener Sache: Position, Budget, Boni, Altersvorsorge …)
Max meint
@Jörg2 – volle Zustimmung, so siehts aus.
Man könnte das noch erweitern mit….
Folgende Punkte werden nachrangig behandelt falls sie mit den oben genannten egoistischen Interessen kollidieren: Erhalt von Arbeitsplätzen, insbesondere einheimische Arbeitsplätze, Erhalt einer inländischen Eigentümermehrheit, vernünftige und sorgfältige Langfristplanung, PR-Arbeit, die auf Schaffung von Glaubwürdigkeit ausgerichtet ist…………..und mehr
Für Herrn Schoch ein Lob, endlich redet mal einer vernünftig daher. Man ist regelrecht überrascht, soviel „vernünftige Ansicht“ zu hören, das ist total ungewohnt. Man hat aber das Gefühl, er ist einer von zehn. Ein kleiner Kritikpunkt noch, mit dem Alter muss das nicht zwangsweise zu tun haben, das sehe ich anders, eher mit welchen Prioritäten Hirn und Herz verdrahtet ist.
Ralf Schoch meint
Ich bin da voll bei meinem Namensvetter.
Der stellt sich wohl eher die Frage: „Wieviel kostet es Arbeitsplätze, wenn wir keine eigene Batteriefertigung haben.“
Und in diesem Zuge würde mich gerne mal interessieren, wie die Altersstruktur bei einem Laden wie VW ist. Wieviel Mitarbeiter würden den eh in den nächsten 10 Jahren in Rente gehen? Bei dem aktuellen Fachkräftemangel könnten sie das wahrscheinlich noch nicht einmal kompensieren.
Uwe meint
Da hat jemand den Osterloh aber mächtig missverstanden! Osterloh hat VW zur E-Mobilität gezwungen und eine eigene Batteriefertigung gefordert – sogar mit Generalstreik gedroht.
Im Interview hat er lediglich berechnet, dass die Vorteile der Fertigung durch Automation zusammen mit den eingesparten Teilen in der E-Antriebstechnologie Arbeitsplätze kosten wird. Es aber als unvermeidbar erkannt und dargestellt. Es geht ihm lediglich um den sozialverträglichen Abbau und ein politische Unterstützung durch planbare Vorgaben. Einschließlich der Abgasgrenzwerte!
Mehrere Redaktionen haben jedoch die Original-Aussagen in dramatisierendem Kontext mit Anti-E-Mobilitäts-Kampagnen gestellt – wohl weil sie ihre Anzeigenkunden – die Verbrenner-Vertriebsabteilungen bei Laune halten müssen.
Uwe meint
Aber der Wind dreht sich auch dort.
Selbst in der Wirtschaftswoche und dem Manager-Magazin wird zunehmend der verschlafene Wandel in der deutschen Automobil-Industrie gerügt.
Noch im Mai 2018 waren dort häufig E-Mobilitäts-feindliche Artikel zu finden und ein regelrechtes TESLA-Bashing verbreitet.
Doch bei Tesla gehen die Argumente aus und so langsam kommen die Anzeigen von e-TRON, i3, Zoe, Jaguar, Mini usw. sowie VW-Kampagnen zu i-Buzz, rein – da lohnt es sich ausgewogener zu schreiben.