Die Studie BWe mobil 2019 beleuchtet die Chancen und Risiken der Transformation des Automobilsektors für die Industrie in Baden-Württemberg. Rund 470.000 Beschäftigte in dem Bundesland sind demnach direkt oder indirekt vom Automobil abhängig – und damit von den Veränderungen durch die E-Mobilität und die zunehmende Digitalisierung der Produktion betroffen.
„Sowohl das Produkt Automobil als auch die gesamten Prozesse von Entwicklung, Produktion oder Vertrieb verändern sich. Es findet ein umfassender Technologie- und Strukturwandel statt, der durch einen harten internationalen Innovationswettbewerb angetrieben wird. Das automobile Wertschöpfungssystem verändert sich durch neue Konkurrenten und immer kürzere Innovations- und Marktzyklen. 2030 könnte bereits jeder zweite Neuwagen in Europa ein reines E-Fahrzeug sein“, fasst Franz Loogen von der Landesagentur für neue Mobilitätslösungen die analysierten Trends zusammen.
„Unsere strategische Industrie- und Förderpolitik muss klar auf Innovation ausgerichtet sein“, kommentierte Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut die Studienergebnisse. „Der Ausbau der wirtschaftsnahen Forschung als wichtiger Partner unseres Mittelstands, massive Investitionen in Batterieforschung, Startup-Förderung sowie in Weiterbildungs- und Qualifizierungskonzepte für die Beschäftigten sind essentiell.“
„Enorme Chancen“
Verkehrsminister Winfried Hermann forderte, dass Baden-Württemberg „zum Leitmarkt und Leitanbieter für eine nachhaltige Mobilität und damit zum Vorreiter für den Transformationsprozess zur klimafreundlichen Elektromobilität“ wird. Nicht die Transformation zur E-Mobilität gefährde die Branche, „sondern verpasste Gestaltungschancen bei deren aktiver Weiterentwicklung“. Die alternative Antriebsart biete „enorme Chancen aus ökologischer und ökonomischer Sicht“. Wenn jeder einen Beitrag leiste, „können wir den Transformationsprozess erfolgreich gestalten“, betonte Hermann.
Mit dem Markthochlauf der Elektromobilität prognostizieren die Studienautoren sinkende Kosten für neue Antriebstechnologien: „Während ein konventionelles Verbrennungsfahrzeug im Jahr 2015 noch einen Kostenvorteil von 10.000 Euro aufweist, ist es 2030 im progressiven Szenario 1.000 Euro teurer als ein batterieelektrisches Fahrzeug. Dies liegt an der steigenden Komplexität und den steigenden Kosten für Effizienztechnologien sowie gleichzeitig sinkenden Kosten für Batterien.“
Mit Blick auf die langsamen Umwälzungsprozesse im Fahrzeugbestand und zukünftige Klimaziele gilt es der Studie zufolge, möglichst frühzeitig einen höheren Elektrifizierungsgrad anzustreben. Dies setze sowohl hohe Marktanteile elektrischer Antriebe als auch deutliche Veränderungen der derzeitigen Mobilität voraus. „Es muss uns gelingen, den Verkehr nicht nur auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu verlagern, sondern eine Mobilitätswende zu schaffen, die Wege auch einspart und neue saubere und klimafreundliche Mobilität ermöglicht“, erklärte Hermann.
Wandel wirkt sich unterschiedlich stark aus
Mit der Transformation sind laut der Studie negative Beschäftigungseffekte im baden-württembergischen Automobilsektor verbunden, bezogen auf die gesamte Branche fielen diese jedoch moderat aus. Dies gelte allerdings nur, wenn man auch bei den alternativen Antriebstechnologien die weltweit führende Innovationsrolle behalte und bei den neuen Komponenten Marktanteile in ähnlicher Höhe wie heute gewinne.
Durch das Marktwachstum bei neuen Komponenten für die Elektromobilität und dem gleichzeitigen Rückgang konventioneller Komponenten identifiziert die Studie – je nach Szenario – für das Jahr 2030 Beschäftigungseffekte von +1,9 Prozent (8900 Beschäftigte) bis hin zu –6,6 Prozent (30.800 Beschäftigte). Die Auswirkungen sind sehr unterschiedlich verteilt, besonders betroffen könnten die direkt vom Antriebsstrang abhängigen Produktionswerke in Baden-Württemberg mit ihren 70.000 Beschäftigten sein.
„Die wirtschaftliche Stärke Baden-Württembergs stützt sich schon seit Jahren auf ein spezifisches Innovationscluster, das sich auf Innovationen im Umfeld der industriellen Produktion spezialisiert hat und dabei weltweit eine führende Position einnimmt“, so die Autoren der Studie – diese Strategie gelte es fortzuführen. Dafür müssten Produktionswissen und Produktinnovation auch bei den neuen Antriebsstrangkonzepten verknüpft und in Wertschöpfung und Beschäftigung umgesetzt werden.
Stefan Ripp meint
Egal was alle schreiben…
„Wir“-E-Mobilitätsbefürworter haben längst begriffen, dass es zukünftig nur so geht.
Viele in Politik und Industrie müssen sich diese innere Haltung erst Schritt für Schritt erarbeiten, sonst müssten sie ja zugeben, dass sie in den letzten Jahren geschlafen und falsch argumentiert haben.
Lassen wir ihnen die Zeit zum Gesinnungswechsel doch einfach.
Mike meint
Der Automobilsektor in BaWü kann so was von froh sein das sie einen Grünen Kretschmann als Landesvater haben.
Denn wie es sich für einen „anständigen“ konservativen Landesvater gehört passt dieser schon auf , das die Zukunft nicht zu schnell die Gewinne der Autoindustrie schrumpfen lässt, und außerdem auch noch Arbeitsplätze gefährdet, oder so ;)
Und auch wenn Stuttgart die höchsten Stickoxid Werte bundesweit hat, so fragt sich sicherlich auch ein grüner Landesvater Kretschmann was für sein Volk am besten ist .
Gesundheit oder Arbeit !
Obwohl, ich glaube er hat sich schon entschieden !
Karla01 meint
Stuttgart hat ja auch die höchste Lebenserwartung zusammen mit München.
Damit gibt es in Stuttgart wohl beides (zufällige parallel Erscheinungen werde ich im Gegensatz zu anderen jetzt nicht mit einem herbeigewünschtem kausalem Zusammenhang verknüpfen). Für das Volk wäre es das beste wenn diese irrsinnige selbstzerstörerische und im Ausland zu Recht als lächerlich empfundene Debatte enden oder zumindest endlich mal ideologiefrei(er) werden würde. Leute es wird echt Zeit dass ihr mal aus Deutschland raus geht, von mir aus zu Fuß wenns eurem Gewissen dient, aber was wir hier veranstalten wird weltweit nur mit Hohn verfolgt, kann man anders auch schon fast nicht mehr.
Ich hab mit noch keinem einzigen Menschen gesprochen, egal ob ich ihn zuvor kannte oder nicht, der diese Debatte, besser gesagt wie sie geführt wird, nicht für lächerlich hält. Außer irgendwelcher Gestalten aus der grünen Filterblase zum panischen Aufschrei „wir werden alle sterben“, habe ich noch keinen Menschen erlebt der nicht einfach mehr Verstand und Wissenschaft gefordert hat anstatt ideologisch getriebene Parteipolitik.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Wäre die Debatte nicht so geführt worden, wie sie geführt worden ist, würde der VDA-Club weiter an seiner alten Technik festhalten. Durch die Nachhaltigkeit der Änderungswilligen ist die Autoindustrie gezwungen worden, auf die sich ändernden Randbedingungen zu reagieren.
Wenn wir viel Glück haben, fleißig und konsequent sind, schaffen wir den Technologiewandel.
Deutschlands Wohlstand basiert in vielen Bereichen auf gute Ausbildung und Hochtechnologie. Es mag sein, dass manche den Prozeß, wie er bisher abgelaufen ist, als lächerlich empfinden, aber die Automobilindustrie und die Politik haben in der Vergangheit die Art der Kommunikation in die Ecke getrieben, wo sie sich heute befindet.
Aber es scheint sich ja jetzt Besserung durch Einsicht bemerkbar zu machen.
alupo meint
Die höchste Lebenserwartung im Stuttgarter Kessel? Vermutlich wenn man direkt am Pragsattel mit den allerschlimmsten Messwerten wohnt?
Das liegt dann wohl daran, dass die Leute zum Sterben aus dem Kessel mit der schlechten Luft weg in umliegende Lungenheilzentren transportiert werden und dann dort in der Statistik erfaßt werden ;-).
Das erste was man uns Studenten in der Statistikvorlesung gelehrt hatte war, dass man die kausalen Verbindungen zwischen zwei vermuteten Abhängigkeiten genauestens ergründen muss und nicht einfach nur Korrelationen vergleichen darf. Denn dabei gibt es gelegentlich durchaus merkwürdige Ergebnisse. Diese lassen sich aber meist aufklären, zumindest wenn man nicht an der Verbreitung von Fakenews interessiert ist, wie die 100 Lungenärzte mit ihrem senilen Führer in ihrer kürzlich veröffentlichten Umfrage.
Peter W meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Düsentrieb meint
“Während ein konventionelles Verbrennungsfahrzeug im Jahr 2015 noch einen Kostenvorteil von 10.000 Euro aufweist, ist es 2030 im progressiven Szenario 1.000 Euro teurer als ein batterieelektrisches Fahrzeug.“
Wenn man die laufenden Kosten mit einbezieht sind wir heute schon in 2030 der Daimler Welt…
“Unsere strategische Industrie- und Förderpolitik muss klar auf Innovation ausgerichtet sein”
In einigen Jahren das zu können was andere heute schon haben ist nicht innovativ, da müssen die schon richtig Strom geben…
Peter W meint
… Verkehrsminister Winfried Hermann forderte, dass Baden-Württemberg “zum Leitmarkt und Leitanbieter für eine nachhaltige Mobilität … wird …
Da ist im Ländle leider nicht viel zu erkennen. Stuttgart kauft weiterhin Diesel-Busse, anstatt die Stadtluft mit E-Bussen zu entlasten. Der Grund dafür liegt auf der Hand, Daimler kann und will nur vereinzelte Exemplare des E-Citaro liefern, und andere Lieferanten kommen in Stuttgart nicht in Frage. Daimler will im PKW-Bereich nicht umdenken, und so fahren eben alle braven Regierungsmitglieder weiterhin Diesel und der Chef einen Wasserstoff-Mercedes mit innovativer Zukunftstechnik. Vielleicht kann man im nächsten Jahr ein paar Taycan bestellen, aber der gehört leider zum VW-Konzern, und der Schwabe muss sparen, so ein Porsche ist zu teuer, und für das gemeine Regierungsmitglied auch zu schnell. No ned hudla … es kommt wie’s kommt.
S EDE meint
+1
Die Grünen verbiegen sich ganz schön, um Daimler gaaaaaanz tief rein zu kriechen. „Ich brauch halt a gscheids Auto“ hat unser Landesvater von sich gegeben und kaufte sich privat einen Diesel.