Benoit Luc ist beim französischen Mineralölkonzern Total für Europa verantwortlich. Im Interview mit der WirtschaftsWoche sagte er, dass das Unternehmen den Trends folge, die die Autoindustrie für Mobilität vorgibt. In der EU seien die CO2-Ziele so drastisch verschärft worden, dass die Autobauer künftig auf Elektroautos setzen müssen. Total passe sich dem an, indem das Unternehmen verstärkt ins Geschäft mit Ladesäulen geht.
Darauf angesprochen, warum die Ölindustrie nicht früher stark in klimaneutrale Kraftstoffe investiert und damit eine Alternative zu Batterie-Elektroautos vorangetrieben hat, sagte Luc: „Obwohl die Ölindustrie mächtig ist, ist sie nicht allmächtig!“ Die Ölindustrie definiere nicht die Bedürfnisse des Kunden, und man habe nicht die Absicht, „eine bestimmte Energie zu pushen“.
„Wir nutzen einen Multi-Energie-Ansatz, um den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer Kunden gerecht zu werden“, erklärte Luc. Total gehe davon aus, dass bei schweren Kraftfahrzeugen wie Lastwagen weiter traditionelle Kraftstoffe eine wichtige Rolle spielen werden, insbesondere Diesel und Erdgas. Das Unternehmen verarbeite zudem immer mehr Biosprit und treibe dessen Umweltpotential voran.
Mit Blick auf Wasserstoff für Fahrzeuge mit Brennstoffzellen-Technik sagte Luc, dass sich Total auch hier an den Autobauern orientiere. Man sei bereits „ein wichtiger Akteur im H2-Mobility-Programm“, momentan sei das „aber alles noch experimentell“. Es gebe heute kaum Autos mit Brennstoffzelle auf den Straßen. Total stelle fest, dass die Entwicklung deutlich langsamer voranschreitet, als es das Unternehmen erwartet hatte. Das liege daran, dass die Autohersteller sich derzeit auf batteriebetriebene Fahrzeuge konzentrieren.
Wie andere Ölmutlis wendet sich auch Total dem Geschäft mit Ladeinfrastruktur zu. „Zum einen sehen wir große Chancen im Geschäftskundenmarkt, vor allem bei Flottenbetreibern“, so Luc. „Denen wollen wir eine Lösung bieten, bei der Mitarbeiter im Unternehmen und daheim ihr elektrisches Dienstauto via Total aufladen und das abrechnen können.“ Auch Privatkunden wolle man bedienen und statte dafür seine Tankstellen mit Schnellladestationen aus. Darüber hinaus gebe es Kooperationen mit Lokal- und Regionalregierungen, um Lademöglichkeiten auch außerhalb der Tankstellen anbieten zu dürfen.
nilsbär meint
Im Gegensatz zu vielen hier glaube ich, dass ‚Nebenbei-Laden‘ nicht die Lösung ist, wenn annähernd 100% BEV das Ziel sind. Gut ausgestattete, überdachte Ladezentren mit Shop, Kassa und eventuell ‚Tankwart‘ scheinen mir für die Laternenparker viel geeigneter als Ladesäulen bei jedem Parkplatz jedes Supermarkts, Friseurs, Blumengeschäfts usw. Alleine die Wartung der beim ‚Nebenbei-Laden‘ bundesweit benötigten Millionen Ladesäulen wäre völlig unwirtschaftlich.
Einige Eigenheimbesitzer haben hier schon induktives Laden gefordert, weil das tägliche An- und Abstecken des Ladekabels zu umständlich ist. Und dann soll den Laternenparker regelmäßige Suche nach freien und funktionierenden Ladepunkten, umständliche Bezahlung, häufiges An- und Abstecken, hohe Stromkosten usw. zugemutet werden? Da werden diese nicht mitspielen.
Futureman meint
Bin gespannt, welche Tankform sich durchsetzt:
So wie bisher: Ich steig in mein Auto, stelle fest, das der Tank (Batterie) fast leer ist. Dann fahre ich zur nächsten Tankstelle. Im besten Fall nur einige Kilometer weg, auf dem Land auch schon mal etwas weiter. Vorher natürlich noch im Internet abchecken, wo Tanken am billigsten ist und dann gerne nochmal 20km weiter fahren. Dort tanke ich dann innerhalb 2-10 Minuten voll (je nachdem, welcher Anbieter sich durchsetzt)
Oder
Ich tanke dort, wo ich sowieso bin (zu Hause (da geht´s langsam, denn wenn es gut läuft, bin ich da am Häufigsten), bei der Arbeit (knappe Arbeitskräfte werden mit Ladestationen gelockt), beim Einkaufen (plötzlich macht Ikea wieder Spaß), beim Wochenendausflug (Ziele werden nach Lademöglichkeit ausgesucht, kostenlose Säulen werden bevorzugt und entsprechend beworben).
Damit ist der Tank eigentlich immer voll und oft sogar kostenlos.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Das Nebenbei-Laden ist der Schlüssel zum Erfolg des BEV, klassische Tankstellen werden einfach obsolet werden.
Klar, Total hofft, Aral hofft, Shell hofft, dass sie ihre überteuerten Lebensmittelläden weiterbetreiben können, aber dieses Geschäftsmodell wird sich in 10 Jahren überlebt haben.
Lidl, Kaufland, Ikea etc. haben ihre neue Chance zur Kundenbindung schon längst im Fokus.
Elmoby meint
@Pferd_d…
Ganz Ihrer Meinung. Das Nebenbei-Laden ist ein sehr wichtiger Antrieb.
Nur was ich mir hierbei immer als Kritikpunkt denke ist (ausgehend als Bewohner zentral in der Stadt ohne eigene Wallbox Möglichkeit)…
… Wenn ich zu Lidl, Rewe etc. fahre und dort mein BEV tanke, sagen wir mal 20-30 Minuten. Wird das für jetzt und die nächsten 2 Jahre wahrscheinlich kein Problem darstellen. Aber was ist dann? Wenn 2025 bzw. 2030 mehr BEV unterwegs sind. Dann werde ich doch nicht immer schauen wollen ob ich einen freien Ladeplatz noch bekomme? Falls belegt, will ich doch nicht drauf lauern das er wieder frei wird.
Jeru meint
Das „immer-und-überall-laden“ ist natürlich eine schöne Vision. Aber ist das realistisch und vor allem sinnvoll?
Wenn ich immer und überall laden können muss, dann muss auch überall (!) eine leistungsstarke Ladeinfrastruktur aufgebaut werden. Hat hier jemand mal überschlagen, was das bedeutet? Wieviel neue Netzanschlüsse auf- und ausgebaut werden müssen? Die Kosten dafür? Wartung? Natürlich kann hier jeder vermuten und nachdenken über was er möchte aber ich bitte einfach darum, dann auch den nächsten Schritt zu gehen und mal den Taschenrechner zu zücken.
Dieses Szenario macht einfach keinen Sinn und viele hier im Forum sehen das ja ähnlich.
Wambo13 meint
Warum leistungsstark? Immer und überall mit 3kw laden reicht doch meist auch
agdejager meint
Und Sie glauben die Lobbyspreche wirklich? Ist doch Augenwischerei und Greenwashing. Die tun alles daran ihre Marktposition und Steuerleichterungen/Subventionen zu behalten, auch mit Wasserstof .
Swissli meint
„Das liege daran, dass die Autohersteller sich derzeit auf batteriebetriebene Fahrzeuge konzentrieren.“
Scheint nur vorübergehendes Phänomen zu sein :)
Aber gut, dass Total wenigstens die Absicht hat, ihre Tankstellen mit Schnelladern auszurüsten.
Mike meint
Besser als nichts, aber magst du eine halbe Stunde oder länger an einer schicken Tankstelle mit beeindruckender Aussicht verbringen?
Swissli meint
Wenn man schnell viel Saft braucht, ist der Standort eigentlich egal.
Oder wer nicht zuhause laden kann, geht vielleicht an der Tanke vorbei und trinkt in den 30 min einen Kaffee.
Wird sich zeigen, ob McDonalds, Aldi usw. die künftigen Ladeorte sein werden, oder die klassischen Tankstellen. Die nächst schnellere Lademöglichkeit und der Preis entscheidet.
Peter W meint
In diesem Satz fehlt ein Wort.
Die Ölbranche passe sich dem, indem sie verstärkt ins Geschäft mit Ladesäulen geht.
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis – aktualisiert!
VG | ecomento.de