Enercity treibt in Hannover den Aufbau von Elektroauto-Ladestationen voran. Um die richtigen Standorte für öffentliche Ladepunkte zu finden, setzt der kommunale Energieversorger auf die Beteiligung der Einwohner. Auch bundesweit will das Unternehmen sein Ladenetz deutlich ausweiten.
„Die Energie- und Verkehrswende kann nur das Werk von vielen sein“, erklärte Enercity-Chefin Susanna Zapreva. Bei der Mitmachaktion „Vorfahrer Challenge“ des Energiedienstleisters habe man sich daher auf die Fragen konzentriert: „Wie begeistert man Menschen für elektrisches Fahren in der Smart City von morgen? Wo liegen die Wunschstandorte für Elektroladepunkte? Welche Beweggründe stecken dahinter?“
In Hannover seien viele dem Aufruf zum Mitmachen gefolgt, freute sich Zapreva. Die Aktion zeige, dass für einen erfolgreichen Wandel zum elektrischen Fahren die Einbindung der Menschen und ihre Anregungen wichtig seien. Bei der „Vorfahrer Challenge“ hätten sich zwischen März und Juni dieses Jahres mehr als 2200 Einwohner aus 13 Stadtbezirken an der Standortsuche von Ladesäulen in Hannover beteiligt. Davon seien 394 Besitzer von E-Fahrzeugen gewesen. Etwa 900 planten, ein E-Auto zu kaufen oder zu leasen. Insgesamt habe es über 1300 Vorschläge gegeben.
„Die hohe Teilhabe belegt das große Interesse der Menschen an der Mitgestaltung von emissionsfreier Mobilität. Das entspricht genau unserem Ansatz, denn die Energie- und Verkehrswende kann nur das Werk von vielen sein“, so Zapreva. Derzeit könnten E-Autos an 90 öffentlich zugänglichen Enercity-Ladepunkten in der Stadt Ökostrom laden. Bis Ende 2020 werde das Unternehmen 600 öffentlich zugängliche Ladepunkte in und um Hannover bauen, 480 davon im Stadtgebiet. Ziel sei es, gemessen an der Einwohnerzahl von aktuell rund 544.000 Menschen das dichteste Ladenetz Deutschlands aufzubauen.
Im nächsten Schritt der „Vorfahrer Challenge“ prüfen Enercity und Vertreter der Stadt Hannover die Wunschstandorte und deren Umsetzbarkeit. Auswahlkriterien seien unter anderem die Parksituation und technischen Gegebenheiten vor Ort wie auch die bestehende Anzahl von E-Fahrzeug-Besitzern in der Nachbarschaft.
„Wir e-mobilisieren das Land auch über Hannovers Stadtgrenzen hinaus“, merkte Zapreva an. Seit Beginn der Geschäftsaktivitäten rund um E-Mobilität habe der Energieversorger bundesweit rund 440 überwiegend private und einige öffentlich zugängliche Ladepunkte installiert. Bis Ende 2019 sollen es mehr als 900 sein.
Jeko meint
Vielleicht sollte Enercity erst einmal über die Preise fürs Laden nachdenken. Bei 0,35 Cent pro kWh zzgl. 0,02 Cent pro Minute für AC-Laden, wandere ich so oft wie möglich zu billigeren oder kostenlosen Säulen im Umland ab. Wenn sich das nicht ändert, wird es auch weiterhin so sein, egal wie viele Säulen in Hannover aufgebaut werden. Letztens habe ich für das Laden von 12 kWh und 1:26h insgesamt 5,95 Euro bezahlt (0,50 Cent/kWh). So ist das Angebot „meines“ Heimanbieters völlig unattraktiv für mich.
CR meint
Absolute Zustimmung. Ich hatte mich echt auf den Ausbau von enercity gefreut. Und ich nutze die enercity Säulen durchaus mal, allerdings war ich von der Preisanpassung auch überrascht. 35 Cent pro KW/h Stunde würde ich mir ggf. noch gefallen lassen. Aber die 2 Ct/Minute machen das Laden echt teuer. Zahle seitdem für meinen Smart statt 3,6 EUR immer rund 5,80 EUR im Schnitt. Man hätte doch wenigstens mal die ersten zwei Stunden freigeben können. Ich war auf einer der Veranstaltungen von enercity zu Besuch und da wurde der Minutenpreis damit begründet, die Parkplätze freizuhalten. Finde ich ja ok, aber ein wenig kostenlose Parkzeit wäre schon besser gewesen. Das wäre wesentlich besser gewesen. So weiche ich ganz oft auf kostenlose oder Säulen mit Maingau (15/ct als Kunden dort, weil ich von enercity weggewechselt bin!!) aus, die ich ebenfalls in der Nähe habe. Und das, obwohl die Säule von enercity nur 30 Meter von meiner Haustür entfernt steht. Quasi optimal für mich. Glücklicherweise gibt es hier in Hannover in meiner Gegend echt viele Säulen (allein 4 große Triple Charger innerhalb von 2 km Umkreis + einige 22 KW Säulen, sogar noch kostenlose). Das ist schon purer Luxus. Ist aber auch nicht überall in Hannover so.
Peter W meint
Ich meine dass es schon mal ein großer Fortschritt ist, wenn die Bürger gefragt werden. Da ist die Chance groß, dass Ladestationen zuerst dort aufgebaut werden, wo auch Nutzer vor Ort sind.
EdgarW meint
Genau das passiert in Amsterdam. In Hannover werden viele Wünsche geäußert und ei paar wenige Säulen dann irgendwo aufgestellt. 240 Säulen mag nach viel klingen, ist aber, auf eine ganze Stadt verteilt, reines Glück, wenn man als Anwohner dann eine in seiner Nähe findet.
Wenn man eine braucht, dann braucht man eine und zwar nicht irgendwo, sondern in der Nähe. Und nicht erst in ein paar Jahren, sondern dann, wenn man sein E-Auto kaufen will – bzw dann vor der Tür stehen hat.
Ich hab Kollegen, die sagen, sie können zu Hause nicht laden und es gibt keine Säule inder Nähe (in der Firma auch nicht) und kaufen wieder nen Verbrenner (oder Hybrid, na immerhin). Da sind einige Autos gekauft worden, seit die Stadt das Konzept verkündet hat, das war 2017. Ich hatte 2018 die Stadt angeschrieben und erst nach langem Hin und Her eine Antwort bekommen. Grund meines Schreibens: Obwohl es 2017 geheißen hatte (ich zitiere Heise Online) „600 Ladesäulen wollen die Stadtwerke Hannover in den nächsten drei Jahren aufstellen“ (man bemerke, dass es jetzt nur noch 480 Ladepunkte, also 240 Säulen sind) war im Herbst 2018 nichts dazu zu hören oder lesen und rein garnichts zu sehen.
In Amsterdam heißt es dazu einfach, wenn einer eine Ladesäule benötigt, und auch glaubhaft macht, dass er sie regelmäßig nutzt, dann wird eine in der Nähe seines Wohnhauses aufgestellt. Die Säule trägt sich dann ja allein schon durch die Nutzung des Beantragenden, weitere Kunden kommen automatisch hinzu.
Dieser ganze jahrelange Hokuspokus in Hannover ist einfach nur albern, die sollen Säulen aufstellen, wo Menschen sie brauchen und keine Pseudomitbestimmungssoße daraus machen. Was für ein Theater.
Ja, sie stellen Säulen auf, immerhin. Endlich. Ein bisschen was. Es gibt potenzielle Kunden, die seit Jahren darauf warten und sich in der Zwischenzeit notgedrungen wieder für PKW mit Verbrennungsmotor entscheiden mussten.
Elektrisch meint
Wir können gerne tauschen: In Leverkusen gibt es exakt 6 Ladestationen der EVL für 163.00 Einwohner…
Peter W meint
Dein Bericht zeigt, dass Deutschland hinterherhinkt. Genau so wie Amsterdam das macht, stelle ich mir das vor. Bei mir um die Ecke, auf dem Parkplatz der Schule wurde eine aufgestellt. Brauchen tut die bisher niemand, denn drum herum stehen nur Ein bis 4- Familienhäuser mit Hof und Garagen. Mag sein, dass ein Lehrer die mal nutzen könnte. Sinnvoll platziert ist die Säule.
Jeru meint
„Die Säule trägt sich dann ja allein schon durch die Nutzung des Beantragenden [..]“
Wie das? Hoffentlich nicht über den kWh Preis.. die Rechnung geht bei normalen Preisen nämlich nicht auf.
Ich höre bisher immer, dass Ladesäulen kein Businesscase sind. Es ist aktuell unmöglich damit Geld zu verdienen.
Jörg2 meint
@Jeru
Ich vermute, die Leute in Amsterdam können auch rechnen. Wenn die dann sagen, es klappt kaufm. bei denen, wird das wohl stimmen.
Ich vermute, die errichten keine Schnellladesäulen, nutzen bereits angelegte Parkplatzflächen und eventuell einfache Bezahlsysteme (ohne deutsches Eichrecht). Sprich: da ist dann ne Steckdose und ein Kartenleser. DAS kann nicht so teuer sein.
(Alles nur Vermutung von mir.)
EdgarW meint
Leute, wenn einer ne Ladesäule braucht, stellt einfach eine auf. In Amsterdam geht das (natürlich), in eineigen anderen Orten auch. Jahrelange Ausschreibungen mit supertollen Bürgerbeteiligungen nützen hingegen jenen nicht, die weder zu Hause noch am Arbeitsort laden können. Und für alle, die Hannover nicht kennen: Kostenlose Ladesäulen an Supermärkten gibt’s hier auch nicht.
Aber schön, dass sich nach so langem Vorlauf ein bisschen was tut. 480 Ladepunkte hört sich nach viel an, in den Ankündigungen (vor Jahren) hieß es dazu: In jedem Stadtteil mindestens 2 Säulen (4 Ladepunkte). Toll toll toll.
Simon meint
Können Sie das genauer erklären wie das in Amsterdam geht? Wie kann man da so einfach eine Ladesäule aufstellen?
EdgarW meint
Bitteschön:
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.kampf-um-gute-ladeplaetze-in-stuttgart-kritik-am-ausbau-von-elektroladeplaetzen.a10be9dc-d939-4de8-a6ec-9e12474ae170.html
Weiter unten, oberhalb und untrhalb „Amsterdam gilt als Vorbild“
Leider ist es schwer, einen anständigen Artikel genau zu dem Thema zu finden. Der hier ist hinter einer Paywall, laut Google Suche müsste der Prozess dort beschrieben sein:
https://www.morgenweb.de/mannheimer-morgen_artikel,-wirtschaft-deutschland-verpasst-chance-_arid,1275557.html
Also nach dem, was ich in Foren gelesen hab: Ladesäule beantragen, Stadtwerke fragen nach, ob man regelmäßig dort laden wird, bei glaubwürdiger Antwort (mir ist nicht bekannt, ob es weitere Verifizierungen gibt) wird ein passender Standort ausfindig gemacht und Ladesäule aufgestellt. Begründung ist, dass mit der Säule dann ja automatisch genug verdient wird, dem Vernehemen nach funktioniert es. Und ein Blick auf z.B. das GoingElectric „Stromtankstellen“ Verzeichnis scheint das zu bestätigen.
EdgarW meint
Ich hab was mit Links gepostet, dauert leider bis zur Freischaltung
also bitte gugeln, inklusive Anfürhungszeichen:
„Verein kritisiert das Konzept der Stadt“ „Amsterdam gilt als Vorbild“
Ein Artikel in der Stuttgarter Zeitung, zu Stuttgart, der aber das System in Amsterdam nebenher ungenau beschreibt.
Leider ist es schwer, einen anständigen Artikel genau zu dem Thema zu finden. Noch was hab ich auf morgenweb de gefunden, Suche wieder mit Anführungszeichen: „Verkehr Das Beispiel Niederlande zeigt, wie sich elektrisch angetriebene Wagen in großem Umfang auf die Straße bringen lassen“
Also nach dem, was ich in Foren gelesen hab: Ladesäule beantragen, Stadtwerke fragen nach, ob man regelmäßig dort laden wird, bei glaubwürdiger Antwort (mir ist nicht bekannt, ob es weitere Verifizierungen gibt) wird ein passender Standort ausfindig gemacht und Ladesäule aufgestellt. Begründung ist, dass mit der Säule dann ja automatisch genug verdient wird, dem Vernehemen nach funktioniert es. Und ein Blick auf z.B. das GoingElectric „Stromtankstellen“ Verzeichnis scheint das zu bestätigen.
Simon meint
Danke für die Antwort, klingt echt interessant und macht wirklich Sinn. Wenn der Nachbar die bessere Idee hat, dann sollte man die auch übernehmen.