Aston Martin hat im April sein erstes Elektroauto vorgestellt. Im Anschluss an den auf einem Verbrenner basierenden, nur in Kleinserie gebauten Rapide E sollen diverse weitere Stromer folgen. Firmenchef Andy Palmer bereitet mit der Marke Lagonda auch einen reinen Elektroautobauer vor, überzeugt von der Antriebsart ist er laut einem Interview dennoch nicht.
Großbritannien will sich bei E-Mobilität als führendes europäisches Autoland positionieren. Den Fokus der Politik auf die Elektrifizierung als Antrieb der Zukunft sieht Palmer kritisch. „Elektroautos sind ein Weg, kein Allheilmittel“, so der Aston-Martin-Chef im Gespräch mit Autocar. Ihn mache wütend, dass die Regierung Großbritanniens „einen technologischen Gewinner“ ausrufen wolle.
Niemand wisse, was in 20 bis 30 Jahren die richtige Technologie sei, argumentierte Palmer. Politiker, die über Zeiträume 30 bis 40 Jahre in der Zukunft sprechen, könne man nicht ernst nehmen. Die Aufgabe des Staates sei es, Probleme zu identifizieren und Richtlinien festzulegen, die Lösungen dann aber den Ingenieuren zu überlassen.
Palmer sei „ziemlich sicher“, dass in 40 Jahren andere Lösungen als batterieelektrische Fahrzeuge in Betracht kommen. „Warum nicht synthetische Kraftstoffe, die CO2-neutral sind? Und wo wird sich Wasserstoff einfügen? Es gibt so viele Antworten, von denen viele noch gar nicht bedacht werden“, sagte der Aston-Martin-Chef.
Großbritannien soll nach dem Willen der Politiker bei Batterie-Technologie führend werden. Palmer hält dieses Ziel für „unsinnig“, da die zur Verfügung stehenden Mittel deutlich geringer als bei den Wettbewerbern ausfielen. Europa treibe den Batterie-Sektor angeführt von Deutschland und Frankreich mit Milliarden voran, in Asien werde in diesem Bereich bereits seit 15 Jahren gearbeitet. Mit den von Großbritannien vorgesehenen um die 800 Millionen Euro könne man global gesehen nicht mithalten, meinte Palmer.
Laut dem früheren Nissan-Manager sollte Großbritannien sich auf eine kommende Technologie festlegen und alle Mittel darauf konzentrieren. Im Bereich Autonomes Fahren etwa seien einige Universitäten in dem Land bereits weit vorn. „Warum nicht hier in die Industrialisierung investieren“, so Palmer. Wie die E-Mobilität sieht er allerdings auch Selbstfahr-Technik skeptisch: Die Idee, dass noch zu seinen Lebzeiten vollautonomes Fahren weit verbreitet sein wird, halte er für „absurd“.
Mit Blick auf die E-Mobilität hat Palmer trotz Skepsis eine Komplett-Elektrifzierung von Aston Martin bis Mitte des nächsten Jahrzehnts beschlossen. Im Jahr 2030 soll ein Viertel der Verkäufe mit reinen Elektroautos realisiert werden. Auf teilelektrische Plug-in-Hybridautos und Wasserstoff-Stromer verzichtet der britische Premium-Hersteller. Die als E-Auto-Bauer wiederbelebte Marke Lagonda soll ab 2021 erste Modelle ausliefern. Anders als bei Aston Martin steht dabei auch autonomes Fahren im Mittelpunkt.
Vanellus meint
Elektroautos sind kein Allheilmittel?! Echt jetzt?
Und ich dachte das immer.
alupo meint
„Elektroautos sind ein Weg, kein Allheilmittel“.
Immerhin scheint das jetzt auch der Aston-Martin-Chef begriffen zu haben, etwas spät aber gut so. Besser als nie.
Ich habe mich auf so eine Behauptung immer gefragt, wie ein (oder auch mehrere?) Elektroauto z.B. Krebs, Alzheimer oder gar Dummheit heilen können sollte.
Aber manche Menschen scheinen wohl gerne an alles beliebige glauben zu wollen. Das ist normalerweise kein Problem, insbesondere nicht an Stammtischen. Wenn solche Menschen aber ein Unternehmen leiten, dann bedauere ich dessen Mitarbeiter zu tiefst. Bitte zu bedenken dass dann nicht das Elektroauto schuld ist an den Arbeitsplatzverlusten, sondern der nicht mehr rational denken könnende Voodoo-CEO.
;-)
nilsbär meint
„Die Aufgabe des Staates sei es, Probleme zu identifizieren und Richtlinien festzulegen, die Lösungen dann aber den Ingenieuren zu überlassen.“
Sehe ich auch so. Und eine Richtlinie sollte möglichst effizienter Einsatz von Energie sein. Womit BZ und Synfuels wegfallen. Den Ingenieuren bleibt überlassen, eine Lösung für die beste Traktionsbatterie zu finden.
E meint
Ne CO2 neutral nicht Energie Effizient den du wirst die Leute nicht mit Verboten überzeugen
MiguelS NL meint
Nicht nur manche sondern alle Autobosse, d.h. noch schlimmer. Höchstens VW nicht, aber nur auf die lange Sicht.
MiguelS NL meint
@Ebi
„Bisschen traurig, wo sich manche Autobosse gedanklich noch bewegen…“
Jürgen Vonhoff meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
NL meint
Synthetische Kraftstoffe ist auch ein Lieblingsthema der ewig-gestrigen. Es wird sich m.E. batterielektrisch und Wasserstoff parallel entwickeln, erstes für den urbanen Raum, zweiteres für Langstrecke und Nutzfahrzeuge.
Ebi meint
+1 …..zweiteres für Nutzfahrzeuge. Für die Langstrecke muss sich die H2-Fraktion beeilen, ansonsten ist der Anwendungsfall bald und umfssend durch die Batterie-Fraktion besetzt.
nilsbär meint
Es könnte leider auch umgekehrt kommen.
E meint
Ich sehe Wasserstoff als die LKW Zukunft und dieses Autonome Fahren Geschwaffel zeigt er hat nicht das Geld für Den Elektro LKW und Roadster
alupo meint
Für die PKW Langstrecke reicht ein BEV völlig aus, sogar mein eAuto aus 2016.
Dieses Jahr waren wir zu fünft mit meinem Model S 90D in Südspanien, incl. permanent laufender Klimaanlage. Auch das durchfahren bis hinter Murcia hätte vom Auto aus gesehen geklappt. Aber wir haben aus Eigeninteresse nach etwas über 1000 km eine Übernachtung eingelegt. Morgens war das eAuto logischerweise vollgeladen.
Die aktuellen Modelle kommen aber inzwischen deutlich weiter. Also, wozu dafür eine energieverschwendende und teure H2-Technologie kaufen? Ist doch absolut nicht rational.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
CEO mit einer solchen Denkweise können sich Anteilseigner nur bei so einem Exoten-Produzenten wie Aston Martin leisten (vielleicht).
Bei BMW wurde Krüger mit ähnlicher Gedankenstruktur gerade eben von den Quandts ersetzt.
McGybrush meint
Problemfreie, CO2 neutrale, energiehaltige Flüssigkeit die man am besten noch trinken kann und aus dem Nichts entsteht, verbraucht wird und im Nichts wieder verschwindet.
Ne Flüssigkeit die auf 50l Tankgrösse etwa 100kWh Energie speichern kann wird man nur im Chemielabor zu gesicht bekommen wenn es sie dann mal geben sollte.
Viel Elektrische Energie auf kleinen Raum möchte ich nicht als Gas unter Druck und auch nicht als Säure mitführen.
Heute ist der Akku eine Lösung. Wer weiter forschen will soll das tun (dürfen). Die Politik sollte sich da tatsächlich raus halten. Wir Kunden entscheiden dann.
Jens Eickelmann meint
Was Herr Palmer da von sich gibt würde ich als Allgemeinwissen bezeichnen. Keine neue Technologie ist ein Allheilmittel auch wenn es manchmal so verkauft wird (siehe Internet, Atomkraft, etc…).
Es ist eine neue Technologie mit Vor- und Nachteilen und niemand kann seriös behaupten er wisse welche Technologie in 20 Jahren führend ist.
Das würde bedeuten, dass wir nichts aus der Vergangenheit gelernt haben…
Nichtsdestotrotz müssen wir uns jetzt je nach Anwendungsfall auf die dafür umweltfreundlichste konzentrieren, sonst wird die Energiewende niemals stattfinden
MaxMe meint
Was bedeutet das Wort „Energiewende“?
Ebi meint
Bisschen traurig, wo sich manche Autobosse gedanklich noch bewegen und wie schlecht sie mit dem Wandel klarkommen, der bereits in vollem Gange ist. Es ist 5 nach 12 und sie reden immer noch davon, ob man nicht besser noch etwas rumforschen und dann eFuels oder FoolCell salonfähig machen sollte, aber natürlich nur mit dicker staatlicher Unterstützung.