Das Antriebsgeschäft des deutschen Zulieferers Continental firmiert künftig unter dem Namen Vitesco Technologies. Der Leiter der neuen Division Andreas Wolf gab nun eine stärkere Ausrichtung auf elektrifizierte Antriebe und E-Mobilität bekannt. Den Einstieg in die Fertigung von modernen Batteriezellen schloss er ausdrücklich aus.
Dass Continental mehr Energie in elektrische Mobilität steckt, liege an den immer schärferen politischen Vorgaben. „Unsere Kunden setzen jetzt konsequenterweise immer energischer sowohl auf die Elektrifizierung von Verbrennungsmotoren durch Hybridantriebe als auch auf reine Batterie-elektrische Fahrzeuge“, erklärte Wolf. „Wir konzentrieren uns jetzt im Takt unserer Kunden und Märkte noch schneller und konsequenter auf unsere Stärken und streben mit all unserer erfolgreich angewandten Erfahrung zügig in die Zukunft der Elektromobilität.“
„Die Zukunft ist zweifellos elektrisch. Davon sind wir überzeugt“, unterstrich Wolf. „Die Transformationsphase auf dem Weg dahin wird nach allem, was wir sehen, von einem Antriebsmix geprägt sein. Das heißt, die klassischen Verbrennungsmotoren werden noch viele Jahre weiter gebraucht. Vor allem in Kombination mit effizienten Hybridtechnologien werden sie einen wesentlichen Beitrag zu geringeren Emissionen leisten.“
Innerhalb des Antriebsmixes rechne Continental mit einer unterschiedlich ausgeprägten Dynamik: Der Markt für Hochvoltkomponenten und Lösungen für die Hybridisierung werde „deutlich schwungvoller als erwartet“ wachsen. Dieser schnellere Produktionsanstieg führe früher als erwartet zu einem wirtschaftlich attraktiven Geschäft.
Weniger Geschäft mit reinen Verbrennern
Für reine Verbrennungskomponenten sieht Continental künftig „nur noch selektive Wachstumschancen“. Für die Antriebssparte habe man daher entschlossen, in das Geschäft mit hydraulischen Komponenten immer weniger zu investieren. Dieser Teil der Strategie betreffe vor allem Injektoren und Pumpen für Benzin- und Dieselmotoren. „Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in Produktionskapazitäten für Neuentwicklungen verlieren ihre Wirtschaftlichkeit“, so Wolf.
Die Entscheidung bedeute, dass bestehende Verträge erfüllt, neue Aufträge jedoch eine immer geringere Rolle spielen werden. „Diese Transformationsphase wird sich voraussichtlich über Jahre erstrecken. Denn der Verbrennungsmotor wird vor allem als Basisantrieb für Hybrid-Lösungen benötigt“, merkte Wolf an. Er kündigte an, auch das Geschäft mit Komponenten zur Abgasnachbehandlung und Kraftstoffförderung zu überprüfen. „Intensiver Preisdruck sowie die hohe Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung des Markts für Dieselmotoren“ seien die Hauptgründe hierfür.
Die Veränderungen werden sich laut Wolf unterschiedlich stark auf die Segmente, Technologien, Standorte und Arbeitsplätze auswirken. „Bei all den Anpassungen ist es uns wichtig nach individuellen Lösungen zu suchen. Dabei beziehen wir unsere Kunden und Mitarbeiter in unseren Transformationsprozess mit ein. Wo immer möglich, werden wir unsere Mitarbeiter durch die Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten für die neuen Technologiefelder zukunftsfähig machen und damit für etwaige neue Aufgaben qualifizieren,“ so der Vitesco-Technologies-Chef.
„Wachstumsdynamik der Elektrifizierung stärker nutzen“
Das Portfolio von Continentals Antriebssparte umfasst Technologien für die 48-Volt-Elektrifizierung, Elektro-Motoren sowie Leistungselektronik für Hybride und rein batterieelektrische Fahrzeuge. Ebenfalls dazu zählen Technologien für Brennstoffzellen-Fahrzeuge sowie Energie- und Thermomanagementsysteme.
„Mittelfristig werden wir durch die flächendeckende Unterstützung von Mild- und Vollhybridlösung den Massenverkehr noch sauberer machen. Die nächste Technologie-Generation für die langfristig notwendige, CO2-freie Mobilität entsteht bereits heute in unseren Laboren und Werkstätten. Dazu zählen E-Antriebe genauso wie Technologien für CO2-neutrale Kraftstoffe auf Wasserstoffbasis wie solche rund um die Brennstoffzelle oder solche für synthetische Kraftstoffe im Motor,“ sagte Wolf.
Vitesco Technologies werde sich künftig vor allem auf Bereiche konzentrieren, in denen das Unternehmen Wettbewerbsvorteile sehe und attraktive Geschäftsmodelle aufbauen könne. Wolf: „Schritt für Schritt werden wir noch gezielter in elektrifizierte und rein elektrische Technologien investieren, verstärkt interne Ressourcen in diese Richtung lenken und unsere ausgeprägte Elektronikkompetenz nochmals deutlich stärken.“
Keine Fertigung von Festkörper-Akkus
Wolf verwies darauf, dass Continental Abstand von früheren Überlegungen nehme, in der Zukunft in die Fertigung von Festkörper-Batteriezellen einzusteigen. Bisher habe sich das Unternehmen dies offen gehalten. „Der disruptive Markt“ biete für Continental nun aber keine wirtschaftlich attraktive Perspektive mehr, heißt es.
Festkörper-Akkus gelten als leistungsstärker und sicherer als die aktuell eingesetzten Energiespeicher mit flüssigem Elektrolyt, sind allerdings noch nicht reif für die Massenfertigung. Ob sich Continental die Produktion von Zellen für andere Batteriearten vorstellen kann, konkretisierte Wolf nicht.
Sepp meint
Wenn ich meinen – eher aufgeschlossenen – Bekanntenkreis ansehe, dann wundert mich schon, wie langsam E – Mobilität in die Köpfe kommt. Viele haben direkt Angst davor. So gesehen ust Conti ausgesprochen revolutionär. Leider!
Jensen meint
Wenn -nicht nur bei Continental- die große Hoffnung „Hybridisierung“ nicht im gewünschten Umfang und lang anhaltend greift, dürften sehr viele tragende Teile des bisherigen Geschäftsmodells ausfallen und das Gebäude sehr stark in Mitleidenschaft ziehen. Immerhin sehe ich die Reduzierung/Streichung von Investitionen in Teile der Verbrennertechnik als kleinen Hoffnungsschimmer.
nilsbär meint
Ähnliche Aussagen kommen jetzt von allen großen Zulieferern. Alle stürzen sich auf den elektrischen Antriebsstrang und verdrängen dabei, wie klein dieser Kuchen ohne Batteriezellen ist und wie mörderisch die Konkurrenz ist: die Autohersteller selbst, Elektrotechnik-Konzerne, neue Player. Das kann nur im großen Crash enden.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Zitat: „Die Details der Zahlen auf Spartenebene und beim Barmittelzufluss machten klar, vor welch einer Vielzahl an Problemen der Konzern nun stehe, schrieb Bernstein-Analyst Max Warburton. Conti habe zu viele Geschäfte unter einem Dach, das Management all dieser Bereiche sei zu komplex.“
https://kunde.comdirect.de/inf/aktien/detail/news_detail.html?ID_NEWS=876228404&ID_NOTATION=9385867&NEWS_CATEGORY=EWF
Wenn man sich in dieser Situation, wie weiter unten von Peter W kommentiert, durch „Technologieoffenheit“ auch noch verzettelt, dann „Gute Nacht“.
Railfriend meint
Von der Titelzeile „vollen Energieschub in die elektrische Zukunft“ wird im Text wieder zurückgerudert, Zitat:
„Dazu zählen E-Antriebe genauso wie Technologien für CO2-neutrale Kraftstoffe auf Wasserstoffbasis wie solche rund um die Brennstoffzelle oder solche für synthetische Kraftstoffe im Motor,“ sagte Wolf.“
Andreas_Nün meint
Wenn Conti meint, alle 3 Wege gehen zu wollen, können Sie das doch gerne tun.
cafedelsol meint
+1
warum nur mit einer Technologie Geld verdienen, wenn 3 zur Verfügung stehen?!
Peter W meint
ja, der Spruch ist gut. Das nennt man dann Technologieoffenheit!
Ich nenne das „sich verzetteln“.
Andreas_Nün meint
„warum nur mit einer Technologie Geld verdienen, wenn 3 zur Verfügung stehen?!“
ja, warum nur mit einer Technologie Geld verdienen, wenn man mit 3 Technologien parallel Geld verlieren kann.
Gerry meint
…die hoffen noch immer, den Verbrennungsmotor irgendwie retten zu können und fahren damit voll aufs Abstellgleis…