Nio gilt als einer der vielversprechendsten Elektroautobauer Chinas, hat in diesem Jahr jedoch mit diversen Problemen zu kämpfen. Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass einer der Gründer das Startup verlassen hat. Aufgrund der derzeit angespannten finanziellen Situation bei dem Unternehmen wird zudem die Belegschaft verkleinert.
Mitgründer Jack Cheng, zuletzt stellvertretender Vorstandsvorsitzender, ist nicht mehr bei Nio aktiv, berichtete die Financial Times unter Berufung auf ein internes Memo. Cheng war zuvor unter anderem bei Ford tätig und präsentierte Nio bei vielen internationalen Terminen. Im Unternehmen war Cheng für die wichtigen Bereichen Fahrzeugentwicklung, Lieferkette und Produktion zuständig. Er gehe nun aus Altersgründen in den Ruhestand, heißt es offiziell.
Knapp zwei Monate vor Cheng hatten der frühere Softwarechef Li Zhang sowie die für Großbritannien zuständige Managerin Angelika Sodian ihre Jobs bei Nio aufgegeben. Bereits Ende letzten Jahres verließ die US-Chefin Padmasree Warrior das Unternehmen.
Neben Berichten zu den Abgängen in der Führungsetage und Stellenkürzungen sorgten in den vergangenen Wochen Entschlüsse für Aufsehen, die als Spar- bzw. Geldbeschaffungsmaßnahmen zu deuten sein dürften. Nio hat zwar mehrere Milliarden Dollar Kapital eingesammelt und gilt als durchaus erfolgreicher neuer E-Auto-Hersteller, steckt aber tief in den roten Zahlen.
Stellenabbau & Sparmaßnahmen
Angesichts fast 400 Millionen Dollar Verlust im letzten Quartal entschloss sich Nio dazu, Stellen abzubauen. Weltweit sollen 1000 Arbeitsplätze gestrichen werden, was etwa zehn Prozent der Belegschaft entspricht. Nio hat zudem seine Mehrheitsbeteiligung an einem erfolgreichen Formel-E-Team verkauft. Nios Engagement in der beliebten Elektroauto-Rennserie soll zukünftig auf das eines Sponsors beschränkt sein.
Auch das von Nio in China als Service und Kaufargument für unentschlossene Elektroauto-Interessenten aufgebaute Angebot an Ladepunkten, Batteriewechsel-Stationen und mobilen Ladefahrzeugen sowie Ladetechnologie-Dienstleistungen sollen abgestoßen werden, berichten Insider.
Die Probleme von Nio sind darauf zurückzuführen, dass auf dem Haupt- und Heimatmarkt zuletzt weniger Elektroautos als von der Branche erwartet verkauft wurden. China gilt als größter und deshalb wichtigster Markt für E-Mobilität, der Absatz entsprechender Fahrzeuge ging zuletzt aufgrund reduzierter staatlicher Förderung jedoch erstmals nach zwei Jahren zurück.
Erschwerend zu der aktuellen Nachfragesituation und zunehmender Konkurrenz kommt für Nio ein von der chinesischen Regierung angeordneter großer Rückruf hinzu. Nachdem einzelne Elektroautos der Marke sowie von US-Hersteller Tesla und anderen Anbietern in Brand gerieten, hatte Peking eine umfangreiche Sicherheitskontrolle angeordnet.
Peter W meint
Ich bin mir relativ sicher, dass diese Start-Ups so lange geduldet und beobachtet werden, bis sie den Markt erreichen. Die großen Hersteller mit ihren von ihnen abhängigen Zulieferern können die kleinen Newcommer am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Man sieht es doch sehr schön an Sono und e-Go. Kaum ist das Produkt marktreif werden die Steine immer größer die man ihnen in den Weg legt. Die Ideen werden mitsamt den Mitarbeitern gerne mitgenommen.
NB meint
Und ich habe mich schon immer gewundert, wie schnell die ihre E-Auto Flotte etablieren wollten. Tesla hat dazu fast 10 Jahre und etliche Milliarden verbrannt und ob sie es schaffen werden, steht noch immer in den Sternen.
nilsbär meint
Jetzt zeigt es sich, dass die hochgelobten E-Auto-Startups aus China zum größten Teil nicht konkurrenzfähig sind (genauso wie Micro, Sono, e.GO…) Kaum werden die Förderungen gekürzt, bricht alles zusammen. Die Autobranche gilt nicht umsonst als eine der schwierigsten überhaupt, besonders für Newcomer.
Trotzdem werden die China-Autos bald hier sein.
jomei meint
Man darf dabei aber nicht übersehen, dass auch die Verbrennerindustrie vom Steuerzahler gesponsert wurde und wird, z.B. zur Übernahme und Modernisierung von DDR-Standorten durch die bislang westdeutschen Autokonzerne, durch verbilligten Strom (niedrigere oder keine Stromsteuer und EEG-Umlage), Verlustabschreibungen u.a.m.
Besonders das VW-Gesetz (Niedersachsens gesetzlich garantierter Unternehmensanteil) ist so ein permanentes Sponsern. Wer trägt wohl die Verluste bei einem Kurseinbruch?
So kann man auch Konkurrenzfähigkeit sichern.
Man dankt es mit schönen Parteispenden.
GeHa meint
Wenn man aufgrund dieses Berichtes die Aussage trifft „dass die hochgelobten E-Auto-Startups aus China zum größten Teil nicht konkurrenzfähig sind (genauso wie Micro, Sono, e.GO…) “ ist dass ein wunderbares Beispiel für selbstgefälliges Geschwurbel, das man zu jeder unpassenden Gelegenheit bereit ist abzusondern.
Bestes Politikersprech – die eigene Aussage zu tätigen komplett unabhängig von gestellten Fragen, dem Kontext oder dazugehörigen Berichten.
nilsbär meint
Und inwiefern passt dein Geschwurbel zum Artikel?-)
Swissli meint
China ist ein sehr regulierter „Markt“, sowohl Autohersteller als auch Autokauf.
Technisch sind die chinesischen E-Autos durchaus auf der Höhe.
Wenn die aber in Europa verkaufen wollen, müssen sie sich zuerst preislich deutlich unter den etablierten westlichen Marken positionieren. So wie einst die Japaner und später die Koreaner.
Bisher sind die chin. E-Autos aber noch nicht als Preisbrecher aufgefallen.
Einen Vorteil hätten die Chinesen: einen sehr grossen Heimmarkt, mit dem sie Skaliereffekte optimal nutzen könnten, und so mit tiefen Preisen in Europa Fuss fassen.