Die Post hat in diesem Jahr einen neuen Manager an der Spitze ihrer Tochter StreetScooter platziert. Jörg Sommer, zuvor Chef des US-amerikanischen E-Nutzfahrzeug-Startups Chanje, hat einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung über seine Pläne für den deutschen Elektro-Transporter-Hersteller im In- und Ausland gesprochen.
Die Herausforderung für die Elektromobilität sei, dass diese erschwinglich werden muss. „Das darf kein Elitenthema sein, vielmehr muss es eine Volksbewegung werden. Dazu gehören günstige Preise und eine ausreichende Ladeinfrastruktur“, sagte Sommer. Der derzeit von StreetScooter angebotene Batterie-Lieferwagen erfülle dies, da er kein Luxusgut, sondern „ein Betriebsmittel“ sei. Das Fahrzeug sei „sozusagen der elektrische Volkstransporter“ für die letzte Meile.
Als neuer Chef von StreetScooter habe Sommer die Vision, den „Lieferverkehr in Innenstädten CO₂-neutral zu machen – weltweit“. Anders als bisher werde das im Umfeld der RWTH Aachen gegründete Startup daher in Zukunft die Mehrzahl seiner Fahrzeuge nicht mehr an die Konzernmutter, sondern viele ähnliche Kunden aus der Post- und Logistikindustrie verkaufen. Die Deutsche Post bleibe aber „ein wichtiger Kunde und Partner“.
Während Somer im Automobilmarkt in den nächsten Jahren mit einer Stagnation rechnet, erwartet er für Lieferfahrzeuge dank dem Online-Handel Wachstum. Für elektrische Transporter sagte er angesichts lokaler Gesetze und dem zunehmenden Nachhaltigkeits-Fokus von Firmen hohe zweistellige Wachstumsraten pro Jahr voraus. Daran könne man abschätzen, „wie StreetScooter in ein paar Jahren dastehen wird“.
Angesprochen auf die derzeitige wirtschaftliche Situation von StreetScooter sagte Sommer, dass man dabei sei, profitabel zu werden. Das solle auch mit Hilfe von Partnern vorangetrieben werden, nach denen man derzeit auf Betreiben der Post Ausschau hält. „Wir suchen ein schlagkräftiges Konsortium an Partnern“, so Sommer. Man führe dazu „intensive“ und „vielversprechende“ Gespräche „mit internationalen Technologiepartnern, Finanzinvestoren und Kunden“.
„StreetScooter auf Wachstum ausrichten“
Der von Post-Chef Frank Appel in den Raum gestellte mögliche Börsengang sei derzeit kein Thema. Wichtig sei, „dass wir StreetScooter auf Wachstum ausrichten“, betonte Sommer. Er identifiziere sich mit den Zielen des Aachener E-Mobilitäts-Pioniers und wolle diesen nachhaltig voranbringen, das gelte auch für den Standort Deutschland.
Vor wenigen Tagen teilte StreetScooter die Expansion nach China mit. Sommer gab nun bekannt, dass auch der Markteintritt in den USA vorbereitet wird. Im nächsten Jahr sollen dort zunächst Pilotprojekte mit DHL starten, um StreetScooter zu präsentieren. Es gebe bereits Gespräche und Anfragen aus den USA, auch von Betreibern großer Flotten. Die ersten Fahrzeuge werde StreetScooter exportieren, perspektivisch sei eine lokale Fertigung angedacht.
Auf die zunehmende Konkurrenz bei elektrischen Nutzfahrzeugen angesprochen verwies Sommer darauf, dass StreetScooter bisher nicht nur die meisten Fahrzeuge produziert habe, sondern auch über „die größte Erfahrung, gerade wenn es um die Ausstattung großer Flotten geht“, verfüge. Man sei daher gut aufgestellt.
Das Unternehmensziel von StreetScooter sei künftig, die führende Plattform für Energie- und Logistikdienstleistungen zu werden. „Tausende E-Transporter können Sie nur in ihre Flotte nehmen, wenn Sie auch ihre Depots elektrifizieren“, erläuterte Sommer. „Diese Kompetenz hat sich StreetScooter mit der Post erarbeitet: Wir haben schon mehr als 700 Depots bei Deutsche Post DHL elektrifiziert.“ Internationale Flottenbetreiber seien sehr interessiert daran, dass StreetScooter ihnen aus einer Hand entsprechende Lösungen liefert.
Bei der begrenzten Reichweite und Zuladung der StreetScooter-Technik sieht Sommer aktuell keinen Handlungsbedarf, da der Fokus ein Lieferfahrzeug für die letzte Meile sei. Für diesen Wachstumsmarkt würden Konstruktion und Reichweite zugeschnitten. Vorgesehen seien dagegen Komfortmerkmale für neue Modelle wie etwa eine Klimaanlage. Man arbeite zudem „intensiv“ am Thema Autonomes Fahren „als Unterstützung im Depot und für den Lieferverkehr“.
Swissli meint
Schon etwas naiv wenn man bei der Reichweite keinen Handlungsbedarf sieht, und gleichzeitig in den USA Fuss fassen möchte.
MiWa meint
Hallo an alle Textschreiber,
wenn man eure Beiträge liest, muß man denken, bei manchen fehlt was. Sorry. Erlaubt euch bitte nur ein Urteil über Fahrzeuge, welche ihr selbst getestet habt und die Hintergründe kennt. Alles andere ich nur schädlich für die, die viel Geld investieren. Man muss beim Streetscooter schon sagen, das es ein super Arbeitsgerät ist und im Unterhalt sehr günstig ist. Habt ihr euch mal mit dem Laderaum für Handwerker angeschaut? Ein Träumchen. Senkrechte Wände für Regale und …… .Mittlerweile fahren über 10.000 Fahrzeuge und das Briefmonopol ist nicht annährend zusammengebrochen. Ich sage nur Hut ab vor den Entwicklern und übrigens fahre ich sehr gerne dieses Fahrzeug. Lasst bitte diese dummen Komentare wie in vielen Foren. Danke
Lagombra meint
Streetscooter hat ein gutes Produkt, mit einigen Macken, aber prinzipiell gut. Leider hat Amazon gerade 100,000 Lieferwagen beim Start-Up Rivian bestellt. Das hätte Streetscooter’s Geschäft sein müssen.
Der neue U.S.-Dampfplauderer an der Spitze… man muß abwarten.
S.Gorgs meint
Sie werden von der Firma Rivian im US-Bundesstaat Michigan produziert, in die Amazon nach eigenen Angaben 440 Millionen Dollar investiert hat.
https://www.autoflotte.de/nachrichten/artikel/klimainitiative-amazon-bestellt-100-000-elektro-lieferwagen-2464393.html
Christoph meint
Ich habe 3 streetscooter-Fahrer gesprochen mit dem Ergebnis:
1 x alles gut,
1 x Mist-Karre,
1 x heftiges Geklappere im Fahrerhaus
Ich frage mich, kann man vom streetscooter auf die Qualität des e.GO Life schließen,
der vom Ursprung her aus der gleichen Schmiede kommt?
Ecoment meint
Ein faszinierendes startup was ohne die Post Milliarden schon Pleite wäre.Sowas brauch auch perspektivisch Tesla.Zum Beispiel Vw,Bosch oder bmw. Tesla macht Innovationen der Rest rechnet und finanziert hat das Weltweite Fertigungsnetz beziehungsweise fertigt Tesla in den Werken.
Jörg2 meint
Auf diese Analogie muss man erstmal kommen….
JayP meint
Da lache ich doch, Tesla braucht BMW? Wozu? Tesla baut jetzt schon bessere Autos als BMW. Was sollen die noch von denen lernen?
Ecoment meint
Gewinne zu erzielen .Das beste Auto ist nur dann zukunftsträchtig wenn es am Ende mindestens 5 Prozent Gewinn abwirft
Jörg2 meint
„5%“: Ist das eine neue ökonomische Gesetzmäßigkeit?
JayP meint
Tesla macht doch Gewinne! Mit jedem Auto. Die gehen dann direkt in die Investitionen. Das Geld was fehlt kommt von externen Geldgebern. Cashflow positiv!
Tesla ist ein Unternehmen das auf einen massiven Wachstumskurs setzt. Das kann man nicht mit klassischen etablierten Unternehmen vergleichen.
Nico meint
„Vorgesehen seien dagegen Komfortmerkmale für neue Modelle wie etwa eine Klimaanlage.“
Sehr wichtig. Die Streetscooter haben einen schlechten Ruf und damit werfen sie ein schlechtes Licht auf E-Mobilität. Wenn die Zusteller zufriedener sind und den Kunden mehr positives erzählen ist es deutlich besser als aktuell und gute Werbung für E-Autos.
alupo meint
Ich hatte bisher nur zweimal die Gelegenheit, mich mit eScooter Postfahrern zu unterhalten.
Beide waren von ihren eAutos absolut überzeugt. Klar, das ist eine sehr kleine „Stichprobe“, aber es ist meine und die Aussagen waren unmissverständlich gut.
Wenn es denn soooo schlimm wäre, hätte es wohl entsprechende Modifikationen gegeben. Lange genug ist er inzwischen auf dem Markt. Und nicht vergessen wie alles anfing.
Er wurde nicht als Teslafighter konstruiert, sondern als Arbeitsgerät. Er ist auch etwas billiger als ein MS ;-).
Anonym meint
Du vergleichst aber Äpfel und Birnen.
Was „die Zusteller“ über ihr Abeitsgerät denken, ist dem Flottenmanagement und den Einkäufern doch egal. Die interessieren sich rein für die Zahlen. Kosten bei Kauf oder Leasing, Wartungs- und Unterhaltskosten, Ausfallwahrscheinlichkeit etc…
Das sind die wichtigen Entscheidungsmerkmale bei der Anschaffung neuer Arbeitsgeräte und nicht ob der Fahrer (letztes Glied in der Kette) gut sitzt und einen angenehm temperierten Arbeitsplatz hat (solange es nicht so gravierend ist, das der Arbeitsschutz gefährdet wird).
Und von einem Zusteller der Post habe ich mich auch noch nie darüber beraten lassen, welches Auto ich mir demnächst kaufe.
Nico meint
@Anonym bezieht sich der erste Abschnitt auf alupo?
Bei uns gibt es leider keine StreetScooter, aus anderen Regionen weiß ich aber dass die Fahrer durchaus des öfteren darauf angesprochen werden. Und wenn der Fahrer dann meinen Schwiegereltern erzählt, dass die Autos unbequem sind, es im Sommer zu heiß ist und was weiß ich was, dann projezieren die das durchaus auf die komplette E-Mobilität, da sie sich eben nicht auskennen.
Anonym meint
Nein es bezog sich auf deinen letzten Satz.
Und sorry, ich möchte dir und deinen Schwiegereltern nicht zu nahe treten ABER wenn die eMobilität daran scheitert, dass „gewisse Leute“ welche zugleich vielleicht nocht die Mehrzahl sind, es im Kopf nicht hinbekommen eine moderne Postkutsche in ihren Eigenschaften und Merkmalen vom eigenen PKW zu unterscheiden – dann sind wir eh alle verloren auf diesem Planeten.
Es kann doch nicht noch Aufgabe der völlig unterbezahlten und unter maximalen Zeitstress stehenden Zuliefern sein, die Mobilitötswende zum eAntrieb zu bewerben! Genau so wenig, wie es Aufgabe eines Herstellers für Lieferwagen sein kann, ein Produkt zu entwicklen was deutlich unter dem Marktwert liegt um ihn für Großkunden interessant zu machen und ihn gleichzeitig mit so viel Luxus vollzustopfen, dass jeder der drin gesessen hat, nur noch von diesen Auto schwärmt.
Ja es wäre schön wenn es so wäre aber das war weder das Augenmerk bei der Entwicklung des Streetscooter und sicherlich auch ein Grund für seinen Erfolg (geringer Preis eben weil auf viel Schnick-Schnack verzichtet wurde) noch bei Einflottung durch die Post an seine Zusteller. Es ist schlicht nicht deren Aufgabe ein postives Imagebild zu formen für Heinz Werner und Tante Anelise die zu faul oder auch zu alt sind, sich von allein mit der Thematik zu beschäftigen.
Wer ein begrenztes Budget hat und nur von A nach B mit dem Auto kommen will, der ist aktuell mit einem Verbenner immer noch besser bedient. Nachhaltigkeit und Klimaschutz muss man sich leisten können und auch wollen. In einer Gesellschaft die aber den Leitspruch „Geiz ist Geil“ verfolgt und auf jeden Euro schaut (oder aber auch schauen muss) ist es schwer ein (notwendiges) Umdenken einzuleiten und Klima- und Gesundheitsfolgekosten mit einzupreisen beim Kauf und Betrieb des eigenen Pkw.