Der Antrieb von Elektroautos ist in vieler Hinsicht deutlich simpler aufgebaut als der von Pkw mit Verbrennungsmotor, durch die E-Mobilität werden Hersteller und Händler daher Geschäft verlieren. Volkswagen glaubt dennoch, den Umsatz mit Ersatzteilen ausbauen zu können.
Im vergangenen Jahr hat Volkswagen mit seinem Ersatzteilgeschäft nach einem Bericht des Handelsblatts weltweit 15,9 Milliarden Euro umgesetzt. Die Rendite soll derzeit noch „deutlich zweistellig“ sein. Doch „mit zunehmender Verbreitung der E-Fahrzeuge werden für unsere Handelspartner und uns bisherige Ertragsquellen zurückgehen“, erklärte Christian Dahlheim, Vertriebschef des Volkswagen-Konzerns.
Einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Accenture zufolge rechnen Autohändler damit, dass im Ersatzteilgeschäft mit Elektroautos 20 bis 30 Prozent des bisherigen Umsatzes wegfallen könnten. Bei Volkswagen geht man aber davon aus, dass die Umsätze im Ersatzteilgeschäft zunehmen werden, schreibt das Handelsblatt. Das Geschäft mit Verbrennern wird demnach in den kommenden 10 bis 15 Jahren noch den wesentlichen Teil ausmachen. Das liegt auch daran, dass Volkswagen nach dem Produktionsende eines Modells dessen Ersatzteile für 15 Folgejahre vorhalten muss.
Um den Umsatz mit Ersatzteilen weiter zu stärken, will Volkswagen, dass auch die Fahrer älterer Gebrauchtwagen öfter Vertragswerkstätten des Herstellers aufsuchen, anstatt zu freien Werkstätten zu gehen. „Wir wollen die Loyalitätskurve der Kunden heben“, sagte Imelda Labbé, die für den Konzern den Bereich After Sales leitet, dem Handelsblatt.
Volkswagen setze darauf, dass sich mit der anstehenden Digitalisierung der Autos die Kunden älterer Gebrauchtwagen vermehrt in VW-Werkstätten locken lassen. Fahrzeuge künftiger Generationen werden zunehmend Teil eines digitalen Netzwerkes und können erkennen, wann welches Verschleißteil ausgetauscht werden muss. Digital können dann vorab Werkstatt-Termine vereinbart werden. Volkswagen glaubt laut dem Handelsblatt, dass Autofahrer solche komfortablen Dienstleistungen gerne in Anspruch nehmen werden. Der Konzern erwarte durch die neuen Dienste zudem eine engere Bindung zu seinen Kunden.
JuergenII meint
Ersatzteilversorgung wird so oder so ein heikles Thema für die etablierten Hersteller. Müssen sie doch noch auf Jahre die Ersatzteile ihrer alten fossilen Flotte bereitstellen. Von der Wartung ganz zu schweigen. Nur die neuen Fahrzeuge – und wenn sie noch so obsoleszent hergestellt werden – gleichen die Cash Kuh Wartung, Ölwechsel, Verschleißteile beim fossilen Fahrzeug nicht aus.
Viele Werkstätten und Autohäuser werden den Umbruch finanziell nicht überstehen. Früher oder später muss das Werk unter die Arme greifen. Nur die verdienen an den neuen Fahrzeugen auch nicht mehr das, was sie früher eingenommen haben.
Noch ist der Trend nicht angekommen, aber BEV’s kann man deutlich länger fahren ohne in teuren Reparaturen zu versinken. Und dann steht Mitte des Jahrhunderts die autonomen Fahrzeuge vor der Tür und damit das Ende der Autoindustrie wie wir sie heute kennen.
Ich denke VW ist mit dem Ausbau der Ersatzteile für Altfahrzeuge gut beraten. Nur die Kosten dafür müssen in den Keller. Wenn nicht landen viele noch reparierbare Fahrzeuge in der Schrottpresse, weil sich auch beim Hardcore Fossifahrer rumsprechen wird, das E-Fahrzeuge deutlich billiger im Unterhalt sind.
Nicht vor 2025 meint
Zahnriemen wechsel 4.0 oder besser geplante Obsoleszenz.
Soviel zum Thema BEV sind günstiger in der Wartung.
Es muss wohl NOCH heißen. Schade aber absehbar.
Swissli meint
Das einzige was ich aus dem Bericht herauslese, ist, dass VW künftig gerne ältere Gebrauchte Verbrenner in ihren Vertragswerkstätten sehen möchten (die bisher zu freien Werkstätten gehen), um den absehbaren Rückgang beim Ersatzteilgeschäft mit E-Autos zu kompensieren. Mehr nicht.
Aber es wird sicher spannend, was sich die E-Auto Hersteller (Pioniere, Etablierte) für „Wartungsstrategien“ ausdenken werden, insbesondere während der Garantiezeit.
Heureka meint
In Anlehnung an die zweifelhaften Vorhaben VWs lässt sich aber auch erkennen, dass Tesla schon allein durch zeitnah funktionierende Service- und Ersatzteilversorgung viel Geld durch die Lappen gehen dürfte, von den – aufgrund dessen – ausbleibenden Verkäufen einmal ganz abgesehen.
Heureka meint
Sorry, soll heißen
… durch zeitnah nicht funktionierende …
Frank meint
Trotz der Probleme glaube ich, dass Tesla auch beim Service ein sehr innovatives und zukunftsfähiges Modell aufbaut. Terminvereinbarung per App und damit verbundener Verzicht auf Telefonservice spart für das Unternehmen Kosten und Zeit. Für den Kunden ist es superbequem, er bekommt sogar Terminerinnerung und wenn das Fahrzeug in der Werkstatt ist, zeigt die App die voraussichtliche Fertigstellungszeit. Bei Abholbereitschaft vibriert dann die Smartwatch und man kann sich mit dem Ersatzwagen auf den Weg machen. Viele Dinge können aber auch vom mobilen Tesla-Service an einem vereinbarten Treffpunkt oder sogar in der heimischen Garage erledigt werden.
Das alles ist keine Zukunftsmusik, sondern erlebbare Wirklichkeit, heute schon.
Name tut nix zur Sache meint
Dann fragt euch, liebe OEM Werkstätten doch mal, warum man euch wie die Pest meidet? Wer 300€ für den Tausch von 4 Zündkerzen und 4 Zündkabeln haben möchte, wo im freien Handel, die Ersatzteile von Bosch knapp 60€ kosten, der darf sich nicht wundern.
Hans Meier meint
Geplante Obsoleszenz inc. nachdem man die E-Autos schon extra viel teurer macht mit der Begründung dass das Aftersalesbusiness ja wegfalle. VW will wohl mit aller Agressivität an die Marge von Tesla rankommen. Diess, ruft doch mal beim „Würger von Wolfsburg“ an, der kann euch sicher helfen wenn ihr den Rachen nicht vollbekommen könnt :D
Leser meint
Das ist für mich ein weiterer Grund die Marke VW zu meiden.
Wenn man mit Ansage den Kunden verspricht, dass sie auch in Zukunft weiter „blechen“ müssen und durch Software oder anderen Aktionen versucht, die freien Werkstätten zu blockieren, dann finde ich das sehr dreist.
Erinnert mich irgendwie an „öffentlich predigen sie wasser und heimlich…“, „ihr bekommt ein BEV unter 30.000€ (unter 20.000€), aber wir werden den Umsatz mit Ersatzteilen ausbauen “
Leider gibt es zu viele, die sich von den Autopreisen blenden lassen und nicht an das DANACH denken.
schade VW.
Gunarr meint
„mit der anstehenden Digitalisierung der Autos die Kunden älterer Gebrauchtwagen vermehrt in VW-Werkstätten locken“
Solange das auf Freiwilligkeit basiert, ist das in Ordnung. Ich fürchte jedoch, dass die Digitalisierung dem Hersteller viele neue Möglichkeiten gibt, den Kunden zu zwingen, eine Vertragswerkstatt aufzusuchen, oder zumindest den freien Werkstätten das Leben schwer zu machen.
Selnim meint
Zum Glück kann erwartet werden, dass es für die MEB Fahrzeuge reichlich alternativen an Ersatzteilen mit gleichwertiger Qualität geben wird. Wie es heute bei einem VW Golf auch von den bekannten Zulieferern gleichwertige Ersatzteile zu einem Bruchteil (Preis) der Originalteile gibt.
Wessi meint
wie wir heute dem Rundfunk zur Klage der Zulieferer entnehmen dürfen sind dies nur „Sogenannte Originalteile“, weil die Hersteller es den Zulieferern, freien Autoteilehändlern und freien Werkstätten sehr schwer machen, Infos zu den verbaubaren Teilen ohne ‚Automobilherstellerstempel zu identifizieren.
Den Nachteil haben am Ende die Kunden, die letzlich meist doch nur ein Zulieferteil vom OEM eingebaut bekommen, an dem der OEM kräftiger verdient.
Wessi meint
Nachtrag @selnim
1+ habe ich vergessen zu schreiben, stimme Dir voll zu
Jörg2 meint
So redet sich jeder Vorstandsbereich Bedeutungsbestand auch für die Zukunft herbei.
Nebenbei werden die Händler schwindlig geredet, die um ihre Margen im Verkauf und die Werkstattumsätze fürchten.
Die Gebrauchtwagenfahrer sind sicherlich nicht, wegen einer unpraktischen Werkstattterminvergabe VW von der Fahne gelaufen. Da geht es eher um Preise und das Bemühen, auch zu schrauben, nicht nur zu tauschen.
Ich vermute, die Werkstatt- und Ersatzteilpreise werden sich bei VW nicht nach unten bewegen.