Der deutsche Ex-BMW-Manager Carsten Breitfeld hat das Elektroauto-Startup Byton mitgegründet und lange aktiv für dessen auf Konnektivität fokussierte Strategie geworben. Im Frühjahr verließ er das Unternehmen überraschend, nun sprach er erstmals ausführlich über die Hintergründe.
Breitfeld sagte vor Journalisten, dass er Byton aufgrund der überhandnehmenden Einflussnahme des chinesischen Staates verlassen hat. Byton wurde 2017 mit Geld aus der Volksrepublik ins Leben gerufen, Mitte letzten Jahres stieg dann der staatliche Fahrzeugkonzern FAW mit einem „signifikanten Betrag“ ein. Der neue Teilhaber habe zwar für frisches Kapital und wichtige Kontakte zu Zulieferern gesorgt, aber auch zunehmend Kontrolle ausgeübt und sich eingemischt, erklärte Breitfeld.
Die Äußerungen zu Byton machte Breitfeld bei einem Medientermin in den USA, wo er nach einer kurzen Zwischenstation nun das strauchelnde Startup Faraday Future neu ausrichten soll. Früher war er bei BMW für das Stromer-Projekt BMW i zuständig. Mit Byton wollte er die Branche revolutionieren und statt mit dem Fahrzeugverkauf vor allem durch digitale Dienstleistungen Geld verdienen.
Dass der FAW-Konzern bei der Finanzierung des Marktstarts von Bytons erstem Elektroauto – dem SUV M-Byte – hilft, habe Breitfeld zunächst nicht beunruhigt. Später sei ihm dann aber klar geworden: „Wenn die chinesische Regierung in deine Firma eintritt und, zu einem gewissen Grad, Einfluss oder Kontrolle ausübt, was sie letztendlich getan hat, dann gibt es Veränderungen.“ FAW habe Byton „in eine Richtung gestoßen“, die nicht seinen Vorstellungen entsprach.

FAW gehören laut Breitfeld heute etwa 15 Prozent von Byton, hinzu kämen umfangreiche Kredite, die mit den Produktionsanlagen und weiteren Vermögenswerten des Startups abgesichert sind. Er glaube, dass FAW nur die Fertigung von Byton in China sowie die entwickelte Elektroauto-Technologie fortbestehen lassen will. Viele Ingenieure hätten Byton bereits verlassen, „alle, die das Unternehmen jetzt führen, sind PR- und Marketing-Leute“, sagte Breitfeld.
Breitfeld betonte, dass er Byton eine erfolgreiche Zukunft wünscht. Er habe noch Anteile an der Firma und führe darüber derzeit „nicht sehr freundliche“ Diskussionen mit Byton und FAW. Ein Byton-Sprecher teilte dem US-Technikportal The Verge auf Anfrage mit, dass FAW zwar ein großer Investor bei dem Startup sei, jedoch nicht in dem von Breitfeld genannten Umfang. Auch seien weiter „hunderte Ingenieure“ bei Byton tätig.
Der aktuelle Chef von Byton Daniel Kirchert hat erklärt, dass die Partnerschaft mit FAW seiner Meinung nach gut passe und der Großinvestor dem Startup Unabhängigkeit zugestehe. FAW selbst hat sich zu den jüngsten Äußerungen von Breitfeld bisher nicht geäußert.
nilsbär meint
Etwas weltfremd, der Herr Breitfeld. Es ist wohl normal in der Wirtschaft, dass ein Großaktionär Einfluss auf das Unternehmen nimmt. Speziell der chinesische Staat, der mit der Strategie ,Made in China 2025′ klare und ehrgeizige Ziele mit allem Nachdruck und ohne Skrupel verfolgt. Diese bittere Erfahrung werden auch Tesla und die westlichen Joint-Venture-Partner der Chinesen machen. Wer sich mit der China-Mafia einlässt, wird es bereuen.
IsoOktan meint
„Made in China 2025″ wurde inzwischen auf Eis gelegt und kommt im aktuellen Regierungsprogramm nicht mehr vor. Grund ist fehlendes Kapital durch die stagnierende Wirtschaft, das Wachstum ist auf dem Niveau von 1990. China droht die sogen. “ Japanisierung“. Dazu die lähmenden Kommunistischen Strukturen und allgegenwärtige Korruption. Carsten Breitfeld ist ein guter Typ, aber wenn man unter Druck gesetzt, bedroht wird,
dann hat man keine ander Wahl!
In China verschwinden „nicht Linientreue“ Unternehmer spurlos bzw. wandern ins Gefängnis.
nilsbär meint
Ich teile deine Meinung über die chinesischen Missstände. Allerdings glaube ich nicht, dass Xi Jinping ‚Made in China 2025‘ aus Geldmangel aufgeben musste. Ich verrmute, dass dieses aggressive Programm jetzt undercover läuft, um den Amerikanern, speziell Trump, keine weitere Angriffsfläche zu bieten.
Jörg2 meint
Wie will Herr Breitfeld je nochmals Großinvestoren finden?
Aus deren Sicht lautet die Nachricht doch: Gebt mir viel Geld für mein Projekt! Wenn ihr aber Mitsprache/Kontrolle wollt, bin ich weg.
Jogi meint
Jaein, manche Geldgeber wissen, wie halbstaatliche chinesische Konzerne an die Partei gebunden sind, wie man als Firma gezwungen wird sich am „social score“ seiner Mitarbeiter zu „beteiligen“, wie der merkantilistische Staat „Made in China 2025“ und „BRI“ interpretiert, wie der neue lebenslängliche „Princeling“ vermehrt nationalistischere Töne erhebt….mit dem stetigen Wunsch Revanche am Westen mit den „ungleichen Verträgen“ (=von denen wir hier nicht mal was gehört haben), durch technische, soziale und wirtschaftliche Übertrumpfung.
Anonym meint
(Groß)Investoren die eben auf der Suche nach Renditen sind und nicht Unternehmer spielen wollen.
Investoren die Vertrauen in die Person Breitfeld, seine Erfahrung, seine Expertise und seine Möglichkeiten haben (und dem Unternehmen dahinter) und darauf vertrauen, dass ihr Invest in ein bestimmtes Vorhaben sicher ist – ohne sich selber einzumischen und eigetnständige Entscheidungen treffen zu müssen / wollen.
Futureman meint
Das Problem ist wohl immer, dass die gleich zu den ganz großen gehören wollen und entsprechend Kapital benötigen. Damit sie das bekommen, müssen sie das tollste versprechen.
Zum Glück gibt es noch viele Unternehmen die sich langsam hocharbeiten…
Anonym meint
Wenn wir TESLA einmal ausklammern, welches Automobilunternehmen hat sich in den letzten 50 Jahren (ohne Fusion oder Aufkäufe) „langsam hochgearbeitet“ und durch ein organiches Wachstum überzeugt?
Welches Unternehmen ist vom Start Up oder ehemaligen Nischenhersteller zu einem globalen und namenhaften Akteuer geworden?
Mit fällt da gerade kein Beispiel ein. Wen haben sie da im Hinterkopf?
Miro meint
Bei all diesen hochgelobten Startup Unternehmen wie Byton, Faraday Future, NIO, Lucid und wie sie alle heißen war sich jeder sicher, dass man nur ne Menge Geld braucht und zack…hat man ein richtig dolles E-Auto…nun zeigt sich dann doch was anderes als Ergebnis.
Mir kommt da immer wieder die Aussage von Elon Musk in den Sinn: Es ist wirklich WIRKLICH hart sich mit einem Autounternehmen am Markt durchzusetzen.
Am ehesten Chancen gestehe ich Rivian zu. Wobei ich da auch noch so meine kleinen Zweifel habe….aber scheint machbar bei denen.