Nach dem Verkauf des Elektro-Transporter-Herstellers StreetScooter an die Deutsche Post hat sich RWTH-Professor und Unternehmer Günther Schuh möglichst erschwinglichen Elektroautos für die Stadt gewidmet. Er fürchtet nun, dass sein neues Startup e.GO Mobile durch die geplante höhere deutsche E-Auto-Prämie in Bedrängnis gerät. Die Landesregierung eilt ihm zur Hilfe.
Die Bundesregierung hat zusammen mit Autoherstellern vereinbart, die Kaufprämie für Elektroautos – offiziell „Umweltbonus“ – auf bis zu 6000 Euro zu erhöhen, bisher gibt es 4000 Euro. Die Hälfte des Zuschusses sollen weiter die Hersteller der geförderten Wagen zahlen, die im nordrhein-westfälischen Aachen angesiedelte e.GO Mobile AG sieht dadurch ihr Geschäftskonzept bedroht.
Um den Eigenanteil zu stemmen, müsste e.GO Mobile seine Elektroautos verteuern, „weil wir das Geld nicht vom Verkauf von Verbrenner-Autos nehmen können, wie das bei den großen Herstellern der Fall ist“, so Schuh vor kurzem. Er forderte den Verzicht auf den Anteil bei ihm als Hersteller reiner Elektroautos. Es würde die Bundesregierung nicht viel kosten, wenn sie den Eigenanteil bei e.GO Mobile aussetzt. „Das wiederum würde unsere Aussichten, auf dem Markt zu überleben, deutlich erhöhen“, so Schuh.
In einem Interview mit dem WDR sagte Schuh später, dass er aufgrund diverser Sonderauflagen und „Behinderungen“ die aktuellen Preise ab 15.900 Euro eigentlich ohnehin um „1000, 1200 Euro“ erhöhen müsse – und nun käme noch der höhere Eigenanteil bei der Kaufprämie hinzu. e.GO Mobile müsse als neue Marke günstiger als die Konkurrenz sein, nach der Subvention sei man dann aber nur noch geringfügig günstiger, das schwäche das Unternehmen „kolossal“.
Auch die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen macht sich laut RP Online für Änderungen stark: Der Elektroauto-Bonus treffe kleine Startups, die es nicht nur in NRW gebe, viel stärker als große etablierte Hersteller mit einer breiten Produktpalette, erklärte ein Sprecher der Staatskanzlei. „Wir werden gegenüber dem Bund deutlich machen, dass es hierzu eine geeignete Lösung geben muss.“ Die Kritik der reinen Elektroauto-Hersteller am Umweltbonus „ist nachvollziehbar“, sagte auch ein Sprecher von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).
e.GO Mobile hat in diesem Jahr den Kleinstwagen Life auf die Straße gebracht. Das Batterie-Auto bietet aus Kostengründen deutlich weniger Reichweite als moderne Elektroautos der Konkurrenz. Zunächst kam das Angebot in Deutschland gut an, mittlerweile sind einige Kaufinteressenten und Vorbesteller aber aufgrund von Lieferproblemen frustriert. Bis Ende des Jahres sollten eigentlich 1000 Fahrzeuge übergeben werden, nun werden es höchstens 600.
nilsbär meint
Was fordert Schuh als Nächstes? Gratisstrom? Lohnsteuerbefreiung für die e.GO Käufer?
Das Zeitfenster, um aus E-Auto-Bastelbuden erfolgreiche Unternehmen zu machen, schließt sich mit dem Einstieg der großen Hersteller.
Schuh sollte seine Energie vielleicht lieber in andere Projekte stecken.
Georg meint
Wenn man die Mitteilung bei WDR liest / sieht:
„e.Go Mobile wird den Kaufpreis seines E-Kleinwagens Life voraussichtlich um 1.000 bis 1.200 Euro erhöhen müssen. Als Grund nennt Firmenchef Günther Schuh u.a. „Sonderauflagen“. Hinzu könnte noch der Herstellereigenanteil für den Umweltbonus kommen.“
Dann wird deutlicher, dass die um den „Umweltbonus“ von e-go geführte Diskussion eher vom eigentlichen Problem ablenken soll. Man hat sich verrechnet und kann nun so oder so nicht mehr mit dem Wettbewerb (e-up, Mii, citigo) mithalten.
Mike meint
e.Go Mobile könnte einfach den Preis erhöhen und eine CCS-Ladung mit z.B. 22kW anbieten. Dann wären die Interessenten befriedigt und man könnte noch Rabatt anbieten (wenn man den Preis um mehr erhöht als das CCS kostet).
CaptainPicard meint
Ich versteh einfach die Logik hinter der Aussage nicht. Warum kann er nicht einfach den Preis erhöhen um den höheren Anteil bei der Förderung abzudecken? Dem Kunden interessiert doch der Listenpreis ohnehin nicht, der will wissen was er am Ende zahlt. Und wenn ein offiziell teureres Auto günstiger wird und e.Go gleich viel damit verdient dann ist das doch was positives.
jimmy lee meint
Oh, der letzte Strohhalm wird bemüht“
Ist ja auch logisch das der Professor Schuh und der Landesfürst Armin Laschet zusammenhalten müssen, schließlich wurden schon X Millionen an Steuergeldern verbraten, und nun kommen weitere hinzu.
Ich befürchte nur es wird nicht helfen.
Professor Schuh hat sich mit seinem überteuerten 16000 Euro, 100 km Stadt Wägelchen vollkommen verrechnet.
Ich glaube es wäre jetzt schleunigst angebracht dieses teure „Experiment“ e.Go Life sofort zu beenden !
CR meint
eGo kann doch einfach sein Fahrzeug im Preis erhöhen und sich damit dem Markt stellen. Wirklich lukrativ ist das Angebt aktuell ohnehin nicht. Ein teurer Kleinstwagen, der zudem noch keinen Lader an Board hat, der eine passable Geschwindigkeit bietet. Selbst als Elektroauto-Fan reißt einen das Auto nicht vom Hocker, seitdem es vor allem Angebote von VW gibt, die in Summe viel lukrativer klingen. Das Fahrzeug hat wohl leider keine Chance auf dem Markt vermute ich mal. Als Smart Fahrer fand ich die Idee damals gut von e-Go, aber ich habe inzwischen auch das Interesse an dem Wagen verloren.
Whynot meint
„Zunächst kam das Angebot in Deutschland gut an, mittlerweile sind viele Kaufinteressenten und Vorbesteller aber aufgrund von Lieferproblemen frustriert.“
Quelle? Viele? Ist das seriös recherchiert, oder eine Mutmaßung? Mit der Bitte um Erläuterung.
Redaktion meint
Dazu git es diverse Berichte und Äußerungen in den Sozialen Medien, auch bei uns gehen entsprechende Nachrichten ein.
VG | ecomento.de
H.W. Gunther meint
Die Wortwahl „diverse“, „Äußerungen“ und „Soziale Medien“ bedeuten soviel wie nicht recherchiert. Sowas ist doch keine Quellenangabe.
Peter W meint
Es ist schwer zu beurteilen was beim e-Go alles schief gelaufen ist. Die Studentenbude hat es einfach nicht geschfft rechtzeitig am Markt zu sein, und jetzt ist der eUp, Mii und CityGo am Start. Sonderregelungen sollte es nicht geben.
Wer zu spät kommt …
Schade, aber das Leben ist kein Ponyhof.
Hansi3000 meint
Der gute Mann baut schonmal einen Schuldigen für die mit hoher Wahrscheinlichkeit kommende Insolvenz auf.
Georg meint
Es sieht leider so aus, als würde Herrn Schuh die „Produktionshölle“ stärker auf die Füsse fallen, als es bei Musk je der Fall war.
Da werden vermutlich noch so viele Sonderregelungen für sein Unternehmen nichts ändern.
Vor Ein -Zwei – Jahren wäre das Auto (gegen einen damals recht teuren e-up mit ebenfalls geringer Reichweite) noch gut verkaufbar gewesen.
Swissli meint
Möglichst bald Schlüssel drehen und den Laden zumachen. Alles andere wird für die Investoren noch teurer.
Schade um das Projekt, aber die ganzen Schwierigkeiten gehen mehrheitlich auf die Kappe von e.go und Herrn Professor Schuh.
Christian meint
Wenn der kleine e.Go als reiner BEV-Hersteller Sonderkonditionen eingeräumt bekommt, empfehle ich einem eine Spur erfolgreicheren Hersteller aus USA sich an die Regelung anzuhängen!
Das ist total legitim, sichert Arbeitsplätze in Brandenburg etc. pp. Die volle Lobbyismusschiene muß dann durchgängig für alle microline, Sion und Konsorten gelten.
Herbs meint
Tesla ändert doch häufig die Preise, da kann man doch mal 1000€ nach oben gehen. Wäre doch blöd, wenn die 1000€ zusätzliche Förderung für ihre Kunden liegen lassen.
Oder verstehe ich Sie falsch?
Nicht vor 2025 meint
Der e.Go ist leider an der Zeit gescheitert.
Da hilft auch keine Sonderregelung der „Umweltprämie“.
Alex meint
Ich verstehe nicht wieso der Professor da so rum heult, er soll den Preis erhöhen und fertig.
Wahrscheinlich sucht er einfach nach einem Grund, bzw. einem Argument wieso er die Dinger nicht liefern kann/will.
Preis Leistung ist bei diesem Auto eh mies!
Die Konkurrenz von bzw, Seat und skoda macht ihm denke ich mehr zu schaffen. Mehr Auto, mehr Reichweite für einen geringen Aufpreis
McGybrush meint
Rechnerisch geht es hier doch „nur“ um zusätzliche 1000Eur seitens des Herstellers gegenüber der alten Regelung? Warum Preist man das nicht ein. Der Kunde bekommt am Ende das Auto sogar nochmal 1000Eur günstiger was ja auch besser als vorher ist.
Bekommen Streetscooter, Microlino, Artega und all die anderen dann auch ausnahmeregelungen? Was ist mit der Elektroschwalbe. Die geniesst gar kein Vorteil. Ist damit aber auch so teuer das sie nicht für jedermann ist.
Ich finde die Förderung zwar nicht in Ordnung. Da es sie aber nun mal gibt würde eine Ausnahmegenehmigung ein Faß öffnen was vie andere Unternehmen dazu bewegen könnte sich dann auch eine ein holen könnten. Das wäre dann aber kein Wettbewerb.
Christian meint
Alle Hersteller die nicht einpreisen müssen haben dann am Markt 1000€ Preisvorteil und damit bessere Karten im preissensiblen unteren Marktsegment.
Der Schuh drückt gewaltig, weil Preis und Leistung überhaupt nicht mehr zusammen passen.
Joa Falken meint
Für den Microlino / Artega gibt es Null Förderung. Der kann ja auch nicht dazu dienen, zusätzliche SUV auf die Straße zubringen und ist damit aus Sicht der Autofreunde in der Bundesregierung „wertlos“.