Volkswagen hat im November weitere Investitionen in seine Zukunft bekanntgegeben. Rund 33 Milliarden Euro will der Konzern allein für die E-Mobilität ausgeben. Bei der Präsentation der Beschlüsse wurde Vorstandschef Herbert Diess zu einer möglichen Zusammenarbeit mit Elektroautobauer Tesla gefragt.
Über eine Partnerschaft von Volkswagen und Tesla wird seit einiger Zeit spekuliert. „Es gibt mit Tesla keine Kooperations-Überlegungen“, stellte Diess nun aber klar. Er begründete dies damit, dass die Unternehmen unterschiedliche Baukästen für ihre Elektroautos und auch unterschiedliche Ansätze hätten. Tesla sei zudem ein Ein-Marken-Unternehmen, Volkswagen dagegen müsse mit Elektromobilität alle Konzernmarken abdecken. Außerdem sei man in unterschiedlichen Regionen tätig.
„Dennoch verfolgen wir Tesla natürlich sehr aufmerksam“, merkte Diess an. Der US-Hersteller sei „sehr schnell“, in vielen Dingen auch „in der Konsequenz der Umsetzung“ für Volkswagen „Maßstab und Vorbild“. Die Elektroautos von Tesla würden Europas größten Autohersteller auch immer wieder herausfordern, sich selbst infrage zu stellen, räumte der Volkswagen-Boss ein.
Derzeit gebe es zwischen Volkswagen und Tesla einen „sehr oberflächlichen Austausch“, um sich gegenseitig zu beobachten, sagte Diess weiter. „Ich glaube, wir sind auch für Tesla von den OEMs (die etablierten Hersteller, d. Redaktion) derjenige, den sie vielleicht ernst nehmen“. Es gebe daher „großes gegenseitiges Interesse“, jedoch keine Kooperation.
Diess begrüßt neue Tesla-Fabrik nahe Berlin
Eine weitere Frage zu Tesla betraf die überraschende Ankündigung von Firmenchef Elon Musk, nahe Berlin die erste Fabrik des Herstellers in Europa bauen zu wollen. Dort soll, möglicherweise schon 2021, als erstes das neue Mittelklasse-SUV Model Y vom Band laufen. Zudem ist die Produktion von E-Antrieben und Batteriezellen geplant.
Auch für ihn sei die Ankündigung der Ansiedelung einer Tesla-Fabrik in der Nähe der deutschen Hauptstadt eine Überraschung gewesen. „Ich finde das eine sehr gute Entscheidung für den Standort“, erklärte Diess. Es zeige, dass nicht nur Volkswagen sich der Elektromobilität verschrieben hat, sondern auch andere Unternehmen „riesige Investitionen in diese Fahrzeugklasse tätigen“.
Das deutsche Tesla-Werk wird nach Sicht von Diess den Wettbewerb weiter befeuern. Er verwies darauf, dass die Kalifornier andere Zellchemie, Zellformate und Fertigungsverfahren einsetzen. „Ich glaube, dass Elon Musk vor allem natürlich auch den Austausch hier mit der starken deutschen Automobilindustrie sucht“, meinte der Volkswagen-Chef.
Die Lage des Hauptsitzes von Tesla an der Westküste der USA beflügele insbesondere die Software-Entwicklung, die Auto- und Zulieferer-Industrie sei dort aber nur wenig ausgeprägt, so Diess. Er könne sich daher vorstellen, dass Tesla in Deutschland Zugang zu einer besseren Automobilbau-Technologie sucht. „Aber ich glaube, es wird sich gegenseitig befruchten, und ich begrüße das außerordentlich.“
UliK meint
Nun ja, Elon Musk hat immer gesagt er steige als CEO bei Tesla aus, wenn die Marke profitabel arbeitet. Wann immer das sein wird ;-)
Ich denke VW bringt sich schon einmal vorsichtig in Stellung (sehr spekulativ, ich weiss).
alupo meint
Also ich würde aus Tesla auch aussteigen wenn VW Einfluß auf Teslas Strategie hätte. Das ist für mich nach dem immer noch ungelösten Dieselskandal nach 4 Jahren absolut klar.
Dennoch finde ich es gut, wenn sie eAutos entwickeln, produzieren und verkaufen.
Nur ich muss mich daran nicht beteiligen, weder als Aktionär noch als Kunde. Dazu müsste man anders denken als ich denke.
jimmy lee meint
Natürlich ist keine Kooperation mit Tesla geplant , sondern mittelfristig eine Akquisition .
Quasi eine Erweiterung der VW Family ;)
simon meint
Warum sollten sie auch mit Tesla zusammenarbeiten? Sie haben eine Kooperation mit Ford. Ford bekommt den MEB Baukasten und VW bekommt Zugang zu Pickup und der Tochter für Autonomes Fahren.
Bin gespannt ob Ford auch noch bei der Kooperation VW-Northvolt einsteigt mit einer Zellfertigung in Amerika.
Swissli meint
Never say never. Autohersteller arbeiten bei kostenintensiven Projekten schon seit Jahrzehnten zusammen (Motorenentwicklung/-bau, Produktion von Kleinwagen über Marken hinweg usw.). Da irgendwann auch bei E-Autos jeder Cent zählt, gibts wieder neue Kooperationen (oder wie VW bereits mit Ford bzgl. MEB Plattform)… aber das dauert noch ein paar Jahre.
Wundere mich, dass es immer noch kein gemeinsames Projekt von Autoherstellern gibt bzgl. autonomen Fahren – ideal wären weltweit 3-4 kompetitive Konsortien. Bisher kocht da jeder Hersteller sein eigenes teures Süppchen, ohne sich wirklich zu differenzieren.
Porsche 911 meint
Gibt es doch, Daimler&BMW machen das gemeinsam.
Swissli meint
Tatsächlich. Aber erst seit Juli 2019, für die nächste Generation ab 2024.
Golf Fahrer meint
Gute Einstellung, gesunde Ansichten und freundliche Aussagen von unserem Österreichischen Freund bei VW.
So kann man arbeiten.
Und ganz ehrlich, allein schon der Austausch ist Gold wert.
Über kurz, oder lang wäre eine Kooperation jedoch zu verlockend, glaube ich.
Hermann meint
Der Diess ist ein Österreicher?!
Landmark meint
Herbert Diess ist ein österreichischer Manager, Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen AG, Aufsichtsratsvorsitzender von Škoda Auto, Seat und Audi sowie Aufsichtsratsmitglied von Infineon. usw. Wikipedia
TwizyundZoefahrer meint
Was wäre denn daran falsch? Warum sich nicht an bestehender guter Technik beteiligen. Warum immer dieses hohe Roß, wir können immer alles besser und alleine. Die Deutschen sind ein komisches ehrenkäsiges Völkchen voller Scheinindividualisten. Man stelle sich einmal den Fortschritt bei Gegenseitigem Austausch und intensiver Zusammenarbeit vor. Die Chinesen könnten einpacken. Musk ist eines sicher nicht, ein Spielverderber.
TwizyundZoefahrer meint
Übrigens, bei so einem Pckt auf Augenhöhe könnte ich mir sogar wieder den Kauf bei VW vorstellen. ????????
Peter W meint
Also ich sehe da bei Diess kein hohes Ross. Ich denke, dass VW mit seiner Plattform eine gute Entscheidung getroffen hat. Bei der Elektronik und den Motoren ist da bestimmt noch Luft nach oben, aber Akkus bauen sie ja vorübergehend nicht selbst, und den Rest heherrschen sie. Tesla hat wahrscheinlich beim Automobilbau noch ein paar Lücken, denn perfekt sind die Autos noch nicht. Bei VW gibts mit Sicherheit keine Produktionshölle.
TwizyundZoefahrer meint
Wenn Autos mal 2 bis 3 Jahre auf dem Markt sind werden wir sehen wie gut sie sind, und zwar erst dann. Wie gut der Baukasten ist, sei mal dahingestellt, aber auch E Autos sind nicht so einfach wie man denkt. Ich fahre jetzt im 7 Jahr elektrisch und es ist zwar nicht bei mir, aber bei Freunden alles vorgekommen woran keiner dachte. Perfekt ist gar nichts, bevor es sich nicht im Alltag bewährt.