Ola Källenius hat im letzten Jahr den Vorstandsvorsitz der Daimler AG übernommen. Am Rande der US-Technikmesse CES in Las Vegas sprach er Anfang 2020 über die Prioritäten des Autokonzerns unter seiner Führung. Zukunftsprojekte wie etwa selbstfahrende Taxis werden demnach weiter verfolgt, Vorrang haben aber Maßnahmen für die Transformation der Automobilbranche.
Die aktuelle Strategie der Schwaben hat noch der Vorgänger von Källenius, Dieter Zetsche, beschlossen: Daimler richtet sich auf die vier Zukunftsfelder Vernetzung, autonomes Fahren, Sharing-Angebote und Elektromobilität aus – kurz CASE für die Anfangsbuchstaben der englischen Begriffe. Knapp ein halbes Jahr nach dem Abgang Zetsches verkündete Källenius ein Sparprogramm. In erster Linie sollen die Materialkosten gesenkt, bei Mercedes-Benz Cars aber auch Stellen abgebaut werden.
„Selbstverständlich haben wir eine langfristige Innovations- und Technologiestrategie als auch Geschäftsstrategie“, sagte Källenius jetzt im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Parallel müsse das Unternehmen für den Wandel der Branche seine Kostenstruktur verändern. „Aber das ist kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch“, unterstrich der Daimler-Chef. Er betonte, dass CASE weiter intensiv vorangetrieben werde. Er und sein Team hätten die Strategie zuletzt nochmals bewertet. Dabei sei geprüft worden, wo und in welcher Reihenfolge das meiste Kapital investiert werden muss. Der Stellenwert der Zukunftsstrategie habe sich derweil nicht geändert.
Daimler setze für klimafreundliche Mobilität weiter auf Elektro, bei Nutzfahrzeugen ergänzt um wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Stromer. „Das ist der Kern unserer Strategie“, erklärte Källenius. Der Weg zu einer komplett CO2-neutralen Flotte sei „gesetzt“. Man habe dies zudem „angereichert mit der Botschaft, dass es nicht nur um CO2 geht“, der Ressourcenverbrauch sei ebenfalls ein Teil davon.
Vorerst nicht mehr im Mittelpunkt stehen komplett autonom fahrende Autos. Statt möglichst bald Robotaxis auf die Straße zu bringen, will sich Daimler zunächst auf die Weiterentwicklung von Assistenzsystemen konzentrieren. „Für das vollautonome Fahren haben wir die Reihenfolge verändert: Wir glauben, dass es sich am schnellsten im Truck-Bereich auszahlen wird“, sagte Källenius. Auch vollautonome Pkw seien zwar ein Thema, jedoch „weiter in der Zukunft“.
Als Grund für das gebremste Vorgehen bei autonomen Fahrzeugen nannte Källenius die technischen Herausforderungen. Diese seien größer als vor einigen Jahren gedacht. Eine Flotte von „Zigtausend oder Hunderttausenden“ Robotaxis erfordere zudem umfangreiche Milliardeninvestitionen. „Und das hat sich, unabhängig von der technischen Herausforderung, noch keiner getraut“, so der Daimler-Boss. Er glaube aber weiter an den Nutzen und die Wirtschaftlichkeit von autonomen Fahrzeugen. „Ich bin überzeugt davon, sobald man das Thema technisch im Griff hat, wird man das umsetzen“, sagte Källenius.
Andreas meint
Liest sich wie ein langsamer Rückzug aus dem H2-PKW. Was hat Daimler da alles an Medienhype und was ist draus geworden? Viel Steuergelder verbrannt.
Sie müssen jetzt nur noch den Scheuer-Andi endlich mal informieren. Der läuft noch im Namen der bayrischen Gasindustrie durch die Gegend und erzählt Milchprodukt.
Leotronik meint
Dem Vorreiter ist das Pferd verreckt und jetzt humpelt er hinterher. Ja wo laufen sie denn hin?
Leser meint
Warum denn so negativ, MB ist doch schon weit in seiner Entwicklung und setzt nicht mehr auf große Li-Ionen-akkus:
https://www.youtube.com/watch?v=iEjTwsfqHOY
Alf meint
1++++
immer wieder schön anzusehen. :-)
was für eine Success-Story
Das Beste oder nichts, und wenn: dann AA+
Andreas meint
…sprach der CEO von dem Welt-Autokonzern der im Dezember 55 Elektroautos verkauft hat.
Jensen meint
Daimler setze für klimafreundliche Mobilität weiter auf Elektro, bei Nutzfahrzeugen ergänzt um wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Stromer. „Das ist der Kern unserer Strategie“, erklärte Källenius. Der Weg zu einer komplett CO2-neutralen Flotte sei „gesetzt“.
Das ist prima, dass es einen gesetzten Weg geben soll. Die Frage bleibt, wann die genannte Kernstrategie für den Kunden am POS zu sehen sein wird, wann wird sie kaufbar und wann wird die Flotte CO2-neutral sein: 2046 ? Es ist kaum möglich anzunehmen, dass ein Industriekapitän nach einem dpa-Interview noch mehr Verunsicherung hinterlassen könnte.
Jörg2 meint
„Selbstverständlich haben wir eine langfristige Innovations- und Technologiestrategie als auch Geschäftsstrategie“
Nach meinem Sprachverständnis:
Wenn man das in dieser Form sagen muss, dann scheint man zu befürchten, dass ein außenstehender Betrachter es eventuell schwer hat, das Vorhandensein einer Strategie selbst zu erkennen.
Ich halte den Selbstoffenbarungsanteil (s. Schulz von Thun) für sehr hoch.
EVrules meint
Das find ich wirklich mal schön, dass man Kommunikation so deutlich analysieren kann und dass es auch mal gemacht wird!
Andreas_Nün meint
„“Selbstverständlich haben wir eine langfristige Innovations- und Technologiestrategie als auch Geschäftsstrategie““
Kernbereich der Autohersteller muss in Zukunft auch die SOFTWARE sein und diese auch klar benannt werden, davon lese ich hier erneut wenig.
Natürlich ist Software ein Teil der Vernetzung, Natürlich ist Software ein Teil der E-Mobilität, etc. etc. aber Software ist eben nicht nur ein Bestandteil, es ist der zentrale Kern der Sache! Und wenn ich mir das lächerliche MBUX ansehe, dann versteht man bei Daimler nicht gerade viel davon.
Roland meint
Auch Daimler läuft die Zeit so davon, wie allen anderen Autobauern in D.
Ursachen sind konjunkturelle, aber zunehmend produktspezifisch- strukturelle Probleme.
So wurden im abgelaufenen Jahre 2019 in D nur noch 4,7 Mio Einheiten produziert, ein 23-Jahres-Tief !
Der gestern bekannt gewordene, erneute Stellenabbau bei Opel, der neben oben genannten Gründen auch noch fusionsbedingte Ursachen hat, ist nur ein Hinweis auf das, was auch Mercedes blüht.
Und dies schon früher als mittelfristig.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Dieser Satz sagt eigentlich alles über den Konzern uns seinen Chef:
„Und das hat sich, unabhängig von der technischen Herausforderung, noch keiner getraut“, so der Daimler-Boss.
Roland meint
Nachdem die Trump-Administration am 8. Januar 2020 ihre volle Unterstützung für autonomes Fahren zugesagt hat und sogar einige Restriktionen der Obama-Regierung aufheben will, ist klar, wo die erste selbstfahrende Flotte entstehen wird: In den USA.
Und wer wird sie betreiben ?
Tesla.
Wann ?
Viel früher, als viele denken. Denn selbst noch nicht 100%-ig ausgereifte und noch (selbst-)lernende Systeme können schon viel mehr Sicherheit im Straßenverkehr bieten als der fehleranfällige „homo sapiens“.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Sehe ich genauso. Und irgendwann entdeckt auch die Versicherungswirtschaft das Potential: „Ach, Sie sind noch Selbstfahrer, da ist leider der doppelte V-Beitrag fällig“.
piet meint
Autonom heißt aber leider in letzter Konsequenz auch mehr Autos und weniger ÖPNV. Wenn, wie einige es sich erträumen, autonome Autoflotten sehr billig werden, wird keiner mehr zum „Groß-Bus“ oder Zug laufen wollen.
Wir bekommen unsere Umwelt schon irgenwie zerstört.
Roland meint
Autonomes Fahren wird gut für die Umwelt.
Auch Busse werden autonom fahren. Kleine und große.
Und nicht nur E.M. schätzt, dass der PKW-Bestand insgesamt durch autonomes Fahren auf Abruf (Robotaxis) à la longue um bis zu zwei Dritteln gesenkt werden kann.
alupo meint
Wenn man keinen Busfahrer mehr braucht hat der Bus zumindest einen Passagier-Sitzplatz mehr.
Das ist doch gut wenn nur die Leute nach A fahren, die auch wirklich nach A wollen. Der Busfahrer gehört sicher nicht zu dieser Gruppe, also Platz frei machen für jemanden der wirklich nach A will.
Und bei so kleinen 7-sitzigen Flughafentaxis ist die beförderungsprozentuale Passagiererhöhung dadurch gewaltig.
Düsentrieb meint
Aktuell reicht der aufgestockte Betrag für die ÖPNV noch nicht einmal zum Erhalt/Sanierung des bestehenden Streckennetzes. Wer glaubt das mit dieser Regierung das ÖPNV ausgebaut wird träumt.
Mit dem autonomen Fahren wird der Fahrzeugbestand drastisch zurückgehen, da das Fahren ja nicht mehr aktiv durchgeführt wird und somit auch der ‚Spaß‘ daran zurückgeht und mehr als Mittel zum Zweck wird.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
@ Düsentrieb: Genau richtig formuliert. Der „Spaßfaktor“ ist weg (wenn man im Stau steht ist der ohnehin nur noch gering vorhanden), es geht nur noch darum, von A nach B zu kommen. Und während dieser Transportzeit kann man sich mit anderen smarten Dingen beschäftigen.