Ford hat Ende vergangenen Jahres sein neues Elektroauto Mustang Mach E enthüllt. Das sportliche SUV kann auf der Website des US-Herstellers bereits zu Preisen ab 46.900 Euro reserviert werden. Dabei wird auch nach einem Wunschhändler gefragt, denn der Abschluss des Kaufvertrages erfolgt nicht über das Internet. Noch reagiert der Handel aber zurückhaltend auf Fords kommendes Batterie-Flaggschiff.
Nach Angaben des Ford-Partner-Verbandes haben bisher nur rund 20 Prozent aller Ford-Partner eine im November 2019 verabschiedete zusätzliche Vereinbarung für den Mustang Mach E unterzeichnet, berichtet kfz-betrieb.de. Der Geschäftsführer des Ford-Partner-Verbandes Fabio Krause sagte dem Branchenportal: „Da das einzige rein elektrische Modell von Ford bislang der Mustang Mach-E ist, sehen viele Betriebe den betriebswirtschaftlichen Nutzen für sich noch nicht.“
Krause merkte an, dass die Marge für das elektrische Ford-SUV „aus Sicht des Handels viel zu gering angesetzt“ sei und „unter massiver Kritik“ stehe. Was sich mit diesem im Vergleich zu anderen, herkömmlich angetriebenen Modellen verdienen lässt, spezifizierte er nicht.
Ursprünglich vom Hersteller geforderte Elektro-Standards habe der Ford-Partner-Verband einschränken können, erklärte der Präsident des Verbandes Johann Gesthuysen. So müssten etwa nur noch zwei 11- statt 22-kWh-Ladesäulen installiert werden. Die Händler hätten zudem anders als ursprünglich vorgesehen die Wahl, ob sie bei Leasinggeschäften mit teil- und vollelektrischen Modellen das Restrisiko selbst übernehmen.
Ausgeliefert werden soll der Mustang Mach E in den USA und auch hierzulande ab diesem Jahr. Laut Berichten hat Ford für Europa zu Beginn mehr Einheiten als für seinen Heimatmarkt vorgesehen. Wie groß das Interesse der deutschen Kunden bislang ausfällt, wollte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage von kfz-betrieb.de nicht sagen. In den USA ist das neue Elektroauto Ford zufolge in der zuerst verfügbaren „First Edition“ schon vergriffen.
Stefan Balz meint
Schon dramatisch, dass die lieben Ford-Händler nicht kappieren worums geht. Mit dem e-Mustang steht ein Auto bereit das sehr gute Chancen am Markt hat. Aber eben, wer nicht will hat gehabt. Ford wird nicht darum herum kommen einen B2C-Shop einzurichten und die Dinger direkt zu verkaufen…
Fritz meint
Wenn ein Händler dafür nur 1prozent Marge bekommt muss sich Ford nicht wundern warum das Ding keiner will. Da verdienst am ka+ sogar mehr. Und glaub mir. Die Info hab ich aus guter Quelle.
Andy_Be_Scheuer_t meint
Wenn die Marge pro Einheit kleiner wird, dann muss das Quantum an Einheiten steigen —-> ERGO —-> mehr E-Mustangs bestellen / verkaufen ( sollte kein all zu großes Problem werden, da ein attraktives Modell ) und somit die eigene Zukunft sichern.
Mike Hammer meint
Die Musik liegt im After Sales Geschäft. Und da ist bei ner E-Karre so gut wie nichts zu holen.
Michael meint
Hyundai Sangl hat vollständig auf Elektro gesetzt und ist der Hyundai-Händler mit den meistern verkauften Ioniq und Kona in Deutschland.
Wenn jetzt ein paar schlaue Köpfe bei den Fordhändlern tatsächlich auf die Zukunft setzen haben sie große Chancen auch in den nächsten Jahren noch zu bestehen, wer es nicht macht wird bald schwer zu kämpfen haben.
Offensichtlich ist der Preis auch fest vorgegeben und die Händler bekommen eine Stückprämie je verkauftem Fahrzeug. So zumindest wurde es mir gesagt. Also kein Verhandlungsspielraum wie bei Tesla.
Peter W meint
Zitat: Nach Angaben des Ford-Partner-Verbandes haben bisher nur rund 20 Prozent aller Ford-Partner eine im November 2019 verabschiedete zusätzliche Vereinbarung für den Mustang Mach E unterzeichnet,
… und der Rest kann in 5 Jahren ohnehin dicht machen!
CR meint
Man merkt einfach, dass viele Hersteller und vor allem die Händler die Elektroautos gar nicht verkaufen und bauen wollen. Da fühlt man sich als Kunde auch meist nicht gut beraten. Erst wenn die Provisionen und Boni Modelle die Händler zwingen, wird das funktionieren. So lange werden dem Kunden weiterhin Verbrenner angedreht. Tesla ist nahezu die einzige Marke, die sich klar darauf fokussieren kann. Und das spürt man dort auch als Kunde.
Ich war am WE seit langem mal wieder in der VW Autostadt in Wolfsburg. Totale Ernüchterung: Es stand ein einziger ID.3 Prototyp in der Eingangshalle, natürlich abgesperrt.
Die Sonderausstellung für den ID.3 ist für die Öffentlichkeit bis Ende März (!) gesperrt, da dort vermutlich interne Schulungen stattfinden. AUf der Webseite wird aber schön dafür geworben :-)
Somit hat man in der kompletten riesigen Autostadt von VW keine Möglichkeit einen ID.3 nur mal anzuschauen, geschweige denn mal probe zu sitzen. Dafür kann man sich natürlich alle Verbrenner ansehen. Nicht mal in der großen Autoausstellung von VW stand einer rum (hätte man ja mal erwarten können). Das zeigt mir einfach nur, das selbst VW null Interesse daran hat, Kunden dafür zu begeistern. Lieber weiter viele Verbrenner kaufen. Hab mir dafür mal den Golf 8 angesehen… Ich wusste gar nicht, das VW inzwischen so viel billiges Plastik im Innenraum verbaut. Da war ich ja mal erschrocken! Dagegen wirkt ein Model 3 von innen aber echt hochwertig, das hätte ich nicht erwartet.
Schmitty meint
VW wird das Auto erst ganz präsentieren wenn die ihre Software mal ans laufen bekommen. Ich gönn denen ja den Erfolg mit dem ID.3, aber was wird wohl passieren wenn die Software bis zum Sommer nicht fertig ist. Wenn die schlau waren steht es im Kaufvertrag, so dass der Kunde nicht raus kommt, im Fall des Falls.
Zudem baut der VW Konzern die Autos ja zusammen mit den anderen Töchtern, allein der Seat Ibiza hat ja schon ordentlich Plastik im Innenraum. Da ist es bei Hyundai/Kia schon wesentlich hochwertiger, mindestens vom Eindruck her. Da ich selbst Hyundai fahre, kann ich gut und gern behaupten, VW war in der Vergangenheit von der Verarbeitung her gut. Die anderen Hersteller haben aber aufgeholt, wenn nicht sogar überholt.
Die Zukunft wird es zeigen.
Jensen meint
„Da das einzige rein elektrische Modell von Ford bislang der Mustang Mach-E ist, sehen viele Betriebe den betriebswirtschaftlichen Nutzen für sich noch nicht.“
Eine interessante Interpretation. Den betriebswirtschaftlichen Nutzen wird es nicht geben, so lange die Erwartungshaltung aus der Verbrennersicht kommt, weil da eben die Hauptgeschäfte mit dem Auto NACH dem Kauf in der Werkstatt mit regelmäßig wiederkehrenden Wartungen gemacht werden.
„Krause merkte an, dass die Marge für das elektrische Ford-SUV „aus Sicht des Handels viel zu gering angesetzt“ sei und „unter massiver Kritik“ stehe.“
Aus (hoffentlich) gut informierten Kreisen war zu hören, dass pro verkauften E-Auto lediglich
ein hoher 3-stelliger bzw. niedriger 4-stelliger Euro-Betrag an den Ford-Händler gehen.
„Ursprünglich vom Hersteller geforderte Elektro-Standards habe der Ford-Partner-Verband einschränken können, erklärte der Präsident des Verbandes Johann Gesthuysen. So müssten etwa nur noch zwei 11- statt 22-kWh-Ladesäulen installiert werden.“
Jede Werkstatt ist bereits mit Kraftstrom ausgestattet, so dass das wohl eine leicht stemmbare Aufgabe ist, eine Ladestation an die Wand zu schrauben. Und für die „weniger betuchten“ Händler/Werkstätten könnten es auch mobile Ladestationen richten.
Interessant wäre es zu wissen, ob die Verordnung von Lademöglichkeiten seitens des Herstellers für die Händler der Öffentlichkeit zugänglichen Ladestationen gelten soll oder ob das „nur“ interne Ladeplätze sind.
Insgesamt gehe ich davon, dass Ford zu den Strafe zahlenden Herstellern gehören wird,
wobei der Vertrieb (auch bei den anderen Herstellern) natürlich alles daran setzen wird, möglichst viele Hybride, auch über den Preis, in den Markt zu drücken – auch damit die
Werkstattkundschaft nicht zu schnell schwindet.
Hans meint
Das grosse Händler- und Werkstattsterben wird schon bald losgehen…
NL meint
Clever ist die Werkstatt, die jetzt schon einen BEV-Full-Service aufbaut.
MM meint
Traurig, aber zeigt das Problem des jetzigen Vertriebsweges ..
Selbst wenn der Hersteller will, heisst das noch lange nicht, dass die Händler das auch wollen..
Hier wird immer nur die Risiken vorgeschoben, nicht die Chancen..
Der Trend zum Direktvertrieb wird dadurch immer weiter geebnet und die Händlerschaft immer weiter dezemiert, bis nur noch die „Macher“ übrig bleiben.