Die deutschen Autobauer machen sich angesichts der Coronavirus-Krise für eine Neuauflage der Abwrackprämie stark, die 2009 während der Finanzkrise das Geschäft der Branche ankurbelte. Mehrere Politiker haben sich bereits für eine solche Maßnahme ausgesprochen. Nun meldete sich auch die Bundesregierung zu Wort.
Es gelte „ganz grundsätzlich“, dass die Bundesregierung, „falls erforderlich … im weiteren Verlauf der Pandemie auch über weitere Maßnahmen beraten wird“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Über die schon bestehenden Corona-Programme hinaus könne er derzeit aber „keine weiteren Maßnahmen“ ankündigen. Einem Bericht des Handelsblatts zufolge sollen Details für die Hilfen Anfang Mai bei einem weiteren „Autogipfel“ mit Kanzlerin Angela Merkel besprochen werden.
Nach Informationen der Wirtschaftszeitung wollen die Autohersteller zum Beleben der Nachfrage einen Zuschuss von mehreren Tausend Euro pro Auto. Die Prämie sollte nach dem Wunsch der Autokonzerne möglichst bald zur Verfügung stehen. Volkswagen drängt auf eine schnelle Einführung. „In dieser Situation sollte eine Prämie breit angelegt sein und auch moderne Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor umfassen“, sagte Volkswagen-COO Ralf Brandstätter dem Handelsblatt.
Ein Sprecher des Verbands der Automobilindustrie (VDA) erklärte, es sei „klar, dass es beim Hochlauf der Produktion natürlich auch die Nachfrageseite braucht“. Eine „Umweltprämie“ sei dabei in der Diskussion. „Es ist aber zu früh, um Details zu besprechen.“ Der Verband wies darauf hin, dass es auch Vorschläge für einen Erlass der Mehrwertsteuer beim Autokauf oder bessere Abschreibungsregeln gebe.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil antwortete auf die Frage nach einer möglichen Abwrackprämie im ZDF: „Es wird irgendwann auch nötig sein, durch konjunkturelle Maßnahmen die Wirtschaft anzukurbeln.“ Ähnlich hatte sich zuvor Wirtschaftsminister Peter Altmaier geäußert, der ein „Fitnessprogramm“ für die Wirtschaft will. Auch aus den Bundesländern kommen Forderungen nach mehr Unterstützung für die Autoindustrie.
Warnungen vor neuer Abwrackprämie
Die Umwelt-Ökonomin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Claudia Kemfert warnt vor einer Abwrackprämie. Damit seien bereits in der Finanzkrise Autos mit fossilen Verbrennungsmotoren gefördert worden. „Heute müssen wir die Suppe auslöffeln, die wir uns damals eingebrockt haben“, sagte Kemfert dem Nachrichtenportal Watson. „Wir verfehlen die Klimaziele und müssen uns in den Städten mit Feinstaub- und Stickoxidproblemen herumschlagen.“ Diese Fehler dürfe man nicht wiederholen.
Auch Greenpeace kritisierte den Vorschlag. „Wer heute mit Hilfe von Steuermilliarden mehr Diesel und Benziner verkauft, wird morgen weniger Elektroautos absetzen“, erklärte der Verkehrsexperte der Umweltorganisation Benjamin Stephan. Das könne sich weder die deutsche Automobilindustrie noch der Klimaschutz leisten. „Deutschland braucht keine weitere Abwrackprämie, die veraltete Antriebe und Geschäftsmodelle am Leben halten will, sondern eine Aufbauprämie für saubere Mobilitätslösungen.“
alupo meint
Oh, laut diesem Statement war ich mit meiner Bereitschaft, VW einen „vom Saulus zum Paulus“ – Wechsel zuzutrauen, wohl wieder hoffnungslos überoptimistisch.
„„In dieser Situation sollte eine Prämie breit angelegt sein und auch moderne Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor umfassen“, sagte Volkswagen-COO Ralf Brandstätter dem Handelsblatt.“
Ok, wieder auf den Boden der Fakten zurückgeholt worden und damit zurückgekehrt in der Realität. Wird nicht so schnell wieder vorkommen.
Ein Saulus bleibt eben doch ein Saulus, auch wenn er schön daherredet.
Thrawn meint
Statt die Wirtschaft „… durch konjunkturelle Maßnahmen …. anzukurbeln.“, sollte man es vielleicht mal mit einem elektrischen Anlasser versuchen ;-)
Da ist ja selbst der Sprachgebrauch aus der Kaiserzeit. Wieviel Pferdestärken haben „moderne Verbrenner“ doch gleich? Und wieviel Pfund oder Doppelzentner bringt so einer auf die Waage? Das ersetzt mir doch gleich ein Gespann mit mind. 2 Ochsen.
Michael meint
Die Subvention wird kommen, egal wie sie letztlich heißt. Allein die Diskussion jetzt führt dazu, dass Autokäufe weitmöglichst aufgeschoben werden um von einer eventuellen Prämie und/oder Rabatten zu profitieren.
Für die Politik wird die Kunst sein, wie kann man die Subvention so gestalten, dass möglichst nur deutsche Autobauer profitieren und nicht etwa Nissan/Renault, Toyota, Tesla, PSA, etc.
Zusätzliches Problem: Deutsche Autobauer können bzw. wollen nur Verbrenner. Die einzige wohl bezahlbare und praxistaugliche Ausnahme ist der ID3, aber der ist ja schon ohne Prämie gut weggegangen.
Insofern ist klar, dass eine Verbrenner-Prämie kommen wird. Immerhin geht es ja (leider) nicht um Umwelt, Klima oder Nachhaltigkeit, sondern um die Wirtschaft, Arbeitsplätze und Kaufkraft.
Ich fürchte die Corona-Krise wird den Wandel in der Mobilität erheblich verzögern.
hu.ms meint
ID.3 gut „weggegangen“ ?
Die 30.000 1st. edition sind bisher nur reserviert und spezifiziert.
Wieviele wirklich bestellen kann niemand sagen. Sh. tesla M3-reservierungen 2018.
Reiter meint
Also sch… auf PHEV…..her mit dem effizienten Verbrenner. Was verbraucht denn der heutige Hocheffiziente so?
3 Liter …4 Liter? ;-)
In welchem Thermofenster funktioniert er denn? ;-)
Und die restliche Zeit ist mirs hocheffizient sch…egal?
Jörg2 meint
Ich kann dazu immer nur wieder sagen:
Es sollte dem Steuerzahler ein Teil seines Geldes zurück. Er wird es ausgeben (so wie er es möchte) und es wird in der Wirtschaft ankommen.
Mein Favorit: Senkung/Streichung der MWSt über einen Zeitraum XY.
In den schlecht verdienenenden Haushalten ist die MWSt die „Hauptsteuer“. Hier wäre die Wirkung am Größten. In den reichen Haushalten spielt sie %ual eine untergordnete Rolle.
Über das Jahresteuergesetz ist das schnell geregelt. Es können auch die betroffenen Warenkörbe eingegrenzt werden oder bestimmte Warengruppen (private PKW) mit Höchstgrenzen belegt werden.
Punktuelles Pampern von Industrien halte ich für daneben.
Jörg2 meint
da fehlt im ersten Satz „gegeben werden“ ;-((
Ein Freund meint
….warum verstaatlichen wir nicht alle Deutschen Autohersteller?
Dann brauchen sich die sich die Hersteller bei der Einführung neuer Technologien nicht immer gleich die Hosen nass machen und krampfhaft an dem alt hergebrachten festhalten.
… erst Jahrelang Gewinne scheffeln und wenn man Innovativ sein soll bei Papa Staat nach Hilfe fragen um das Entwicklungs,- und Einführungsrisiko abzuwälzen… Jetzt verstehe ich warum alle bei Daimler und Co arbeiten wollen…“leicht verdientes Geld“ ?
Ebi meint
„In dieser Situation sollte eine Prämie breit angelegt sein und auch moderne Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor umfassen“, sagte Volkswagen-COO Ralf Brandstätter…
Soviel zu unserem Volkskonzern mit dem grünen Mäntelchen und den homöopathischen BEV Lieferungen.
hu.mus meint
Man kann nicht so viel essen, wie man k…. muss.
Da ändert sich nichts. Ein Saulus bleibt ein Saulus.
An der Quelle sitzt der Knabe (und bedient sich)
hu.mus meint
nie (wieder) Volkskonzern.
Peter W meint
Jedem muss klar sein, dass eine Prämie für Verbrenner die E-Mobilität nachhaltig schädigen wird. Alle heute gekauften Verbrenner fahren 2030 noch auf unseren Straßen. Alle jetzt neu gekauften Öl- und Gasheizungen sind 2030 und sogar 2040 noch in Betrieb.
Der aktuelle Zustand wäre eher eine Chance Alternativen zu fördern. Für Wärmepumpen gibt es derzeit bis zu 45% Bafa-Zuschuss. Das könnte man für alte Verbrenner auch einführen. Wer ein mindestens 10 Jahre altes Auto mit Verbernnungsmotor verschrottet und ein BEV – und nur eine BEV! – kauft erhält eine Zusatzprämie. Darüber hinaus könnte die Autoindustrie vom Eigenanteil, den sie ohnehin vorher draufgeschlagen hat befreit werden. So könnte man vielleicht auch die Produktion von BEV beschleunigen.
Auf keinen Fall darf es Rrämien für Stinker geben!
MiguelS NL meint
„Alle heute gekauften Verbrenner fahren 2030 noch auf unseren Straßen. “
Ich denke es wird anders ablaufen, der LCD-Bildschirm hat die Röhre deutlich vor ihre (üblichen) Lebenszeit abgelöst.
Peter W meint
Miguel, ein Fernseher kostet 300 bis 1000 Euro, ein Auto das einhundertfache. Ich sehe da kaum Parallelen.
Und selbst wenn jemand nach 3 Jahren umschwenkt, bleibt der Verbrenner im Gebrauchtwagenmarkt, der Fernseher wird verschrottet. Hätte er gleich ein BEV gekauft, wäre das dann im Gebrauchtwagenmarkt und die weniger Betuchten könnten darauf zu greifen.
MiguelS NL meint
Ich bleibe bei meiner Erwartung, d.h. ich denke weiterhin dass die heute neu zugelassenen (oder jungen) Verbrennern werden (im Schnitt) nicht mehr die bisher erreichte Lebenszeiten und Laufleistungen erreichen.
Mehr neue Güter -> mehr Angebot Gebrauchtmarkt -> niedrigere Preise -> untere Preisklasse (ohne Nachfrage) ins Schrott (Recycling). D.h. verschrottet wird trotzdem.
Außerdem der Verbrenner muss eh mal verschrottet werden, dann lieber heute als morgen, bevor mit dem Sprit, Öl… weiter (für viele Jahre) die Umwelt zu verseuchen.
Dass Verbrenner nicht gefördert werden sollten, steht außer Frage. Den Herstellern geht es nur darum heute noch möglichst viele Verbrenner zu verkaufen.
Peter meint
Ich stimme Peter W zu, dass ein erheblicher Preisunterschied besteht. Darüber hinaus : Der LCd wurde dem Normalsterblichen positiv vermarktet: Full HD, weniger Platz, weniger Stromverbrauch, flimmerfrei. Alles positive Eigenschaften. Die Argumente, die Normalsterbliche bislang zum EAuto gehört haben (und von einigen Konzernen immer noch hören) sind: Reichweitenangst, keine Lademöglichkeit, Laden dauert Stunden, CO2-Rucksack bei der Produktion, zu teuer, Wasserstoff ist viel besser. Alles negative Argumente.
Und dafür sollen die mal eben ein JahresNettoGehalt ausgeben?
MiguelS NL meint
Ja, das Elektroauto wird sehr ausgebremst. Aber glaub mir, auch Röhren-Hersteller haben damals versucht den LCD aufzuschieben.
Nein, das Elektroauto wird sich nicht aufhalten lassen, höchstens hat die Wachstumskurve hierdurch einen längeren Anlauf oder sie wird weniger Krass.
atamani meint
@Miguel
Also der LCD Fernseher würde nicht staatlich subventioniert und der Röhrenfernseher mit Strafzahlungen versehen.
LCD hat sich durchgesetzt, weil es besser war …
MiguelS NL meint
„LCD hat sich durchgesetzt, weil es besser war …“
Du bist der Meinung dass das Verbrennerauto besser ist?
atamani meint
@Miguel
„Du bist der Meinung dass das Verbrennerauto besser ist?“
Nein! Wo liest Du das?
Aber wenn das E Auto besser ist, wird es sich durchsetzen, ohne Subventionen!
Oder glauben Sie das nicht?
Ich finde es immer wieder erschreckend, wie Menschen an Subventionen glauben. Ich kenne keine, die bisher erfolgreich war. Sie?
MiguelS NL meint
Ist dass Elektroauto in deinen Augen nun besser oder schlechter? ;-)
In meinen Augen ist es besser, deswegen wird es sich durchsetzen, schneller als viele denken, mit oder ohne Subvention.
Ohne jegliche Subventionen, auch die für den Verbenner-Sprit usw, würde es noch schneller gehen. Mit CO2-Steuern usw, um so schneller.
atamani meint
@Miguel
Was ist „besser“ ? Meine Meinung: Ein E Motor bietet viele Vorteile, das E Auto mehr Entwicklungspotential.
Aber es ist eben auch deutlich teurer zu produzieren, vor allem, da Lieferketten und Technik noch nicht so weit „durchindustrialisiert“ sind.
Deswegen gibt es ja auch keine billigen E Autos, während man eine Dacia für 3000-4000 Euro bauen kann. Selbst in Europa!
Zitat: „In meinen Augen ist es besser, deswegen wird es sich durchsetzen, schneller als viele denken, mit oder ohne Subvention“
Wieso braucht man dann Subventionen? Ganz einfache Frage
„Ohne jegliche Subventionen, auch die für den Verbenner-Sprit usw, würde es noch schneller gehen. Mit CO2-Steuern usw, um so schneller“
FALSCH! Ist glatt gelogen: Auf einem Liter Benzin sind in Dtld 65,45 Cent Energiesteuer (ohne Mwst)
Auf einer kwh Strom 2,05 Cent. Beim Benzin also das 32 FACHE!!!!
Selbst wenn man nach CO2 besteuert: Die 65 Cent Steuer bei Benzin entsprechen 278 Euro/Tonne CO2. Die 2,05 Cent bei Strom entsprechen gerade mal 42 Euro/t CO2. D.h Strom müsste viel teurer werden, oder Benzin viel billiger, wenn es nach CO2 geht.
Vom deutlich größeren Aufwand in der Herstellung (Batterieproduktion) mal ganz abgesehen, der ist da noch gar nicht dabei!
MiguelS NL meint
Danke für deiner Mühe. Habe schon so oft Berechnungen reingestellt, dass ich keine Lust mehr habe.
Möchte dir aber noch folgendes mitgeben:
Ja, Sprit ohne Steuer um die Hälfte günstiger, ähnlich ist es aber ac. Und mit immer höheren E.E.-Anteil wird es noch günstiger.
Der CO2-Ausstoß ist beim Verbrenner deutlich höher als beim BEV, selbst mit Batterie.
Sehe hierzu z.B. meine Kommentare unter dem Ecomento-Artikel von letzte Woche:
„Autohändler wollen zusätzliche Förderung von Elektroautos und modernen Verbrennern“
MiguelS NL meint
„Ist glatt gelogen“
Könnte sein dass ich mich irre, das kann ich leider nicht ausschließen. Glatt gelogen haben ich jedoch nicht ;-)
MiguelS NL meint
„Aber es ist eben auch deutlich teurer zu produzieren, vor allem, da Lieferketten…“
Du sagst es ja selbst, beim e-Auto gibt es noch viel Entwicklungspotenzial…
MiguelS NL meint
ich meine, diese Entwicklung wird schneller statt finden als viele denken.
Jeru meint
Es ist abenteuerlich, dass dieser abwegige Vergleich von Consumerelectronics (Smartphone, LC-Display etc.) und BEV seit Jahrzehnten herausgekramt wird.
Dieser Vergleich ist:
a.) aus den z.B. von Peter W genannten Gründen völlig daneben und
b.) faktisch widerlegt. Das Tesla Model S ist es seit knapp 8 Jahren am Markt erhältlich und der Effekt wie beim iPhone oder LCD-Fernseher ist nicht (!) eingetreten.
MiguelS NL meint
„a.) aus den z.B. von Peter W genannten Gründen völlig daneben“
Wir werden sehen. Ich wünsche mir jedenfalls, wir kommen vorwärts Richtung E.E.
„b.) faktisch widerlegt. Das Tesla Model S ist es seit knapp 8 Jahren am Markt erhältlich und der Effekt wie beim iPhone oder LCD-Fernseher ist nicht (!) eingetreten.“
Ich finde Tesla hat einiges in Bewegung gebracht.
Ebi meint
Den BAFA Zuschuss gibt es nicht nur für die WP sondern leider auch für die Gasheizung die du zusammen mit der WP einbaust.
hu.ms meint
Das verbrennen von gas ist bei einer wärmepumpe nicht notwendig wenn ein niedertemperaturheizsystem vorhanden, das gebäude ausreichend gedämmt und ein entsprechend großer pufferspeicher für mehrtägige frostperioden eingeplant wird.
Michael meint
Da haben Sie absolut Recht Peter W, aber es geht ja weder um Umwelt- noch um Klimaschutz, sondern ausschließlich darum, die deutsche Autoindustrie zu subventionieren.
Praxistaugliche und bezahlbare BEV können deutsche Unternehmen (noch) nicht. Fördert man also nur BEV, ginge viel davon an Firmen wie Tesla, Nissan/Renault, Kia/Hyundai etc.. Und genau das will man ja vermeiden. Die Subvention sollte idealerweise nur an BMW, Audi, VW & Co. gehen.
Extrem traurig, aber leider Realität. Wir werden es sehen!
MiguelS NL meint
„Die Prämie sollte nach dem Wunsch der Autokonzerne möglichst bald zur Verfügung stehen. Volkswagen drängt auf eine schnelle Einführung…“
Sehr sehr traurig….nicht nur von Volkswagen (sondern vom gesamten Sektor, von der Politik, von den Gewerkschaften…)