James Dyson, britischer Erfinder und Gründer des nach ihm benannten Milliarden-Unternehmens, hat mehrere Jahre und viel Geld in ein Elektroauto investiert. Ende 2019 gab er dann überraschend bekannt, das Projekt zu beenden. Dyson konzentriere sich weiter auf Haushaltsgeräte sowie mögliche andere neue Produkte. Im Rahmen eines Interviews mit der Sunday Times veröffentlichte Dyson nun erstmals Bilder des aufgegebenen Stromers.
Bei dem gezeigten Wagen im SUV-Format handele es sich um das erste funktionstüchtige Entwicklungsfahrzeug mit der internen Bezeichnung „N526“, erklärte Dyson. Auf den ersten Blick könnte man es für ein neues, modernes Modell des britischen Geländewagen-Herstellers Land Rover halten:
Das für dieses Jahr geplante Dyson-Elektroauto sollte branchenführende Technologie einführen, darunter eine Reichweite von 600 Meilen (ca. 966 km) mit einer Ladung der Batterie. Das wäre selbst bei widrigen Wetterbedingungen über 70 mph (ca. 110 km/h) auf Fernstraßen mit aktiver Heizung und laut geschaltetem Radio möglich gewesen, heißt es in dem Artikel. Zum Vergleich: Branchenprimus Tesla bietet mit der Premium-Limousine Model S aktuell maximal 610 E-Kilometer gemäß der in Europa üblichen WLTP-Norm.
Die Leistung des 2600 Kilogramm schweren N526 sollte mit zwei Motoren und Allradantrieb bei über 500 PS liegen, die Beschleunigung auf Tempo 100 in unter fünf Sekunden gelingen. Als Höchstgeschwindigkeit gab Dyson in dem Interview 200 km/h an. Laut der Sunday Times hat der N526 wie Teslas großes SUV Model X Platz für sieben Personen, ist aber etwas länger und höher als der US-Stromer. Zu den weiteren Besonderheiten gehören Dyson zufolge so groß wie bei keinem anderen Serienfahrzeug ausfallende Räder und eine Frontscheibe flacher als die eines Ferrari.
Ein von der Sunday Times veröffentlichtes Bild mit James Dyson im Innenraum seines E-Auto-Entwurfs zeigt eine minimalistische Ausstattung. Ins Auge fallen vor allem das futuristische, dünne Design der Vordersitze mit straffer Polsterung sowie eine großzügige Einbuchtung im Armaturenbrett vor dem Beifahrer. Die Redakteure der britischen Zeitung berichten zudem von ausziehbaren Aufbewahrungsbehältern, die Informationen für den Fahrer würden exklusiv über ein Head-up-Display angezeigt.
Wirtschaftlich nicht tragfähig
Dass sein Elektroauto nicht auf die Straßen kommt, hat James Dyson mit der fehlenden wirtschaftlichen Perspektive begründet. Die etablierten Hersteller könnten aufgrund der Vorgaben für die Emissionen ihrer Flotte – insbesondere in der EU – vorerst damit leben, mit jedem verkauften elektrischen Modell Tausende Euro zu verlieren. „Wir könnten es uns nicht erlauben, in einen solchen Markt einzusteigen“, so Dyson. Erst gegen Ende der Entwicklung seines Elektroautos sei ihm klar geworden, dass dieses deutlich teurer als die Angebote der Konkurrenz wird.
Dyson soll rund 560 Millionen Euro in den anvisierten Einstieg in die Automobilindustrie investiert haben. Vorgesehen waren insgesamt über zwei Milliarden Euro, die Hälfte davon für moderne Batterien mit Festkörper-Technologie. Mit einem vermuteten Privatvermögen im zweitstelligen Milliardenbereich kann der 73-Jährige das finanziell verkraften. Gegenüber der Sunday Times sprach er dennoch von „enormer Betrübtheit und Enttäuschung“.
Möglicherweise will James Dyson mit der Veröffentlichung der Fotos seiner Elektroauto-Kreation das Interesse des Marktes testen oder die Fühler nach Partnern ausstrecken. Im letzten Jahr hieß es, dass er bis zuletzt vergeblich Käufer für das Projekt gesucht hatte. Offiziell ließ Dyson im März lediglich verlauten, dass er sich später den Bau eines kleineren Transportmittels für die sogenannte Mikromobilität vorstellen könnte. Die für das E-Auto vorangetriebenen Festkörper-Akkus sollen auf jeden Fall eine Zukunft haben – sie würden das Unternehmen „in spannende neue Richtungen“ weisen.
LiPo meint
WOW, 560 Mio zum Fenster rausgeworfen, 2 Mrd. Entwicklungskosten waren geplant. Wenn man bedenkt dass der Porsche Taycan nur 1 Mrd. Entwicklungskosten hatte, was hätte man nicht alles mit dem Geld auf die Räder stellen können! Schade.
Harry Schulze meint
Wowwh….dieses Dyson Auto sieht ja aus wie ein x beliebiger SUV , wahnsinn das hätte ich jetzt nicht vermutet, krass .
Ein wenig entäuscht bin ich schon , da ich vom Design her eher so Richtung Dysons neuem Akku Staubsauger dem V11 vermutet hätte, eben nur mit 4.Räder´n, oder so.
Na gut, es hat nicht sollen sein, die Welt muss darauf verzichten, schade ;)
caber meint
Gut dass dieses Auto nicht produziert wird.
Von Dyson habe ich ein innovatives Elektroauto erwartet und sehe jetzt einen „Boliden“ im herkömmlichen design alla Audi oder Jaguar.
Fotolaborbär meint
Seit wann hat Dyson ein Problem damit das Höchstpreisige Produkt im Markt zu haben? Na klar wäre der über 200k geworden.
Swissli meint
Wenigstens hat er sein eigenes Geld verbrannt und den Mut gehabt, die Reissleine bei 560 Mio. noch zu ziehen.
Alex E. meint
Als Tiger gesprungen und als Bettvorleger gelandet. Großspurig angekündigt wurde von Herrn Dyson doch eigentlich ein revolutionäres E-Automobil, das durch seine Detailllösungen und sein Konzept alle Wettbewerber in den Schatten stellen sollte.
Was ist rausgekommen? Eine weitere SUV-Gurke. Unglaublich.
Gunnar meint
„Was ist rausgekommen?“
Gar nichts.
MiguelS NL meint
Er hat es aber versucht, dafür alle Achtung.
Jesus meint
ein Hersteller will sein Auto eben verkaufen und da nimmt er eben die zur Zeit beliebteste Fahrzeugform: Den SUV. Ich bin auch kein Fan davon, aber er hätte damit modernere Akku-Technologien vorrangetrieben.
Fotolaborbär meint
@ecomento „Frontscheibe steiler als die eines Ferrari“ macht keinen Sinn. Wahrscheinlich „flacher“
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis, es muss natürlich „flacher“ heißen – aktualisiert!
VG | ecomento.de
MiguelS NL meint
Schade, ich finde, es sieht wirklich gut aus.
Franz Mueller meint
Leider fehlt die Kapazitätsangabe des Akkus.
2600kg bei diesem großen Fahrzeug lässt mit konventioneller Technik kaum mehr als 100kWh zu.
Die Reichweitenangabe zufolge muss aber mindestens 200kWh verbaut sein.
Das bedeutet eine Energiedichte die fast 2x das Bestehende überbietet.
Dyson sollte lieber nur den Akku entwickeln, der das möglich machen soll.
Chris meint
Ich habe keine definitive Antwort, allerdings war ich Teil des Projekts und kann dir sagen, dass 200 kWh avisiert wurden. Ich weiß aber auch, dass schon gesagt wurde es sei nicht möglich und maximal 140 kWh realisiert werden können. Jetzt kann James Dyson natürlich alles behaupten, er muss nichts davon beweisen…. Es gab schon einen fahrenden Prototypen, aber viel mehr auch nicht. Und dieser hatte natürlich nicht die entsprechende Batterie sondern nur ein paar zusammen geschraubte Zellen von der Stange.
MiguelS NL meint
Ich denke dass nach Stand der Technik (heutigen Entwicklungen) wären um die 200 kWh aber möglich gewesen, wenn auch (selbstverständlich) später d.h beginnend mit weniger.
Im Projekt ist man natürlich abhängig von offenen Gesprächspartnern.
Franz Mueller meint
@MiguelSNL: Keinen Quatsch erzählen. 200kWh bekommt keiner aktuell vom Volumen und Gewicht in ein Auto.
Auch ein Tesla Roadster gibt´s ja aus gutem Grund noch nicht.
MiguelS NL meint
Da läuft heute schon einiges im Hintergrund, d.h. da ist schon einiges in Vorbereitung, von Logistik bis hinzu Produktion. Bis zur Auslieferung hätte es beim Dyson auch noch 2-3 Jahre gebraucht, schätze ich mal. Bis dahin wird es Modelle wie der Model X, e-Tron… mit deutlich mehr Reichweite (800+ km?) geben und ohne teurer zu werden.
„Auch ein Tesla Roadster gibt´s ja aus gutem Grund noch nicht.“
Hätte ich damals von der Alfa oder Beta Version Model S in 2008 oder 2010 auch so behaupten können, wäre aber nicht korrekt gewesen.
Vom Roadster (1.000 km) und vom Cybertruck (850 km) ist, denk ich, schon längst beschlossen was geht und was es wird, wenn auch in Szenarien. Fest steht, es kommt. Von den Herstellern und Zulieferern wird jetzt erst mal in preisbrechende Herstellung investiert.
Franz Mueller meint
nein, auch die in 2 bis 3 Jahre werden keine 200kWh in irgendein laufendes Projekt eingebaut. Du liegst falsch wenn du das vermutest.
Tesla´s 1000km sind die gleiche Luftnummer wie der Autopilot.
akkusuoon meint
Diesen Akku gibt es bald; aber eben nicht von Dyson. Der hat wohl in weiser Vorahnung oder mit Insiderwissen noch so gerade den Absprung hin bekommen…
REUTERS zu Tesla:
https://www.reuters.com/article/us-autos-tesla-batteries-exclusive/exclusive-teslas-secret-batteries-aim-to-rework-the-math-for-electric-cars-and-the-grid-idUSKBN22Q1WC?feedType=RSS&feedName=technologyNews&utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+reuters%2FtechnologyNews+%28Reuters+Technology+News%29
Torsten meint
Allerdings ist es in den letzten Jahrzehnten nicht vorgekommen, dass irgendjemand „die Wundertechnologie“ exklusiv zur Verfügung hat. Dyson hätte eine technisch aktuelle Batterie bestimmt kaufen können. Jetzt machen das eben andere Hersteller. Ich denke nicht, dass dies ein Hauptgrund war das Projekt zu beenden.
Matthias meint
2,6t stattlich stattlich. bei dem Gewicht kann man leicht viel Akku verbauen.
Franz Mueller meint
Ach ja? Alle aktuellen Fahrzeuge mit dieser Größe und knapp 100kWh wiegen mindestens 2,5 Tonnen.
Leichter geht´s kaum bei den vielen Anforderungen an solche Fahrzeuge. 200kWh können nur durch einen Technologiesprung ermöglicht werden.
akkusuoon meint
Gott sei Dank, auch nur solch eine weitere Nullachtfünzehn ineffiziente SUV-Brotdose mit miesem CW-Wert, etc. Diese Dinger sollte es nur nach Bedürftigkeit explizit auf Antrag geben.
Andi meint
seh‘ ich genauso.
:)