Die Daimler-Kernmarke Mercedes-Benz bietet Pkw bis ins Kompakt-Segment an, mit der Tochter Smart verkauft der schwäbische Autokonzern auch Kleinstwagen. Hinzu kommen die Nutzfahrzeuge von Daimler Trucks. Die Palette soll nun umfassend elektrifiziert werden, als weiteren Fokus für die kommenden Jahre hat Daimler-Vorstandschef Ola Källenius Luxusautos im Visier.
Källenius hatte im Mai 2019 den langjährigen Daimler-Boss Dieter Zetsche abgelöst. Anschließend ließ er verlauten, dass er auf „electric first“ und „modern sustainable luxury“ setzt – also E-Mobilität sowie modernen, nachhaltigen Luxus. Letzteres soll dabei künftig offenbar eine größere Rolle spielen als bislang angenommen. „Wir wollen zurück zu unserem Kern als Hersteller von modernen Luxusfahrzeugen. Die Zukunft von Mercedes liegt eher am oberen Ende der Fahrzeugsegmente“, erklärte Källenius kürzlich im Interview mit dem Handelsblatt.
Anfang vergangenen Jahres war berichtet worden, dass Mercedes zusammen mit BMW einen elektrischen Kleinwagen entwickeln könnte. Von einer Expansion in untere Pkw-Segmente mit hohen Stückzahlen hält der neue Daimler-Chef im Gegensatz zu seinem Vorgänger aber nicht viel. „Wir wollen nicht mit Volumenherstellern konkurrieren, sondern die begehrenswertesten Autos der Welt bauen“, sagte Källenius. Er wolle Mercedes eher wie den französischen Luxusgüterkonzern LVMH ausrichten. „Auch bei uns geht Preis vor Menge“, so der 51-Jährige.
„Auf Luxus als unseren Kern besinnen“
Källenius hat vor, das Angebot der renditestarken Mercedes-Submarken AMG (Sportwagen) und Maybach (Luxusautos) auszubauen. „Wenn wir uns auf Luxus als unseren Kern besinnen, sind wir auf dem richtigen Weg“, sagte er dem Handelsblatt. Dabei steht laut dem Bericht auch das für 2021 geplante Edel-Elektroauto EQS (abgebildet) mit über 700 Kilometern Reichweite im Mittelpunkt – damit werde Mercedes seine Position „deutlich stärken können“, so der Daimler-Boss.
Källenius betonte, zu den geäußerten E-Mobilitäts- und Umweltzielen zu stehen: „All unsere Autos werden elektrifiziert, auch AMG wird in den kommenden fünf bis zehn Jahren elektrisch. So bringen wir Nachhaltigkeit in Einklang mit Luxus“, sagte er. Bis zum Jahr 2039 würden zudem Produktion und Produkte klimaneutral. Für den zukünftigen Erfolg sei es entscheidend, dass Daimler in den Bereichen Elektrifizierung und Digitalisierung führend ist. Die dafür nötigen Investitionen seien „gewaltig“, daher müsse die Kostenstruktur verbessert werden – unter anderem durch einen größeren Stellenabbau.
Die Neuausrichtung auf moderne Premiumautos bedeutet laut Källenius nicht, dass Mercedes keine Kompaktwagen mehr anbieten will. Dieses Segment sei nach wie vor attraktiv, man wolle hier aber das „Preispremium“ ausbauen. Die wichtigste Daimler-Marke werde sich vor allem in den Fahrzeugpositionen mit dem höchsten Renditepotential weiterentwickeln. Neben diesen Bereichen und besonders hochwertigen Angeboten von AMG und Maybach sehe das Unternehmen zudem weiter bei klassischen Geländewagen Wachstumschancen.
Nostradamus meint
Orientierung auf nur Luxussegment wird eine gefährliche Strategie, denn dadurch wird der Flexibilität der gesamten Daimler PKW-Produktion dramatisch verkleinern! Ein Gegenbeispiel aus der Nachbarschaft: Exklusive Marke wie Bentley, Lamborghini, Bugatti und Porsche können existieren nur durch die Unterstützung von der riesigen VW Konzern, mit seiner mächtigen Finanzkraft und Knowhow. Wenn Ola Källenius etwas wirklich richtig machen will, dann folgendes: Alle Mercedes-Baureihen durch Gleichteilen- und Gleichplattformstrategie maximal zu vereinigen. Bei Mercedes ist jede Baureihe immer noch eine Welt für sich selbst.
Richie meint
Komplett die richtige Strategie. Mercedes hat die Kunden, die sechsstellige Summen locker machen. Vor allem haben sie im Bereich um 200.000€ eine potente Kundschaft, wie sie in der großen Anzahl und der beeindruckenden Internationalität kein Automobilhersteller sonst hat. G-Klasse BEV mit 200 kWh-Akku für 200.000€? Das wird Wartelisten geben. EQS als Maybach für 250.000€. Wird’s in drei Jahren in Singapur so viel geben wie Toyotas. Premium zieht auch im BEV-Zeitalter. Und der Erfinder des Automobils hat einen Strahlwert bei den Reichen und Schönen, den man nicht hoch genug schätzen kann.
Egon Meier meint
Back to the roots
Nicht mehr das Markenimage durch Massenfahrtzeuge verwässern sondern die Exklusivität fördern.
Vor allem sich nicht mehr solche Krücken wie Chrysler ans Bein binden oder mit Minderleistern wie Renault kooperieren.
Dort ist außer Geld versenken und Qualitäteinbruch nichts zu holen.
MB benötigt keine Staatskohle – anders als Renault und FCA
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Indem man sich freiwillig Chrysler und Renault ans Bein band, dokumentierte das Daimler-Management, dass es in diesem Bereich ganz klar selbst ein Minderleister ist. Und dass Daimler nicht das Potential seiner Beteiligung an Tesla erkannt hat, setzt dem Ganzen noch die Sahnehaube auf.
nilsbär meint
Auch mit dem Fokus auf Luxusautos wird es für Daimler nicht leicht werden, Gewinne zu erzielen. AMG z.B. hat 2019 Verlust gemacht. Der Konzern muss sich neu erfinden, wenn er nicht untergehen will.
Jörg2 meint
Vom Autohersteller über den Weltkonzern in die Nische….
Lewellyn meint
Schön zusammengefasst.
Freddy K meint
Daimler hat ja nur ein paar Autos, klar.
Und als Weltmarktführer im Nutzfahrzeugsegment wird man ja von Tesla abgelöst.
Echt….
Jörg2 meint
@Freddy
Wart’s ab, was nach der „Gesundschrumpfung“ übrig bleibt.
„LKW“: Ja, DAIMLER auf Platz 1. Auf den nächsten 3 Plätzen sind chinesische Hersteller. Wer wird schneller sein beim Umstieg auf aktuelle Antriebskonzepte?
Und: 2.Q2020 Verlust von knapp 1,7 Mrd. EUR
Peter W meint
Mal ganz ehrlich, ich glaube nicht dass Mercedes etwas verpennt hat. Der alte Chef war davon überzeugt, dass die E-Autos nicht überzeugen, und ein 8 oder 12-Zylinder das Non-plus-ultra darstellt. Sie waren ja an Tesla beteiligt, haben dort aber keine Zukunft gesehen, weil sie die mageren Akkukapazitäten überbewertet haben. Eine schnelle Entwicklung wurde nicht gesehen, und die Pleite von Tesla oder zumindest ein Verbleib im Nischenmarkt war schon fest eingeplant. So betrachtet, wären Milliardeninvestitionen für eine E-Plattform rausgeschmissenes Geld gewesen.
Mercedes hat also nichts verschlafen, die waren hellwach, und haben lediglich die Entwicklung falsch eingeschätzt. Dass man da jetzt hinterherhechelt, und viel Geld für die Brennstoffzelle verplempert hat war eine ganz einfache Fehlentscheidung. Die Brennstoffzelle wurde jetzt auf Eis gelegt, weil der Akku sie überholt hat.
Die jetzige Entscheidung für Luxus ist die einzige Chance für Mercedes, denn in der Mittelklasse können die nicht mithalten, da sie zu teuer sind. Der Taycan ist das erste echtes Luxus-E-Auto auf dem Markt, und Daimler muss sich jetzt beeilen da ein passendes Luxus-Gegenstück für Mercedesliebhaber anzubieten.
CR meint
Die Strategie vorrangig in das hochpreisige Segment zu gehen könnte für Mercedes aufgehen. Natürlich gehen dann die Stückzahlen runter, denn der Markt ist viel kleiner. Und die Folltenkunden werden natürlich wegbrechen. Also deutlich weniger Masse und billige Leasingraten. Mercedes konnte aber schon immer Luxus. Der EQS wird da sicher Maßstäbe setzen.
Von daher sicherlich besser, als zu versuchen im preiswerten Segement (da wo sich Tesla inzwischen breit macht) zu versuchen zu überleben. Eine Mercedes AMG Performance Elektro C Klasse mit 500-600 PS für 60.000 EUR (als Alternative zu einem Model 3 Performance) wird es schlicht nie geben können im Daimler-Konzern. Wäre viel zu billig für Daimler. Daher lieber gleich oben ins Regal greifen.
Vielleicht wäre es gut, wenn Tesla Mercedes in Zukunft einfach übernimmt. Dann könnte man Teslas mit Mercedes-Stern und bester Qualität im hochpreisigen Segment anbieten ;-)
Wnn Tesla nicht zugreift, dann bestimmt auf Dauer die Chinesen. Arbeitsplätze wird diese Strategie in jedem Fall sehr viele kosten. Mehr Marge, hochpreisige Autos, weniger Mitarbeiter.
Peter W meint
Tesla wird sich niemals diesen verfetteten Konzern ans Bein binden. Das wäre ja schlimmer als die Übernahme der damals noch staatlichen Post mit ihren Beamtem und Pensionsansprüchen. Bei Daimler geht es zu wie in einer Behörde, deshalb kommen die auch nicht voran. Ja, sie bieten hohe Verarbeitungsqualität, aber das wars dann auch schon.
Ebi meint
Daimler hat es einfach verpennt sich rechtzeitig und richtig zu positionieren, da war man lange bei Technologieoffenheit. Jetzt sucht man nach der Marktlücke in der man noch wettbewerbsfähig sein kann – traurige Entwicklung.
Karla01 meint
Was redet ihr immer von verpennt, so ein Unsinn. Die ersten 1-2 Millionen über 5-10 Jahre Auto auf Verlust zu bauen ist gar nichts verpennt verglichen mit den Millionen von Autos welche dagegen mit Gewinn (wozu Firmen da sind in der Wirtschaft) verkauft werden/wurden, alleine schon pro Jahr).
Fürs Geschäft und den Markt kommen alle Industrien weltweit genau richtig.
Wegen der Zeitspanne welche man dafür benötigt hat, hat kein Baum der Welt ein graues Blatt mehr und kein Eisbär ne Robbe weniger bekommen.
Manche sollten echt mal bissi aus ihrer hyperventilierenden Blase raus kommen
Karla01 meint
Sorry, Korrektur: Die ersten 1-2 Millionen Autos über 5-10 Jahre…usw
Eugen meint
Die Hochpreisstrategie ist nicht unbedingt ein Fehler, Opel oder die Franzosen sind ja das beste Beispiel das Massenmarkt nicht unbedingt am rentabelsten ist, das andere Extrem Porsche, sehr erfolgreich mit geringen Stückzahlen.
Auf überteuerte Kleinwagen kann die Welt verzichten, oder eben Mini fahren.
Karla01 meint
Der Punkt ist, Verzichtskarren kann die ganze Welt günstiger bauen als wir. Es muss einen Premiummarkt geben, da den vor allem die deutschen OEMs wieder bedienen können und dadurch die Standorte in Deutschland überhaupt erst unterhalten können.
Ohne Premiummarkt, ohne Pemiumprodukte keine deutschen Standorte. Gerade Parteien wie die SPD sollten an Arbeitsplätzen in Deutschland interessiert sein. Hat sie aber noch nicht verstanden, daher ihr bisher immens destruktives Verhalten beim Thema Automobilindustrie. Sie ist im ideologischen Zwiespalt, linkes „Reichtum und Premium muss weg“ vs. „der kleine Mann braucht Arbeitsplätze mit deren Gehalt er Leben kann“ und die CDU lässt sich von den grünen Jungwählern vor sich hertreiben anstatt sich mit Rückgrad zur Industrie zu bekennen.
MichaelEV meint
Für mich ist die CDU unwählbar geworden: Sie ist den sterbenden Industrien hörig, verhindert damit den Wandel und riskiert damit einen deutschen Weg in die Bedeutungslosigkeit. Das „Rückgrad“ der CDU hat bereits jetzt genug Schaden angerichtet.
Sich als Politiker gegen die Jugend zu stellen wäre auch selten dämlich. Während die alten Wähler nach und nach versterben, geht im Gleichklang die eigene Partei zu Grunde.
Deutsche Politik kann Wandel verhindern wie sie möchte, der Rest der Welt dreht sich weiter und hängt DE gnadenlos ab.
BeatthePete meint
@Karla01
Für Premiumsegment muss man aber auch irgendetwas bieten was Premium ist oder als solches Wahrgenommen wird.
Der E- Antriebsstrang und die Software ist es schonmal nicht.
Bleibt nur noch Interieur/Exterieur.
Ob das reicht ?
Herbs meint
@BeatThePete
„Der E- Antriebsstrang und die Software ist es schonmal nicht.“
Haben Sie schon Erfahrungswerte beim EQS sammeln können, oder worauf basiert die Einschätzung?
Freddy K meint
Soso, wer ist eigentlich Weltmarktführer bei Nutzfahrzeugen? Wer verkauft am meisten Fzge im Luxussegment?
Gegen den EQS hat keiner was dagegen zu setzen.
Wessen LKW (neben Embark) können autonom in USA fahren (mit Überwachung)?
Wer hat noch nichtmal ne Testzulassung beantragt um nur einmal wenigstens etwas autonom zu fahren? Ja genau, Tesla hat nix.
Man sucht nach Marktlücken….
Ja ne ist klar.
Bleib mal etwas realistischer.
MichaelEV meint
Verbrenner war gestern und interessiert morgen nicht mehr. Daran die Perspektive zu bemessen geht mächtig in die Hose.
Sie haben die Vorgehensweise von Tesla bzgl. autonomes Fahren verstanden?
Freddy K meint
Autonom? Wann?
MichaelEV meint
Meine Glaskugel ist kaputt. Ich würde tippen: Tesla bis spätestens in zwei Jahren.
Verstehen sie die Methodik von Tesla und welche Auswirkung das auf das Entwicklungstempo hat? Tesla könnte ein fertiges FSD auf die Straße bringen, ohne einen KM auf der Straße testen zu müssen.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Also der Luxusgüterkonzern LVMH ist Basis vom Kopfkino von Herrn Generaldirektor K.; ist ja mal eine klare Ansage.
Und Mitarbeiter sind lästig, die kosten ja nur: „Die dafür nötigen Investitionen seien „gewaltig“, daher müsse die Kostenstruktur verbessert werden – unter anderem durch einen größeren Stellenabbau.“ Also weg mit.
Und was ist mit nach Diesel und Schweiß riechenden LKW? Das ist doch auch nichts für die Chanel-verwöhnte Nase von Herrn K.; also kommt das auch weg?