Der Standort einer Elektroauto-Ladesäule entscheidet darüber, wie häufig die Ladeinfrastruktur genutzt wird. Die Auslastung ist höher, wenn die Ladesäule an einem für die Nutzer – auch für Zwischenladungen – attraktiven Ort platziert ist. Zu diesem, für viele Stromer-Fahrer wahrscheinlich nicht überraschenden Ergebnis kommt eine Studie des Öko-Instituts zu zwei E-Mobilitäts-Projekten des südhessischen Energieversorgers Entega in Darmstadt.
Die Analyse habe gezeigt, dass das Vorhandensein möglichst mehrerer für das Zwischenladen geeigneter Wegeziele in Fußentfernung die Nutzung von Ladepunkten signifikant erhöht. Als Beispiele werden Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten, eine ÖPNV-Haltestelle, Bildungseinrichtungen, der Arbeitsplatz oder die Gemeindeverwaltung. genannt. Je nach Standort haben die Studienautoren unterschiedliche Auslastungsmuster erkannt, beispielsweise in Form von morgendlichen Ladespitzen bei der Ankunft am Arbeitsplatz oder mittags und nachmittags an Einkaufs- oder Freizeitorten.
„Wir empfehlen den Betreibern der Ladeinfrastruktur, die Standorte neuer Ladesäulen nach den von uns gefundenen Kriterien auszuwählen. Davon profitieren die Nutzerinnen und Nutzer. Und die Betreibenden erreichen eine höhere Auslastung“, so Lukas Minnich, der die Studie für das Öko-Institut durchgeführt hat. „Ein flächendeckendes Netz an öffentlichen Ladesäulen fördert die Umstellung von Fahrzeugen mit konventionellen Antrieben auf Elektrofahrzeugen“, ergänzt Philipp Schlögl aus dem Entega-Regionalmanagement. „Auch wenn der große Teil des Ladens zuhause stattfindet, kann das Zwischenladen beim Einkaufen, am Arbeitsplatz oder am Bahnhof entscheidend sein.“
Die untersuchten öffentlichen Ladestationen bieten laut der Studie insgesamt noch deutliche Kapazitäten für mehr Nutzung. Die Auslastung sei jedoch über den Betrachtungszeitraum „massiv“ angestiegen. Die geladene Strommenge im zweiten Quartal 2019 sei bereits mehr als doppelt so hoch wie im dritten Quartal 2018 gewesen. Die Beispielstandorte zeigten, dass geringe Leistungen zwischen drei und sieben Kilowatt dominieren. Die meisten Ladevorgänge dauerten zwischen zweieinhalb und fünf Stunden. Viele Stationen seien durch einzelne Schwerpunktnutzende geprägt. Hoch ausgelastete Ladepunkte wurden nicht nur in den Städten, sondern auch in ländlichen Kommunen registriert.
E-Autos in kommunalen Fuhrparks
Die Studie befasste sich auch mit kommunalen Fuhrparks: Die täglichen Fahrleistungen von Elektro-Pkw könnten demnach fast ausnahmslos mit den heute verfügbaren Reichweiten elektrischer Modelle absolviert werden, heißt es. Dennoch seien die Pläne zur weiteren Elektrifizierung der kommunalen Fuhrparks eher zurückhaltend – unter anderem, weil dies nicht vorgegeben sei und Mehrkosten für die Anschaffung gerechtfertigt werden müssten.
Die Forscher hinter der Studie empfehlen, dass alle Beteiligten weiter Ladepunkte und elektrische Flotten ausbauen. Bei der Ladeinfrastruktur sei eine bessere kommunenübergreifende Planung und Standortwahl erforderlich. In der jetzigen Phase werde weiter die öffentliche Förderung durch Bund und Länder benötigt. Zentral seien auch ausreichende und verlässliche finanzielle sowie personelle Ressourcen in den kommunalen Verwaltungen. Im Gegenzug könnten Bund und Länder eine überkommunale Abstimmung der Ladeinfrastruktur und die beschleunigte Umstellung kommunaler Flotten einfordern.
Duesendaniel meint
Ich wüsste doch gerne, was diese Studie gekostet hat. Alternativ hätte es wohl auch gereicht, einen BEV-Fahrer zu fragen oder einfach mal nachzudenken. Das zeigt mir einmal mehr, wie weit unsere Entscheidungsträger und Geldgeber noch von der E-Mobilität entfernt sind. Das ist der Grund warum wir immer noch gnadenlos hinterher hinken. Erst wenn alle Innovationsarbeit durch andere Länder geleistet ist, kõnnen die Deutschen durch Perfektionierung wieder glänzen.
Michael meint
Naja, dafür kann man an einem Ort wo keine Ladesäule weit und breit ist viel mehr Geld verlangen ;)
Aber für Entscheidungsträger die keine Ahnnung haben kann diese „Studie“ sicher hilfreich sein. Haben eigentlich alle Park&Ride Parkplätze Lademöglichkeiten?
Markus Wolter meint
Ja, man muss sich von der Vorstellung einer Tankstelle lösen. Man bräuchte an jedem (!) Parkplatz eine „Steckdose“. Vielleicht könnte man die Steuerung und Abrechnung für mehrere Parkplätze bündeln, so wie bei Parkautomaten. Für Langstrecken wären Schnelllader primär an Raststätten und Autohöfen sinnvoll, wo man Pause machen kann.
Jensen meint
@Markus Wolter: Die Technik existiert bereits, Ladesäulen ähnlich Parkautomaten anzusteuern, freizuschalten, abzurechnen. Bei einem Trip durch Belgien vor ca. 3 Jahren in einem großen Parkhaus an einem Bahnhof erlebt. Alle erdenklichen Zahlunsmöglichkeiten gab es auch.
badsoden meint
Damit ist die Ladesäulepflicht bei Tankstelle auch gleich als überflüssig zu sehen. Als Elektrofahrer ist eine Tankstelle echt der letzter Ort wo ich eine halbe Stunde herumhängen möchte.
Übrigens, Gemeinde bekommen keine BAFA Zuschuss. Deswegen habe die noch ein Kalkulationsproblem. Obwohl die eine oder andere Gemeinde ein generelles Kalkulationsporblem hat vielleicht.
Wäre ich Bürgmeister würde ich den PKW Händler sagen, dass man die eAuto Kunden die passenden Fahrzeuge nach 6 Monate für den Kaufpreis minus Subventionen zurückkauft.
Umgekehrt, als Händler würde ich das die lokale Gemeinde so anbieten. Die Autos entsprechend für 6 Monate verleasen.
Peter W meint
Der erste Satz hat mir genügt um zu erkennen, dass wieder mal Geld für Unfig ausgegeben wurde. Als hätten Außerirdische unseren Planeten entdeckt und müssten nun herausfinden was die Bewohner da tun.
Man könnte auch eine Studie darüber machen, ob eine Bäckerei in der Wüste oder in der Stadt mehr Zulauf hat und dann den Bäckern erklären, dass ein Standort ohne Kunden wenig attraktiv ist..
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Die Entega scheint sich ja dumm und dusselig zu verdienen, wenn sie Geld für solche dusseligen Studien übrig hat.
Frank meint
Mit Google Earth kann man schauen wo viele Autos am Straßenrand stehen – dort machen Laternenladesäulen Sinn. Ansonsten in Parkhäusern auf Parkplätzen. Arbeitgeber sollten das selbst regeln (wenn die billigen Solarstrom haben macht das besonders viel Sinn- der Strom darf soweit ich weiß verschenkt werden ohne, dass das als geldwerter Vorteil zu versteuern wäre- meißt reicht eine normale Schuko- Steckdose).
Hans Meier meint
Studie geht in die falsche Richtung mit dem falschen Betrachtungswinkel… Ziel einer Ladeinfrastruktur ist, das es Lademöglichkeiten gibt. Hohe Auslastung und co spielen „keine“ Rolle. Finanziell muss es so sein, das das System von Vielen bis Allen getragen wird und so Kostengünstig für jeden ist. Die „Ladeinfrastruktur“ wird sowieso nur für Fernverkehr gebraucht, da sonst eine Tagesladung problemlos reicht, weil wer steht schon jeden Tag eine halbe Stunde am Lader… Sonst, falsches E-Auto für den falschen Zweck. Für ältere E Autos wäre ein smarter „Batterieanhänger“ die bessere Lösung.
Duesendaniel meint
Welches ältere E-Auto kann denn einen Hänger ziehen?
DerMond meint
Die gendergerechte Sprache mit seltsamen Wortschöpfungen wie „Schwerpunktnutzende“ passt prima zu der Studie. Beides ist überflüssiges Rumformulieren an Gegebenheiten die als bekannt gelten.