Fiat Chrysler Automobiles (FCA), der Technologiekonzern Engie EPS und der italienische Stromnetzbetreiber Terna haben in Turin ein Pilotprojekt zur sogenannten Vehicle-to-Grid-Technologie („vom Fahrzeug ins Stromnetz“/V2G) offiziell eingeweiht. Mit dem Projekt, das nach Fertigstellung das weltweit größte seiner Art sein soll, wird die Interaktion zwischen Elektroautos und dem öffentlichen Stromnetz getestet.
Mit der für die Anlage auf dem Gelände des FCA-Werks im Turiner Stadtteil Mirafiori installierten V2G-Technik können Elektrofahrzeuge Energie vom Stromnetz beziehen und bei Bedarf an dieses rückführen. Die Pkw werden so zu einer Ressource für die von Terna betriebenen Hoch- und Höchstspannungsnetze. Im Gegenzug lassen sich die Betriebskosten der E-Fahrzeuge zum Nutzen der Besitzer optimieren. Dazu müssen die beteiligten Systeme reibungslos miteinander kommunizieren. Diese Kommunikation ist ein Schwerpunkt des jetzt in Mirafiori gestarteten Pilotprojektes.
In der ersten Bauphase wurden 32 Zweiwege-Schnellladesäulen für das Andocken von 64 E-Autos installiert. Ziel ist es laut FCA, die Technologie und die Logistik des Lagerbereichs zu testen. Bis Ende 2021 sei eine Erweiterung für bis zu 700 Fahrzeuge vorgesehen, es werde sich dann um die größte Anlage dieser Art handeln. Ziel der zweiten Bauphase sei es vor allem, die Kosten zu reduzieren. Dienstleistungen für das Stromnetz von Terna sollen ein positives finanzielles Ergebnis für FCA und Engie EPS erwirtschaften.
Die Überdachung der Parkplätze für die mit den V2G-Säulen gekoppelten Elektroautos hat Engie Italia zur Installation von rund 12.000 Sonnenkollektoren genutzt, die benachbarte Produktions- und Logistikanlagen mit Ökostrom versorgen. Die Anlage soll in Zukunft jährlich mehr als 6500 MWh Strom produzieren und damit mehr als 2100 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen.
„Die Vehicle-to-Grid-Technologie stellt eine gute Möglichkeit dar, die Betriebskosten von E-Autos zu optimieren, und außerdem zur Nachhaltigkeit des Stromnetzes beizutragen. Wir brauchen jedoch ein gesetzliches Umfeld, das diese Technologie begünstigt“, sagte der bei FCA in Europa und weiteren Ländern für E-Mobilität zuständige Manager Roberto Di Stefano. Carlalberto Guglielminotti von Engie EPS merkte an: „Selbst wenn Elektrofahrzeuge im Jahr 2030 in Europa einen Marktanteil von nur fünf Prozent haben, werden sie die dominierende Technologie, die das Stromnetz revolutionieren und für den Ausgleich innerhalb der europäischen Energiemärkte entscheidend sein wird.“
DerMond meint
Ich denke das der Stromfluss vom Auto Richtung Netz keine große Zukunft haben wird. Es sollte reichen wenn bei Strombedarfsspitzen Ladevorgänge ins Auto angehalten werden. Die Stromproduktionskapazitäten so gering zu halten dass bidirektionales Laden zweckmäßig würde wäre mir zu unsicher.
xdaswarsx meint
Ich bin da völlig anderer Meinung.
Ich denke, dass wird in Zukunft einen riesen Geschäftsmodell.
Sobald die Akkus noch mehr Zyklen überstehen und eh viel rumstehen, können Lastspitzen so super abgefedert werden und Geld verdient werden.
Andersrum kann zu Zeiten des Stromüberschusses und bei negativen Strompreisen schön der Akku gefüllt werden.
Der Hersteller, der das zuerst begreift und ein funktionierendes System anbietet wird sich blöd verdienen.
Vor allem, da ja jetzt weltweit immer mehr „grüner Zappelstrom“ ins Netz kommt.
Ob das in D oder in der EU leicht umzusetzen ist, wage ich zu bezweifeln; die Lobby dagegen ist wohl noch zu groß.
Ich persönlich würde ein Auto, was Strom wieder abgeben kann, immer einem konventionellem E-Auto vorziehen.
Man hört in diversen Youtube-Kanälen, dass Tesla wohl auch hier vorne weg breschen wird.
Jensen meint
Ich hätte persönlich nicht darauf getippt,
dass FCA in diesem Bereich auffällig wird.
Daumen hoch, hoffentlich gehen das noch viel mehr Unternehmen mit Nachdruck an.
Andi EE meint
Schliesse ich lich an, positive Überraschung!
Jensen meint
@Peter W. : Zustimmung! Bei den Freiflächen-PV-Anlagen ist jedoch auch der Aspekt zu beachten, dass die nun nicht mehr Intensiv-landwirtschaftlich genutzten Flächen min. 20 Jahre von der
chemischen Keule verschont bleiben. Bspw. an der BAB 93 (Holledau Richtung) Regensburg) gibt eine ganze Reihe Anlagen, die auf vorher intensivst bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen stehen.
Ansonsten gehört PV einfach auf jedes Dach, welches technisch dazu geeignet ist!
ID.alist meint
Wie der Chef von Lucid in einem Interview sagte, es geht nicht darum 100% des eigenen Strombedarf abzudecken, sondern um die Lesitungsspitzen abdecken zu können, denn diese machen den Strom teuer, und werden auch als Vorwand benutzt weiterhin Gas- bzw. Kohlekraftwerke weiterhin zu betreiben.
Interessant ist auch, dass es sich hier um den erstes CCS V2G System handelt. Ich dachte bis 2025 würde man viel darüber reden aber ohne konkrete Hardware. Ich lag wohl falsch.
HanneP meint
CCS V2G war auch schon 2012 im deutschen Testprojekt INEES im Einsatz. CCS kann es ja, aber die Regulatorien in den jeweiligen Ländern fehlen. In Deutschland gibt es gegen V2G/V2H eine Blockadehaltung vor allem seitens VDE und der großen Energieversorger.
Christian meint
Das geht ja auch nicht. Vollkommen unabhängig vom Stromnetz und bei der Mobilität. Keine Steuereinnahmen, keine Gebühren, keine Stromzähler. Wo soll das hinführen, das sind Arbeitsplätze!
Wenn das kommt und das Auto hat eine Offgrid – Funktion – her damit!
ID.alist meint
Kann sein, nur bei CCS geht es mir weniger um den Stecker, sondern eher um einen standardisierten System, und soweit ich weiß hält sich CharIn momentan ziemlich bedeckt dies gegenüber.
Aber ich bin nicht allwissend.
Anti-Brumm meint
Spannende Sache! Schön, dass FCA sich in diesem Bereich etwas traut und eine Führungsrolle anstrebt.
Jedesmal, wenn ich mir auf Google Maps die hektargroßen Hallendächer der Autohersteller dieser Welt ansehe, denke ich mir, wie massiv könnten die ihren CO2-Fußabdruck senken, wenn sie ihre Dächer mit PV zupflastern!
Peter W meint
Würde man es mit der EE wirklich Ernst meinen, müsste der Gesetzgeber den Firmen vorschreiben PV zu installieren. Stattdessen werden entlang der Autobahnen Wiesen zugekachelt. Es ist eine Schande wie wir unsere Natur zubpflastern anstatt die ohnehin versiegelten Flächen zu nutzen.
Dass in DE V2G verhindert wird ist auch so eine typische Lobbygeschichte.