Die Stadt Münster und die lokalen Stadtwerke haben im September „Loop Münster“ gestartet. Unter dem Angebot verkehren elektrifizierte Kleinbusse in mehreren Stadtteilen, anliegenden Wohn- sowie Gewerbegebieten. Sie fahren ohne feste Linienwege und Fahrpläne von und zur nächsten Straßenecke.
„Der Loop-Bus ist flexibel, orientiert sich am Bedarf der Nutzer und er ist einfach, digital buchbar. Gerade im ländlichen Raum brauchen wir solche attraktiven Mobilitätsangebote, damit die Menschen auf Bus und Bahn umsteigen“, sagt Verkehrsminister Hendrik Wüst. Das Verkehrsministerium Nordrhein-Westfalen fördert das Projekt mit fünf Millionen Euro. Die Stadt Münster trägt zudem einen Eigenanteil von über drei Millionen Euro.
Wer mit Loop Münster fahren will, bestellt einen der weißen Kleinbusse per App oder Telefon. Dabei muss keine Rücksicht auf bestehende Bushaltestellen oder Fahrpläne genommen werden. Die App oder ein Mitarbeiter am Telefon teilt mit, wo die nächste Einstiegsmöglichkeit ist und wann der Loop kommt. Für die Fahrt gelten die normalen ÖPNV-Tickets, also alle Abos, Semestertickets und Zeittickets. Auch per App sind Fahrkarten erhältlich. Im Fahrzeug selbst können keine Papiertickets gekauft oder entwertet werden.
Unterwegs sammeln die Fahrzeuge weitere Fahrgäste ein oder setzen sie an ihrem Ziel ab, wenn die Fahrtrichtung stimmt. So werden verschiedene Fahrtwünsche gebündelt. Die beste Route dafür errechnet eine Software automatisch im Hintergrund, sodass möglichst kurze Umwege für jeden Fahrgast anfallen. „Das ist gleichzeitig sehr flexibel und bequem für die Münsteranerinnen und Münsteraner, reduziert dabei aber auch Autofahrten und unterstützt so unsere Klimaziele“, erklärt Oberbürgermeister Markus Lewe.
Insgesamt zehn Kleinbusse fahren für Loop durch Münsters Süden. Dabei handelt es sich um als Taxis entwickelte Plug-in-Hybridfahrzeuge des britischen Anbieters LEVC. Sie haben sechs Sitzplätze und sind über eine ausfahrbare Rampe auch für mobilitätseingeschränkte Personen mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator nutzbar. Die Fahrzeuge mit über 100 Kilometer rein elektrischer Reichweite beziehen an mehreren Ladestationen im Betriebsgebiet Ökostrom. Von den für Loop Münster neu installierten Ladestationen profitiert auch die Allgemeinheit: Jeweils einer von zwei Ladepunkten pro Säule ist für die Öffentlichkeit nutzbar, der zweite ist für die Loop-Busse reserviert.
„Besonders wichtig war uns, dass die Fahrgäste keinen Aufpreis bezahlen. Eine Fahrt mit Loop gibt es zum normalen ÖPNV-Tarif. Wer also ein Abo hat, zahlt nichts extra, das 90 MinutenTicket gilt in den kleinen Bussen genauso wie in den großen“, betont Stadtbaurat Robin Denstorff. „Wir sind überzeugt davon, dass das Projekt den klimafreundlichen Nahverkehr stärken wird. Funktioniert das, können wir uns vorstellen, auch in anderen Bezirken ein ebenso smartes Angebot einzuführen.“ Eine wissenschaftliche Begleitforschung soll sicherstellen, dass die Erkenntnisse aus der dreijährigen Pilotphase für solche Entscheidungen genutzt werden können.
Reinhard Boberg meint
Leider haben Hybridfahrzeuge den größten ökologischen Fußabdruck. Schade, dass hier mit dem vielen Geld nur gekleckert und nicht geklotzt wurde. Kann man nicht einmal Vorreiter sein?
Jensen meint
Die Fördergelder fließen in Deutschland, das macht solche Projekte erst möglich. Rufbusse, Sammelbusse, halb-autonome Busse etc.. Kein Landkreis oder Stadt würde ansonsten auf die Idee kommen, solche Projekte vollständig aus eigener Tasche bezahlen. Ein starkes Argument in Münster ist jedenfalls, dass ÖPNV-Tickets genutzt werden können. Das ist eine niedrige Schwelle und könnte auch dafür sorgen, dass es eben nicht ein zeitlich begrenztes und hochsubventioniertes „Projekt“ bleibt, sondern den Weg in den Alltag findet, wenn die Förderungen auslaufen. Wenn man jetzt noch BEV’s angeschafft hätte, wäre die Sache rund.
Tobias meint
Statt dieser hässliche englischen Ungetüme hätte man auch einfach eVitos nehmen können. Die haben sogar mehr Reichweite – und vermutlich auch kostengünstiger, wenn man das so überschlägt…
Julian meint
Gute Idee, aber die finanzielle Umsetzung scheint mir Katastrophal.
Das Projekt kostet 8 Mio Euro und jetzt fahren erstmal 10 von diesen Teilzeitstromern? Bitte was haben die da entwickelt? 800.000€ pro Fahrzeug (enthält fairerweise Personalkosten für Fahrer). Über welchen Zeitraum sind die Kosten veranschlagt.?
Ich kann nur hoffen, dass man sich von den 8 Mio noch Hunderte Fahrzeuge leisten kann, um andere Stadtteile zu bedienen.
Das wird sicher nicht rentabel und das Haushaltsloch vergrößern.
Mein Vorschlag: möglichst schnell den Rahmen für autonomes Fahren schaffen. Dann kann so etwas funktionieren durch dramatisch günstigere Kilometerkosten.
Ferner stellen die Stadtwerke MS das kostenlose Strom Laden für E Autos ein. Der ausgerufene Preis liegt für Kunden leicht über dem Hausstrompreis. Das ist für alle ohne Lademöglichkeit frech.
hghildeb meint
Endlich! Genau so wird der ÖPNV wieder attraktiv. On Demand, wann und wo der Nutzer ihn braucht und trotzdem bezahlbar.
Natürlich ist das nichts für Berlin-Mitte. Aber in verkehrsarmen Randgebieten oder auf dem Land ist das wahrscheinlich sogar schon heute weniger defizitär als eine klassische fahrplangebundene Linie, die meistens leer herum fährt. Wenn mit FSD eines Tages sogar der Fahrer wegfällt, erst recht.
Bin gespannt auf den ersten Geschäftsbericht.
Peter W meint
Eine sehr gute Idee, vor allem auch weil der ÖPNV-Tarif gilt.
Ich denke, dass das die Zukunft des ÖPNV ist. Flexibel ohne festen Fahrplan, und bald werden diese Kleinbusse autonom fahren.
Julius meint
Also können alle die ein monatliches ÖPNV ticket haben so oft sie wollen und kostenlos damit fahren? Wow das ist mal was neues.