Nissan hat seinen elektrischen Kompaktwagen LEAF zum mobilen Kraftwerk für den Einsatz nach Naturkatastrophen oder extremen Wetterphänomenen umgerüstet. Der RE-LEAF weist im Vergleich zur Serienversion mehr Bodenfreiheit und weitere Modifikationen auf, um leichter ins Zentrum von Katastrophengebieten zu gelangen und dort Elektrizität für die Notversorgung und den Wiederaufbau bereitzustellen.
„Naturkatastrophen sind die häufigste Ursache für Stromausfälle. Laut einem Bericht der Weltbank von 2019 waren sie zwischen 2000 und 2017 in Europa für 37 Prozent und in den USA für 44 Prozent der Stromausfälle verantwortlich“, so Nissan. „Meist dauert es in solchen Fällen zwischen 24 und 48 Stunden, bis die Stromversorgung wiederhergestellt ist. In dieser Zeit können Elektrofahrzeuge diese Funktion übernehmen: als emissionsfreie mobile Energielieferanten für den Notfall.“
Welches Potenzial Elektroautos in solchen Krisenfällen besitzen, will Nissan mit dem RE-LEAF zeigen. Über außen angebrachte wasserdichte Steckdosen lassen sich elektrische Geräte mit der Lithium-Ionen-Batterie des E-Pkw verbinden. So können etwa medizinische Geräte, Kommunikationsmittel, Beleuchtung und andere Ausrüstung auch nach einem Ausfall der öffentlichen Stromversorgung für mehrere Stunden betrieben werden. Ist die Stromversorgung wiederhergestellt, kann das E-Auto wieder aufgeladen und als Transportmittel genutzt werden.
Der RE-LEAF ist nur ein Konzept zu Demonstrationszwecken, die Technik laut Nissan aber für den tatsächlichen Einsatz bestimmt und in dieser Form umsetzbar. In Japan nutze das Unternehmen den LEAF schon seit vielen Jahren als Notstromlieferant und Transportmittel in Krisen und kooperiere mit Lokalregierungen beim Katastrophenschutz. In normalen Zeiten kann das Elektroauto als mobiler Speicher fungieren, um in Haushalten oder dem allgemeinen Stromnetz Angebot und Nachfrage auszugleichen.
„Wir erforschen ständig neue Möglichkeiten, wie Elektrofahrzeuge über die emissionsfreie Mobilität hinaus unser Leben bereichern können“, erklärt Helen Perry, bei Nissan Europe für Elektrofahrzeuge und Infrastruktur zuständig. „Konzepte wie der Nissan RE-LEAF zeigen Einsatzmöglichkeiten im Katastrophenmanagement und beweisen, dass intelligente und saubere Technik dazu beitragen kann, Leben zu retten. Elektrofahrzeuge erweisen sich immer mehr als ein wichtiger Faktor, der die Belastbarkeit im Stromsektor erhöhen kann. Tausende von Elektrofahrzeugen, die entweder im Krisenfall unterstützen oder über ‚Vehicle to Grid‘-Technik (V2G) mit dem Stromnetz verbunden sind, bilden ein virtuelles Kraftwerk, das bei einem großen Stromausfall die Energieversorgung sicherstellen kann.“
Der RE-LEAF nutzt die seit der Einführung im Jahr 2010 zur Standardausstattung des LEAF gehörende bidirektionale Ladefähigkeit. Mit dem System kann das Elektroauto Strom nicht nur zum Laden seiner Batterie aus dem Netz ziehen, sondern auch via V2G („Vom Fahrzeug zum Netz“) zurück ins Netz einspeisen oder über flexible V2X direkt an elektrische Geräte abgeben. Ein aktueller LEAF mit vollgeladener 62-kWh-Batterie ist Nissan zufolge in der Lage, einen durchschnittlichen britischen Haushalt sechs Tage lang mit ausreichend Elektrizität zu versorgen.
Wolfbrecht Gösebert meint
Thomas meinte u.a.:
„Naja, es leider eher so dass die Europäer mit CCS ein eigenes System durchgedrückt haben …“ Was aus meiner Sicht aber EINIGE Vorteile hat (Handling, Platzbedarf, …)
„Das Pferd wurde so quasi „getötet“, dafür kann Nissan nichts.“
Aber sicher doch: Andere (jap., kor., chin.) Hersteller setzen doch schon lange auf CCS. Nissan hat den Absatzzusamenbruch des aktuellen LEAF durch CHAdeMO (sp!) und mangelde AC-Ladung (1- phas. Schieflast, max. 7,6 kW) doch allein selbst zu vertreten!
Was bidi mit CCS zu realisieren ist, zeigt Spätzünder FIAT doch jetzt gerade …
Markus Wolter meint
Ich sehe V2G mit enormen Potential. Vielleicht kann man ja an Firmenparkplätzen intelligente V2G Ladesysteme einrichten, die jeweils z.B. 20 Pkw zusammenfassen. Das wäre pro Ladeplatz viel günstiger. Auch eine erweiterte Elektronik von Photovoltaikanlagen erscheint mir eine gute Basis für V2G. Klar gibt es das alles noch nicht zu kaufen. Aber da geht noch viel!
Chris meint
Vehicle to Grid halte ich, nach anfänglicher Begeisterung für einen Irrweg. V2V wäre als Option wenigstens denkbar.
Aber die Hardware um V2G einzusetzen und das weltweit und die Regularien für ein solches Vorhaben scheint niemand bezahlen zu wollen.
Thomas meint
V2H kann aber finanziell relativ interessant sein. Natürlich darf dann eine V2H-Box nicht 5.000 EUR kosten wie bisher. Aber vielleicht geht ja auch V2H über AC, das wär doch mal was.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
MIt der Bidirektionalität der Batterie war Nissan ganz weit vorn, leider wurde in diese Richtung viel zu wenig weiterentwickelt, hier in Deutschland weniger wg. Naturkatastophen sondern eher in Richtung Grid-Netzstabilisierung etc.
Wolfbrecht Gösebert meint
… schrieb u.a.: „… leider wurde in diese Richtung viel zu wenig weiterentwickelt, hier in Deutschland …“
Im konkreten Fall des LEAF wenig verwunderlich, wenn man auf ein so ‚Totes Pferd‘ wie CHaDeMo setzt, der aktuelle Marktanteil scheint mir da sowieso im Keller zu liegen …
Thomas meint
Naja, es leider eher so dass die Europäer mit CCS ein eigenes System durchgedrückt haben um den Markt abzuschotten. Das Pferd wurde so quasi „getötet“, dafür kann Nissan nichts.
Nissan macht einige V2G-Projekte in DE, aber aufgrund der Tatsache dass ChaDeMo hier keine Zukunft hat wäre ich natürlich auch vorsichtig mit großen Investitionen.
Schade, das Thema V2G / V2H hat ein Riesenpotential und ist sogar unabdingbar um einen hohen Anteil sowohl von EAutos als auch Wind- und Solar ins System zu integrieren.