Der deutsche Pkw-Markt ist in diesem Jahr durch die Coronavirus-Pandemie eingebrochen. Vor allem die Verkaufszahlen herkömmlicher Benzin- und Dieselfahrzeuge gingen 2020 stark zurück. Hybride und Elektroautos erleben dagegen dank hoher staatlicher Förderung seit Monaten einen Boom. Davon profitieren insbesondere die Importmarken, deren Verband erwartet hierzulande auch im nächsten Jahr eine große Nachfrage nach Stromern.
In diesem Jahr rechnet der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) mit 2,9 Millionen Pkw-Neuzulassungen – das niedrigste Niveau seit 1990. Bei Elektroautos und Plug-in-Hybriden erwartet der VDIK eine Verdreifachung. „Corona hat unsere Branche und die ganze Welt fest im Griff. Die Automobilmärkte müssen nie dagewesene Einbrüche verkraften. Wir verlieren 700.000 Neuzulassungen, die wir auch nicht mehr aufholen werden“, sagte Verbandspräsident Reinhard Zirpel beim Jahrespressegespräch des VDIK. „Umso erfreulicher ist es, dass 2020 trotz der Corona-Krise das Jahr des Durchbruchs für die Elektromobilität wird.“
Im Gegensatz zum Gesamtmarkt ist die Nachfrage nach Elektroautos und Plug-in-Hybriden momentan hoch. Verantwortlich dafür ist insbesondere die seit Juni bis zu 9000 Euro hohe „Umweltbonus“-Kaufprämie, die zu zwei Drittel vom Staat und einem Drittel von den Herstellern getragen wird. „Wir rechnen damit, dass 2020 über 350.000 batteriebetriebene Elektroautos, Plug-In-Hybride und Brennstoffzellenfahrzeuge neu zugelassen werden. Der Zuwachs gegenüber 2019 beträgt sage und schreibe 220 Prozent“, so Zirpel. „Der Anteil am Gesamtmarkt steigt von knapp drei Prozent im Vorjahr auf nun 12 Prozent. Damit wird 2020 zum Jahr des Durchbruchs der Elektromobilität in Deutschland.“
Die VDIK-Mitglieder bieten laut dem Verband mittlerweile über 80 elektrifizierte Pkw- und Nutzfahrzeug-Modelle an und trügen damit erheblich zur Verbreitung emissionsarmer Antriebe und zum Klimaschutz in Deutschland bei. Das französische Modell Renault ZOE etwa ist aktuell das meistverkaufte Elektroauto auf dem deutschen Markt. Und bei Peugeot entfallen bei den Verkäufen des 208 über 50 Prozent auf die E-Auto-Ausführung. Bei den Plug-in-Hybriden dominieren insgesamt die deutschen Marken, aber auch ausländische Teilzeit-Stromer wie der Mitsubishi Outlander PHEV verkaufen sich sehr gut.
2021 könnte der deutsche Pkw-Markt nach Schätzung des VDIK um höchstens 7 Prozent auf etwa 3,1 Millionen Neuzulassungen zulegen. Die Unsicherheit wegen Corona wird sich bis weit ins nächste Jahr hinein fortsetzen, glaubt Zirpel. Für den Nutzfahrzeugmarkt rechnet der VDIK mit etwa 370.000 Einheiten, also plus 6 Prozent. Der Boom der E-Mobilität wird nach Ansicht des Importeur-Verbands weitergehen. „Nächstes Jahr könnten in Deutschland 500.000 bis 600.000 Batterie-Elektroautos und Plug-In-Hybride neu zugelassen werden“, schätzt Zirpel.
Jürgen Baumann meint
Was ist denn ein elektrifiziertes Auto? Eines mit elektrischen Fensterhebern?
Daniel S meint
Es könnten noch bedeutend mehr Elektrofahrzeuge – insbesondere BEV – verkauft werden, wenn man 1. die Nachfrage bedienen könnte / wollte – z.B. UP/MI/CITIGO und 2. die EU-Regulatorien zum Flottenverbrauch nicht diejenigen bestrafen würden, welche besonders niedrige Flottenverbräuche bereits im Jahr 2020 erzielen.
Peter W meint
Ich denke Dein letzter sStz ist das Hauptproblem. Wer 2020 schon niedrige Flottenwerte erreicht muss später noch niedrigere Werte schaffen. Dass man auf so einen Unsinn überhaupt kommen kann?
Thomas meint
Naja, das war mal wieder als vermeintliche Lobbypolitik für (insbedondere) die deutschen „Premium“-Hersteller gedacht. Hersteller großer spritschluckender Autos sollten nicht so starke Vorgaben bekommen.
Das ist doppelt absurd und ungerecht: gerade die Käufer solcher Autos belasten die Umwelt besonders stark, und gerade die Premium-Käufer haben doch das Kapital, erhöhte Kosten durch moderne Technologien oder alternativ Strafzahlungen zu tragen ohne dass es sozial ungerecht wäre.
Das liegt aber ganz auf der Linie der Politik der CDU: Ressourcenverbrauch /-verschwendung wird konsequent gefördert weil man Angst hat dies wäre nötig für Wohlstand.