Neben Pkw elektrifiziert Mercedes-Benz künftig auch verstärkt seine leichten Nutzfahrzeuge. Der Kleintransporter Vito und der größere Sprinter werden bereits umgerüstet auf reinen Elektroantrieb verkauft, bieten allerdings nur unter 200 Kilometer Reichweite. Die nächste Fahrzeuggeneration soll mehr Reichweite bringen, dazu entwickelt Mercedes eine neue Plattform.
Der Vertriebschef von Mercedes Klaus Rehkugler kündigte im Dezember die E-Architektur Electric Versatiles Platform (EVP) an. Sie soll vor 2025 in Serie gehen und den stark nachgefragten Mercedes Sprinter für die zukünftigen Anforderungen der Kunden fit machen. Laut der Automobilwoche wurde die Entscheidung für die neue Technik wesentlich durch den US-Markt getrieben, für China sei sie vorerst nicht geplant. Auch in Europa soll die EVP die Basis für neue Elektroauto-Transporter stellen, sagte ein Sprecher auf Anfrage von ecomento.de.
Die neue E-Transporter-Plattform soll hauptsächlich unter dem Blech Veränderungen bringen. „Der eSprinter wird künftig aus einem Frontmodul, einem Unterbodenmodul und einem Heckmodul aufgebaut sein“, sagte Rehkugler vor Journalisten. Die Konstruktion ermögliche zwei Längen und drei Batteriegrößen. Das größte Akkupaket soll über 100 kWh Kapazität haben. Der aktuelle eSprinter kommt auf maximal 55 kWh, die Reichweite mit der EVP dürfte also deutlich steigen. Neben dem Kastenwagen will Mercedes den nächsten eSprinter auch mit Pritschenaufbau anbieten. In einem Interview mit der Automobilwoche hatte Van-Chef Marcus Breitschwerdt zudem erklärt, dass er bei elektrisch angetriebenen Wohnmobilen „ein großes Potenzial“ sehe.
Elektrische Lieferwagen für den Einsatz im urbanen Raum gelten als kommender Boom-Markt. Mercedes erhielt erst kürzlich einen Großauftrag von Amazon über insgesamt 1800 eVito und eSprinter. Allerdings droht wie bei E-Pkw zunehmend Konkurrenz durch etablierte Unternehmen der Branche sowie Startups. Mit der neuen EVP-Plattform hat Mercedes in Europa und in den USA die Chance, zu den führenden Anbietern von klimafreundlichen Kleintransportern zu gehören.
Die Entwicklung der EVP erfolgt nach Informationen der Automobilwoche in enger Abstimmung mit Amazon. „Wir wollen in Nordamerika mitwachsen“, sagte Rehkugler. Die von dem E-Commerce-Riesen bisher bei Mercedes für Deutschland bestellten E-Transporter stellen nur einen kleinen Teil der geplanten E-Flotte dar: In den USA baut das Startup Rivian einen nach den Vorgaben von Amazon konzipierten Batterie-Lieferwagen, bis 2030 sollen 100.000 Einheiten geliefert werden. Auch andere Unternehmen, insbesondere der Logistikbranche, wollen künftig auf E-Mobilität setzen.
eCar-Fan und TESLA-Fahrer meint
Ein Transporter müsste m.E. bei 3,5 – 4,5 t zGG. 4,5 – 5 Std Fahrt mit 80 km/h durchschnittlicher Autobahngeschwindigkeit hergeben. D.h., dass in der Praxis zeitweise auch 110-120 km/h gefahren werden kann. Dies würde vermutlich eine WLTP–Reichweite von 600 km erfordern, damit echte 400 km Reichweite herauskommen. Und dafür wird kein 100 kW – Akku genügen, eher 130 kW. Aber auch der sollte in einem E-Sprinter ohne Probleme verbaut werden können.
Schade nur, dass Mercedes nicht schon 2022 oder spätestens 2023 damit auf den Markt kommt.
> „bei elektrisch angetriebenen Wohnmobilen „ein großes Potenzial“ sehe <
Ein Führerhaus mit langem Fahrgestell wäre eine ideale Basis, den weltweiten Markt mit Elektro-Reisemobilen zu dominieren. Diese Klientel kann sich den Mehrpreis finanziell leisten, ein entsprechendes Umweltbewusstsein ist vorhanden und ausreichende Zeit zum Laden sowieso. Zudem kann auf Campingplätzen auch über Nacht problemlos geladen werden.
Biker0815 meint
Etwas ärgerlich ist , dass es den aktuellen E Sprinter nicht zur Personenbeförderung gibt. Der E Sprinter hat gegenüber dem aktuellen VW Crafter oder MAN eTGE den größeren Akku, den schnelleren CCS Lader und den CCS Anschluss in der Nase und nicht in der B Säule.
xdaswarsx meint
In unserer Firma gibt es auch einige Diesel-Sprinter.
Als Privatmensch macht man ja gerne mal ne Pause oder kann sich aus einer kniffligen Ladesituation befreien, aber im gewerblichen Bereich muss das Ding einfach verlässlich 500km am Stück fahren können.
Dass das aktuell mit reinen BEV-Sprintern nicht möglich ist, ist klar.
Aber wieso kommt dann kein Hersteller auf die Idee, einen BEV-Sprinter mit mindestens 50kWh zu bauen und einen Diesel oder Benzin Range-Extender als Option anzubieten?
Auch eine Option auf größere Akkuvarianten (50,100,150 oder vielleicht sogar 200kWh) sollte möglich sein.
Ich warte schon seit Jahren auf so ein Fahrzeug und wir werden keine reinen Verbrenner mehr anschaffen!
Herbs meint
Ich denke mal, dass der Use Case 500km am Stück nicht kurzfristig umgesetzt wird. Es gibt ja zum Glück aber genug Anwender (=Handwerker), die den Sprinter benötigen, um ihre Werkzeuge etc von der Basis zum Kunden zu bekommen, um den Arbeitstag mit arbeiten zu verbringen und nicht mit fahren.
Für Amazon mag es nicht ideal sein, aber selbst die fahren ja hoffentlich nicht 500km mit einem Sprinter am Tag, die brauchen ja auch etwas Zeit zum klingeln und unterschreiben (nach Corona).
xdaswarsx meint
@Herbs
Viele fahren nicht jeden Tag 500km, aber es kommt schon öfters mal vor.
Wir z.B. haben in ganz Europa Baustellen und fahren mit Werkzeug und Mannschaft auf Baustellen. Montags hin, Freitags zurück.
Ich kann jetzt nicht 5 mal bei 800km Anreise Pause machen…
Das Fahrzeug sollte also mindestens die Strecke bis zur ersten „Pflichtpause“ nach 4,5h durchhalten.
Herbs meint
Wenn Sie nur einen Sprinter haben, geht das nicht. Wenn sie eine Menge davon haben, wäre sicherlich ein Mix vorstellbar.
Swissli meint
Ist zwar Brennstoffzelle als Rex, aber ansonsten dein Wunschtransporter.
https://ecomento.de/2019/10/22/renault-kangoo-z-e-hydrogen-und-master-z-e-hydrogen-mit-wasserstoff-technik/
xdaswarsx meint
Danke für den Link Swissli.
Brennstoffzelle kommt für mich aus verschiedenen Gründen nicht in Frage.
Aber wieso nicht einfach wenn es auch kompliziert geht…
Jörg2 meint
Hier hat sich die PR-Abteilung die meiste Mühe gegeben: „Sie soll vor 2025 in Serie gehen und den stark nachgefragten Mercedes Sprinter für die zukünftigen Anforderungen der Kunden fit machen.“
In meiner Sprache lautet der Satz: Wir können nicht vor 2025, hoffen, dass die Nachfrage der Verbrennerversion anhält und jeder, der heute schon etwas anders will, hat komische Wünsche.
Stefan meint
Es gibt doch schon einen eSprinter. Nur noch keinen mit großem Akku.
Jörg2 meint
Und er erfüllt nicht annähernd die üblichen Anforderungen an ein solches Auto. ;-))
Olli meint
Immer noch besser als der Tesla Lieferwagen, den es gar nicht gibt.
Jörg2 meint
@Olli
Danke für diese Erhellung!
Langjähriger Auto und auch Transporterhersteller vs. Autohersteller, der noch nie Transporter hergestellt hat.
Was soll solch Vergleich uns sagen?
LiPo meint
Der eSprinter wurde doch in Zusammenarbeit mit Handwerks und anderen Betrieben entwickelt und daher genau auf diese Bedürfnisse zugeschnitten. Jetzt zu behaupten er erfülle nicht die Ansprüche kann also nur bösartig gemeint sein. Zudem das Fzg erfolgreich im Markt ist.
Jörg2 meint
@LiPo
Ja, es gibt die diversen Handwerker, die am Tag das gute Stück 50km bewegen. Quasi der fahrbare Werkzeugkoffer. In der Stadt haben sie zügig das Ladeproblem (die wenigsten der Handwerker in der City haben einen Betriebshof und da eventuell eine Steckdose). Aber, die bekommen es vielleicht irgendwie hin.
Aber wenn ich mir den Namen so ansehe, der ja ein geflügeltes Wort für diese Fahrzeugklasse geworden ist -> „Sprinter“! Also der Schnelltransporter für weite Strecken, der auf Grund seines zGG die Regelungen des Frachtverkehrs unterläuft, da würde ich dann deutlich sagen, da verspricht der Name mehr, als die E-Variante dann abliefert.
Herbs meint
@Jörg:
Ich hatte dieses Jahr sehr viele Handwerker auf meiner „Baustelle“.
Die sind morgens 20km hin und abends 20 km zurück gefahren. Und dazwischen haben die ihren Trockenbau, Elektrik, [wählen Sie ein Gewerk Ihrer Wahl] erledigt.
Und wie leben in einer normalen deutschen Großstadt, die Handwerker haben ihre eigenen Parkplätze an der Basis, ich sehe da keine unlösbaren Infrastruktur Aufgaben.
Und falls es die gäbe, wäre es doch egal, ob die Karre 50, 500 oder 5000km Akkus hat, oder sehe ich das falsch? Der Handwerker wird doch egal wie, niemals zum Laden irgendwo extra hinfahren wollen, und seine Arbeitszeit dabei vergeuden ????
Jörg2 meint
@Herbs
Da bin ich ganz Deiner Meinung!
Wer für sein BEV einen täglichen festen Stellplatz hat und den mit einem Stromanschluss ausrüsten kann, der braucht nur eine Akkugröße für die Tagesfahrstrecke (sei es nun eine Privatperson mit PKW oder der Handwerker mit einem Kastenwagen).
Hat er das nicht und muss an öffentliche Ladesäulen nutzen, dann kann der Akku nicht groß genug sein um so wenig extra einen Ladepunkt anfahren zu müssen.
In meinem Umfeld sind Handwerker Laternenparker.
Aber eigentlich wollte ich mir nur über das PR-Geschwurbel aufregen….
Herbs meint
@Jörg:
Wie gesagt, ich denke auch Ihre Laternen Parker Handwerker haben keine Lust einmal in der Woche unbezahlt zum Schnellader irgendwo zu fahren und da eine Stunde Däumchen zu drehen.
Zumindest „meine“ Handwerker scheinen jede Minute beim Kunden rein quetschen zu wollen, bzw berechnen zumindest Fahrtkosten.
Aber auch die Handwerker können ja unterschiedlich sein.
Ich weiß nicht was „Geschwurbel“ heißt, aber halten Sie es wirklich für unmöglich, dass die Hersteller solcher Autos den Markt gescannt haben und ausreichend Kunden für diese Lösungen identifiziert haben? Auch früher gab es ja nicht ein Auto, das zu jedem passt (okay, der Trabi irgendwie schon, aber das war ja ungewollt).
Jörg2 meint
@Herbs
Ich war da eher bei der „Textanalyse“ als am Orakel, was da andere Abteilungen so treiben.
„Mein“ Handwerker hat sicherlich keine Lust, den Transporter lange an irgendeiner Ladesäule parken zu müssen. Genau das ist meine Rede: bevor da nicht richtig Reichweite im BEV-Transporter ist, also sehr schnelles Laden max 2x im Monat, wird sich die Verbreitung von eTransportern in „meinen“ Handwerkerkreisen stark in Grenzen halten.
Aber wie gesagt, ich wollte mich nur über das PR-Geschwurbel aufregen.
Max meint
Egal, was sie machen, irgendjemand findet immer das Haar in der Suppe. Seien wir doch froh, dass etwas kommt. Bis dahin tun es auch die aktuellen Modelle – die Reichweiten sind für die meisten Einsatzzwecke durchaus akzeptabel.
Jörg2 meint
Ich bin sehr froh über alles was kommt. Ich hab mich nur über das PR-Geschwurbel aufgeregt.
Und so langsam nervt mich immer mehr die „kommt ab/bis 20XY…“.
Max meint
Ach, ich bin da entspannt. Machen ja alle so..
Peter W meint
Besser spät als nie. Mercedes erwacht eventuell doch noch aus dem Dornröschenschlaf.
Man hätte sowas aber schon machen können als die Post in ihrer Not StreetScooter gekauft hat.
Aber mein Vater hat vor 50 Jahren schon gesagt, dass Mercedes etwas erst dann macht, wenn es alle Anderen schon haben. Diese Firmenphilosophie ist wohl schon Tradition.
150kW meint
Die Post wollte unbedingt ihr eigenes spezielles Design/Funktion und hat die Vorschläge der Etablierten abgelehnt. Es war ja nicht so als ob die nichts angeboten hätten. Eine „Not“ war da nicht vorhanden.
eBiker meint
Danke 150kW. Und das der Streetscooter so speziell ist, dass nun niemand diese Firma kaufen will, spricht eigentlich Bände
Und das MB in sehr vielen Dingen Vorreiter war haben wohl so manche Eltern auch nicht mitbekommen. Aber egal – Hauptsache irgendwas gehen MB gesagt – ist ja schliesslich ein deutscher Autobauer.
alupo meint
Selbst ein Unternehmen wie die Deutsche Post hat gewisse Mindestanforderungen die nicht unterschritten werden dürfen.
Das konnte damals wohl keiner der Dino-Anbieter, wohl aber der Streetscooter. Sicher nicht optimal, aber besser als laut und mit einer Fahne hinten raus, lol.
eBiker meint
Falsch Alupo – das Ding hätte jeder bauen können – nur eben nicht zu den Konditionen der Post. Die machen nämlich immer noch riesige Verluste mit dem Ding, darum wollen sie es ja auch wieder loswerden.
hermann meint
…dass Mercedes etwas erst dann macht, wenn es alle Anderen schon haben. Diese Firmenphilosophie ist wohl schon Tradition…
Ich denke nur an den Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 von 1886 und lach mich schlapp über ihren Kommentar, Peter W.
ExExperte meint
@Peter W
Ihr Vater in Ehren, aber Mercedes war auch durch Bela Barenyi ein Vorreiter im Bereich Sicherheit.
Mercedes war der erste Hersteller mit Crashstrukturen, Sicherheitszelle, Sicherheitslenksäule, später dann ABS und Airbag in Großserie.