Die führenden Anbieter von Nutzfahrzeugen für den Straßenverkehr räumen der Elektrifizierung ihres Angebots mittlerweile eine hohe Priorität ein. Europas Lastwagen-Hersteller bekräftigten zum Jahresende, dass die Branche künftig auf nachhaltige Antriebe setzen will. Anders ließen sich die langfristigen Umweltziele Europas nicht realisieren.
Nach wissenschaftlicher Beratung sei man zu dem Schluss gekommen, dass für Klimaneutralität bis 2050 spätestens zehn Jahre zuvor alle neu verkauften Laster frei von fossilen Brennstoffen sein müssen. Dieses Ziel könne erreicht werden, wenn die richtige Infrastruktur zum Laden oder Betanken aufgebaut und ein schlüssiger politischer Rahmen geschaffen wird. Dazu gehöre eine umfassende CO2-Bepreisung, heißt es in einer Mitteilung des Europäischen Automobilherstellerverbandes (ACEA).
Um ihren Fahrplan für Klimaneutralität bis spätestens 2050 zu entwickeln, haben sich die europäischen Nutzfahrzeughersteller unter dem Dach des ACEA mit Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) zusammengeschlossen. „Der Klimawandel ist die fundamentalste Herausforderung unserer Generation. Gleichzeitig hat die fast überall wütende COVID-19-Pandemie die entscheidende Bedeutung des Straßentransports und der Logistik erneut sehr sichtbar gemacht – die Bedeutung dafür, dass Lebensmittel, Medikamente und andere lebenswichtige Güter denjenigen zur Verfügung stehen, die sie benötigen“, so Henrik Henriksson, Vorsitzender des Nutzfahrzeugausschusses des ACEA und Chef des Nutzfahrzeug-Herstellers Scania.
„Wenn der Straßengüterverkehr seine Rolle im Dienste der Gesellschaft beibehalten soll, müssen wir so schnell wie möglich von fossilen Brennstoffen wegkommen“, betonte Henriksson. „Wir sind nicht nur davon überzeugt, dass es notwendig ist; wir wissen auch, dass es möglich ist. Und wir sind bereit, es zu verwirklichen. Aber wir können es nicht alleine tun, wir brauchen die politischen Entscheidungsträger und andere Interessenvertreter, die sich mit uns zusammentun.“
Industrie will neue politische Vorgaben
Eine im Dezember veröffentlichte gemeinsame Erklärung von ACEA und PIK skizziert den Fahrplan und die Bedingungen für die Umgestaltung des Straßengüterverkehrssystems. Dazu gehören demnach neben Investitionen der Nutzfahrzeugindustrie auch politische Optionen wie Straßenbenutzungsgebühren, die sich an den CO2-Emissionen orientieren, und ein Energiebesteuerungssystem, das sich am Kohlenstoff- und Energiegehalt orientiert. Entscheidend für den Betrieb von emissionsarmen und emissionsfreien Schwerlastfahrzeugen sei auch ein dichtes Netz an für Lastwagen tauglicher Lade- und Betankungsinfrastruktur. Nach Ansicht von ACEA und PIK könnte ein solides System zur Bepreisung von CO2-Emissionen eines der wirksamsten Instrumente sein, da billiger Diesel den Durchbruch von emissionsfreien Fahrzeuge verhindere.
„Die Wissenschaft zeigt uns, dass wir heute handeln müssen, wenn wir das Überschreiten gefährlicher Kipp-Punkte im Erdsystem vermeiden wollen – indem wir alle verfügbaren Lösungen kombinieren, um einen schnellen Wechsel zur Kohlenstoff-Neutralität zu erreichen“, sagte Erdsystem-Wissenschaftler Johan Rockström vom PIK. „Emissionsfreie Fahrzeuge werden nicht nur die CO2-Emissionen senken, sondern auch die Luftqualität weiter verbessern – ein Faktor von entscheidender Bedeutung für die menschliche Gesundheit.“
Zu der vom PIK-Institut unterstützten Industrie-Allianz gehören neben Scania auch die Hersteller Daimler, Volvo, CNH Industrial, MAN, DAF und Ford. „Mit der ACEA/PIK-Kooperation ist ein erster Schritt getan für die Zusammenarbeit von Industrie und Wissenschaft in einer strategischen Partnerschaft, um auf der Grundlage wissenschaftlicher Informationen den Übergang zur Nachhaltigkeit zu beschleunigen“, so Rockström.
David meint
2050 bedeutet, man will noch 30 Jahre in Ruhe einfach so weitermachen. Wie durchschaubar….Defacto wird doch schon 2030 niemand mehr in Europa einen neuen Diesellastwagen verkaufen können, weil Streber wie amazon und Co. sehr schnell vollelektrisch fahren werden und CO2-neutraler Transport fürs Image immer wichtiger wird. Wenn Edeka elektrisch anliefert, wird Rewe das nicht mehr lange mit Diesel-LKW machen können.
2030 wird die Mehrheit der Autofahrer in Deutschland bereits im eigenen PKW elektrisch fahren. Bei 10% Elektroautoquote in den Novemberverkäufen kann man es jetzt schon spüren: Das Elektroauto kommt! Die Öffis müssen über eine EU-Quotenregelung ab nächsten August folgen. Und alle, die privat elektrisch fahren, werden umso kritischer auf den gewerblichen Güterverkehr gucken.
Dieser Dynamik können sich Europas LKW-Hersteller zum Glück nicht entziehen.
Peter W meint
Ich denke, dass der positive Wandel gar nicht mehr aufzuhalten ist. Etwas kritisch sehe ich die Tendenz zum Wasserstoff, denn der wird in erster Linie aus Erdgas hergestellt, was Klimatechnisch keinerlei Vorteile bringt.
Beim Wasserstoff könnte wieder der Blick in die Zukunft die Tatsachen verwässern, dass er im Verkehrssektor nichts zu suchen hat. Das letzte Wort sprechen da aber die Spediteure, die das alles bezahlen müssen. Der „Batterie-LKW“ wird deutlich günsiger als der H2-Laster werden.
Ostivaldo meint
Oh, der Weise Peter W hat wieder einmal gesprochen. Anhand solcher Kommentare merkt man die vorhandene Distanz zum technischen und betriebswirtschaftlichen Know-how.
Der H2 Lastwagen ist nachweislich die günstigste Möglichkeit Güter zu transportieren. Im Gegensatz zu anderen Technologien wird er sogar stetig günstiger…
Duesendaniel meint
„Der H2 Lastwagen ist nachweislich die günstigste Möglichkeit Güter zu transportieren“ – sagt wer? Dafür hätte ich doch gerne mal einen seriösen(!) Quellennachweis.
Die Brennstoffzelle könnte vielleicht eine Übergangslösung für den Fernverkehr sein, aber nur so lange, bis das Leistungsgewicht und der Preis der Akkutechnologie auch in diesem Bereich weiter aufgeholt hat.
Die technischen Gründe dafür hat z.B. Josef Reitberger in seinem Artikel ‚Warten auf den Wasserstoff‘ gut zusammengefasst.
EVrules meint
Im Nutzfahrzeugsektor geht es vorallem in der EU um die Fahrzeuggesamtmasse, wer da eine möglichst leichte Zugmaschine anbietet, die lokal emissionsfrei fährt, zudem innerhalb der Kostenstrukturen bleibt, der macht das Rennen – kurz gesagt.
Die Entwicklungszyklen sind aber auch andere, als im PKW-Markt, hier gehen die Projekte langwieriger und die Kosten teilen sich auf eine geringere Stückzahl auf, weswegen tiefgreifende Neuentwicklungen, erstmal vorsichtig angegangen werden. Das erklärt auch die eher konservative Zeitrechnung.
Zudem muss man auch differenzieren, zwischen den unterschiedlichen Anwendungsfällen, wie Zuliefer- oder Fernverkehr, zu transportierendes Volumen oder Masse … es gibt viele verschiedene Aspekte, die abgedeckt werden müssen aber zu andern Lösungen führen.
Am Ende bewahrheitet sich der Satz: es ist weit umfangreicher, als es scheint.
Frank meint
Es könnte aber auch sein, dass derjenige der die geringsten Kosten pro Kilometer verursacht gewinnt und da ist das ineffiziente Wasserstoffsystem sicher deutlich teurer, wenn der Elektrolysestrom nicht künstlich billiger gemacht wird als der Ladestrom (ich meine damit die Steuer und Abgabenlast und nicht die Preisunterschiede über den Tagesverlauf an der Strombörse.
Freddy K meint
2030 wird die Mehrheit in DE sicherlich nicht elektrisch fahren.
Etwas Mathematik…..
Ah so….
Ja, passt schon. Alles gut..2030 ist ja erst in Jahren…..
Da verkauft ja Tesla bereits 20Mio Fzge/anno aus 40 Gigafabs weltweit…..
Und wahrscheinlich 5 Mio Semi aus 20 Terrafabs.
Plus die ganzen Quads und Bikes…..
Und die Eierkocher nicht vergessen…..
Und die ganzen anderen Hersteller nicht vergessen mit den Megagigaduperfabs.
Wenn man mal das Coronajahr ausser Acht lässt wären 10% in DE bei den Neuwagen 400.000 Fzge….. also 40 Mio die, Mehrheit wären über 20 Mio Fzge…
Auf 9 JAHRE….hmmmm Ok ab nächstes Jahr dann Minimum 2,3Mio neue E Fzge…..
Aber du wirst sicher Recht behalten…..
Ist ok….
Peter W meint
… wenn wir das Überschreiten gefährlicher Kipp-Punkte im Erdsystem vermeiden wollen …
Niemand kennt diese Kipppunkte. Niemand kann sagen ob wir diese bereits überschritten haben.
Trotzdem werden immer nur Ziele, aber keine restriktiven Maßnahmen getroffen. Wir (Europäer) werden weder das Klimaziel 2030 noch das Klimaziel 2050 erreichen. Wir werden nur auf dem Papier verwässerte, schön gerechnete Werte präsentieren.
Ich will nicht, dass jemand den Kopf in den Sand steckt, aber in 100 Jahren werden die Menschen auf einem explodierenden Pulverfass sitzen, dessen Zündschnur heute schon brennt.
EMfan meint
Ich vertraue auf den Heiligen Elon, der wird es niemals so weit kommen lassen!
Peter W meint
Der flüchtet auf den Mars …
Freddy K meint
Nö…. Der Schießt regelmäßig Satelliten auf 500km Höhe fürs Internet… … Für mehr Streaming und Datenverkehr….Und CO2.
Nachhaltig sind diese Satelliten auch nicht….
Alle 5 Jahre verglühen sie in der Atmosphäre. Kein Recycling, nix…
Und Dreck in der Atmosphäre….
Sehr nachhaltig und umweltbewusst….
Freddy K meint
Nicht nur die Europäer. Alle…
Auf dem Papier ist alles CO2 -NEUTRAL.
Tatsächlich steigt und steigt…..Trotz EFzgen….. Machen wir uns nichts vor…..
Immer mehr Autos wirds nicht richten…..