Volkswagen stellt sein Angebot auf Elektroautos um, davon sind auch und insbesondere die konzerneigenen Zulieferwerke betroffen. Die seit 2019 als eigenständiges Unternehmen organisierte Sparte Volkswagen Group Components (Volkswagen Konzern Komponente/“Komponente“) fertigt bereits heute viele Teile für die E-Mobilität. Bei den Elektroautos ID.3 und ID.4 ist der Eigenanteil an der Wertschöpfung mit 40 Prozent sogar schon höher als beim Golf. Die zukünftigen Pläne gehen noch deutlich darüber hinaus.
ID.3 und ID.4 bauen auf Volkswagens neuem Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) auf. Zentrale Bauteile für Modelle wie den traditionellen Golf oder den Passat fallen hier weg, allen voran Benzin- und Dieselmotoren. Welche Teile die Komponente für die ersten beiden Mitglieder der E-Auto-Familie ID. liefert, erklärt das Unternehmen hier für den ID.3 und hier für den ID.4.
Volkswagens E-Auto-Offensive wurde in diesem Jahr mit der Auslieferung der ersten MEB-Fahrzeuge offiziell eingeläutet, die Vorbereitungen laufen bereits seit mehreren Jahren. Für die Komponente stellte das Jahr des Bekanntwerdens des Dieselskandals einen zentralen Wendepunkt in der Ausrichtung dar. „Wir hatten 2015 immensen Druck, uns neu zu erfinden“, sagte Komponente-Chef Thomas Schmall der Automobilwoche. „Es war klar, dass das Geschäftsmodell der Komponente, das überwiegend auf dem Verbrennungsmotor beruhte, ein Auslaufmodell ist. Man muss sich neu erfinden und in neue Felder hinein transformieren.“
Schmall sieht Volkswagen durch den frühzeitigen Umbau der Komponenten-Sparte an der Spitze der Branche. Man sei „zwei, drei Jahre vor den meisten anderen Zulieferern“, das habe auch beim Hochfahren der ID.-Produktion geholfen. „Wir konnten viele Dinge beschleunigen, da wir Inhouse-Lösungen bevorzugt haben, statt Aufgaben nach extern zu verlagern. Sonst hätten wir den Umstieg nicht so schnell geschafft“, so der Komponente-Chef.
Zulieferer auch für Wettbewerber
Langfristig will Schmall nicht nur Teile zuliefern, sondern komplette Plattformen bereitstellen. Schon heute sei das Unternehmen einer der wenigen Zulieferer, die mit den eigenen Produkten eine komplette Plattform abbilden können. In 20 Jahren wolle man ein führender Anbieter von Elektro-Plattformen sein. Einer der ersten nicht zum Konzern gehörenden Abnehmer von Produkten der Komponente steht schon fest: Ford baut ab 2023 einen Kleinwagen auf MEB-Basis, ein zweites E-Auto ist im Gespräch. Schmall will das Geschäft weiter ausbauen: Das Ziel sei, dass Unternehmen die komplette Plattform übernehmen und darauf „nur noch eigene Hüte montieren“.
Seine Batteriezellen wird Volkswagen trotz der Expansion in der Komponenten-Fertigung noch lange Zeit hauptsächlich von Lieferanten erhalten. Zwar ist für die Zeit nach 2024 in Salzgitter eine erste eigene Akkufertigung in Vorbereitung, die geplante Kapazität von zunächst 16 Gigawattstunden (GWh) wird aber nicht annähernd ausreichen. „Das wird nur zehn Prozent des Bedarfs abdecken. 90 Prozent werden wir weiter zukaufen“, sagte ein Sprecher der Automobilwoche.
Duesendaniel meint
Neben Salzgitter ist VW doch auch noch an Northvolt in Schweden beteiligt mit gesamt 32 Gigawattstunden, aber eine Hälfte ist dann wahrscheinlich für BMW reserviert!?
Michael meint
Das könnte doch die Rettung für den Sono sein, die Plattform von VW, das Moospanel, die Steckdose und die PV im Chassis von Sono.
Peter W meint
Lustig! Zuerst wollte man den Etablierten zeigen wie man ein E-Auto baut, und jetzt kauft man dort das Herzstück des Autos. Dafür hätten die aber keine Millionen verpulvern müssen.
Ich glaube kaum, dass es dazu kommt.
Stdwanze meint
Meiner Meinung nach die Zeichen der Zeit erkannt. Wandelt sich die Technologie muss man so vertikal wie nur möglich sein um quer subventionieren zu können und lieferfähig zu sein. Erst in ein paar Jahren wenn alle Komponenten wieder reine commodity geworden sind kann man zum alten Modell zurückkehren.