Volvo bietet mit dem XC40 Recharge P8 AWD seit Kurzem sein erstes Elektroauto an. Nun informieren die Schweden über die genaue Klimabilanz des Batterie-SUV. Das Modell sei trotz einer zu Beginn verhältnismäßig großen CO2-Belastung über das gesamte Fahrzeugleben betrachtet umweltfreundlicher als konventionell angetriebene Autos. Das sei auch bei einem ungünstigsten Energiemix der Fall.
Reine Stromer sind lokal emissionsfrei unterwegs, die verwendete Energie verursacht jedoch je nach Ursprung mehr oder weniger viel CO2. Noch mehr Emissionen entstehen in der Fahrzeugproduktion sowie bei der Nutzung und Verarbeitung bestimmter Materialien. Dabei schlägt sich insbesondere die Lithium-Ionen-Batterie für den Antrieb in der Ökobilanz nieder. Aber auch der vermehrte Einsatz von Aluminium, beispielsweise für den Sicherheitskäfig des Hochvoltakkus, macht sich bemerkbar.
„Elektrifizierte Fahrzeuge machen bereits rund 30 Prozent unseres Absatzes in Europa aus. Daher ist es wichtig, ihre Umweltauswirkungen in vollem Umfang zu verstehen“, sagt Anders Kärrberg, Head of Global Sustainability bei Volvo Cars. „Vollständige Transparenz hilft uns, CO2-intensive Materialien und Prozesse innerhalb unserer eigenen Betriebsabläufe und Lieferkette zu identifizieren. Die Ökobilanz liefert uns das für unsere Klimaziele notwendige Wissen. Sie ermöglicht es auch unseren Kunden, die Umweltauswirkungen besser zu verstehen und fundierte Entscheidungen zu treffen – beispielsweise beim Aufladen ihres E-Autos mithilfe erneuerbarer Energien.“
Die Ökobilanz des XC40 Recharge P8 AWD
Der Volvo XC40 Recharge P8 AWD läuft mit einem vergleichsweise großen CO2-Fußabdruck vom Band: Die Fertigung ist energieintensiver als bei konventionell angetriebenen Modellen. Ein XC40 mit Verbrennungsmotor verursacht dadurch in der Produktion laut Volvo fast 40 Prozent weniger Emissionen als die vollelektrische Variante. Vor allem die leistungsstarken Lithium-Ionen-Batteriemodule und deren Kathoden- und Anodenmaterialien sowie das umschließende Aluminiumgehäuse schlagen hier zu Buche.
Während der Nutzung arbeitet das Elektroauto seine negative Bilanz sukzessive auf: Stamme der geladene Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien wie Wind- und Sonnenkraft, emittiere der XC40 Recharge P8 AWD bereits nach einer Laufleistung von 47.000 Kilometern weniger CO2 als sein benzinbetriebenes Pendant, erklärt Volvo. Im Laufe seines Lebens führe der Stromer deshalb zu weniger als nur halb so viel CO2 wie Verbrenner-Modelle. Selbst mit dem angenommen ungünstigsten, zu größten Teilen auf fossilen Brennstoffen basierenden Strommix sei die CO2-Bilanz des ersten Volvo-Elektroautos noch immer rund vier Tonnen besser als die vergleichbarer Benziner.
„Indem wir mit Mythen und Halbwahrheiten aufräumen und die tatsächlichen Fakten transparent veröffentlichen, steigern wir das Vertrauen in Elektroautos sowie ihre Akzeptanz und Verbreitung. Neben alltagstauglichen Reichweiten und einer entsprechenden Infrastruktur, mit der sich E-Fahrzeuge problemlos laden lassen, spielt das eine wichtige Rolle und vereinfacht die Entscheidung. Jeder E-Autofahrer kann die Ökobilanz selbst beeinflussen“, so Thomas Bauch, Geschäftsführer von Volvo Car Germany. Die Gesamtanalyse zur Ökobilanz des XC40 Recharge P8 AWD ist hier veröffentlicht.
Bis 2025 soll jedes zweite von Volvo verkaufte Fahrzeug als Hybrid, der Rest rein elektrisch unterwegs sein. Bis 2040 wollen die Schweden zu einem klimaneutralen Unternehmen werden. Hierfür soll neben einer umweltfreundlichen, komplett elektrifizierten Produktpalette in einem ersten Schritt bis Mitte des Jahrzehnts eine klimaneutrale weltweite Fertigung entstehen.
Holger Götz meint
“ Jeder E-Autofahrer kann die Ökobilanz selbst beeinflussen“
JEDER Autofahrer kann das…ist also nix Neues.
Jeder Mensch kann sogar seine gesamte Ökobilanz selber beeinflussen…wer hätte das gedacht…
Raphael meint
Dann könnte man ihm gleich antworten, dass man am meisten CO2 einspare könnte, wenn man die Volvo-Interessenten zum Umstieg auf ÖV bewegen kann.
Ist halt derzeit en Vogue, Nachhaltigkeit zu predigen, aber das Wort Verzicht zu vermeiden. Dort etwas tun, wo es nicht weh tut, alles andere unverändert weiterfahren. Einmal pro Woche vegan essen, aber jedes Jahr nach Übersee verreisen.
Peter W meint
Jeder der sich mit dem Thema beschäftigt weiß das. Interessant ist, dass die Automobilindustrie vor 2 bis 3 Jahren noch genau das Gegenteil behauptet hat. Die Autoindustrie hat sich sozusagen dicke Steine in den Weg gelegt, die sie jetzt mit viel Aufwand wieder wegschaffen muss. Fake-News halten sich länger als die Wahrheit. Ein Hauptgrund dafür ist, dass Unwahrheiten einfach gestrickt sind und die sich jeder gut merken kann. Die Wahrheit ist immer komplizierter, und wissenschaftlich erarbeitete Fakten lassen sich schwieriger erklären.
Am Ende ist aber eigentlich alles ganz einfach. Wenn man keine Verbrenner mehr kaufen kann, hat auch der sturste Petrolhead keine Wahl. Er muss dann Oldtimer fahren oder auf ÖPNV umsteigen.
Thomas meint
Folgendes Phänomen:
die BEV-Variante hat für die Herstellung (ohne Batterie) einen CO2-Fußabdruck von 17t vs 14t ICE. Trotz kleinerem Motor, Getriebe und komplett fehlendem Abgasstrang und Tank.
Warum?
Die Materialzusammensetzung zeigt, dass insbesondere die Aluminium-Masse beim BEV viel größer ist (CO2-Fußabdruck BEV 7,2t vs. ICE 4,8t). Vermutlich ist das Batteriegehäuse die Ursache. Ein wesentlicher Faktor zur Reduzierung der Emissionen bei der Herstellung ist somit, das Batteriegehäuse als teil der tragenden Struktur zu integrieren. Das senkt den Materialverbrauch und gleichzeitig den Fahrenergiebedarf.
–> Nachteil für Verbrenner-Umbauten
Peter W meint
Wahrscheinlich muss Tesla da wieder die Vorreiterrolle spielen. Die wollen die neuen Akkus in die Gesamtstruktur einbinden um Material zu sparen.
Eventuell ein Nachteil wenn einzelne Zellen kaputt gehen, aber das sollte ja eher selten vor kommen.
Daniel S meint
„ Jeder E-Autofahrer kann die Ökobilanz selbst beeinflussen“
Genau!
Andi EE meint
„Indem wir mit Mythen und Halbwahrheiten aufräumen und die tatsächlichen Fakten transparent veröffentlichen, … Jeder E-Autofahrer kann die Ökobilanz selbst beeinflussen“
Ja, aber dann möchten wir doch endlich wissen, wieviel Volvo bei der Herstellung an erneuerbaren Energien verwendet. Immer nur auf den Energiemix beim Betrieb verweisen, ist meiner Meinung nach feige. Wir wollen wissen, was der Hersteller tut, damit sich das Rucksackproblem verringert.
Mir ist schon klar, dass der Hersteller dann mit dem aktuellen Strommix in der Fabrik arbeitet. Aber der Konzern muss sich bei EE in dem Umfang des Strombedarfs einkaufen, dann hat er die Pficht getan, dass er weitestgehend CO2-frei produziert.
atamani meint
@Andi EE
Da Volvo vor allem in Schweden Produziert, dürfte die CO2 Bilanz gut sein, denn Schweden erzeugt seinen Strom fast Vollständig aus der fast CO2 freien Kernenergie und relativ Co2 armen Wasserkraft.
Lediglich Windenergie könnte die Bilanz noch verbessern, PV würde sie schon verschlechtern.
Was die Zulieferer betrifft, ist der Einfluß wohl schwierig, CO2 Zertifikate möglich, aber auch nicht ohne Probleme.
Am wichtigsten wäre eine Zellfertigung in Schweden…
Andi EE meint
Um das gehts doch jetzt nicht, dann könnte man Frankreich / Renault auch als Vorbild darstellen. Da kann doch Renault nix für, dass so viel Atomstrom in Frankreich vorhanden ist. Genauso bei Volvo und Schweden. Im Umkerschluss könnte ich sagen, wegen Renault und Volvo haben wir die grösste Wahrscheinlichkeit auf einen super GAU in Europa, wäre das fair? Die haben dort schon ewig produziert und profitieren oder werden bestraft, weil jetzt das CO2 Problem entstanden ist? Die sind nicht dort wegen CO2, die sind weder schuldig noch unschuldig, noch sind es Klimaschützer, das ist einfach nur Zufall.
Ziel müsste es sein, dass sich jeder dieser Konzerne im Umfang von seinem CO2-Ausstoss der Produktion, in erneuerbare Energien einkauft. So wie das Big Tech in den USA auch macht. Die grössten Firmen der USA sind die grössten Investoren in erneuerbare Energien, das ist doch das was wir brauchen. Dann ist das Engagement dieser Konzerne glaubhaft. Und es spielt auch keine Rolle ob diese Projekte in Europa, USA oder China gebaut werden, Hauptsache damit bringt man den Verbrennunganteil runter.
atamani meint
@Andi EE
„Um das gehts doch jetzt nicht“
Es geht also nicht um den CO2 Ausstoß? Wieso sollte Volvo in EE investieren, wenn sie praktisch CO2 freien Strom schon bekommen?
Und Volvo kauft doch z.B automatisch EE Energie ein, Wasserkraft, die wichtigste EE Quelle auf der Welt! Klar, begünstigt durch die natürliche Umgebung, aber das trifft ja auch auf Wind und PV zu…
„Die grössten Firmen der USA sind die grössten Investoren in erneuerbare Energien, das ist doch das was wir brauchen“
Echt? Welche denn?