Der Daimler-Vorstandsvorsitzende Ola Källenius beschleunigt die Elektrifizierung des Konzerns, dazu wird verstärkt das Angebot an reinen Elektroautos der Marken Mercedes-Benz und Smart ausgebaut. Auf Fahrzeuge mit klassischem Verbrennungsmotor wollen die Schwaben noch längere Zeit nicht verzichten, große Investitionen sind hier aber nicht mehr geplant.
Auf dem Weg zu null Emissionen werde es bei der Skalierung einen Punkt geben, an dem Elektroantriebe die dominierende Technologie werden. Bei Verbrennungsmotoren dagegen werde die Produktion in großen Stückzahlen mit der Zeit immer uninteressanter, sagte Källenius bei einer Konferenz der Financial Times. Die maßgeblichen Investitionen in Verbrenner lägen in der Vergangenheit. Von ihnen werde man nun noch so lange profitieren, wie es Sinn ergibt und es der Markt erlaubt.
Nach den Worten des Konzernchefs wird Daimler keinen großen Aufwand mehr für neue Benzin- oder Dieseltechnik betreiben, sondern lediglich bestehende Produkte für zukünftige gesetzliche Vorgaben fit machen. Dazu sind insbesondere weitere und modernere Plug-in-Hybridmodelle vorgesehen, die mehr Kilometer rein elektrisch fahren können.
Einen konkreten Zeitplan für den Ausstieg aus der Verbrenner-Technik sieht Daimler nicht vor. Entsprechende Pläne hatten zuletzt etwa Volvo, MINI und Ford in Europa verkündet. Källenius geht davon aus, dass die Elektromobilität später durch exponentielles Wachstum automatisch den Markt übernimmt. „Wenn dieser Punkt erreicht ist, werden wir bereit sein, und wir werden nicht aus nostalgischen Gründen damit zögern, zu 100 Prozent auf die neue Technologie umzustellen“, so der Daimler-Boss.
Bei der weiteren Elektrifizierung steht derzeit die Kernmarke Mercedes-Benz im Fokus. Nach dem großen SUV EQC, dem Kleinbus EQV und dem Kompakt-SUV EQA kommt im Sommer das neue Elektroauto-Flaggschiff EQS im S-Klasse-Segment zu den Händlern. Mehrere weitere Modelle mit reinem E-Antrieb sind geplant. Die seit letztem Jahr nur noch Elektroautos anbietende Kleinwagen-Tochter Smart soll ab 2022 unter neuer Ausrichtung moderne Stromer einführen.
Smart entwickelt und produziert zukünftig in China für den Weltmarkt, dazu hat Källenius mit dem lokalen Autokonzern und Daimler-Großaktionär Geely ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet. Die Partner kooperieren zudem bei Benzinmotoren für schwächer motorisierte Pkw, die ebenfalls in der Volksrepublik gebaut werden. „Wir haben mit Geely eine gute Partnerschaft. Die Projekte, bei denen wir zusammenarbeiten, sind klar auf eine Win-win-Situation ausgelegt“, sagte Källenius. Die Kooperation sei wegen der größeren Stückzahlen und damit einhergehenden Kostenvorteile besser als Alleingänge – „besonders in einer Dekade der Transformation, in der Teile des Volumens rein elektrisch werden“.