Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat einen Masterplan für den Ausbau der Elektromobilität vorgelegt. Um die alternative Antriebsart in Deutschland noch schneller nach vorne zu bringen, brauche es ambitionierte Ziele, heißt es zur Einleitung von insgesamt 15 Punkten, die künftig nach Ansicht des Verbands im Mittelpunkt stehen sollten. Die genannten Aspekte im Überblick:
1. Rekord-Investitionen
Die Automobilindustrie verpflichte sich zu den Pariser Klimaschutzzielen und investiere rund 150 Mrd. Euro bis 2025 in die E-Mobilität, neue Antriebe und die Digitalisierung. Das entspreche in etwa der Summe, die der Bundeshaushalt im gleichen Zeitraum für Bildung, Forschung einschließlich Raumfahrt investiert. Im Unterschied zum Staat müssten die Unternehmen die Investitionen auch wieder erwirtschaften. Deshalb sei die Schaffung der richtigen Standort- und Rahmenbedingungen eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Transformation und damit auch notwendige Voraussetzung zur Erreichung der Klimaschutzziele.
2. Ladesäulen-Ausbau beschleunigen
Bis 2030 brauche Deutschland mehr als 1 Mio. Ladepunkte für E-Pkw und E-Transporter. Dafür müssten pro Woche mehr als 2.000 neue Ladepunkte errichtet werden, auf öffentlichen Flächen würden pro Woche derzeit aber gerade nur etwa 300 gebaut. Es brauche ein bundesweites „Highspeed-Programm“ mit konkreten Zielvorgaben für die Bundesländer und Kommunen, um den Rückstand aufzuholen. Gleiches sei für die EU insgesamt notwendig.
3. Laden bei der Arbeit
Der Ausbau der Ladepunkte beim Arbeitgeber müsse beschleunigt werden mit einem eigenen Programm zur Förderung der Errichtung von Ladesäulen bei Unternehmen. Dies erfordere ein gut ausgestattetes, rasch realisiertes Förderprogramm der Bundesregierung.
4. Laden am Wohnort
E-Autos müssten am Wohnort geladen werden können. Dabei helfe ein weiterer Ausbau des Wallboxen-Programms und ein zusätzliches Förderprogramm für den bereits gesetzlich vorgeschriebenen Einbau von Ladepunkten in Tiefgaragen und Parkhäuser, nachträglich und bei allen Neubauten.
5. Laden beim Einkaufen
Der Ausbau der Ladepunkte im Handel müsse beschleunigt werden. Dazu brauche es ein noch größeres Programm zur Förderung und den Verzicht auf die Auflage, dass Ladepunkte auf den Parkplätzen im Handel rund um die Uhr nutzbar sein müssen.
6. Preis-Garantie
Der Ladestrom müsse stets 100 Prozent Ökostrom und dauerhaft günstig sein. Dazu müsse Ladestrom z. B. von der EEG-Umlage und den Stromsteuern ausgenommen werden.
7. Europa-Garantie
Die Bundesregierung müsse auch auf europäischer Ebene dazu beitragen, dass die Geschwindigkeit des Aufbaus der Ladeinfrastruktur „massiv erhöht“ wird und alle Staaten Europas eine verlässliche Ladeinfrastruktur haben. Die Europäische Kommission dürfe die Verantwortung für diese Aufgabe nicht ablehnen.
8. Käufer von E-Autos unterstützen
Die Anschaffung von CO2-armen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen müsse auch weiterhin unterstützt werden. Die Elektroauto-Kaufprämie „Umweltbonus“ sollte daher von der Bundesregierung über das Jahr 2022 hinaus mit ausreichend finanziellen Mitteln hinterlegt werden.
9. Smartes Bezahlen an der Ladesäule
„Wir wollen, dass die Bürger ihren Vertrag an jeder Ladesäule anwenden können (vertragsbasiertes Laden). Wir lehnen zudem die von der Bundesregierung geplante Ausrüstung aller neuen Ladesäulen mit veralteten und nicht mehr notwendigen Technologien wie Kartenlesegeräten ab. Dazu braucht es eine Veränderung der Ladesäulenverordnung noch in dieser Legislaturperiode“, so der VDA.
10. Schnelllade-Quote
Um die Zahl der notwendigen Ladepunkte zu verringern, empfiehlt der VDA, den Anteil an Schnelladepunkten weiter zu erhöhen. Das spare Fläche, sei in der Regel wirtschaftlicher und erhöhe den Kundennutzen. Das Stromnetz müsse auch für diesen Zweck entsprechend ausgebaut werden, um die notwendige Leistung zur Verfügung stellen zu können.
11. Lkw-Verkehr fossilfrei machen
Die Umstellung auf E-Lkw müsse stärker gefördert und die Infrastruktur für E-Lkw schnell aufgebaut werden mit Ladepunkten entlang der Hauptverkehrsachsen und im Depot. Dazu brauche es einen ambitionierten Ausbauplan von Bund, Ländern und Kommunen sowie erweiterte Förderprogramme der Bundesregierung. Auch bei den rechtlichen Rahmenbedingungen sei die Anpassung des Elektromobilitätsgesetzes ein wichtiger Meilenstein: Nutzfahrzeuge ab 3,5 Tonnen müssten ins Elektromobilitätsgesetz aufgenommen werden.
12. Elektromobilität nachhaltig machen
„Wir brauchen einen neuen Second Life-Markt für Antriebsbatterien, die nach ihrem Einsatz in Fahrzeugen zur Speicherung von Energien verwendet werden können“, so der VDA. Hinzukommen müssten neue Rücknahme- und Recycling-Strukturen, um die Importabhängigkeit von Rohstoffen zu verringern. Dazu brauche es einen Exportstopp von gebrauchten Antriebsbatterien und ein Programm für den Aufbau der Second-Life-Struktur in Deutschland und Europa.
13. Forschung, Entwicklung & mehr Qualifizierung
Viele Unternehmen in der Automobilindustrie und besonders bei den Zulieferern müssten die Produktion umstellen und die Belegschaften neu qualifizieren. Dies gehe mit erheblichen Konsequenzen für die betroffenen Mitarbeiter einher. Hier brauche es – „neben den großen Anstrengungen der betroffenen Unternehmen“ – Förderprogramme der Bundesregierung für Entwicklung und Qualifizierung.
14. E-Autos zu Stromspeichern machen
Die Antriebsbatterien könnten als Speicher für das Stromnetz dienen. Hierfür müssten rasch die entsprechenden rechtlichen Vorgaben und finanzielle Anreize für die E-Autobesitzer definiert werden. Damit könnten E-Autobesitzer „netzdienlich“ sein und davon profitieren.
15. Jahresbericht zur E-Mobilität
Die Aufgaben für den Ausbau der Ladeinfrastruktur und die Förderprogramme sind verteilt auf mehrere Bundesministerien, die Länder, Kommunen und die Europäische Union. Die Bundesregierung sollte ab 2022 der Öffentlichkeit jährlich einen Bericht zum Ausbau der Ladeinfrastruktur in Deutschland, den Förderprogrammen und dem Stand der Zielerreichung in allen weiteren Handlungsfeldern vorlegen, schlägt der VDA vor. Gleiches sollte die EU-Kommission für ganz Europa tun.
Haiginsch meint
Haas und Igel:
Ich bin schon da sagt der Igel. Wer ist denn der Igel? Kleine Hilfe: Beginnt Mi T und hat alles fertig.
Wenn die Germanen Wasserleitungen bauen gelernt haben geht es auch in D los.
Der Haase ist in Panik und hat viele man sollte, müsste, koennte aufgeschrieben.
Leider wollen seine Kumpels weiter Geld verdienen… Klima… Umwelt… geht denen am A vorbei.
bensch meint
Bemerkenswert. Das ist das erstaunlichste Statement, das ich je vom VDA gehört habe. Ich denke, sie haben absolut recht. Damit machen sie sich ein paar mächtige Gegner (Energieunternehmen z.B.). Scheint die berühmte Flucht nach vorne zu sein.
Tesla-Fan meint
Sauber, der VDA macht Werbung für Tesla.
Haiginsch meint
Genau!
Ich haette mir ein abschließendes Statement, man koennte auch Weckruf sagen, der Redaktion gewünscht!
Darin sollte wenigstens einmal TESLA vorkommen.
Mike Lehmann meint
16. Der Stromverbrauch wird nicht mit 0g CO2/km angerechnet, sondern mit dem Strommix in Dtl. Die Hersteller sollen Interesse an sparsamen BEV haben. Stromfresser gibt es schon genug.
Yogi meint
Wieso es wird ja auch nicht der Benzinmix oder geschweige der Vorkettenmixangegeben? Fracking und Ölsande 600g bis 1200g CO2 pro L. Oder mit was fährt jeder neue Verbrenner auf dieser Erde rum?
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Mimimi. Der Verbrennerfahrer in Deutschland tankt natürlich nur „ökologisch“ integren Benzin, genauso wie der Eigenheimbesitzer mit PV immer nur seinen selbst erzeugten Strom lädt.
Nur weil es nicht gemacht wird was schlecht ist als Freifahrtsschein für andere Dinge zu nehmen ist ein schlechtes Argument. Man sollte mit gutem Beispiel voran gehen, zumal man ja hinsichtlich Bilanz besser dasteht und sich nicht verstecken muss. Jeder der sich über den Schwindel mit den Hybriden und deren Förderung beschwert sollte sich in gleichem Maße über die sinnfreie Bewertung von E-Autos mit 0g CO2/km aufregen. Hört man aber selten etwas dazu. Es zeigt sich das die Menschen halt immer wieder in den gleichen Trott von Selbstbetrug verfallen.
Mike meint
Dann sollte das auch geschehen.
MichaelEV meint
Als würde die Autolobby sich selber Regeln auferlegen, die dem Geschäft schaden…
Snork der Dritte meint
Ich finde ja Punkt 6 und 9 bemerkenswert gut: Keine teure Insellösung mit Giro-Card an den Ladesäulen. Keine EE-Umlage auf Ökostrom. Wenn die Energieunternehmen vor der Wahlstehen, eine alte Säule teuer umzurüsten oder sie abzubauen – dann wird sie abgebaut.
Mike Lehmann meint
+1 RFID hat sich in der Praxis bewährt, auch an günstigen AC-Säulen. Im Parkhaus oder an der Straße gibt es auch nicht an jedem Stellplatz ein Bankkartenterminal.
hu.ms meint
Endlich kommt auch mal offiziell der ansatz mit dem tagsüber-laden beim AG.
Denn tagsüber gibt es oft sauberen PV-strom-überschuss im netz. Im gegensatz zu abends und nachts, wenn das BEV zuhause lädt.
Und es reicht ein ganz normaler 16A-AC-anschluss um den täglichen strombedarf nachzuladen.
Christian meint
Vollkommen richtig. Die Energieunternehmen wollen aber Schnellladeparks, weil es da durch Netzverstärkungen richtig Geld zu verdienen gibt. 11 kW dreiphasig sind ja soooo öde. In D gewinnt meist der Lobbyismus.
Thomas aus Marl meint
Hinzu kommt, dass sehr viele Arbeitgeber Industriestrom zu günstigen Preisen beziehen.
Sie könnten ihre Mitarbeiter zu einem Preis versorgen, der nur ein Bruchteil dessen beträgt, was diese zu Hause bezahlen müssten.
Und dann stelle man sich noch vor, dass der Mitarbeiter diesen günstigen Strom, soweit er ihn am nächsten Morgen nicht für seinen Arbeitsweg benötigt, daheim in sein Hausnetz einspeist und nichts mehr von seinem Versorger kauft.
Sämtliche Abgaben, wie Netzentgelte, EEG- Umlage, Konzessionsabgabe, CO2-ABGABE und MwSt würden sich kolossal verringern.
Die Glättung der Verbrauchsspitzen auf Grund der immer zahlreicheren Akkus in den Autos würde nach und nach auch noch so manches Spitzenlastkraftwerk überflüssig machen…
Für mich steht fest, dass alle aber auch wirklich ALLE, angefangen von der Regierung über die Netzbetreiber bis hin zu den Stromversorgern und Lobbyisten, Himmel und Hölle in Bewegung setzen werden, um dieser eigentlich für die Menschen und das Klima positiven Entwicklung ein Ende zu setzen, noch bevor sie überhaupt richtig begonnen hat.
Andi EE meint
Da sind ein paar Leute ausgetauscht worden. Auch erstaunlich, oder habe ich was überlesen, „Technologieoffenheit“, „E-Fuels“ … raus.
CaptainPicard meint
Man kann ja für den Ausbau der Elektromobilität und gleichzeitig für Technologieoffenheit eintreten. Ich würde aus diesem Forderungskatalog nicht automatisch ablesen dass sie sich jetzt nur noch auf Elektroautos konzentrieren, wie VW das wünscht. Vielleicht kommt morgen der Plan für den Ausbau der Wasserstofftankstellen.
Andi EE meint
Technologieoffen muss man immer sein, aber keinen Quatsch fordern. „E-Fuels“ mit diesen katastrophalen Umwandlungsverlusten, machen keinen Sinn. Wenn man dann wie vor einem halben Jahr, fast wöchentlich solchen Müll raus haut, ist das gefühlt ein grosser Schritt, … man geht jetzt nicht mehr mit Priorität a) bewahre die alte Technologie, egal ob es klima- und umwelttechnisch Sinn ergibt, raus.
Und wenn die 3 grossen deutschen Autokonzerne die nächsten 10 Jahre auf BEV setzen, kann doch der VDA nicht weiter so im luftleeren Raum rumballern, und seine Ideologie verbreiten. Die Zulieferbetriebe (Mitglieder des VDA) müssen doch das liefern was die Konzerne VW, Mercedes und BMW verlangen.
Längsdenker meint
„Die drei großen deutschen Autokonzerne“ sind doch der VDA ! Die diktieren die Informationen.
Andi EE meint
@Längsdenker
Mein Fehler, es sind Hersteller und Zulieferer, da hast du Recht!
NiLa meint
Das Thema – dieser – Mitteilung lautet „Plan für Ausbau der Elektromobilität“. Wenn Sie bei Chefkoch ein Rezept für Mac&Cheese posten, kommt darin ja auch kein Schokopudding vor.
Ein Hinweis auf Technologieoffenheit kommt unter Punkt 1 dennoch vor: „[…]150 Mrd. Euro in die E-Mobilität, neue Antriebe[…] investieren.“
Sebastian meint
Jetzt geht’s los…. jetzt geht’s los…. aufi, der Berg ruuuft.
VDA macht Nägel mit Köpfen.
(Mal schauen was passiert)
Flo meint
Nur Forderungen – Was leistet der VDA?
CaptainPicard meint
Was soll er leisten? Das ist ein Lobbyverband.
Stefan meint
Der VDA ist nur für Punkt 1 zuständig. Den Rest sollen andere machen.
Auch wenn Sie zu anderen Punkten selbst etwas tun würden, wären Sie dabei von anderen und der Gesetzgebung abhängig.
AK swiss meint
Boah ey, was ist passiert? Nicht 1x gejammert!
Ist das der neue VDA?
Yoshi84 meint
Haben wir den gleichen Artikel und die gleichen FORDERUNGEN gelesen? In jeder einzelnen Forderung steckt subtiles Gejammer.
LG
Peter meint
So ist es. Der Subtext lautet wie immer: „Leute, die eMobile sind noch lange nicht ausgereift. Kauft Verbrenner!“
MichaelEV meint
Hört sich an, als sei der VDA endlich vollständig in der Elektromobilität angekommen. Vielleicht bewirkt dieser Lobbyverein mal etwas positives. Es braucht aber mehr als nur reden/schreiben, akut beim Laden. Die Hersteller sind auch in der Pflicht einen ausreichenden Beitrag zu leisten.
Peter meint
Wenn man etwas als noch zu leisten erachtet, unterstellt man dort einen zu behebenden Mangel. Und wer will schon im Mangel mobil sein? Fazit für den VDA: eMobile sind gut und schön, aber eher was für die Ferne Zukunft. Heute noch mal sicherheitshalber nen Verbrenner kaufen.
Norbert meint
Interessante Töne beim VDA.
Kaum brauchen sie dringend Geld und droht VW mit Austritt, schon klingt alles ganz anders. Dürfte VW viel besser gefallen. Mir jedenfalls gefällt es besser, ist die Emobilität auf Akkubasis eine bereits gut entwickelte und die effizienteste Methode, ein Auto ökologisch zu bewegen.
Stevie meint
Ein umfangreicher Massnahmenkatalog der notwendig ist um solche Pressemeldungen „Chaos-Fahrt im ID.3: Deutsches Rentnerpaar fuhr 26 Stunden zum Ferienhaus – und beschwert sich jetzt bei Verkehrsminister Scheuer‘ zu unterbinden.
BEV meint
Vielleicht braucht es solche Meldungen, damit sich was bewegt?
Fakt ist schon, dass wenn jeder ein BEV fahren würde, wir vor allem in der Urlaubszeit ein echtes Problem hätten.
Olli meint
Man sollte erwähnen, dass sie die Probleme in Frankreich hatten…
Stefan meint
Problem waren in dem Falle auch nicht die Anzahl der Säulen, sondern die Defektanfälligkeit und die meist nur schlecht mögliche Nutzung mit fremden Ladekarten. Auch in Franktreich sind viele Säulen AC – gut für Zoes, schlecht für Einphasenlader.
Peter meint
Vergiss es. Das Kampfblatt der AfD findet immer was zum dramatisieren.