Das Öko-Institut hat zusammen mit dem Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) und dem Umweltverband Transport & Environment eine Analyse des Ressourcenaufwands für unterschiedliche Antriebssysteme in der Pkw-Branche vorgelegt. Die Studie „Resource consumption of the passenger vehicle sector in Germany until 2035 – the impact of different drive systems“ wurde im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt.
Laut der Auswertung kann der jährliche Rohölbedarf für Pkw in Deutschland bis 2035 um 56 Prozent gegenüber 2020 sinken, wenn bis dahin der Anteil der elektrischen Pkw an den Zulassungen in Deutschland auf 100 Prozent steigt. Diese Einsparungen übertreffen deutlich den Verbrauch von fossilen Energieträgern wie Erdgas, die zur Deckung des zusätzlichen Strombedarfs von Elektrofahrzeugen benötigt werden.
Dieses Szenario vorausgesetzt, werde die Spitze des Primärmetallverbrauchs des Pkw-Sektors bereits um 2035 erreicht sein, so die Studienautoren. Hier gehe es vor allem um die Schlüsselrohstoffe Lithium, Kobalt, Nickel und Kupfer für Lithium-Ionen-Batterien. Auch die steigenden Sekundärmetallquoten, also der Einsatz von recycelten Metallen aus Antriebsbatterien, in den nächsten Jahren trügen dazu bei. Der Verbrauch von Platingruppenmetallen wie Platin, Palladium oder Rhodium für Autoabgas-Katalysatoren werde in diesem Fall ebenfalls stark zurückgehen: bis auf nahe null im Jahr 2035.
„Wir haben die Auswirkungen verschiedener Antriebe fair verglichen, indem wir den Bedarf an Metallen und fossilen Brennstoffen in den Ressourcenverbrauch sowohl bei E-Fahrzeugen und Verbrennern miteinbezogen haben“, erklärt Dr. Matthias Buchert vom Öko-Institut. „Wir haben eine Forschungslücke geschlossen, indem wir mögliche Entwicklungen des deutschen Pkw-Sektors bis 2035 aus einer Ressourcenperspektive untersucht und bewertet haben.“
Die folgenden Empfehlungen leiten das Öko-Institut und seine Forschungspartner aus den Studienergebnissen ab:
- Sorgfaltspflicht entlang der Lieferkette („Supply Chain Due Diligence“) für wichtige Batteriematerialien
- Ehrgeizige Recyclingziele für Schlüsselmaterialien für Batterien
- Einstieg in eine Kreislaufwirtschaft auch für Seltene Erden in Europa
- Beschleunigung des Ausbaus von erneuerbaren Energien für den Stromsektor
- Kriterien für verantwortungsvolle Rohstoffgewinnung für die verbleibende Rohölförderung
Um die wesentlichen Unterschiede im Rohstoffverbrauch herauszustellen, haben die Wissenschaftler in ihrer Analyse zwei Szenarien für die mögliche Entwicklung des Pkw-Sektors bis 2035 in Deutschland definiert. Das Verbrennungsfahrzeug-Szenario geht von einer konservativen Entwicklung des Pkw-Sektors aus. Hier liegt der Anteil der Verbrenner an allen Neuzulassungen auch im Jahr 2035 noch bei fast 60 Prozent. Im Elektrofahrzeug-Szenario hingegen würden von 2035 nur noch batterieelektrische Fahrzeuge auf dem Pkw-Markt in Deutschland zugelassen werden.
Die Studie „Resource consumption of the passenger vehicle sector in Germany until 2035 – the impact of different drive systems“ ist hier veröffentlicht (PDF).
Volta meint
Jetzt hat sich endlich einer die Zeit genommen, eine Studie zum Gesamtbild zu machen, ganz sicher haben diverse Börsenhändler das auch schon in der Schublade. Am Ende verlagert sich der Ressourcen-Verbrauch nur vom einen zum Anderen Grundstoff. Wenn wir das mal aussen vor lassen, so ist auffällig, das sich auch die Abhängigkeit verlagert und neue Player am Kapitalmarkt erscheinen. Andere, alte bekannte Player, werden sich verabschieden und ganz sicher wird die Umwelt nur geringfügig von diesem Trend profitieren, keiner der alten Player wird das alte Schlachtfeld aufräumen. Es wird so weiter gehen wie immer, der billigste macht das Geschäft, egal wie das Umfeld leidet.
Leider!!
Wol Sch meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Peter W meint
Die Studie ist gut. Die Kommentare leider teilweise sachlich total daneben.
Es ist absoluter Unsinn, dass man zur Herstellung eines Liters Treibstoff 7 kWh Strom verbraucht. Dieser Quatsch entstand, als Elon Musk vor vielen Jahren den Stromverbrauch für die Benzinherstellung in einer uralten amerikanischen Ölraffinerie nannte. Solche Raffinerien gibt es längst nicht mehr, und eine deutsche Raffinerie, von der ich eine Jahresbilanz habe, verbraucht für einen Liter Treibstoff 0,05 kWh Strom. Selbstverständlich wird viel Energie zur Herstellung von Treibstoff verbraucht, aber diese Energie, einschließlich Förderung und Transport ist in den von verschiedenen Instituten angegebenen Well to Weel-Angaben berücksichtigt. Strom spielt dabei eine untergeordnete Rolle, weil er nur für Pumpen aber nicht für den Wärmebedarf eingesetzt wird. Der Energiebedarf für die Herstellung inclusive der anschließenden Verbrennung des Treibstoffs erzeugt rund 3 Kg CO2 je Liter. Diese Zahl ist belastbar und nachvollziehbar, und alles Andere ist einach nur Kokolores!
Vergleicht man also ein Fzg mit Verbrennungsmotor und eines mit E-Motor, muss man für den Verbrenner 3 Kg CO2 je Liter Treibstoffverbrauch und für das E-Auto den deutschen Strommix mit 400 g/kWh nehmen.
Ein PKW mit 7 Liter Verbrauch (Durchschnitt lauf Stat.Bundesamt) erzeugt also 21 Kg CO2 je 100 km. Ein BEV mit 18 kWh Verbrauch (incl Ladeverluste) somit 7,2 Kg CO2 je 100 km.
Dabei spielt es auch keine Rolle, ob der Strom vom einenen PV-Dach kommt, denn der in DE verbrauchte Strom muss immer als Teil des Strommixes gesehen werden.
Duesendaniel meint
„Dabei spielt es auch keine Rolle, ob der Strom vom einenen PV-Dach kommt, denn der in DE verbrauchte Strom muss immer als Teil des Strommixes gesehen werden.“
Dem kann ich nicht zustimmen, denn CO2 entsteht nicht beim Verbrauch, sondern bei der Erzeugung des Stromes und nur weil Solar- und Kohlestrom teilweise eine gemeinsame Leitung benutzen (was bei der eigenen PV-Anlage auch nicht der Fall ist), haben sie doch völlig unterschiedliche CO2-Ausstöße. Jede neue KWH regenerativ erzeugter Strom macht den Strommix sauberer oder anders gesagt: Für jede KWh Solarstrom muss keine KWh Kohlestrom mehr erzeugt werden. Mit Ihrer Sichtweise gäbe es keine Anreize mehr, die Regenerativen weiter auszubauen, sich z.B. eine eigene Anlage zu installieren.
Peter W meint
Eine eigen PV-Anlage lohnt sich immer!
Man kann darüber uneinig sein, wie der EE-Strom „gerechnet“ werden muss, aber ich sehe ihn gerne als Teil des Strommixes. Den PV-Strom, den ich jetzt zum Laden meines BEV benutze habe ich früher eingespeist. Jetzt nutze ich ihn selbst, und er wird durch den Strommix ersetzt. Fahre ich jetzt mit PV-Strom? Ja, aber meine Nachbarn bekommen stattdessen Kohlestrom. Also ist es kein Unterschied ob ich den Strommix oder meinen PV-Strom lade. Es ist auch nicht richtig, dass PV-Strom immer Kohlestrom verdrängt. Im Prinzip und auf lange Sicht schon, aber an sonnigen Tagen werden leider die leicht abzuregelnden WKA abgeschaltet und kurzfristig nicht die Kohlekraftwerke.
Horst meint
Ich sehe es nicht so. Selbst erzeugter Strom ist nicht als Strommix zu sehen. Was meine Nachbarn für einen Strom verbrauchen hat nichts mit mir zu tun, wenn mein Dach Strom erzeugt der direkt ins Auto fließt. Das ist in etwa so sinnvoll wie die buchhalterische pseudo-reale Sichtweise, nach der jede eigene kWh 10¢ kostet. Tut sie nicht. Sie kostet 0, aber natürlich gibt es hohe Initialkosten für die Anlage. Alles andere ist nur eine fiktive als-ob Umrechnung.
Max meint
Ich habe so das Gefühl, dass diese Studien immer davon ausgehen, das es in den kommenden 15 Jahren keine Entwicklungssprünge gibt…
Wir sind im technologischen Zeitalter aber derzeit in einem logarithmischen Entwicklungsstadium.
Mäx meint
Dann hilft nur Studie lesen und nicht nur Bildchen gucken.
Steht öfter drin, dass man das erstmal so angenommen hat, vorbehaltlich kommender Entwicklungssprünge.
elektromat meint
Ja, und wieder mal fehlt die gegenrechnung wie viel Strom es kostet einen Liter Benzin/Diesel aus Erdöl zu gewinnen (7KW pro Liter) und wie viel Kohlestrom da drin steckt.
Daher ist die Studie in großen Teilen schon wieder falsch da sie davon ausgeht das Benzin einfach so aus dem Zapfhahn kommt.
Es wir lediglich davon ausgegangen das Faktor 1,25 Rohöl für Fakor 1 Sprit benötigt wird, wenn ich das richtig raus lese. Falls ich falsch liege, bitte Seite/Zeile Angabe.
Roma meint
7kW Strom pro Liter sind falsch!
Die meiste Energie ist Wärmeenergie und keine elektrische.
Es sind eher um die 1,5-2kW Strom/Liter und für die Wärmeenergie und Transport kann man zusammen etwa 8% zusätzlichen Verbrauch rechnen.
Sebastian meint
boey, kW ist Leistung. Was Sie meinen ist Energiegehalt und der nennt sich kWh. Herrschaftszeiten.. haben Sie schon mal gehört, das jemand 500 Gramm Bier bestellt? Lernt endlich mal die Einheiten! Nicht zum aushalten.
AK swiss meint
kWh?
Alupo meint
@Roma
Richtig, aber unbedeutend.
Der Energieverbrauch einer Raffinerie liegt wohl bei diesen „ca. 7kWh“/.
Wenn die Raffinerie – Produktion entfällt werden diese kWh nicht benötigt und könnten CO2 neutral im Vergleich zum „Weiterbetrieb der Raffinerie“ alternativ zur Stromproduktion genutzt werden.
Das ist zwar nicht erstrebenswert, aber wichtig für die richtigen Bilanzierungsgrenzen dieser Berechnung.
Im übrigen stellt die Raffinerie wohl einen großen Teil ihrer Heizenergie selbst aus ihren Nebenausbeuten bei der Produktion selbst her. Wenn der Preis der Nebenausbeuten höher ist als der von Erdgas (immer auf den gleichen Heizwert bezogen), dann wird dieses Nebenprodukt verkauft und folglich mit Erdgas geheizt.
Bei einem Steamcracker (also der Folgestufe) ist das schon sehr bedeutsam
Sebastian meint
AK
Er meinte wohl eher kW/h ????
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„Ich habe so das Gefühl, dass diese Studien immer davon ausgehen, das es in den kommenden 15 Jahren keine Entwicklungssprünge gibt…“
Es sind Studien. Diese basieren meist auf Entwicklungen der Vergangenheit die durch Annahemen in die Zukunft interpolieren. In die Zukunft selbst kann bisher noch keiner schauen. Gut möglich das Elon Musk in 3 Jahren den Warp-Antrieb erfindet, dann wird sowieso alles anders.
Alupo meint
Den Warp-Antrieb erfinden? Durch on Musk?
Eher nicht. Er hat sich bekanntlich am Elektroantrieb festgebissen, mit Ausnahme von seinen Spacex Aktivitäten (und etwas noch beim neuen Roadster).
Yogi meint
„In 2035, when comparing the EV Scenario with the Combustion Scenario, around 6.7 million tonnes of fossil fuels (petrol, diesel, lignite, etc.) are saved, while an additional amount of almost 185 000 tonnes of metals are needed in 2035. The additional metals needed in the EV Scenario can be kept in a circular economy through recycling. Fossil fuels, on the other hand, are lost after combustion and pose an economic burden (e.g. through CO2 pricing), while metals recycling can stimulate economic growth.“
Interessant wäre der konkrete energetische, finanzielle und ökologische Unterschied, den 36,2 Mal weniger Importe 2035 für PKW auslösen.
Quayle meint
„Interessant wäre der konkrete energetische, finanzielle und ökologische Unterschied, den 36,2 Mal weniger Importe 2035 für PKW auslösen“
Ich denke nicht, dass man in diesem Zusammenhang die Tonne Kohle mit einer Tonne Kupfer direkt vergleichen kann. Weder finanziell noch ökologisch.
Yogi meint
Ich denke schon, dass man 50 Milliarden Euro Treibstoffkäufe aus überwiegend Militärregimes pro Jahr mit X t Kupfer vergleichen kann, mit den eingesetzten Tankern/Lastkähnen pro Jahr, den untergegangenen Tankern/Lastkähnen pro Jahr, den nie eingepreisten Umweltkosten daraus, den 10.000en Lecks in Pipelines mit dem Staub in Antofagasta, den 10.000enden Dieselpumpen für Ölpipelines mit dem chilenischen Strommix, den Folgekosten krebskranker Ogoni mit Salzpfannenanwohnern…..etc. …
Elupo???? meint
Und Kriege –
Danke Yogi – ist überfällig????
Envision meint
Interressant, vielleicht nicht ganz so aufschlussreich wie die IEA Studie, aber der Kupferbedarf rein für die Automobilindustrie würde im BEV Szenario bis 2035 um rund 800% steigen, für Nickel noch dramatischer:
„In the case of nickel, annual demand rises from about 9 500 tonnes in 2020 to
almost 141 500 tonnes in 2035 in the EV Scenario.“
Das wird selbst knapp wenn andere Länder/Hersteller gar nix machen, wenn aber Chinesen Amerikaner/Franzosen etc. auch auf BEVS setzen steuern wir auf veritablen Rohstoffengpass/Preisanstieg zu.
Kupfer Peak Förderung wäre laut einiger Rohstoffanalysten schon erreicht die neunen gefunden Ressourcen lohnen oft nicht wenig wegen dem geringen Anteil pro Tonne, wenig neue Minen am Horizont, die bestehen Ressourcen altern und gehen zurück, eine starker Anstieg beim Verbrauch weltweit ist da vermutlich nicht kompensierbar.
Dürfte Wartezeiten und deutliche Preisanstiege nach sich ziehen.
Bei Nickel ist zumindest alternative mit Eisenphosphat durchaus vorstellbar und bei den Chinesen schon vorhanden/in Produktion.
Mäx meint
Die Studie geht komplett von NMC aus.
Keine LFP oder auch keine Solid-State Batterien.
Gerade im Hinblick auf den aufgezeigten Rohstoffbedarf, bleibt ja nichts anderes übrig, als auch diese Technologien so schnell wie möglich zur Marktreife zu bringen.
Wasco meint
Graphenbatterien wird es ja auch bald geben, wie im GAC Aion V.
Stefan meint
Das Kupfer wird vor allem für die Motoren (Spulen) benötigt und diverse Stromkabel im Auto. Der ganze Stromnetzausbau und die Elektrifizierung der Schiene brauchen alle Kupfer. Im Auto steckt mehr Kupfer als Lithium.
Recycling wird durchgeführt, wenn es billiger ist als Rohstoffabbau, vorher nur selten oder nur wenn vorgeschrieben.
Mäx meint
Bezogen auf Kupfer hast du natürlich recht.
Nickel wurde im Kommentar ja aber auch angesprochen und das ist dann vom Batterietyp abhängig. Kobalt ja genau so.
Roma meint
Hochspannungsleitungen werden eigentlich nur mehr aus Aluminium verbaut.
Bei den Überleitungen der Bahn bin ich mir nicht sicher, ob die reines Kupfer oder eine Legierung nutzen.
Jin meint
@Roma: Der Fahrdraht bei der Bahn besteht normalerweise aus Kupfer, entweder chemisch rein oder mit geringem Cadmium-, Silber-, Zinn- oder Magnesiumanteil, um seine Zugfestigkeit zu erhöhen. Zur Verstärkung der Zugfestigkeit kann der Fahrdraht neben dem Kupfermantel auch eine Seele aus Stahldraht enthalten. In Zeiten hoher Kupferpreise sind auch Versuche mit Aluminium- und Stahlfahrdraht unternommen worden, die jedoch unbefriedigend verliefen. Quelle Wikipedia
Djebasch meint
Nun hier zeigt sich wieder wie Wichtig Recycling ist, Millionen Tonnen Metalle liegen auf Halden, nur es gibt keine Industrielle Wiederverwertung, das muss jetzt endlich angegangen werden!
Peter W meint
Gibt es die Studie auch in deutscher Sprache?
Michael S. meint
Mal davon abgesehen, dass Sie einfach mal selbst auf der Seite vom Öko-Institut hätten schauen können, können Sie das Dokument auch durch den Translater jagen. Ob nun google oder vielleicht doch lieber DeepL, das sei Ihnen überlassen.
Peter W meint
Hab ich gemacht. Es ist aber unbefriedigend, dass das deutsche Öko-Institut nicht dazu in der Lage ist eine Studie in deutscher Sprache zu veröffentlichen. Es gibt die Studie nur in englisch, und die Google Übersetzung enthält keine Grafiken. Eine Studie zu lesen ist ja grundsätzlich schon Zeitaufwändig. Wenn man sich dann noch mit unzureichenden Englischkenntnissen herumschlagen muss macht es keine Freude.
Ok, das ist mein Problem …