Renaults neue Mobilitätsmarke Mobilize hat ihre Projekte für die nächsten Jahre präsentiert. Zu den Schwerpunkten zählen unter anderem der Start eines „Smart-Island“-Projekts auf der französischen Insel Île d’Yeu, die neue Partnerschaft mit dem deutschen Start-up betteries für ein „Second-Life“-Batterieprojekt und Elektrofahrzeuge für geteilte Mobilität. Darüber hinaus stellte Mobilize sein Dienstleistungsspektrum vor.
„Mobilität und die Energiewende sind zentrales Interesse von Verbrauchern, Unternehmen, Städten und Gemeinden. Das Ziel von Mobilize ist es, durch unsere Mobilitäts-, Energie- und Daten-Dienstleistungen eine nachhaltigere Welt zu schaffen“, erklärte CEO Clotilde Delbos. „Aufbauend auf Partner-Ökosystemen, die unser eigenes ergänzen, bieten wir konkrete Lösungen an, um den ökologischen Übergang zu fördern und eine zugänglichere Mobilität für Menschen und Güter zu entwickeln, insbesondere in komplexen und überlasteten städtischen Umgebungen.“
Energiewende auf der Île d’Yeu
Zusammen mit den Unternehmen Enedis und Qovoltis hat Mobilize eine Partnerschaft mit der Gemeinde Île d’Yeu auf der gleichnamigen Insel vor der französischen Westküste geschlossen. Mit der lokalen Verwaltung und anderen Projektpartnern soll die Umstellung auf Elektrofahrzeuge auf der Insel beschleunigt werden, ein Plan zu einer bedarfsgerechten Ladeinfrastruktur entwickelt sowie E-Mobilität als zentraler Punkt bei der Energiewende integriert werden. Dazu sieht das Projekt die optimale Nutzung von Solarenergie und die Einbindung von Elektrofahrzeugen in das lokale Energienetz vor.
Zweites Leben für Batterien
Ziel der Kooperation mit dem Start-up betteries ist die Herstellung von mobilen, modularen und vielseitig einsetzbaren Energiespeichersystemen auf Basis ausgedienter E-Auto-Batterien. Wenn Batteriesysteme nicht mehr für den Einsatz in Elektrofahrzeugen geeignet sind, können die enthaltenen Akkus vor ihrem Recycling in einem zweiten Leben („Second Life“) noch Energie für verschiedene Anwendungen liefern.
Das von Mobilize und betteries entwickelte Mehrzweck-Energiesystem besteht aus ein bis vier 2,3-kWh-Einheiten. Sie erreichen eine maximale Kapazität von 9,2 kWh, was in etwa dem durchschnittlichen Tagesverbrauch eines Haushalts entspricht. Da das System emissionsfrei und geräuschlos arbeite, eignet es sich laut Mobilize als transportabler Stromerzeuger für viele Einsatzmöglichkeiten, wo ein Anschluss an das Stromnetz nicht möglich ist: Baustellen, Foodtrucks, Solarenergiespeicher, Filmdrehs und Events oder auch auf kleinen Elektrobooten. Die Fertigung des Speichersystems soll im September in der „Re-Factory“ der Renault Group in Flins beginnen.
Fahrzeuge für geteilte Mobilität
Mit „Duo“, „Bento“ und „Hippo“ stellte Mobilize drei elektrische „Shared-Mobility“-Fahrzeuge für den Transport von Personen und Gütern vor. Die neu entwickelten Fahrzeuge lassen sich nicht kaufen, stattdessen zahlen Nutzer für den Gebrauch entsprechend der genutzten Zeit oder den zurückgelegten Kilometern.

Der zweisitzige, kompakte und vernetzte Duo sei mit Blick auf Carsharing-Dienste entwickelt und entsprechend an die Bedürfnisse von Städten und Betreibern angepasst, so Mobilize. Er greife das Prinzip der Kreislaufwirtschaft auf und soll zu 50 Prozent aus recycelten Materialien bestehen. In der Re-Factory in Flins soll er am Ende seines Lebenszyklus zu 95 Prozent recycelt werden.

Der Bento ist für den Lieferverkehr oder den Transport von kleinen Gütern vorgesehen. Das Design des Elektrofahrzeugs basiert auf dem Duo. Der Stauraum ist auf den Transport von Kleingütern ausgelegt und bietet ein Gesamtvolumen von bis zu einem Kubikmeter. Durch sein kompaktes Design sei der Bento einfach zu parken, was ihn besonders praktisch für Handwerker und Kuriere im urbanen Raum mache, wirbt Mobilize.

Der Hippo ist ein modulares Fahrzeug, das für die Zustellung auf der letzten Meile konzipiert wurde. Das leichte elektrische Nutzfahrzeug soll damit zu emissionsfreien Städten beitragen. Durch sein modulares Design verfügt der Hippo über mehrere austauschbare Frachtmodule, etwa für Kühltransporte oder die Paketzustellung. Das Ladevolumen beträgt bis zu drei Kubikmeter bei einer Traglast von bis zu 200 Kilogramm.
Dienstleistungen
Mobilize hat mehrere Initiativen und Start-ups aus dem Mobilitäts- und Energiesektor zusammengeführt. So wird aus Zity, dem Free-Floating-Carsharing-Dienst von Mobilize, Zity by Mobilize. Das Joint Venture ist bereits seit 2017 in Madrid sowie seit 2020 in der Region Paris aktiv. Der Carsharing-Dienst verfügt über 1250 Elektrofahrzeuge – 750 in Madrid und 500 in Paris – und betreut laut Mobilize mehr als 430.000 Kunden. Im Laufe dieses Jahres soll das Angebot auf weitere Städte ausgeweitet werden.
Renault Mobility, der Vermittlungs- und Selbstbedienungs-Mietservice von Mobilize, wird zu Mobilize Share. Der Service bietet Renault-Mietfahrzeuge, darunter auch eine Auswahl an Elektrofahrzeugen, für private und gewerbliche Nutzer. Die Vermietdauer reicht von einem Tag bis zu einem Monat. Für den einmaligen Bedarf bietet Mobilize Share auch 24/7-Stundenvermietungen für Selbstbedienungsfahrzeuge an. Die Flotte verfügt in Europa über 15.000 Fahrzeuge, davon 4000 Elektrofahrzeuge. Mehr als eine Million Kunden nutzen das Angebot bereits, berichtete Mobilize. Darüber hinaus werde demnächst das erste vollelektrische Carsharing-Angebot von Mobilize Share im italienischen Bergamo und vier Nachbargemeinden starten.
Aus Elexent Lösungen für das Laden von E-Auto-Flotten wird Mobilize Power Solutions. „Von der Beratung über das Design bis hin zur Installation und dem Betrieb von Ladestationen bietet Mobilize Power Solutions künftig maßgeschneiderte, schlüsselfertige Lösungen“, heißt es dazu. Der Dienst ziele vor allem darauf ab, die Betriebskosten von Flottenbetreibern zu optimieren. Darüber hinaus zählten auch Energieoptimierung und Strategien für erneuerbare Energien zum Angebot. Der Dienst sei inzwischen in elf Ländern in Europa tätig.
Partner-Ökosysteme
Viele Kunden, Privatpersonen und Berufstätige, aber auch Gemeinden, suchten heute nach flexiblen, nachhaltigen und sauberen Mobilitätslösungen, so Mobilize. Man wolle die Transformation des Automobilsektors begleiten und setze dazu auch auf Ökosysteme von komplementären Partnern. Ein Beispiel für diesen Ansatz sei Mobilité360: Mit BlaBlaCar, Mobilize, der RATP Gruppe und Uber bringe das Projekt wichtige Mobilitätsakteure zusammen. „Gemeinsam wollen diese ihr sich ergänzendes Know-how nutzen, um einfachere, umweltfreundlichere und nachhaltige Shared-Mobility-Lösungen für Städte und Bürger anzubieten“, so Mobilize.
„Über den automobilen Sektor hinaus bietet Mobilize Lösungen und Dienstleistungen in den Bereichen Mobilität, Energie und Daten an und fördert ein nachhaltiges Energie-Ökosystem, das die Erwartungen von Verbrauchern, Unternehmen, Betreibern und Territorien erfüllt“, erklärte Mobilize abschließend.
Mike meint
Warum kann man z.B. den Duo nicht kaufen? Es gibt Leute, die wollen einfach nichts leasen. Und auf dem Land gibt es kein Carsharing (und lohnt vermutlich auch nicht).
Thomas meint
Kompakt, ressourceneffizient, recycle- und re-use-fähig. Renault macht hier _echte_ Verkehrswende, super!
Jetzt bitte noch das stationsbasierte(!) Carsharing vorantreiben!! Das hat bei mir damals in der Großstadt tatsächlich nicht nur das eigene Auto vollständig ersetzt, sondern auch die Kosten deutlich reduziert und den Komfort massiv erhöht (keine Parkplatzsuche, kein Termine für Reparatur und Reifenwechsel etc.). Also Leute – probiert greenwheels, flinkster und Co!
GE meint
+1.
Wobei ich peröhnlich beides Nutze , Freefloating und Stationsgebunden. Leider wird ja immer mal wieder gegen Carsharing geschossen, aber ohne müsste ich mir wohl ein Auto anschaffen. Ohne eigenes Auto ist man tatsächlich in gewisser Weise freier immer da optimale Reisemittel zu nehmen.