Jaguar Land Rover beschleunigt seine Elektrifizierung, beide Marken werden unter neuer Führung im Rahmen der „Reimagine“-Strategie neu aufgestellt. Für Jaguar ist dabei bis 2025 der Umbau zu einer vollelektrischen Luxusmarke vorgesehen. Der Chef der britischen Autogruppe Thierry Bolloré verriet nun weitere Details zu seinen Plänen.
Bei Jaguar werde es in Zukunft eine Familie von luxuriöseren Autos der gehobenen Kategorie geben, erklärte Bolloré im Gespräch mit Autocar. Die geplanten Fahrzeuge würden im Vergleich zum Wettbewerb einzigartig positioniert. Jaguar werde moderne Luxusautos einführen, die sich optisch an keinen anderen Stilrichtungen oder Designs orientieren – „die Spitze der Technologie und Raffinesse, aber ohne zurückzublicken“. Direkte Konkurrenten für Modelle von Marken wie Porsche, Bentley oder Aston Martin seien nicht das Ziel.
Bolloré verglich die Pläne für Jaguar mit der Positionierung der Marke Range Rover, deren luxuriöse Geländewagen eine besondere Stellung am Markt genießen und trotz hoher Preise von vielen Kunden nachgefragt werden. Mit der Neuausrichtung von Jaguar wolle man auch die Absatzzahlen steigern, ein hohes Volumen habe jedoch keine Priorität.
Entgegen dem Markttrend setzt Bolloré bei Jaguar künftig nicht verstärkt auf elektrische SUV oder Crossover. Vielmehr sollen flachere Wagen im eigenständigen Design gebaut werden. Auf Basis dieser Ausrichtung sucht der Konzernchef derzeit eine technische Plattform, die verschiedene Fahrzeuggrößen erlaubt. Ob eine eigene Architektur genutzt oder mit anderen Unternehmen kooperiert wird, ist noch offen.
Jaguars 2018 eingeführtes erstes und bislang noch einziges Elektroauto I-Pace werde „stetig und signifikant“ aktualisiert, sagte Bolloré. Der SUV-Crossover wird seinen Worten nach als einzige der heutigen Baureihen der Marke auch nach 2025 angeboten. Die bestehenden Wagen mit klassischen Verbrennungsmotoren und Hybridsystemen werden zunächst weiter aufgefrischt und verkauft, erhalten nach dem Ende der geplanten Laufzeit aber keine Nachfolger mehr.
Der radikale Umbau von Jaguar sei erforderlich, weil der Anbieter „beschädigt“ sei, sagte der Konzernchef. Die produzierten Autos seien so gut wie nie, die Marke werde im Vergleich zum Wettbewerb aber nicht entsprechend wertgeschätzt. Den Autokäufern gefielen die Jaguar-Modelle, sie würden sich letztlich jedoch für Audis oder BMWs entscheiden. „Wir müssen Jaguar ganz anders, höher und originaler positionieren“, so Bolloré.
Zu dem als Elektroauto konzipierten, Anfang des Jahres überraschend auf Eis gelegten neuen XJ sagte Bolloré, dass es sich dabei um die schwierigste Entscheidung bei der Zukunftsstrategie gehandelt habe. Die geplante neueste Generation der großen Luxuslimousine habe aber nur den Antrieb mit der künftigen Ausrichtung von Jaguar gemeinsam gehabt.
Andreas meint
Wow, das sind doch mal klare Worte eines Chefs. So etwas würde ich gerne auch mal von deutschen Autoherstellern hören, die sich kontinuierlich beim selbst auf die Schulter schlagen die Arme auskugeln und dafür jede Worthülse nutzen, die sie finden können.
Man kann Jaguar hier nur viel Glück wünschen. Der Standort UK macht die Sache auch nicht einfacher.