Der Bundesverband eMobilität (BEM) hat in der Auseinandersetzung um die erforderliche technische Ausstattung von Ladesäulen für den flächendeckenden Hochlauf der E-Mobilität in Deutschland eine Sonderkommission einberufen. Die Teilnehmer berieten Anfang Juli über verschiedene Konflikte an der Schnittstelle zwischen Mobilitätssektor, Infrastruktur, Soft- und Hardware sowie Bezahlung und Kreditwirtschaft. Die von der Bundesregierung verabschiedete Ladesäulenverordnung sehe man branchenübergreifend „als risikoreich und unpraktikabel“, heißt es in einer Mitteilung des BEM als Fazit zu dem Treffen.
Ausgehend von dem gemeinsamen Verständnis, Ladesäulen für die Verbraucher einfach, barrierefrei und europakonform zu entwickeln und gleichzeitig die Vorgaben für zügigen Umweltschutz anzustreben, sei in der Runde der Vorschlag für verschiedene Ausnahmeregelungen entstanden. Die jetzige Fassung der Ladesäulenverordnung sehe etwa vor, dass Ladepunkte bei Arbeitgebern nicht zwingend öffentliche Ladepunkte sein müssen, im Einzelhandel und bei Kundenparkplätzen dagegen schon – das sei ein Widerspruch, bemängelte der BEM. Die Ladepunkte stünden stets auf privatem Boden. Um hier ungleiche beziehungsweise ungerechtfertigte Eingriffe zu vermeiden, könnten die Ladepunkte im Einzelhandel und auf Kundenparkplätzen nicht per se als öffentlich, sondern als privat eingestuft werden – es sei denn, der Einzelhandel definiere sie selbst um.
Für alle öffentlichen Ladepunkte ist nach den Plänen der Bundesregierung gegenwärtig die Zahlung via Kredit- und Debitkarten mit Terminal und Pin-Eingabe vordefiniert. Diese Vorgabe sei mit hohen technischen Anforderungen verbunden, die den Um- und Aufbau flächendeckender Ladeinfrastruktur schwierig, zeit- und kostenintensiv mache, erklärte der BEM. Um diesen Vorgang zu vereinfachen, könnten speziell Normalladepunkte von der Pin-Pad-Pflicht befreit werden. Das würde dazu führen, dass alle bargeldlosen Zahlungsmethoden an allen Ladesäulen akzeptiert und genutzt werden können.
Bezüglich des ebenfalls diskutierten Schnellladegesetzes wurde in der einberufenen Kommission laut dem BEM die Einschätzung geteilt, dass es sich bei dem Vorschlag um ein Pkw-Gesetz handelt, welches andere Fahrzeugarten nicht regelt beziehungsweise deren Angelegenheiten in anderen Normen verarbeitet werden müssen. So seien etwa Lkw, E-Trailer oder behindertengerechte Fahrzeuge mit den derzeitigen Plänen der Regierung künftig nicht an öffentlicher Ladeinfrastruktur aufladbar was den Erwartungen an das Gesetz nicht gerecht werde.
Stefan meint
Wie ist denn in diese Verordnung die Pin-Pad-Pflicht reingekommen?! Für Kleinbeträge reicht das NFC-Terminal, das mit entsprechender Software zusätzlich auch Girokarten lesen kann. Für den Privatgebrauch gibt es solche Teile für 100 Euro im Elektronikversand (mit GSM-Anbindung, ohne Knebelverträge). Anbieter für OEM-Lösungen sind z.B. ccv und verifone. Mit deren Terminals bieten ein paar Ladesäulen- und Wallboxhersteller die Freischaltung von Giropay/Giiro-e problemlos an – aber natürlich ohne Pin-Pad. Wo kostet das Laden denn mehr als 50 Euro pro Ladevorgang?
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Wie hat man es eigentlich geschafft flächendeckend Fahrscheinautomaten der öffentlichen Verkehrsmittel und der deutschen Bahn oder Parkscheinautomaten mit der Möglichkeiten zur Kartenzahlung auszurüsten? Zigarettenautomaten hat man schon vor Jahren, des Jugendschutzes wegen auf Kartenzahlung umgerüstet. An normalen Tankstellen trifft man die Möglichkeit immer häufiger an und in manchen Ländern hat man das Gefühl es gibt gar keine andere Möglichkeit mehr als mit Karte an der automatischen 24h-Zapfsäule zu tanken. Die Ladewelt muss schon eine ganz besondere sein, dass man das da nicht gebacken bekommt und sich das Thema dort einfach als zu teuer und aufwendig darstellt.
Ich lese hier außerdem von Vandalismus. Ist mir selbst bei den oben genannten Automaten mit Bargeldzahlung noch nie sonderlich aufgefallen, obwohl es sich bei denen lohnen sollte. Konstruiert man hier nicht ein Szenario mit geringer Relevanz?
Andreas meint
Hier stehen sich die BEM anscheinend mächtig selber im Weg.
Es ist alternativlos, dass mit EC/Kreditkarte gezahlt werden kann. Die Autofahrer außerhalb des experimentierfreudigen Bubble werden andernfalls nur verschreckt.
Ich habe gute Freunde, die sich ein BEV gekauft haben, aber einfach Angst haben, zu laden. Und die sind erwachsen, haben Kinder und verdienen ihr Geld. Das ist die Masse: Eher ängstlich, wenn es um was Neues geht und mit wenig Zeit, Geduld und Training, etwas neues zu lernen.
Kasch meint
Einfacher als RFID-Karte geht eigentlich nicht, ist aber für die Befölkerung der westlichen Welt immer noch zu kompliziert.
Als ich gestern an den kostenlosen HPC-Lader des Aldi zurück kam, sah ich schon von weitem den Ladenachbarn offensichtlich erregt mit der Hotline telefornieren. Tatsächlich war der CCS-Stecker auch nicht per Fz-Schlüssel zu entfernen. Was war passiert ? Er beendete meinen Ladevorgang statt seinen 10 Minuten vorher und war 10 Minuten lang eifrig dabei, den „Säulenfehler“ mit der Hotline zu analysieren.
Man sieht, selbst kostenlose Lader überfordern inzwischen Westeuropäer. Im laufe der Jahre sollte sich das aber bessern – auch das mit den PlugIn-Doldis, die trotz ihrem eigenen 10m Kabel die blau markierten HPC-Ladeplätze blockieren, statt sich daneben zu stellen – deren stundenlange Ladevorgänge muss man natürlich beenden, damit sie es irgendwann kapieren, oder reuhmütig zum Verbrenner zurückkehren – schade, aber wenn ein Volk geistig und moralisch nicht mehr Leistung zeigen muss, degeneriert es eben in diesen Disziplinen, da hilft ein EC-Kartenleser rein gar nichts.
Kasch meint
Ups, so wie meine Rechtschreibung – Bevölkerung mit f statt mit v, ja, ja.
Stromer meint
Ladesäulen Verordnung braucht man für was nochmal?
Alles andere als Plug’n’Carge ist im Jahr 2021 ein Hohn.
Stefan meint
Plug’n’Charge garantiert keine Freischaltung, weil die Ladesäule nicht jeden Vertrags-Tarif annehmen muss, der im Auto hinterlegt ist. Eine Ladesäule nimmt ja auch nicht jede Ladekarte an.
Es kann ja auch nicht jedes Plug’n’Charge-Auto bei Tesla laden.
caber meint
ein Durchleitungsanspruch aller Ladestromlieferanten könnte das Plug’n’Charge für alle ermöglichen.
Frank meint
Hat sich zum Kriminalfall entwickelt, das Laden. Jetzt gibt es dafür schon eine Soko.
Sebastian meint
ich lese immer das Kartenlese kosten und von Vandalismus geprägt sind… wie bitte? Schon mal beim einkaufen die EC Karte kurz ans Display gehalten?! So ein „Kartenleser“ hat doch heute nichts mit dem Schlitzautomat von 1987 zu tun… Der Kartenlesen kann mit dem üblichen Display kombiniert werden oder nahezu unsichtbar im Gehäuse der Ladesäule..
Kasch meint
Wie man aus einzelnen Kommentaren herausliest: ein großer Teil will, dass der Schwachsinn (ganz im Sinne der Verbrennerlobby) weitergeht. Meinetwegen, bei künftigen AC-Preisen über einem Euro pro kWh dürfte man dann nicht mal mehr PlugIn-blockierte Säulen finden – für meine 3-4 öffentlichen, kostenpflichtigen Ladevorgängen jährlich eher positiv, zahl ich halt mal ausnahmsweise doppelte Betriebskosten eines Diesel.
Kasch meint
Was soll man noch erwarten, wenn ein Minister die vollkommen beSCHEUERte Idee hat, den Eigentümer eines privaten Ladenetzes zu fragen, ob er dies nicht der Allgemeinheit zur Verfügung stellen möchte, nachdem er selbts Ladesäulenverordnung und Schnellladegesetz für öffentliches laden unterzeichnet hat ?
Musk stellt für 40.000,- Euro pro Stück HPC-Lader in Schweden auf, die sich technisch in keiner Weise von anderen öffentlichen Säulen dort unterscheiden. Aus diskutierten Gründen dürfte er in Deutschland etwa das doppelte aufrufen. Wer es schafft an der Tanke ohne Bares oder Karte anonym Sprit zu saugen und zu verschwinden, schafft das vielleicht auch an einem SuC von Tesla mit Strom laden, macht sich aber in beiden Fällen strafbar ????
Dagobert meint
Die nötigen RFID Kartenleser zum Kontaktlosen bezahlen und Internetanschlüsse sind an ALLEN Säulen bereits vorhanden. Die Anbieter wollen lediglich ihre Abomodelle sichern und versuchen eine Transparente Preisgestaltung mit allen Mitteln zu verhindern.
EdgarW meint
Das liest Du definitiv falsch. Nochmal für Dich: „Das [die Befreiiung von der Pin-Pad-Pflicht für Normalladesäulen] würde dazu führen, dass alle bargeldlosen Zahlungsmethoden an allen Ladesäulen akzeptiert und genutzt werden können.“ Es geht also genau um das Gegenteil von dem, was Du argwöhnst.
Es geht um das mit vorgeschriebene separate PIN-Pad (ein Software-Pin-Pad ist bei EC-/Kreditkarten nicht erlaubt), das ein Zusatzmodul wäre und extra-Kosten pro Ladesäule bzw pro Standort bedeuten würde. Besonders bei Langsam-Ladesäulen hätte dies erhebliche Verteuerung jeder einzelnen Säule und zusätzlichen Wartungsaufwand (vor allem da es ein weiterer Angriffspunkt für Vandalismus wäre) zur Folge. PIN-Pads an preiswert zu haltenden Säulen, die möglichst überall stehen sollten, sind absolut kontraproduktiv. Das bereits notwendige Zusatzmodul für die Eichrechtskonformität (ebenfalls mit eigenem Display und Tasten) ist bereits in absolut wider dem Sinn der Verordnung gehender Kostenrtreiber.
Djebasch meint
Och Neee schon wieder diese Diskussion…
Ganz ehrlich EC Karten zu verteufeln obwohl an jeder modernen Ladesäule RFID Leser und jede Säule angebunden ist ans Internet halte ich nur noch für absolute Vera…… den Betreibern geht es nur darum Ihre teuren Ladetarife aufrecht zu erhalten und den Preiskampf zu unterbinden.
Robert meint
Dazu müssten vermutlich die Gesetzte zum bargeldlosen Zahlen angepasst werden. Vermutlich bräuchte es eine Ausnahmeregelung für die RFID Zahlfunktion.
EdgarW meint
@Robert das ist bei Kleinbeträgen ja generell nicht nötig. Die Verodnung sieht aber sinnarmer Weise genau dies (das Pin-Pad) zwingend vor. Genau hierin liegt der Irrsinn.
Djebasch meint
Aber bisher war nie die Rede davon das es nur um das Pin Pad geht sondern generell um die EC Abrechnung, lies dir mal die Artikel der jeweiligen Organisationen durch…
Da bei EC Zahlung bis zu 50€ ohne Pin bezahlt werden können wäre es also kein Problem dies als Argument zu liefern, dies wird aber gar nicht versucht.
Fritzchen meint
MaxiMax-Prinzip!
Maximale Kundenabzocke durch maximale Kosten-Intransparenz.
Die Solo sollte das Gegenteil beweisen!
EdgarW meint
Welchen Teil der Aussage
„Um diesen Vorgang zu vereinfachen, könnten speziell Normalladepunkte von der Pin-Pad-Pflicht befreit werden. Das würde dazu führen, dass alle bargeldlosen Zahlungsmethoden an allen Ladesäulen akzeptiert und genutzt werden können.“
habt ihr nicht verstanden?
Es geht ja gerade darum, dass RFID-Kartenleser für alle möglichen Bezahlungsmethoden vorgesehen werden sollen, aber OHNE das teure, aber vorgeschriebene zusätzliche PIN-Pad. Das ist an Langsam-Ladesäulen ein absoluter Kostenkiller.
Driver meint
Ein Vandalismus sicheres Kartenleserterminal für einen Schnelllader kostet rund 1.300,- € netto. Laufende Kosten verursacht es natürlich auch. Das muss man erst mal verdienen. Rund 10% der Ladevorgänge werden derzeit per Direktbezahlung abgewickelt. Um Kostenwahrheit zum vertragsbasierten Laden herzustellen steht zu erwarten, dass Anbieter Aufschläge für Kartenzahlung verlangen werden.
Djebasch meint
Nun die Pin Pad Pflicht Änderung würde aber nichts bringen wenn weiterhin die Displayanzeige integriert werden muss wie vorgesehen weil das meist Kombiniert werden kann…
McGybrush meint
Und mit Kreditkarte wird es dann billiger?
Was soll sich dadurch ändern?
Ich hab letztens mit Kreditkarte bezahlt (60Cent) weil er keine meiner 7 Karten (29-79Cent akzeptiert hat. Kreditkarte und Preis haben keinerlei Zusammenhang.
Es kann mit Kreditkarte 1Cent kosten es kann dann aber auch 1.000.000Eur kosten. Es gibt keine Preisstruktur die Kreditkarten nach oben hin deckeln.
Stefan meint
Es geht eben darum, dass es eine Karte gibt, die jede Säule freischalten kann – auch ohne Vertragsabschluss.
Wie in deinem Fall. Und auch mit dem Smartfone kann man nicht jede Säule frei schalten (Netzwerkstörungen).
Driver meint
Das geht doch heute schon bei allen öffentlichen Ladesäulen in ganz Europa. Ganz ohne Terminal und zusätzliche Kosten und sogar einen Beleg bekommt man. Bin schon neugierig wie man die Belegerteilungspflicht in den Griff bekommen will. Einen Drucker vielleicht einbauen? Oder doch wieder eine Smartphonlösung?
Kona64 meint
Es ist ja nun nicht so, dass dann alle Kreditkarten akzeptiert würden. Eine Karte durch eine andere zu ersetzen bringt nichts. Es ist auch nicht so, dass die Leute nicht auch so andere Karten hätten. Bei Cash-Back und Kundenkarten scheint eine weitere Karte kein Problem zu sein. Auch bei Kleinbeträgen wird bei der x-ten Zahlung eine Pin fällig. Wie soll das gehen. Natürlich braucht nicht jeder Ladepunkt sein eigenes Pin Pad. Aber gerade an Ladern in Laternen soll es ja unauffällig sein und dann nur ein Bezahlterminal in der Straße zu haben wären auch umständlich. Ich könnte bei AC mit Ladekarte leben. Wichtiger wäre, dass das Rooming geht damit alle öffentlichen AC Säulen alle Ladekarte akzeptieren.