Volvo richtet sein Angebot auf Elektroautos aus, ab 2030 soll nur noch diese Antriebsform angeboten werden. Flankierend schwenken die Schweden auf digitalen Direktvertrieb um. Die Elektro-Offensive bestimmt zunehmend auch den Alltag der Vertriebs- und Servicepartner. Die Spezialisten in den Werkstätten stehen dabei besonderen Herausforderungen gegenüber.
Die Arbeiten an den Hochvolt-Batterien elektrifizierter Fahrzeuge verlangen neue Fachkenntnisse, sie sind auch mit erheblichen Gefahren verbunden und unterliegen deshalb besonderen Sicherheitsstandards. Mit diesem Hintergrund habe Volvo Car Germany in den letzten beiden Jahren einen zweistelligen Millionenbetrag in den zweiten deutschen Standort im hessischen Dietzenbach investiert. Seit 2012 würden dort Werkstattmitarbeiter der Volvo-Partner für die Arbeit an und in der Batterie von E-Modellen ausgebildet.
Die Arbeit an Plug-in-Hybrid- und Elektroautos erfordert Fachkräfte, die sich mit Fahrzeugtechnik auskennen und umfangreiches Wissen im Bereich Hochvolt haben. „Besondere Vorsicht ist vor allem bei allen orangefarbenen Leitungen und Fahrzeugteilen geboten – schließlich liegt an der Batterie des rein elektrischen Volvo XC40 eine Gleichspannung von 400 Volt an“, erklärt Volvo. Schon 50 Volt würden genügen, um lebensgefährlichen Strom fließen zu lassen.
Ohne Schutzausrüstung mit isolierten, bis zu 1000-Volt absorbierenden Handschuhen, Visier mit Störlichtbogenschutz, Schuhen mit antistatischer Brandsohle sowie schwerentflammbarer Kleidung dürfe kein Mitarbeiter an den abgesperrten und mit auffälligen gelb-schwarzen Schildern gekennzeichneten Hochvolt-Arbeitsplatz. Für den Notfall liege hier noch ein Kunststoff-Ziehhaken bereit, um eine im Falle eines elektrischen Schlages am Boden liegende Person von der Batterie wegziehen zu können.
„Sicherheit steht bei Volvo immer an erster Stelle“, betont Martina Maletz, verantwortlich für die Kompetenzentwicklung bei Volvo Car Germany. „Aus diesem Grund legen wir großen Wert auf ein modulares und zukunftweisendes Hochvolt-Training, das die Werkstattmitarbeiter auf höchstem Niveau qualifiziert bevor sie an den elektrifizierten Volvo Modellen arbeiten Fehler können hier dramatische Folgen haben. Dafür müssen auch die Unternehmer sensibilisiert und mit in die Pflicht genommen werden.“ Deswegen unterstütze Volvo seine Partner nicht nur bei der Weiterbildung der Mitarbeiter, sondern auch den Unternehmer selbst hinsichtlich seiner Verantwortung für einen sicheren Betrieb.
„Fit for Electric“
Das Trainingsangebot unter der Überschrift „Fit for Electric“ vernetzt neben Werkstatt und Geschäftsleitung weitere in regelmäßigem Kundenkontakt stehende Mitarbeiter in den Volvo-Autohäusern mit dem Thema E-Mobilität, speziell den Verkauf und die Service-Beratung. „Die Elektromobilität ist noch immer erklärungsbedürftig, für die Kunden und die Mitarbeiter unserer Partner gleichermaßen“, so Maletz. „Da müssen unter Umständen noch Vorbehalte abgebaut und die Vorteile aufgezeigt werden. Das ist aber die Zukunft und diese wollen wir ebenso erfolgreich gestalten, wie die Phase mit den Fahrzeugen, die von Verbrennungsmotoren angetrieben wurden. Den hohen Anforderungen in allen Bereichen unseres Geschäfts sind wir uns bewusst und wir wollen deshalb mit dem vernetzten Training einen starken Beitrag zur Volvo Elektro-Offensive leisten.“
Wenn die Arbeit an einem elektrifizierten Auto beginne, gehe es im ersten Schritt um eins: Das Fahrzeug müsse spannungsfrei geschaltet werden, unabhängig davon, ob an der Batterie gearbeitet oder Reifen gewechselt werden sollen, erläutert Volvo. Dies dürfe rein gesetzlich nur ein sogenannter Hochvolt-Fachkundiger tun. Das modulare Hochvolt-Trainingsprogramm bei Volvo Car Germany schaffe zum einen die gesetzlichen Voraussetzungen für die Arbeit an Hochvolt-Fahrzeugen und schule zum anderen die Trainingsteilnehmer spezifisch auf die Volvo-Modelle und darüber hinaus. Die digitale „Hochvoltsprechstunde“ gebe den Fachkundigen zusätzlich die Gelegenheit, sich untereinander online auszutauschen und Fragen an das Volvo-Trainerteam zu stellen, die sich im Werkstattalltag ergeben.
Die Zertifizierungen für Arbeiten an und im Energiespeicher erfolgten bei Volvo Car Germany in zwei Modulen, die sowohl digital als auch in Präsenz erfolgen. Das erste Training befähige die Mitarbeiter ein Hochvolt-Fahrzeug spannungsfrei zu schalten und eine Hochvolt-Batterie auszutauschen. Im darauf aufbauenden Training gehe es dann darum, Bauteile und Batteriemodule innerhalb der Hochvoltbatterie zu ersetzen. Nach Angaben von Volvo haben rund 2500 Mitarbeiter in den letzten 15 Monaten die Schulungen durchlaufen, 105 Webinare, 18 Online-Livesessions und 15 Präsenz-Trainings seien durchgeführt worden.
Der Diktator meint
Ich hoffe, daß die gleichen Sicherheitsmaßnahmen auch gelten, wenn Mechaniker an Fahrzeugen hantieren, die brennbare Flüssigkeiten mitführen, die bei Auslaufen explosive Gemische bilden können und die mehrere Liter höhst umweltgefährdende Öle im Motor haben und nicht zu vergessen Höhstspannungen von mehreren zehntausend Volt bilden.
Warum wird das Elektroauto sehr oft als ein sehr gefährliches Stück Technik dargestellt? Als nichtwissender, könnte man den Eindruck gewinnen, daß Elektroautos gefährlich und die historischen Verbrenner unproblematisch sind.
Gunarr meint
Um beim Reparieren eines Verbrennerfahrzeugs zu sterben, muss man sich schon ziemlich blöd anstellen. Bei einem Hochvoltakku dagegen reicht schon ein einziger Fehlgriff.
Mäx meint
Wenn ich eine kaputte Benzinleitung anfasse, habe ich eben nasse Hände, bei auslaufendem Öl genau das gleiche.
Wird ein Hochvoltkabel falsch gehandelt, kann ich sehr schnell daran sterben.
Die nachgelagerten Umweltschäden, werden ja erstmal nicht betrachtet.
In der Werkstatt ist der Boden aber ohnehin versiegelt und es versickert nichts im Erdreich, wie du suggerierst (@Der Diktator).
Und ja, der ausgebildete Fahrzeugmechatroniker lernt in seiner Ausbildung damit umzugehen. Für Hochvolt-Tätigkeiten benötigt man eben eine zusätzliche Fortbildung. Das regelt aber nicht der Hersteller sondern Normen des Landes.
SantoDomingo meint
Gibt nicht erst seit gestern den Kfz Mechatroniker/Hochvolttechnik.
Die Berufsausbildung wird mit jedem neuen Ausbildungsjahr den neuen Erfordernissen angepasst.
Der Diktator meint
ein Hochvoltkabel kannst du gefahrlos mit deiner Zunge ablecken.
Strom kann nur fliessen, wenn der Stromkreis geschlossen ist (zwei Kabel werden angefasst).
Die Gefahren, die vom Strom ausgehen, kann man einem mittelbegabten Menschen in wenigen Stunden erklären.
Ich finde es grausam, daß manche nichtmal die Räder am E-Auto wechseln wollen, weil angeblich Hochvoltschein notwendig ist.
Mäx meint
@Der Diktator
Da stimme ich dir zu. Sowas wie Reifenwechsel und in die Werkstatt fahren, Scheibenwischwasser auffüllen, Scheibenwischer wechseln sollte einfach so möglich sein.
Ist aber ja der Gesetzeber der sowas fordert.
alupo meint
Es wäre mir neu, dass wenn ein BEV ausgeschaltet ist, die hohen Gleichspannungen an den Buchsen des Allus noch weiterhin anlegen.
Bei Tesla gibt es dazu zwei automatisierte „Schalter“ im Batteriepack wovon auch das Auslösen nur eines der Schalter reicht, um den Akkublock ungefährlich zu machen.
Ich gehe sehr stark davon aus, dass alle BEV Hersteller einen derartigen Schütz haben, einfach weil es mMn Vorschrift ist.
Ok, die mir bekannten Hypriden von Toyota oder Lexus haben das nicht obwohl deren Akkuspannung von immerhin noch ca. 200 V durchaus sehr gefährlich ist, auch weil es eben Gleichspannung ist. Aber da gibt es zumindest einen Schalter in Steckerform um den Stromkreis im Akku in der Mitte zu unterbrechen. Das darf der Mechatroniker nur niemals vergessen denn das geht nur manuell und nicht automatisch.
Ausbildung ist gut, aber was hier von manchen wieder eine Angst erzeugt werden soll ist schon sehr erstaunlich. Diese Leute sollten sich einmal ein Datenblatt zu den im Benzin/Diesel enthaltenen Aromaten wie Benzol und andere durchlesen. Ich möchte die Langzeitfolgen dieser Chemikalien aber lieber auch nicht wissen. In der Chemieindustrie wird jedenfalls ein wahnsinniger Aufwand getrieben um JEDEN Kontakt mit derartigen Stoffen zu verhindern. Und das ist definitiv nicht grundlos.
alupo meint
Beim Reparieren von einem BEV aber noch mehr. Mein Kommentar dazu erscheint aber nicht, seltsam…
Sebastian meint
kannst ja mal mit einem Draht oder Schlüssel an den lustigen orangen Stecker rumfummeln…
Peter W meint
Schon mal an eine Zündspule/Zünderzenstecker bei laufendem Motor gefaßt? Das ist wie beim Weidezaun, viele 1000 Volt aber keine Leistung. Das tut weh, ist aber nicht wirklich lebensbedrohlich. Ein Mechaniker arbeitet auch nicht an einem heißen Motor an dem sich Benzin entzünden könnte, so blöd ist selten einer.
Es ist durchaus ein Unterschied, und 400 oder gar 800 Volt bei den möglichen extremen Strömen sind tatsächlich lebensgefährlich. Ein Lichtbogen verursacht da auch schwere Verbrennungen.