Porsche-Produktionschef Albrecht Reimold hat in einem Interview mit der Automobilwoche unter anderem über die Vorbereitungen für den neuen, vollelektrischen Macan in Leipzig gesprochen. Auch zu dem mit der Konzernschwester Audi vorangetriebenen Stromer-Projekt Artemis und weiteren neuen Technologien äußerte er sich.
Aktuell hat Porsche die Sportlimousine Taycan im Angebot, die es seit diesem Jahr auch in einer Kombiversion gibt. Die Nachfrage nach der Ende 2019 gestarteten Baureihe ist anhaltend hoch, im ersten Halbjahr 2021 wurden 19.822 Stück ausgeliefert – im Vorjahreszeitraum waren es 4480. Die beiden Taycans sind die ersten von mehreren Elektroautos des Sportwagenbauers. Als Nächstes steht der batteriebetriebene Macan an. Mit den Vorbereitungen für die Produktion des Kompakt-SUV sei man in Leipzig „voll im Plan“, sagte Reimold. Das Modell werde wie geplant 2023 an den Start gehen – erwartet worden war allerdings ein Start schon im nächsten Jahr.
Der bisherige Macan mit Verbrennungsmotoren wird vorerst aufgefrischt weiter verkauft – wie lange noch, bleibt abzuwarten. Reimold betonte, dass Porsche „elektrisch in die Zukunft fahren“ und eine technologische Vorreiterrolle übernehmen wolle. Da sich die E-Mobilität weltweit unterschiedlich entwickele, stelle sich das Unternehmen für einen Übergangszeitraum flexibel auf. „Wichtig ist dabei immer der Kunde. Für uns als Unternehmen sind klare Korridore mit anspruchsvollen Zielen der einzig richtige Weg, um den Klimaschutz voranzutreiben. Eine gewisse Flexibilität sollten wir uns aber erhalten“, so der Porsche-Manager.
Die Emissionsvorgaben in der EU sollen weiter verschärft werden. Die Zuffenhausener haben laut Reimold bereits ambitionierte Pläne und seien damit sehr früh dran: 2030 sollen mehr als 80 Prozent der Neuwagen rein elektrisch oder als Plug-in-Hybrid unterwegs sein. Diese Strategie sei eng mit der Nachhaltigkeitsstrategie der Marke verknüpft und habe weiterhin Bestand. Mögliche Auswirkungen des von der EU-Kommission kürzlich vorgeschlagenen Pakets zum Klimaplan „Fit for 55“ auf Porsche würden gerade im Detail analysiert.
Vom Taycan produziere der Hersteller derzeit 200 Fahrzeuge pro Tag. „Das macht uns glücklich“, so Reimold. Wenn man mehr wollte, wäre das auch eine Frage der Zulieferer, die Kapazitätsgrenzen hätten. Zu den Plänen nach dem Elektro-Macan sagte der Produktionschef, dass Porsche aktuell bei allen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren prüfe, was mit der Nachfolgegeneration passiere. „Über die Modellreihe 718 denken wir nach. Die Gesetzgebung und insbesondere wir selbst haben die Richtung klar vorgegeben. Für die Produktion bedeutet das, wir werden alle Standorte so ausrichten, dass sie zukunftssicher sind.“
Neue E-Plattformen & Akkus in Arbeit
Der Taycan steht noch auf einer eigenen Elektroauto-Plattform. Innerhalb des Volkswagen-Konzerns entwickelt Porsche gerade gemeinsam mit Audi die „Premium Plattform Electric“ (PPE) für besonders hochwertige und sportliche Batterie-Autos. Die dem neuen Macan als Basis dienende Architektur werde es in mehreren Abstufungen geben, auch für größere Fahrzeuge als den Macan, für SUV und für Limousinen, erklärte Reimold. Bei der von Volkswagen für Mitte des Jahrzehnts geplanten neuen Scalable Systems Platform (SSP) engagiere sich Porsche im Bereich der hochmotorisierten Fahrzeuge. Hier gehe es vor allem darum, für den Sportwagenhersteller wichtige Synergien zu nutzen.
Ein weiteres Zukunftsprojekt ist die von Audi ins Leben gerufene „Artemis“-Initiative für neueste Entwicklungs-, Produktions-, Digital- und Elektroauto-Technologien. Auch hieran sei Porsche beteiligt. „Bei allen Architekturen ist jedoch für uns entscheidend, dass wir einen Porsche gemäß unserer DNA interpretieren“, so Reimold. Konkret bedeute das, dass Porsche sehr genau darauf achte, dass ein Kunde einen echten Porsche bekomme.
Schon länger wird spekuliert, dass Porsche an einem neuen Supersportwagen arbeitet. Dem Produktionschef zufolge denkt das Unternehmen noch darüber nach, möglich wäre es also. Ob das vor dem Hintergrund des Joint Ventures mit Bugatti Rimac die beste Lösung sei, sei unklar. Man sollte sich „nicht gegenseitig die Butter vom Brot nehmen“. Porsche ist an Rimac beteiligt und soll gemeinsam mit dem kroatischen E-Auto-Experten die Luxusmarke Bugatti für Volkswagen in eine elektrifizierte Zukunft führen.
Mit Blick auf die angekündigten Batteriezellen mit dem Joint Venture Cellforce bekräftigte Reimold, dass es hier um Produkte abseits der Massenfertigung geht, die bei vielen der führenden asiatischen Zulieferer nicht verfügbar seien. Diese Hochleistungszellen könnten zum Beispiel im Motorsport oder leistungsstarken Kleinserien zum Einsatz kommen. Porsche wende sich nicht zur Beschäftigungssicherung der Akkufertigung zu, sondern wegen der technologischen Relevanz und für einen Wettbewerbsvorteil. Bei den Modulen, wo Thermodynamik, Ladeleistung und Sicherheit gesteuert würden, wolle das Unternehmen die Prozesse beherrschen. „Anders bei der kompletten Batterie: diese werden wir vermutlich immer von Lieferanten machen lassen“, sagte Reimold.
Frank meint
„Wichtig ist dabei immer der Kunde. Für uns als Unternehmen sind klare Korridore mit anspruchsvollen Zielen der einzig richtige Weg, um den Klimaschutz voranzutreiben..“
Der Kunde wird gern vorgeschoben, wenn es darum geht, in Übergangsphasen wie dieser die Flexibilität bei der Gewinnsicherung zu erhalten. Wer heute immer noch auf Verbrennungsmotore setzt, sollte besser nicht von Klimaschutz faseln. Man hat den Eindruck, die Abgasbetrüger von gestern schicken sich an, die Klimabetrüger zu werden.
alupo meint
„Flexibilität erhalten“
Da hatte ich Diess mehr zugetraut. Gerade bei der „teuren Marke“ bei der Beschleunigung doch eine Rolle spielt(e?). Was ist denn nur los? Hat Diess Porsche nicht im Griff? Das sollte doch kein Problem sein wenn man berücksichtigt, wem der VW Konzern wirklich gehört und wer dort folglich das Sagen hat.
Sebastian meint
Den Kunden kann man nicht mit einer Holzlatte auf den Kopf schlagen und sagen es gibt keine Verbrenner mehr, ich glaube das darum geht’s
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Planwirtschaft ist dir also lieber?
alupo meint
Ich habe BWL im Westen an einer renomierten Uni studiert und schon deshalb mit der Planwirtschaft nichts am Hut. Außerdem bin ich mit unterschiedlich hohen Gehältern sehr gut gefahren und Planwirtschaft hätte mich da sicher nur eingeschränkt.
Also was soll die Bemerkung?
Sebastian meint
Umso erschreckender erscheint nun dein Eröffnungsposting.
Herbert meint
Wenn ich sowas schon wieder höre…
Porsche hat in den letzten Jahren den Bärenanteil des Gewinns im Konzern erwirtschaftet. Wieso einen Selbstläufer radikal umbauen? Zumal weder Diess noch VW das zu entscheiden hat, einfach mal die Struktur des VW Konzerns googeln…
Stück für Stück dem Porschekunden in jedem Segment die Möglichkeit zu geben sich für eine Antriebsart zu entscheiden die er möchte, muss die Strategie sein.
Wer unter 3sec von null auf 100 möchte holt sich die Turbo S Variante des 911 oder Taycans, wer unter 2sec dort hin möchte wird sich bald das neue Derivat vom Taycan kaufen können oder etwas später die hybridisierten GT Modelle. Wer schnell über den Nürburgring fahren möchte (und kann) holt sich einen GTx (RS). Ebenso gibt es Kunden die nichts davon möchten sondern entweder leise und sparsam oder einfach nur laut ans Ziel kommen wollen… Hauptsache das Porsche-Wappen ist auf der Haube.
Völlig irrelevant ob Porsche von seinen 300.000 verkauften Fahrzeugen jährlich nun 30%, 50% oder 80% elektrisch verkauft. Klimaziele lassen sich mit den Stückzahlen nicht erreichen. Aber das Geld wird damit aktuell gemacht um das Volumensegment im Konzern in Richtung Transformation zu subventionieren.
Am Ende sind 95% elektrisch unterwegs weil es am wirtschaftlichsten ist und einige wenige werden sich eFuels für 8€/l in ihr 200k€ aufwärts Fahrzeug tanken und damit ein paar mal im Jahr fahren. Wieso? Weil es tatsächlich Menschen geben soll denen so etwas spaß macht und sich den Spaß auch leisten können…
Sebastian meint
danke für den Beitrag. Das gut gut zu hören, das es noch neutrale Menschen gibt.
ist doch lustig, das an den Ladesäulen massig fast food Futterbeutel, Pizzaschachteln und anderer Müll zu ertragen ist, aber die hardliner meinen das der Erwerb eines dingsbums schon alles war.
Frank meint
„ ist doch lustig, das an den Ladesäulen massig fast food Futterbeutel, Pizzaschachteln und anderer Müll zu ertragen ist, aber die hardliner meinen das der Erwerb eines dingsbums schon alles war.“
Ja, das klingt sehr nach nüchterner, neutraler Bewertung.
Sebastian meint
Frank
einfach mal die zwei Dinger oberhalb der Nase einschalten. Nennt sich Augen glaube ich. So ein Big Mäc „menu“ verbraucht 15.000 Liter Wasser. gott sei dank ist das pissen wasserlos… die welt würde untergehen, müsste man fürs pipi machen Wasser verbrauchen.. und alle schön in bio papier eingepackt.. kannst mal google wie hoch der Verbrauch an Wasser bei Papier ist…
alupo meint
Ich glaube, Dir ist nicht klar was CEO bedeudet. Einfach mal nachlesen…
SantoDomingo meint
Der CEO von Porsche heisst Oliver Blume
Said Sharipour meint
Diess hat bei Porsche nichts zu sagen und wird das auch tunlichst vermeiden.
Wilhelm Zoger meint
Porsche ist Teil des VW Konzerns und Herbert Diess leitet diesen Konzern.
Diess ist somit Vorstandsvorsitzender des VW Konzerns, Oliver Blume ist ebenda Vorstandsmitglied. Das deutet schon an, wer hier wem „etwas zu sagen“ hat bzw. haben könnte ;)
Herbert meint
Blume ist CEO von Porsche und seit 2018 Vorstand der VW-Konzernproduktion. Ohne ihn wird im Konzern gar nichts mehr entschieden. Als nächsten Step wird er den ganzen Konzern übernehmen. Das ist nur noch eine frage der Zeit.
Blume ist seit 2013 bei Porsche, erst Produktionsvorstand dann CEO, er kennt die Marke wie kein Zweiter in der Vorstandsriege.
Schon alleine die Liebe zur Marke veranlasst ihn keine unüberlegten Hauruckaktionen zu unternehmen.
Wer so ein Juwel zum Gelddrucken im Konzern hat muss es behutsam Richtung Zukunft führen. Nicht mit blindem Aktionismus zerstören.
Daniel S meint
Gut Ding braucht Weile – aber der elektrische Macan erst 2023 – der wird dann aber bestimmt ganz richtig gut!