Die Unternehmensberatung Deloitte und der Verband der Automobilindustrie (VDA) haben in einer gemeinsamen Studie untersucht, wie es um die Transformation bei den deutschen Automobilzulieferern steht. Das Ergebnis: Die große Mehrheit der befragten Unternehmen setzt auf Elektromobilität als die Technologie der Zukunft. Mehr als 80 Prozent gehen davon aus, dass sich diese Antriebstechnik als Technologiestandard durchsetzen wird.
Ein Großteil der Befragten (über 80 %) hat angegeben, bereits mit der Umstellung auf Elektromobilität begonnen zu haben. 10 Prozent der Unternehmen sehen keinen Grund sich zu transformieren, da sie aufgrund ihres Produktportfolios nach eigenen Angaben nicht betroffen sind. Mit einer vollständigen Ablösung des Verbrennungsmotors durch die E-Mobilität rechnen 88 Prozent erst 2030 oder später. Ein Teil der befragten Zulieferer nimmt an, dass Brennstoffzellen (rund 30 %) oder synthetische Kraftstoffe (40 %) es ebenfalls noch zum Standard schaffen können.
Die befragten Automobilzulieferer investieren über 30 Prozent ihrer Forschungs- und Entwicklungsausgaben in elektrische Antriebstechnik. Ihr Anteil am Gesamtumsatz fällt dagegen mit 15 Prozent noch deutlich geringer aus. 85 Prozent nutzen die Gewinne aus der traditionellen Verbrennertechnologie, um parallel Kompetenzen in der Elektromobilität aufzubauen. Fünf Prozent der Zulieferer planen zu gleichen Teilen, sich entweder über Fusionen mit anderen Unternehmen zu konsolidieren oder die Automobilbranche gänzlich zu verlassen.
„Wie das Investitionsverhalten der Automobilzulieferer zeigt, gehen sie davon aus, dass der Absatz von Elektroautos weiterhin deutlich steigen wird“, so Harald Proff, Partner und Leiter Automobilindustrie bei Deloitte Deutschland. „Es zeigt sich zudem, dass die Unternehmen strategisch auf Augenmaß setzen. Ein Großteil verfolgt eine Harvest-Strategie, also einen kontrollierten, langsamen Rückzug aus dem Markt für Verbrennungstechnologien bei gleichzeitigem Aufbau des Geschäftsbereichs Elektromobilität. Radikalere Strategien wie beispielsweise einen frühzeitigen schnellen Marktaustritt werden dagegen nur von einer Minderheit der Befragten gefahren.“
Corona-Pandemie beschleunigt Transformation
Deloitte und der VDA haben auch beleuchtet, in welcher Phase der Transformation sich die Automobilzulieferer gegenwärtig befinden. Ein Großteil hat demnach die Hälfte des Weges ins elektrische Zeitalter bereits zurückgelegt. Rund 65 Prozent befinden sich auf den mittleren drei der siebenstufigen Transformationsskala. Lediglich fünf Prozent der befragten Zulieferer befinden sich vor dem Sprung in ein Geschäftsmodell, das nur auf Elektromobilität basiert. Die Corona-Pandemie hat den Transformationsprozess eher vorangetrieben als verlangsamt: Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie die Pandemie als Beschleuniger der Transformation wahrnehmen. Nur für 13 Prozent bremst die Pandemie die eigene Transformation, weil hier mutmaßlich die finanziellen Mittel für die notwendigen Investitionen weggebrochen sind.
Nach den größten Barrieren für eine zügige Transformation gefragt, verwiesen die Unternehmen an erster Stelle auf einen Mangel an politischer Unterstützung und Planungssicherheit. Außerdem wurden steigende Anforderungen an die Nachhaltigkeit, ein langsamer Ausbau der erneuerbaren Energien sowie der Fachkräftemangel genannt.
Abschließend konnten die Automobilzulieferer angeben, welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen sie als besonders hilfreich erachten. Von der Politik wünschten sie sich vor allem niedrigere Steuern und Energiekosten, schließlich Bürokratieabbau, einen schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur und eine stärkere Flexibilisierung des Arbeitsmarktes.
„Die Unternehmen schreiten bei der Transformation voran. Das bedeutet jedoch gewaltige Investitionen und damit große Herausforderungen – gerade für die mittelständisch geprägte Zuliefererlandschaft. Viele investieren hier deutlich mehr als sie aktuell daran verdienen können. Deshalb benötigen die Unternehmen jetzt die richtige Unterstützung und Planungssicherheit“, so VDA-Präsidentin Hildegard Müller. „Für eine erfolgreiche und nachhaltige Transformation sind jetzt auch die weiteren politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entscheidend – bei der Ladeinfrastruktur, beim Ausbau der erneuerbaren Energien, beim Bürokratieabbau, bei der Fachkräfteausbildung und bei der Schaffung verständlicher und handhabbarer Anforderungen an die Nachhaltigkeit ist die Politik jetzt gefragt.“
Said Sharipour meint
Nanu, wo sind denn die ganzen Kommentare, wie “ Die Deutschen Zulieferer haben den Wandel verschlafen “ und ähnliches? Überraschend Wortkarg die Tesla und China Fraktion hier.
alupo meint
Warum auch?
Der Lack meines Model S von Tesla kommt doch von der BASF.
Aber Du hattest ganz offensichtlich ein Verständnisproblem. Diese Kritik des Verschlafens richtete sich gegen die Autohersteller selbst. Dass ein Auspuffhersteller seine Probleme durch den Wandel hin zu BEVs bekommt ist ja offensichtlich.
Und dass die alten OEMs teilweise erst jetzt vom Werksumbau oder von der nicht optimalen Kombiplattform auf BEV Plattform umsteigen ist ja nicht gerade ein Zeichen von technologischer Führung sondern eher von Kundenverar…e.
Insbesondere da Tesla gerade dabei ist, diese alte Bauart aufzugeben und auf ein „strukturelles Akkupack“ umzustellen. Das spart Material (und damit Kosten). Es ist somit besser für die Umwelt. Und leichtere Autos verbrauchen auch weniger Energie, was sich aber beim BEV weniger als beim Verbrenner bemerkbar macht. Das hat etwas mit der Funktionsweise eines BEVs zu tun und ist reine Physik.
Daher, es ist doch nur gut, wenn viele Unternehmen den anstehenden Wandel schaffen. Aber auch klar, nicht alle werden überleben.
Aber immerhin schafft Tesla ca 10.000 direkte Arbeitsplätze in einer strukturschwachen Gegend wie Grünheide. Das ist sehr gut, denn der Zuzug immer weiterer Menschen in die bisherigen Ballungszentren erhöht nur die Preise für das Wohnen dort. Immerhin, BMW wollte damals dort doch keine Arbeitsplätze schaffen…
SantoDomingo meint
Amen!