Angela Merkel trifft sich diesen Mittwoch zum wahrscheinlich letzten Mal mit Spitzenvertretern der Automobilindustrie zu einem „Autogipfel“. Bei dem Termin soll es insbesondere um die Themen Fahrzeug- und Mobilitätsdaten sowie die Ladeinfrastruktur für Elektroautos gehen. Im Vorfeld forderte der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), die Belange der Kfz-Betriebe einzubeziehen.
Beim kommenden Autogipfel würden richtungsweisende Entscheidungen zur Ladeinfrastruktur sowie zu Fahrzeug- und Mobilitätsdaten diskutiert. „Hierbei müssen die Belange der Autohäuser und Kfz-Werkstätten auf jeden Fall einbezogen werden“, sagte ZDK-Präsident Jürgen Karpinski. Insbesondere im Service sei der unabhängige und direkte Zugang zu diesen Daten im Fahrzeug unerlässlich. Hier müsse daher politisch ein „offenes und diskriminierungsfreies Konzept“ umgesetzt werden.
Mit Blick auf die Elektromobilität sprach sich der ZDK dafür aus, das für den Sommer angekündigte Förderprogramm für nicht-öffentliche Ladeinfrastruktur zur gewerblichen Nutzung schnell auf den Weg zu bringen. „Wir verzeichnen in unseren Autohäusern ein hohes Interesse von Gewerbekunden an Ladelösungen für Mitarbeiter- und Dienstfahrzeuge“, erklärte Karpinski. Aus diesem Grund sollte auf eine zeitliche Begrenzung des Förderaufrufs verzichtet und von vornherein ein größerer Fördertopf als die angekündigten 350 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden.
Das geplante Ladeinfrastruktur-Förderprogramm würde zudem bei teilelektrischen Dienstwagen zu einer wichtigen Steigerung des elektrischen Fahranteils beitragen, so der ZDK. Gleichzeitig dürften Autohäuser und Werkstätten nicht von Förderaufrufen ausgeschlossen werden. „Als Schnittstelle zwischen Herstellern und Kunden spielen unsere Betriebe den Türöffner für das Kauferlebnis E-Fahrzeug“, betonte Karpinski. Daher müsse ihnen der Zugang zu Fördermitteln für die Ladeinfrastruktur ebenso eröffnet werden wie anderen Unternehmen.
„Wir appellieren an alle beteiligten Entscheidungsträger des Autogipfels, die unverzichtbare Rolle des mittelständischen Kraftfahrzeuggewerbes beim weiteren Ausbau der E-Mobilität zu würdigen und wichtige Weichenstellungen nicht an unseren Betrieben vorbei zu treffen“, so der ZDK-Präsident abschließend.
Shullbit meint
Wenn jemand laut deklariert, wie unverzichtbar er ist, dann ist das meistens ein Indikator, dass er verzichtbar ist. Das KFZ-Gewerbe wird natürlich stark schrumpfen. Alle Hersteller stellen um auf Direktvertrieb. Der Wartungsaufwand ist bei BEV reduziert. Es gibt weniger Verschleißreparaturen bei BEV. Updates kommen per OTA ohne Werkstattbesuch. Immer bessere Assistenzsysteme werden die Zahl der Unfälle und somit der Unfallreparaturen reduzieren. Das bedeutet zwingend massive Rückgänge für Autohäuser und Kfz-Werkstätten. Über perspektivische Änderungen im Mobilitätsbereich wie MaaS haben wir dann noch gar nicht gesprochen.
Jörg2 meint
Sehe ich auch so.
Durch den Direktvertrieb wird viel an Kundenbindung von „Autohaus/Werkstatt – Kunde“ an „Autohersteller – Kunde“ übergehen. Der Schritt zur freien Werkstatt (bei Notwendigkeit) ist dann ein kleiner.
Das wird den Werkstattmarkt, so wie wir ihn kennen, gehörig umbauen.
Cristian meint
Das Kfz-Markt ist in Deutschland weit übersättigt, in dem Sektor werden wir noch Geschäftsaufgaben und eine große Insolvenzwelle sehen.
Der Sekundärmarkt für die Elektromobilität muss erst noch geschaffen werden, erst dann ist eine Umkehr möglich.
M. meint
Stimme größtenteils zu. Direktvertrieb bedeutet aber zumeist nur das Agenturmodell, was die Handlerprovision angeht. Im Internet ein Auto kaufen, in dem er nie gesessen hat, wird nicht jeder bestellen, schon gar nicht, wenn er jedes Mal 6 Monate darauf warten muss.
Und nicht jeder wird sich auf Anhieb mit der neuen Technik zurecht finden.
Verschiedenes wird einfacher, aber anderes kommt hinzu, das muss erklärt werden.
Und Menschen schätzen kompetenten Service in der Nähe. Ein Servicecenter bringt mich nicht immer weiter, wenn ich schnell mal Hilfe oder einen Rat brauche.
Die Werkstätten werden klar schrumpfen, komplett auf die verzichten wird man nicht können.