Viele Elektroauto-Fahrer halten die Strompreise an öffentlichen Ladesäulen in Deutschland für zu hoch – das sieht auch die Monopolkommission so. Weil das Ziel von einer Million öffentlicher Lademöglichkeiten bis 2030 noch in weiter Ferne liege, fokussiere man sich in Deutschland zu stark auf das Tempo des Ausbaus, kritisiert das unabhängige Beratungsgremium in einem Gutachten.
„Vernachlässigt wird dabei der Blick auf die Ausgestaltung des Zubaus, deren wettbewerbsferne Umsetzung die Attraktivität der Elektromobilität jedoch ebenfalls reduzieren kann“, heißt es in dem Papier. Zwar gebe es zahlreiche unterschiedliche Betreiber öffentlicher Ladestationen in Deutschland, in vielen Regionen würden jedoch einzelne Anbieter den jeweiligen Markt dominieren. „Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass die Märkte für Ladeinfrastruktur weiterhin durch wenige Ausweichalternativen und eine nicht unerhebliche Marktmacht – durch das Vorhandensein eines lokal dominierenden Betreibers – gekennzeichnet sind“, so das Fazit der Monopolkommission.
Betrachte man einen ganzen Landkreis als Markt, zeige sich, dass in mehr als der Hälfte aller Landkreise ein Anbieter so dominant sei, dass eine „Beherrschung des Marktes (…) vermutet werden kann“. In diesen Fällen sei anzunehmen, dass dieser Anbieter „die Möglichkeit besitzt, Konditionen, vor allem den Ladepreis, auf ein Level zu heben, das signifikant von dem Niveau abweicht, welches sich bei wirksamem Wettbewerb einstellen würde“, heißt es in dem Gutachten.
Die Ladepreise an öffentlichen Stationen liegen meist deutlich über den Strompreisen privater Haushalte. Während man beim Laden zu Hause aktuell durchschnittlich rund 30 Cent pro Kilowattstunde (kWh) bezahlt, liegt die Gebühr an öffentlichen Ladesäulen häufig zwischen 50 und 70 Cent. Einige Anbieter sind noch teurer, etwa das von Autobauern gegründete europäische Schnelllade-Joint-Venture Ionity mit 79 Cent je Kilowattstunde.
Mehr Wettbewerb & Transparenz nötig
Die Monopolkommission empfiehlt dem Bund, den Kommunen und den zuständigen Behörden, dringend für mehr Wettbewerb an den Ladesäulen zu sorgen. Kommunen sollten bei der Ausschreibung und Vergabe öffentlicher Flächen für neue Ladestationen darauf achten, dass sie möglichst an mehrere unterschiedliche Betreiber vergeben werden. Dafür müssten mehrere Lose ausgeschrieben werden, die dann jeweils eine Mischung aus attraktiven und weniger attraktiven Standorten beinhalten.
Außerdem brauche es mehr Transparenz bei den Preisen für das spontane sogenannte Ad-hoc-Laden an den einzelnen Ladesäulen. Das sehe eine EU-Richtlinie ohnehin vor. Die Monopolkommission rät, dass nicht nur die Preise, sondern auch die Verfügbarkeit und der Belegungsstatus aller Ladepunkte an eine zentrale Stelle gemeldet werden müssen. Von dort könnten sie dann in Verbraucherportale eingespeist werden, damit sich E-Autofahrer jederzeit ein Bild von der Verfügbarkeit und den Preisen von Ladestationen in ihrer Nähe machen können. Die Kommission schlägt vor, dass die ohnehin schon bestehende Markttransparenzstelle für Kraftstoffe diese Aufgabe zusätzlich übernehmen könnte.
Als weitere Maßnahme fordert das Beratungsgremium, dass der Bund den Bau von Ladestationen nicht mehr pauschal mit bis zu 60 Prozent der Kosten fördert. Stattdessen sollten Ladesäulen von Betreibern, die in diesem Markt einen Anteil von weniger als 40 Prozent haben, stärker subventioniert werden, um für mehr Konkurrenz zu sorgen. Auch das könne zu niedrigeren Preisen für die Verbraucher beitragen.
Ralf Löffler meint
Habe gerade im Urlaub beides durchgemacht.
Die Schnelllader waren gut; bei Tesla 40ct, bei Stadtwerke Ingolstadt 54ct pro kWh. Klar bleibe ich bei Tesla, wenn möglich. Bei IONITY lade ich nicht und kaufe auch kein IONITY-Verbundauto.
Der AC-Lader in Eichstätt: mit 22kW in der App angeben, 11kW gebracht, maximal 2h Parkzeit erlaubt, Blockiergebühr ab 4h (bei 11kW ist dann noch nicht mal meine Batterie voll), auch nachts -> 16€ Strom, 27€ Blockiergebühr weil ich nicht nachts um halb zwei abgestöpselt habe. Der QR-Code so angebracht, dass er nachts ohne Taschenlampe nicht scannbar ist (mein Handy kann scannen XOR leuchten….). Danke auch….
Dass AC-Säulen betriebswirtschaftlich Unsinn sind haben schon die Studien der Pilotregionen Dresden und Karlsruhe vor Jahren belegt; nur liest wohl keiner Studien….
Immerhin: Tesla hat den Anfang mit Supercharger V3 gemacht und den Pufferspeicher integriert. Damit entfällt der Mittelspannungsanschluss als Kostentreiber. Audi zieht nach…
Egon Meier meint
Nach meiner Wahrnehmung gibt es keine überhöhten Ladepreise.
Zum Vergleich: Eine Flasche Bier 0,33 beim Discounter kostet. .. im Gasthaus/vom Fass dagegen 5-10x soviel. Strom zu Hause und bev-Ladestationen lassen sich beim besten Willen nicht vergleichen.
Dass Ladesäulen überhaupt in der vorhanden Zahl existieren und betrieben werden ist momentan reiner Good-Will vieler Betreiber und ein Zuschussgschäft mit ganz wackeliger Zukunftsperspektive.
Jeder andere kann beliebig Säulen aufstellen und mit besseren Preisen in den Wettbewerb einsteigen. Da es kaum jemand tut?? … ja .. soo viel Geld will kaum jemand vernichten und die es tun und das Risiko eingehen .. denen sollte man bitte den Rücken frei halten.
Die Probleme für sie deuten sich schon mit dem avisierten Deutschlandnetz an: Es könnten sich viele bisherige Investionen in Luft auflösen.
Peter W meint
Der Vergleich der Flasche Bier ist nicht passend. Das Bier beim Wirt enthält den Preis der Herstellung und Transport (wie beim Flaschenbier) plus der Bewirtung und dem Bau, der Beheizung, dem Stromverbrauch und Instandhaltung der Kneipe.
Wenn man bedenkt, wie groß der Aufwand eines Hausanschlusses ist, und wie wenig Umsatz da generiert wird, müsste der Strom an der Ladesäule eigentlich deutlich preiswerter sein. Hier wäre ein Kostenvergleich zwischen Hausanschluss und Ladesäule und der dazu gehörende Umsatz sehr inetessant.
Sebastian meint
nach dem aktuellen EuGH Urteil bin ich mal gespannt wie sich der Strompreis weiter entwickeln wird… ich hab da so ein komisches Gefühl…
Gunarr meint
Ich glaube nicht, dass der Grund für das Problem mit dem teuren Ladestrom der mangelnde Wettbewerb ist. Es ist ja nicht so, dass es unmöglich wäre, im Revier eines anderen Anbieters eine Ladesäule zu betreiben. Es lohnt sich nur einfach nicht. Diese Ladesäulen sind wahnsinnig teuer und brauchen Jahrzehnte, um durch das Verkaufen von Strom ihre Kosten wieder herein zu holen. Will man die Anbieter nun zwingen, egal ob durch Planwirtschaft oder durch Wettbewerb, den Strom billiger zu verkaufen, werden noch weniger Ladesäulen gebaut.
André meint
Stimmt so nicht, die werden vom Staat nicht unerheblich subventioniert.
Freddy K meint
Wie hoch ist denn die Subvention?
stromschüssel meint
Die Rechnung ist doch relativ einfach: Zuhause lade ich mit knapp 0,25 Euro/kWh. Mit dem „alten“ Tarif von EnBW/ADAC kostete die Kilowattstunde am AC-Lader 0,29 Euro. Da habe ich noch häufiger an öffentlichen Ladesäulen in der Nähe meiner Arbeit nachgeladen. Mit jetzt 0,42 Euro/kWh erspare ich mir das öffentliche Laden und plane so, dass ich mit dem heimischen Laden hinkomme (Reichweite meiner E-Schleuder ca. 200 km).
Somit macht nur noch mein Hausstromlieferant mit mir Geschäfte. Und ich glaube, dass ich nicht der Einzige bin, der lieber für 4,25 Euro/100 km als für 7,14 Euro/100 km durch die Gegend jockelt.
McGybrush meint
Schade das Du schon mit 29Cent öffentlich geladen hast obwohl Du für 25Cent zuhause laden konntest.
Ich hab diese Wahl nicht. Ich hab nur 2 Möglichkeiten.
Säule belegt oder nicht belegt. Egal welcher Preis. Also die Tarife sind schon Diskriminierend als Laternenparker und dann blockieren hat viel Hybride und Leute die zuhause laden könnten die Säulen in der Öffentlichkeit.
Das Ihr gutes Recht. Aber es ist auch mein Recht sich darüber aufzuregen. Ich verbringe mit Ladesäulen anfahren bis sie frei sind schon etwas Zeit. Da laufe ich mehrmals (4x 5min alle pasr Stunden alle Woche wieder bei Wind und Wetter) hin und her für nur 1x laden.
Wenn die die zuhause laden könnten es nun mit der Preispolitik von 42Cent bis weit darüber abhält öffentlich zu laden dann hat es ja für mich tatsächlich etwas gutes.
stromschüssel meint
Du brauchst dich nicht aufzuregen. Ich ergänze meinen ersten Beitrag kurz: Die Wallbox habe ich erst seit Mai 2021. Davor habe ich am Arbeitsort die öffentlichen Ladesäulen regelmäßig genutzt, weil dies bis dahin auch meine einzige Lademöglichkeit war. Seitdem ich die Wallbox habe, habe ich so gut wir gar nicht mehr öffentlich geladen. Wobei ich an dem Standort kaum jemandem die Lademöglichkeit genommen habe bzw. nehmen würde: Von sechs Ladepunkten an drei Säulen waren nie mehr als drei oder vier belegt (mein Auto eingerechnet). Das ist komischerweise immer noch so. Oder wegen der gepfefferten Preise auch kein Wunfer…
Ich wollte eher darauf hinaus, dass sich die Betreiber nicht über mangelnde Freqentierung ihrer Ladesäulen beklagen dürfen, wenn die Preisgestaltung so abläuft wie in den letzten Monaten.
Sebastian meint
stromschüssel
EnBW hab ich lange unterstützt und meine Gurke für 39 cents an DC geladen, obwohl ich es locker bis nach Hause geschafft hätte… damit ist nun Ende Gelände. Die Karte hab ich nur noch für absolute Notfälle… die bisher aber in 7 Jahren nur einmal eingetreten sind. Danke EnBW… viel Spaß noch.
stdwanze meint
Klar ist, die bezugskosten für den Anbieter sind weit unter den Kosten für den Kunden. Dieser Spread bleibt zur Finanzierung der restlichen 40% + Wartung. Hier wird sicher eine Mischkalkulation gefahren (manche Säulen sind im Dauereinsatz – z.b. am Marktplatz einer größeren Stadt, manche einmal die Woche).
Ich denke hier wird versucht (in einem eh noch defizitären Umfeld, egal bei welchem Preis) schon mal einen Zielpreis für die Zukunft zu etablieren. Keiner weiß was der Kunde später zahlen will (wenn wir mal BEV Bestandsquoten von > 10% haben)
Daher gut wenn man jetzt frühzeitig agiert und Monopolentwicklungen entgegenwirkt.
Eigene Erfahrung (Nutzung):
AC nur auswärts notwendig auf Parkplätzen in Innenstadt/POI nähe. Preis egal solange ich keine Parkgebühren zahlen muss.
DC nur an Autobahnen, Preis dank „Abos“ zwischen 30 und 55 cent. Für ich ok, immernoch 1/2 so viel wie mit dem Verbrenner.
Daniel S meint
Meine Erfahrung ist, dass ich fast immer zuhause lade und unterwegs nur auf Langstrecke. Dort brauche ich DC Schnellader. Ich frage mich nun, ob man ausschliesslich teure Schnellader ab 50kW die der Allgemeinheit stark nützen unterstützen sollte. AC Lader sind eher für privaten Gebrauch und schon preisgünstig genug, dass sie von der Subventioniereung ausgenommen werden könnten.
McGybrush meint
AC Lader sind anscheinend so unrentabel das EnBW davon keine mehr aufstellen wird. Was ich schade finde.
AC wird dauerhaft nur 11kW abgeben
DC kann Dauerhaft 350kW abgeben
Also Pro Zeit kann man im Idealfall pro Stunde 4000% mehr Umsatz machen während die Ladesäule UNSUBVENTIONIERT nur 400% teurer ist.
ID.alist meint
Früher war man glücklich wenn die lokalen Stadtwerke ein paar AC Säulen in deine Ortschaft aufgestellt hatte. Heute sieht man, Monopol, selbst örtlich begrenzt, ist nicht das Gelbe vom Ei.
Wenn selbst in kleinen Ortschaften Ladesäulen von 2 oder 3 COPs gibt und wenn man diese ganzen Zwischenhändler, die nur von den EMP gebraucht werden, samt den EMPs aus dem Markt bringt, dann können wir als Verbraucher nur profitieren.
Es gibt andere Länder wo so ein Modell, CPO=EMP, funktioniert.
BEV meint
Ja mei … die Spritpreise an der Autobahn finde ich auch zu hoch, ja und? Brauch ich das jeden Tag? nein.
McGybrush meint
Ja nur Sind DC Lader in der Stadt genau so teuer wie an der Autobahn.
Und an der Autobahn reden wir von 10% Aufpreis nicht von 100%
An der Autobahn reden wir von Urlaubsfahrten nicht von 365/24/7 Aufpreis im Alltag.
Mit dem Verbrenner hab ich den Aufpreis 2x im Jahr bezahlt. Mit den Elektroauto zahle ich den immer. Das ganze Jahr.
Lorenz Müller meint
Die Zukunft des Ladens ist AC, egal ob Zuhause, in der Arbeit oder beim einkaufen.
DC Lader werden mit steigenden Reichweiten und besserer AC Infrastruktur immer unwichtiger.
Seit Corona-Beginn war ich kein einziges mal mehr am DC Lader mit meinem Audi und ich fahre nach wie vor 40000km im Jahr. Meine Frau lädt ihr Auto sogar ausschließlich beim einkaufen einmal in der Woche.
Sebastian meint
das coolste Posting ever was ich gelesen habe!
Sie fahren also wirklich an 365 Tagen 110 Km und brauchen nur AC… Ihr Frau lädt einmal beim einkaufen an AC… pro Woche. Wen wollen Sie hier eigentlich veräppeln?
Jeru meint
Ich kann die Haltung nur eingeschränkt verstehen und das zeigt sich schon im ersten, wichtigen Statement:
„Weil das Ziel von einer Million öffentlicher Lademöglichkeiten bis 2030 noch in weiter Ferne liege, fokussiere man sich in Deutschland zu stark auf das Tempo des Ausbaus, kritisiert das unabhängige Beratungsgremium in einem Gutachten.“
Nun. Die Nutzenden von E-Fahrzeugen sehen das vielleicht etwas anders und freuen sich darüber, dass Sie in Sulingen nicht liegenbleiben und doch an der 11 kW Ladesäule des örtlichen Stadtwerks laden können. Das kein anderer Anbieter dort Ladeinfrastruktur aufbaut hat Gründe und das Stadtwerk verdient trotz „Monopol“ damit kein Geld.
„In diesen Fällen sei anzunehmen, dass dieser Anbieter „die Möglichkeit besitzt, Konditionen, vor allem den Ladepreis, auf ein Level zu heben, das signifikant von dem Niveau abweicht, welches sich bei wirksamem Wettbewerb einstellen würde“, heißt es in dem Gutachten.“
Das niemand dort Ladeinfrastruktur errichten möchte, zeigt doch, dass es offensichtlich kein Geschäft ist. Jeder kann direkt um die Ecke seinen eigenen Ladepunkt aufbauen. Es macht nur oft niemand.
Ganz wichtig ist auch, dass „Betrachte man einen ganzen Landkreis als Markt“ zu kurz gedacht ist. Ladeinfrastruktur ist nicht (!) mit Tankinfrastruktur zu vergleichen. Nutzende von E-Fahrzeugen können auch an privaten Ladepunkten laden und sind häufig nicht an öffentlich zugängliche Ladepunkte angewiesen. „Der Markt“ umfasst also auch den privaten Raum.
Duesendaniel meint
„verdient trotz „Monopol“ damit kein Geld“ Es wird mit Ladestrom noch kein Geld verdient, weil es noch nicht genug Autos gibt um die Säulen auszulasten. Das ist das bekannte Henne-Ei-Problem was sich nur lösen lässt, wenn einer diesen Kreis durchbricht. In diesem Fall die Politik mit Verordnungen und Förderungen.