Die Allianz hat mit Blick auf die steigende Verbreitung von Elektroautos und Plug-in-Hybriden untersucht, wie es mit dem versicherungstechnischen Risiko der voll- und teilelektrischen Fahrzeuge aussieht. Dazu wurde nun eine Auswertung mit Schwerpunkt auf die Schadenerfahrung bezüglich Unfall- und Brandrisiken vorgestellt. Analysiert wurden Schäden von Fahrzeugen mit elektrischem Ladeanschluss und nennenswerter elektrischer Reichweite im Zeitraum 2018 bis 2020.
Die von der Allianz ausgewerteten Informationen stammen aus Untersuchungen von Schadenfällen des Konzerns sowie Marktdaten des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Im Schadengeschehen unterscheiden sich Elektroautos laut der Analyse nicht grundsätzlich von Fahrzeugen mit herkömmlichen Antrieben. Bei der Unfallreparatur stellten Versicherungsexperten jedoch deutliche Unterschiede fest, die sich aus den Normen oder Herstellervorgaben für die Reparatur von E-Fahrzeugen ergeben.
Beispielsweise komme es schnell zu einem wirtschaftlichen Totalschaden, wenn die Vorgaben des Herstellers zwingend vorsehen, dass die Batterie nach Airbag-Auslösung entsorgt werden muss. Auch könne ein vom Marder angebissenes Hochvolt-Kabel heute nicht repariert werden, erklärte die Allianz. Das verteuere den Schadenaufwand deutlich. So koste ein notwendiger Kabelsatz bis zu 7000 Euro. Es gehe aber auch anders: Einige Automobilfirmen würden Schutzummantelungen verwenden, die getauscht werden können. Die Reparaturkosten ließen sich dadurch um bis zu 97 Prozent reduzieren.
Folgekosten verteuern den Schaden
Eine wichtige Erkenntnis der vom Allianz Zentrum für Technik (AZT) durchgeführten Untersuchung ist, dass bei schwer beschädigten E-Fahrzeugen dem Halter neben den Reparaturkosten weitere Aufwendungen entstehen können. Grundsätzlich kann ein Stromer demnach nur in einer Werkstatt repariert werden, die eine Qualifikation für „eigensichere Hochvoltfahrzeuge“ ausweist. Ist die Eigensicherheit infolge schwerer Beschädigung nicht mehr gegeben – und das ist bei einem relativ kleinen, aber teuren Anteil der Schäden der Fall –, dann genügt die Qualifikation des Werkstattpersonals nicht. „Aus der Schadenpraxis sehen wir, dass diese Verzögerungen in der Schadenbearbeitung die Reparaturdauer verlängern“, so die Allianz. „Das entspricht nicht unserem Anspruch an die Kundenzufriedenheit. Hier müssen die Hersteller standardisierte Lösungen schaffen.“
Ein weiterer Unterschied zur Unfallreparatur von Fahrzeugen mit konventionellen Antrieben liege darin, dass die Batterie auch bei nicht mehr funktionsfähiger Anlage noch immer viel Energie enthält. So entstünden nach einer Bergung beispielsweise zusätzliche Kosten durch die notwendige Brandvorsorge.
Typklasseneinstufung auch für E-Fahrzeuge
Die Untersuchung hat gezeigt, dass auch bei E-Fahrzeugen die Unfallreparaturen der größte Hebel für eine günstige Versicherungseinstufung sind. „Wir können durch die Untersuchung belegen, dass die Versicherungs-Ersteinstufung, die primär auf der Ermittlung der Reparaturkosten beruht, für Elektrofahrzeuge gleichermaßen wie für Fahrzeuge mit herkömmlichen Antrieben zu einer korrekten Typklasse führt“, sagte der Leiter Sicherheitsforschung im AZT Carsten Reinkemeyer. Dabei würden E-Fahrzeuge in Typklasse und Verteilung der Schadenarten den Benzinern ähneln, während Plug-in-Hybride dem Diesel-Pkw ähnlich seien. Dies erkläre sich aus der unterschiedlichen Nutzung der beiden Fahrzeugarten: Rein elektrische Antriebe würden bislang primär im urbanen Umfeld verwendet, analog zum Benzin-Antrieb. Die Plug-in-Hybride würden häufig in größeren und langstreckentauglichen Modellen eingesetzt und seien daher im Schadengeschehen den Dieselfahrzeugen ähnlicher.
In Deutschland werden jährlich circa 15.000 Pkw-Brände gemeldet. Der Anteil der Elektrofahrzeuge daran liege weit unter einem Prozent, so die Allianz abschließend. „In unserer Untersuchung sehen wir weiterhin keine höhere Brandwahrscheinlichkeit bei Elektrofahrzeugen im Vergleich zu konventionellen Benzinern oder Dieselfahrzeugen“, berichtete Reinkemeyer.
Werner Mauss meint
Das Einzige was teuer bei vergleichbaren Leistungen ist, ist eine Versicherung bei der Allianz. ???? Wieder mal wieder Märchen einer deutschen Firma der durch Missmanagement und Kundenabzocke das Wasser bis zum Hals steht.
Thomas Claus meint
Das sind aber keine guten Nachrichten. In der Anschaffung teurer, in der Reparatur teurer und durch ständig steigende Strompreise fürs Laden auch hier teilweise teurer oder auf gleichem Niveau bzw. teilweise günstiger. Ich hoffe das zumindest die Wartung und der Verschleiß dauerhaft günstiger bleiben. Ich hoffe der Trend dreht auch mal wieder. Wobei irgendwann auch der Staat kommen wird und auf die eine oder andere Art die Hand aufhalten wird.
alupo meint
Wenn ich so die Preise an den Tankstellen von bis zu 1,65 €/Liter für Benzin lese, dann war der Preisanstieg subjektiv aber hier deutlich höher als beim Strom.
Ich zahle schon seit vielen Jahren knapp unter 0,30€/kWh (AP über Greenpeace Energy). Der Preisanstieg dort ist doch viel niedriger als das was an den Tankstellen passiert. Ich werde mir die reale Preisentwicklung heute einmal genauer anschauen, habe ich doch meine Preisdaten seit Jahrzehnten auf dem PC gespeichert. Interessiert mich jetzt echt persönlich…
Thomas Claus meint
Hier schon mal ein langfristiger Chart zum Benzin. Der sollte auch realistisch sein.
https://www.finanzen.net/rohstoffe/super-benzinpreis/chart
Die Strompreise sind hier sicherlich konstant gestiegen. Mit deinen 30 Cent bist du aber aktuell sicher gut dran. Bei diesem Preis bist du dem Benziner sicher preislich überlegen. Aber das kann eben nicht jeder machen.
alupo meint
Naja, ich denke, jeder kann seinen Stromliefernaten frei wählen und dabei besonders darauf achten, dass dieser nicht einfach „die eEG-Menge“ seiner Kunden in Grünstrom umwandelt. Es gibt nur wenige überregionale Anbieter von echtem Grünstrom. Aber es gibt natürlich die unzähligen lokalen Ehergiegenossenschaften in vielen Städten. Letztere finde ich besonders unterstützenswert durch einen Stromliefervertrag.
Ich habe inzwischen einmal nachgeschaut und meine durchschnittliche jährliche Strompreissteigerung betrug bis 2020 (das Jahr 2020 muss ich noch einmal anhand der Rechnung kontrollieren) 2,3% p.a. seit 1985. Mehr als ich dachte, aber so schlimm finde ich das nun auch nicht. Man sollte diese Preissteigerung noch mit der Inflationsrate, des Lohnindex oder der persönlichen Einkommensentwicklung vergleichen. Ich denke, danach relativieren sich die +2,3% p.a. noch weiter oder werden vielleicht sogar negativ.
Heftig war bei mir dabei das Jahr 2010 mit alleine +13,2%.
Jürgen W. meint
Trotz rasant wachsender Elektroautozulassungen sind die Brände immer noch die absolute Ausnahme. Müsste es jetzt nicht richtiger Weise heißen: wir sehen eine wesentlich höhere Brandgefahr bei Diesel und Benzinern, als beim Elektroauto???
Das ist vermutlich auch so und wird sich mit der neuen Akkutechnik die nicht brennbar ist, noch deutlich mehr herausstellen. Daraus wird aber irgenwie keine Konsequenz gezogen. Wenn man die Diskussion ernsthaft führen wollte, müsste man aus Sicherheitsgründen sofort alle Benziner und Diesel stilllegen. Schließlich brennen davon jedes Jahr 15.000 ab.
Der VDA ist da bestimmt am Ball. (kleiner Scherz am Rande)
alupo meint
Der Verbrenner heißt ja im englischen nicht umsonst ICE für Internal Combustion Engine. Offensichtlich gar nicht wenige (im Vergleich zu den BEVs) verwandeln sich gelegentlich eben mal zu einer ECE, also einer External Combustion Engine.
Spass beiseite, jeder Brand ist einer zuviel. Aber das Märchen von den oft brennenden BEVs in den Medien geht eben langsam auf den Geist. Bedonders wenn man aus Statistiken weiß, dass Verbrenner im Vergleich zu BEVs sehr oft brennen.
Leider hat GM in den USA mit ihren im Chevy Bolt verbauten Pouchzellen die BEV Statistik bezüglich brennenden BEVs etwas nach oben gedrückt. Aber jetzt gibt es ja eine Lösung für die gut 140.000 Bolt Fahrer und somit in Zukunft wohl keine weiteren Brände. Ich bin mal auf die G&V in Q3 von GM und LG gespannt. Insgesamt wird inzwischen von 2 Milliarden gesprochen. Eine nette Summe, für die paar Autos…