Tesla wurde lange Zeit nicht von den etablierten Autoherstellern ernst genommen. Nach der Aufbauphase mit die Zukunft des Unternehmens bedrohenden Geld- und Anfangsproblemen steht der Elektroautobauer heute bestens da. Die US-Amerikaner meldeten zuletzt immer wieder Produktions- und Lieferrekorde sowie hohe Gewinne. An der Börse ist das Unternehmen der Branche schon länger enteilt. Dennoch nimmt Firmenchef Elon Musk insbesondere die deutsche Konkurrenz weiter ernst.
Vor wenigen Tagen verkündete der Autovermieter Hertz, dass er bis Ende 2022 100.000 Mittelklassewagen vom Typ Tesla Model 3 bestellt habe. Wie Musk anschließend erklärte, wurden keine Nachlässe gewährt. Hertz kauft also lieber wie alle Kunden zum Nennwert ein, als bei der Konkurrenz zu den sonst üblichen hohen Mengenrabatten. Tesla erreichte nach Bekanntwerden der Großbestellung an der Börse eine Bewertung von über einer Billion Dollar. Auf Twitter berichtete ein Nutzer von deutschen Medien, die angesichts des Hertz-Deals und dem enormen Wert von Tesla vom Ende einer Ära sprachen. Musk antworte auf den Tweet.
„Die deutschen Automobilhersteller werden sich stark erholen. Sie verfügen über große Talente, die nicht untätig bleiben werden“, so Musk. Während sein Unternehmen von dem derzeitigen Chip-Mangel und den Verwerfungen in den weltweiten Lieferketten durch die Coronavirus-Pandemie scheinbar kaum gebremst wird, kämpfen deutsche Autobauer mit sinkendem Absatz. Teslas sind dabei nicht mehr nur in den USA sehr beliebt, das Model 3 war im September in der EU das meistverkaufte Auto über alle Antriebsarten hinweg. Anzumerken ist, dass Tesla traditionell im letzten Monat eines Quartals eine besonders hohe Verkaufszahl schafft.
Musk sieht Tesla erst am Anfang seiner Erfolgsgeschichte. Er plant die weitere internationale Expansion mit neuen Modellen und heimischen sowie lokalen Werken. So entstehen derzeit im US-Bundesstaat Texas und in Brandenburg nahe Berlin zwei neue „Gigafactories“. Anfang 2020 war bereits in China in Rekordzeit ein weiteres Elektroauto-Werk eröffnet worden. Die erste Europa-Fabrik in Deutschland soll in diesem Jahr in Betrieb gehen.
Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess hat seine Top-Manager diesen Monat bei einer Tagung gewarnt, dass die Tesla-Produktionsstätte in der Gemeinde Grünheide neue Standards setzen und den Wolfsburger Traditionskonzern unter Druck setzen werde. Den Wettbewerb sieht er sportlich: Er ließ Musk, mit dem er sich gut versteht, per Videoschalte vor den Volkswagen-Managern sprechen. Auch hier zollte der Serienunternehmer dem deutschen Autokonzern Respekt.
„Volkswagen ist eine Ikone“
„Volkswagen ist eine Ikone“, sagte Musk. „Ich bin selbst lange verschiedene VW-Modelle und einen Porsche 911 gefahren.“ Auf Diess’ Frage, warum Tesla so viel schneller sei als die deutschen Autobauer, antwortete der CEO: „Es liegt am Führungsstil. Ich bin in erster Linie Ingenieur, und neben dem Auto faszinieren mich Lieferketten, Logistik und Produktionsprozesse.“ Musk äußerte die Erwartung, dass Volkswagen den Branchenwandel meistern werde. Er sehe den deutschen Konzern als größten Herausforderer.
Nach längerem Zögern richten sich mittlerweile alle großen deutschen Autohersteller auf die Elektromobilität aus. Nach dem Vorbild von Tesla wollen sie moderne, alltagstaugliche und vor allem begehrliche Elektroautos in Großserie bauen. Dazu ist eine Transformation nötig, da bislang noch Verbrenner im Fokus des Geschäfts stehen. Bei Volkswagen hat Herbert Diess die Mitarbeiter wiederholt zu raschen Veränderungen angetrieben, damit man auch in Zukunft mit E-Autos und umfassender Digitalisierung zu den führenden Unternehmen der Branche gehören kann. „Wir haben alle Voraussetzungen“, sagte der Konzernchef. „Vor uns steht die größte Transformation der VW-Geschichte. Wir müssen liefern und dafür sorgen, das VW auch zum Ende des Jahrzehnts ein starker und erfolgreicher Konzern ist.“
badsoden meint
Habe ich etwas verpasst. Ist es nicht einmalig, dass eine großer Hersteller ein CEO einen großen Konkurrent auf einem Führungskraftentagung sprechen lässt, und dieser CEO das auch noch in positieven Form mitmacht?
Jakob Sperling meint
Da haben sich zwei gefunden.
Der eine ist extrem fasziniert und der andere liebt es extrem, wenn man von ihm fasziniert ist.
Ebi meint
Was der Hobbypsychologe so alles vermutet…..die Realität dürfte etwas komplexer sein.
alupo meint
Ich erkenne daraus, dass Du Dein Geld nicht mit Psychologie verdienst.
Hoffentlich jedenfalls.
Ansonsten Gute Nacht….
Skodafahrer meint
Die deutschen Hersteller haben noch viele Bestellungen, die mangels Teilen wie Chips nicht auslieferbar sind.
Kasch meint
Ja, noch trauriger als zu wenig Bestellungen, wenn Bestellungen dann doch storniert werden und langjährige Kunden die Marke wechseln.
Soeri # CH meint
Ja leider stimmt dass. Dass kommt wenn man die ganze Produktion nach China gibt.
Nun kommt dass Erwachen der europäischen Industrie.
Hoffe man lernt daraus und holt einiges zurück !!
Werner Mauss meint
Man sieht im Text klar den Unterschied der Firmen. Bei Tesla macht Musk als Inovator seinen Job, während bei VW die Mitarbeiter gewarnt und angetrieben werden. ????Warnen und antreiben, das klappt schon bei einem Esel nicht.
Ich finde diese Kopfstreichler von Musk lustig, respektiere deinen Feind, oder tu wenigstens so. ????????????
Anti-Brumm meint
Diese gegenseitige Bewerfung mit Blumensträußen von Diess und Musk wird langsam langweilig. Als ob es andere Hersteller nicht gäbe. Wie sieht Musk zB. die Konkurrenz bei Mercedes? (gleiche Fahrzeugklassen) Oder Hyundai/Kia (Volumenmodelle)?
Tim Leiser meint
TESLA und VW gehen auf Masse. Mercedes auf Luxus. Hyundai und Kia haben tolle Autos, verstricken sich aber zu sehr in Technologieoffenheit
andi_nün meint
„TESLA und VW gehen auf Masse. Mercedes auf Luxus. Hyundai und Kia haben tolle Autos, verstricken sich aber zu sehr in Technologieoffenheit“
Alles drin, mehr muss man dazu nicht sagen.
Peter W meint
Ich denke dass Hyundai mit dem Ioniq 5 ein sehr starkes Statement gesetzt hat. Beste Technologie (800V plus Sparsamkeit) zum grade noch erträglichen Preis in der oberen Mittelklasse. Kein anderer Hersteller kann derzeit Ähnliches zum Preis um die 50.000€ bieten, auch tesla nicht. Dass sie auch die Wasserstofftechnik vorantreiben mag für den asiatischen Markt wichtig sein.
BEV meint
So sparsam ist der Ioniq nicht, da hätte ich deutlich mehr erwartet, nachdem die bisherigen Hyundai/KIA Fahrzeuge sehr sparsam waren.
Kasch meint
Richtig, Tesla ist deutlich sparsamer, aber einen Vorderradantrieb schlagen sie beide nicht. Trotz angenehmes Segeln wird jede Bremsenergie rekuperiert. Ich muss nach Regen immer wieder mal kurz auf Leerlauf schalten, damit mir die Bremsen nicht verrotten.
Der Trend geht eindeutig Richtung kritische Ladeströme, hohen Verbrauch und maximalen Lastwechsel, um Antriebsstrang und Beifahrer maximal zu stressen – was der Youtuber will, bekommt der Kunde auch.????
Tim Leiser meint
Ja. Aber ich fand auch den i3 von BMW ein starkes Statement
Bernhard meint
Wieso 50.000 €? Wenn man auf den ganzen Must-Have-Brimborium von HUD über 360°-Kamera und V2L verzichtet. Bekommt man den Ioniq 5 und den EV 6 schon für ~ 35.000 €. Mit 800 V-Technik und einer Grundausstattung bei der man bei VW und Skoda noch ganz schön viele Häkchen im Konfigurator machen muss.