Volkswagen prüft für seine am Stammsitz Wolfsburg im Projekt „Trinity“ entstehende neueste Generation von Elektroautos den Bau einer komplett neuen Fabrik. Dafür kämen verschiedene Standorte im Umland des bestehenden Werks infrage. „Das ist die vielversprechendste Alternative“, sagte Markenchef Ralf Brandstätter am Dienstag vor Pressevertretern. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Einen Beschluss werde der Aufsichtsrat in seiner nächsten Sitzung im Dezember fassen.
Nach Informationen von Manager Magazin wird die neue Produktionsstätte mittelfristig auf eine Jahreskapazität von 200.000 bis 300.000 Autos ausgelegt. Die geplante Anlage auf dem alten Werksgelände zu bauen – der mit 6,5 Quadratkilometern größten Fabrik der Welt – sei unter anderem aus Gründen der Logistik keine Option.
„Damit können wir Wolfsburg innerhalb von fünf Jahren zum globalen Leuchtturm für modernste und effizienteste Fahrzeugproduktion machen“, erklärte Brandstätter. Der Betriebsrat begrüßte das Vorhaben. „Mit dem Bau eines zweiten Werks in Wolfsburg sichern wir hier die Beschäftigung“, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. In einer Mitarbeiterzeitung schrieb sie, die Pläne seien „mutig und damit genau richtig“. Zusätzlich will der Betriebsrat schnellstmöglich die Produktion eines Elektro-Modells der aktuellen ID.-Reihe nach Wolfsburg holen, um das Stammwerk besser auszulasten und so Jobs zu sichern.
In einer internen Fragerunde mit Beschäftigten betonte Diess, keinen Stellenabbau in Form eines zusätzlichen Sparprogramms in den kommenden Jahren anzupeilen: „Es sollte keiner Angst haben. Wir haben eine Arbeitsplatzsicherung ausgesprochen bis 2029. Es gibt keinen Plan, 30.000 Mitarbeiter abzubauen.“ Zuvor hatte er allerdings genau dies angedeutet, woraufhin ihm der Betriebsrat das Vertrauen entzog. Diess geht es darum, für mehr Effizienz zu sorgen: „Wie muss Wolfsburg aussehen im Jahr 2030, 2035, damit es zukunftsfähig ist?“ Sicherlich würden dabei auch alte Jobs wegfallen – „aus dem Wettbewerb heraus. Darauf muss man sich vorbereiten.“
Volkswagen braucht „einen Ruck“
Volkswagen brauche insbesondere am Hauptsitz „einen Ruck, um diese neue Welt zu erkennen“, sagte Diess. Bei entsprechender Vorbereitung könne Wolfsburg Tesla standhalten. Der US-Hersteller wird vom Volkswagen-Chef immer wieder als zentraler Wettbewerber beim Auto der Zukunft mit Elektroantrieb und hoher Digitalisierung genannt. „Wir müssen uns neu erfinden, wir brauchen einen Aufbruch“, forderte Diess.
Der Volkswagen-Chef hält nicht nur die Elektroauto-Technik von Tesla für führend, er sieht es auch in der Produktion zunehmend vorne. Die Kalifornier würden immer besser und schneller, während Volkswagen schon heute deutlich länger für den Bau eines einzelnen Elektroautos brauche. Mit dem Projekt Trinity will die deutsche Traditionsmarke ähnliche Bedingungen schaffen, wie sie Tesla in seiner neuen „Gigafactory“ in Brandenburg bei Berlin hat.
Das bestehende Volkswagen-Werk soll von den Trinity-Plänen zunächst unberührt bleiben und weiter Autos mit Verbrennungsmotoren erstellen. In den nächsten Jahren sollen die Produktionslinien perspektivisch von vier auf zwei verdichtet werden, teilte Volkswagen mit. Durch die frei werdenden Flächen solle dort die Möglichkeit geschaffen werden, eine weitere Produktion nach dem Vorbild der neuen Fabrik einzurüsten.
Bei Trinity handelt sich um ein neu konzipiertes Fahrzeugsystem, in dem die modernsten Elektroantriebe sowie weitgehend selbst programmierte Software, Vernetzung und Technologien des autonomen Fahrens von Volkswagen zum Einsatz kommen sollen. Dazu entsteht die neue Plattform SSP, die konzernweit verwendet werden soll. Das erste Trinity-Elektroauto soll 2026 starten. Ziel ist, wie Tesla ein Auto in etwa zehn Stunden zu bauen. Derzeit braucht VW dafür in seinem E-Auto-Werk in Zwickau etwa dreimal so lange.
Werner Mauss meint
VW braucht bei einer neuen Fabrik auch 5x so lange wie andere.???? Das Geschreibsel ist nix anderes als eine Beruhigungspille für die Belegschaft. In 5 Jahren ist Diess sicher, wie alle Anderen, nicht mehr in der Firma. Es ist eigentlich egal was mit Wolfsburg passiert. Es ist das 5 bis 10 Jahres Geschwätz wie immer. Nicht mal 2040 hat VW bestätigt, das sagt schon alles aus. VW meint es nicht im geringsten ernst mit E Autos. Es ist alles eine sehr große PR Luftnummer mit getürkten Zahlen, wie immer.
Daniel meint
Irgendwann ist ein altes Gebäude einfach total veraltet. Da kann man nichts mehr umbauen, um zu modernen Abläufen zu kommen. Dann ist einfach ein Neubau auf der Wiese angesagt. Die alten Produktionsstätte werden vielleicht als Industriedenkmal, Freizeitpark, Museum erhalten.
MAik Müller meint
Ich denke wenn die neue Fabrik fertig ist wird ein Teil der alten abgerissen für die Erweiterung der Neuen.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Abreisen? Die Gebäude des KdF-Werkes und das VW-Hochhaus stehen unter Denkmalschutz, als Niedersachsens größtes Industriedenkmal.
Gunarr meint
Für mich klingt das eher so, als wäre in der alten Fabrik einfach kein Platz für eine neue Produktionslinie. Man muss also erst eine neue Fabrik zu bauen. Sobald die läuft, kann man die alte Produktion einstellen (und ganz viele Leute entlassen), um in der alten Fabrik Platz für modernere Anlagen zu schaffen.
MAik Müller meint
Das wurde ja aller höchste Zeit.